Wenn man weiß, das AMORPHIS-Gründungsmitglied und Basser Olli-Pekka Laine der Initiator von BARREN EARTH war, sind die Parallelen zu den alten AMORPHIS-Platten noch deutlicher rauszuhören, als sie es an sich eh schon sind. BARREN EARTH sind aber natürlich nicht nur besagter Laine, sondern auch KREATOR-Gitarrist Sami Yli-Sirniö, SWALLOW THE SUN-Shouter Mikko Kotamäki und Gitarrist Janne Perttilä und Schlagwerker Marko Tarvonen (beide MOONSORROW). Um das ganze abzurunden gesellt sich dazu niemand anderes als Kasper Mårtenson, der ebenso wie Laine seine Karriere bei AMORPHIS als Keyboarder begann, wenn auch erst auf der bahnbrechenden „Tales From The Thousand Lakes“. Eine sehr gute Ausgangsposition also, um kreative musikalische Ideen umzusetzen. Neben den angesprochenen AMORPHIS Verweisen, lassen sich außerdem immer wieder proggige und auch psychedelische Rock- und Folk-Elemente aus den späten Siebzigern bemerken. Irgendwie hat das ganze auch was von THE OCEAN, auch wenn THE OCEAN wahrscheinlich wiederum auch von AMORPHIS beeinflusst waren, was mir bis dato noch gar nicht aufgefallen war. Sei es drum. BARREN EARTH erzeugen auf ihrem mittlerweile schon drittem Auswurf eine wunderbare Stimmung aus alten „Tales From A Thousand Lakes“-Erinnerungen, psychedelischen Siebzieger LSD-Träumen und moderner progressiver Härte. “The Devil’s Resolve“ ist ein wirklich atemberaubendes Werk welches zudem auch noch von Produzenten Legende Dan Swanö in das richtige Soundgewand gekleidet worden ist. Eine absolute Kaufempfehlung!
Der aus der Schweiz stammende Produzent, Sänger und Songwriter Holggy Begg fand mit seinen bisherige vier BEGGAR’S BRIDE Alben durchaus seine Freunde, war aber schlussendlich doch etwas zu stark auf Nummer „schön“ (sicher) gegangen um einen größeren Bekanntheitsgrad zu erreichen. Mit „From The Wardrobe Of My Soul“ macht man jetzt einen Schritt in die richtige Richtung. Denn mit diesem Konzeptalbum haben BEGGAR’S BRIDE das bisher beste Album ihrer Karriere abgeliefert; und bleiben sich dabei insoweit treu, dass man konsequent harsche Töne vermeidet. Die Essenzen sind klassischer Hard Rock, Rock’n’Roll, Blues und Folk der sehr melodieösen Ausrichtung. Die Geschichte eines abgehalfterten Rockstars wird in 11 Songs und 12, den Monaten entsprechenden Zwischenparts geschildert. Sänger und Gitarrist Michael Voss (MAD MAX) leiht dem fiktiven Joey dabei seine rauchige Stimme und trägt auch mit seiner Gitarre zum Gesamtbild bei. Musikalisch wie gesanglich erinnert tatsächlich vieles an „From The Wardrobe Of My Soul“ dem 70er ALICE COOPER Sound. Insbesondere die genannten Monate lassen Raum für Inspiration und Stilwechsel. Mit Keyboarder Don Airey (DEEP PURPLE), Saxophonist Molly Duncan und Schlagzeuger Mark Schulman (FOREIGNER) hat man hochwertige Unterstützung auf instrumentaler Seite, Sänger Gary Barden und Sängerin Sass Jordan sorgen gesanglich für Abwechslung und die gewohnten Duette. Wer auf 70er Rock steht, es auch mal beschaulich mag und einem durchgängigen Konzept den Vorzug vor Hits gibt, der darf ruhig mal bei BEGGAR’S BRIDE Trip in die teilzerstörte Seele eines Rockmusikers und seiner positiven Wandlung reinhören.
RUNNING DEATH klingt schon vom Namen her nach klassischem (Thrash-) Metal der alten Schule. So richtig schön mit langen Haaren, Kutte und großem Fullstack. Wie gnadenlos passend das diese Assoziationen nicht nur auf den Namen der Band, sondern vor allem auf die Musik passen! Ja, tatsächlich. „The Call Of Extinction“ ist mal wieder so eine unscheinbare EP einer jungen Truppe die Vieles richtig macht – fünf Songs mit einer Laufzeit von 80% an die 6 Minuten, viel sehr klassischem Metal der so zwischen Thrash und Heavy balanciert und vor allem – wichtig! – viel musikalische Power mitbringt. Das Ganze wird übrigens auch mit einem definitiv sehr guten technischen Können kombiniert. Dies zeigt sich an den mitunter recht komplexe Parts („Call Of Extinction“ oder „Hunting For Heads“ hat da ziemlich miese & geile Solo-Einlagen) sowie an der Soundqualität (Aufgenommen bei Ghost City Records / Nürnberg). Ich geb’s ja zu: Ich kriege immer Zustände wenn ich Garagen-Aufnahmen im HiFi-Setup habe…
Zweifelsohne kann man sich über die Namengebung der Songs ein wenig Schmunzeln erlauben, zu mindestens nach der x-ten Metal-CD im Schrank. Ein wenig Klischee schadet nie – aber lasst euch davon nicht abschrecken. Ein ganz paar der Riffs ähneln sich zwar noch merklich, störend wirkt das aber nicht. Fazit: Eine sehr gelungene EP mit viel Dampf, definitivem Mitgeh-Faktor die auf jeden Fall Lust auf Mehr macht!
TYRANT WRATH sind aus den Überresten der Band MARTYRUM (die meines Wissens nach nie über Demostatus hinausgekommen ist) hervorgegangen und erst seit 2007 aktiv. Das Trio Kim C. (Gitarre, Bass), Adde H. („Gesang“) und Session-Drummer J. Olofsson spielt sehr basischen, aber ordentlich fett produzierten (Midtempo-) Black Metal, der ein wenig an spätere SATYRICON, aber auch etwas an jüngere, nicht ganz so flotte NAGLFAR erinnert. Alles in Allem machen die Jungs hier einen guten Job, jedoch enthält „Torture Deathcult“ noch keine mitreißenden Dunkelhymnen, sondern überzeugt über die gesamte Spielzeit mit gutem, leicht vertracktem, aber eben noch nicht erstklassigem Songwriting. Als Anspieltipps auf diesem gelungenen Debütalbum empfehle ich das mit geschickten Breaks gespickte und fast schon progressive „Deaths Lair“, das frostig-flotte „Hellfuck“ und den treibenden Titelsong, die erahnen lassen, dass sich hier eine der besseren schwedischen Black Metal-Bands formiert haben könnte. Gut!
„Troubadours On The Rhine?“ wird sich der geneigte Zuhörer vermutlich wundern, „Wieso gerade der Rhein?“. Nun, zum einen könnte man argumentieren, dass der Rhein schon seit langer Zeit als Inspirationsquelle für Künstler jeglicher Art dient, zum anderen verschlug es LOREENA MCKENNITT bei ihrer letzten Promotion-Tour auch nach Mainz, bekanntlich am Rhein gelegen, wo sie, verstärkt von Brian Hughes an der Gitarre und Caroline Lavelle am Cello, beim dort ansässigen Sender SWR1 ein Radiokonzert gab. „Troubardours On The Rhine“ ist nun die Aufnahme eben dieses Konzertes in angeblich völlig unverfälschter und unbearbeiteter Form. Herausgekommen ist dabei ein fragiles klingendes, atmosphärisches Werk, das durch seine sparsame Instrumentierung sehr privat anmutet. LOREENA MCKENNITTS Stimme thront gewohnt klar über allem und beweist damit einmal mehr auch live über jeden Zweifel erhaben zu sein. Neues Songmaterial ist nicht dabei, stattdessen wird ein Querschnitt durch vorherige Werke gegeben, darunter auch Klassiker wie „The Bonny Swans“- die haben schon einmal verzaubert und tun es in diesem neuen Gewand erneut.
Phil Anselmo (PANTERA, DOWN, SUPERJOINT RITUAL) hat via Hammerheart ein Label für den Re-Release seines ARSON ANTHEM-Projekts gefunden. Um den Europäern die Scheibe schmackhaft zu machen, gibt es noch ein paar alte Songs dazu, so dass „Insecurity Notoriety“ auf gute 40 Minuten kommt. Dass Mr. Anselmo musikalisch keine Scheuklappen hat, ist ja schon lange bekannt; so verwundert dann der an alten HC-Kapellen der frühen 80er angelegte Sound von ARSON ANTHEM nicht. Schön auf die Fresse, irgendwo bei POISON IDEA, NEGATIVE APPROACH und DISCHARGE. Entsprechend räudig die Produktion, entsprechend räudig der Gesang von Mike Williams (EYEHATEGOD). Das macht Laune und ist kurzweilig, sofern ein Faible für die Musik da ist. Die Routine der Beteiligten ist beim Songwriting anzumerken, wenn die Nummern zügig auf den Punkt kommen und trotz aller Genre-bedingten Limitierung abwechslungsreich ausgefallen sind. Schöne Verneigung vor den eigenen Helden, Mr. Anselmo.
Spätestens seit dem erstklassigen Werk „Bliss Of Solitude“ gehören die Schweden ISOLE zu den beachtenswertesten Bands des traditionellen Epic Doom-Genres und – so viel kann man schon verraten – liefern rund drei Jahre nach dem ebenfalls saustarken „Silent Ruins“ erneut ein Album der Güteklasse A ab. „Born From Shadows“ kann sich zwar wie seine Vorgänger nicht völlig der einen oder anderen doch etwas langatmigen Passage entziehen, überzeugt am Ende aber durch seine durchgehend starken Songs, die nicht selten an eine verwegene Mischung aus der Breitwand-Power von SOLITUDE AETURNUS und der zerbrechlichen Melancholie der besten Momente von KATATONIA erinnern. Speziell das zutiefst traurige „Black Hours“, das monumentale Titelstück, das eingängige „Come To Me“ sowie das überragende, über zehnminütige und einen Gänsehautrefrain auffahrende „My Angel“ markieren in Kombination mit Daniel Bryntses noch einmal gesteigerten, glasklaren Klagegesängen die Höhepunkte von „Born From Shadows“, das einen weiteren Beweis liefert, dass man ISOLE als Fan melodischen Dooms definitiv auf dem Schirm haben sollte. Geile Platte!
Da hat jemand viel AUGUST BURNS RED gehört – SERIANNA zeigen sich von den neueren Alben der Christencorler beeinflusst, gerade „Messenger“ scheint seine Spuren im Gedächtnis der Herren hinterlassen zu haben. Vom Songaufbau über den gekonnten Einsatz von Breaks bis zu der manchmal flirrenden Gitarrenarbeit gleicht vieles den erfolgreichen Vorbildern. Lieber gut kopiert als schlecht selber gemacht gilt hier auf jeden Fall, denn unterm Strich kann die gute halbe Stunde brachialer Metalcore überzeugen. Wer seinen Hörfokus auf die Drumarbeit legt, wird schnell mit den Ohren schlackern, denn der Kerl hinter dem Kit ist der heimliche Star der Band und legt eine grandiose Leistung hin, die manchmal durch die Produktion in den Hintergrund gedrückt wird. Gitarrenabteilung und Gesang sind aber auch nicht von schlechten Eltern; letzterer meistert sogar die unvermeidlichen cleanen Parts gut. Genrefreunde können hier guten Gewissens zuschlagen, um die Wartezeit bis zum nächsten AUGUST BURNS RED-Album zu überbrücken.
THE SOUTHERN ORACLE überraschen beim Umfang ihres Debütalbums „Hellwakening“, das mit gleich 18 Songs aufwartet. Näheres Hinsehen macht klar, dass acht davon von der ersten EP übernommen wurden, was das Ganze schon wieder relativiert. Aus Ungarn kommend, klingen THE SOUTHERN ORACLE sehr von CARNIFEX beeinflusst, haben aber einen noch höheren Breakdown-Faktor aufzuweisen. Ja, das geht. Nein, das macht „Hellwakening“ nicht spannender. Um das zu schaffen, hätten THE SOUTHERN ORACLE mehr interessante Ideen als nur Samples nutzen müssen, die restlichen Zutaten sind im Metalcore altbekannt. Das Songwriting ist immerhin solide und kann ein paar brauchbare Nummern vorweisen, allen voran das brachial-zornige „I Am Cerberus“. Live geht die Chose wahrscheinlich gut ab, auf Platte ist „Hellwakening“ gehobener Durchschnitt.
Da habe ich den Teil mit „Forget“ im Titel wohl zu wörtlich genommen… Tatsache ist, dass „Fire And Forget“ der UK-Thrasher SKELETAL DAMAGE hier schon einige Zeit rumschimmelt, aber nie überzeugen konnte. Die Herren sind zwar flott unterwegs und könne mit einigen NWOBHM-Anleihen punkten, versagen aber völlig in Sachen Abwechslung – hart gesagt unterscheidet sich der Großteil des Materials kaum voneinander, was das Hören auf Dauer sehr ermüdend macht. Kombiniert mit dem gewöhnungsbedürftigen, erschreckend eindimensionalen Gesang machen SKELETAL DAMAGE einfach keinen überzeugenden Eindruck. Da gibt es schon bei den Label-Kollegen Konkurrenz, die einen besseren Job abliefert….