Die Ruhrpottmetaller von AXXIS um ihren Mastermind, Sänger und Spaßvogel Bernhard Weiss haben sich jetzt auch mal ne Coverscheibe Namens "reDISCOver(ed)" in ihre Diskographie gestellt, war ja auch langsam Zeit und als Überbrückung bis zum nächsten Studiowerk ganz gut geeignet.
Das Zeitschema der ausgewählten Songs stammt zwar aus der Phase Ende der 70er und 80er Jahre, die damals omnipräsente Discokugel über dem Coverartwork, aber so viele reine Discohits der damaligen Zeiten sind (leider) garnicht vertreten. Die Fans konnten aus 17 Tracks auswählen und ich schätze mal diese 13 Tracks sind eher unter der Firmierung „Partykracher“ gevotet worden ehe sie dann von Axxis in ihrem typischen Stil mit der hohen Singstimme von Bernie, fetten Gitarrenriffs und ordentlich Drumschmiss für alle Rockfreunde entsprechend "aufgemotzt" wurden.
Der musikalische Anspruch ist hier sicher nicht ganz so ambitioniert wie bei ähnlichen Projekten (ATROCITY mit ihren "Werk 80"-Scheiben waren deutlich metallischer und düsterer, bei der aktuellen TOTEN HOSEN-CD Zugabe zum Jubiläums-Album "Die Geister, die wir riefen" ist sowohl die Songauswahl und Umsetzung außergewöhnlicher) – denke aber der reine Spaß und der „den kennt jeder Song-Faktor“ war hier wohl ausschlaggebender. Wer es etwas böser ausdrücken wollte, kann auch todgenudelte Radionummern sagen. D.h. also so ganz spezielle Songs, die mal keine Hits waren finden sich hier nicht und auch die Arrangements bzw. Charakter der Tracks wurden kaum geändert. Daher wird diese Auswahl sicherlich die anspruchsvolleren Zuhörer etwas spalten, wenn man es aber unter dem reinen minimalistischen Partyaspekt betrachtet, funktioniert die CD relativ reibungslos.
Manche Songs sind trotzdem etwas zu bieder umgesetzt, will sagen "White Wedding" war schon bei BILLY IDOL ein Rock-Knaller daher ist jetzt der Zugewinn mit fetteren Riffs relativ bescheiden ähnliches gilt für "I Was Made For Loving You". Klasse geworden hingegen sind "Message In A Bottle", "Owner Of A Lonely Heart", "Stayin Alive" (hier paßt insbesondere die Eunuchenstimme von Weiss einfach bestens), "Don' Bring Me Down" oder (ganz stark) "Ma Baker" (BONEY M.) - diese Songs komme mit viel Gitarrendopplungen und fetten aufgemotzten Sounds/Chören einfach klasse rüber.
Zuerst fand ich beim Lesen von Celine Dions Untergangsheulers "My Heart Will Go On" nicht so prickelnd aber musikalisch wurde daraus eine durchaus gelungene Powerballade und man kann es so fast schon wieder hören. Die großen Überraschungseffekte gibt es wie gesagt eher nicht, die Tracks sind relativ nahe und brav an der Vorlage gehalten („Another Day in Paradise“). Auf die "Life Is Life"-Version hätte man aber wirklich verzichten können, die taugt nur was für die nächste Ballermann-oder Apres-Skiparty mit drei Promille aufwärts.
Einzig "Roboter" (KRAFTWERK) oder „Somebody to Love" bieten einen gewissen Sonderstatus kommen mit viel Groove und bieten einen gewissen „Neuklang“ zu den ursprünglichen Interpretationen . "Locomotive Breath" mit dem Piepsigen Keyboard statt Klavier im Mittelteil läßt mich aber eher etwas die Stirn runzeln.
Natürlich befreit die fette Produktion mit viel Stampfbass, kraftvollem Raumklang und durchaus einige Songs vom leicht angestaubten Mief der damaligen Zeit – für die nächste Ü30/40 Party aber bietet „reDSICOver(ed)“ zweifelsfrei den idealen Soundtrack. Famileintauglich ist das Zeuge natürlich auch - tut keinem wirklich weh.
Tracklist:
01. Owner Of A Lonely Heart (Yes)
02. Ma Baker (Boney M.)
03. Stayin Alive (Bee Gees)
04. Roboter (Kraftwerk)
05. White Wedding (Billy Idol)
06. Another Day In Paradise (Phil Collins)
07. Message In A Bottle (Police)
08. Locomotive Breath (Jethro Tull)
09. Life Is Life (Opus)
10. Somebody To Love (Jefferson Airplane)
11. Don't Bring Me Down (E.L.O.)
12. My Heart Will Go On (Celine Dion)
13. I Was Made For Loving You (Kiss)
reDISCOver(ed)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
54:38 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Across The Seventh Sea
Das Jahr 2012 war sicher eines der arbeitsreichsten Jahre für Sänger Damian Wilson, denn neben seiner Hauptband THRESHOLD, deren aktuelles Hammeralbum „March Of Progress“ er stimmlich veredelte, war zuvor auch schon auf den Werken von HEADSPACE (sehr empfehlenswert!) und AFFECTOR sehr überzeugend am Mikrophon aktiv.
Und jetzt auch noch MAIDEN UNITED mit "Across The Seventh Seas" - hier haben sich als Nebenprojekt (die aber auch live gemeinsam auftreten) einige Musikanten niederländischer Herkunft u.a. Gitarrist Ruud Jolie sowie Drummer Mike Coolen (beide WITHIN TEMPTATION) und als Gast am Cello Perttu Kivilaakso (APOCALYPTICA) zusammengetan.
Bereits 2012 hatte man sich auf „Mind The Acoustic Pieces“ ein komplettes Album („Piece Of Mind") der britischen NWOBHM-Legenden vorgenommen haben, um es 1:1 neu zu interpretieren und zwar in rein akustischer Form.
Dies ging damals leider komplett an mir vorbei, klingt jetzt rein beim Lesen zunächst auch nicht so ultra spektakulär. Aber die IRON MAIDEN-Songs ohne kraftvolle Riffs und treibende Doppelleads stattdessen mit Grand Piano und Akustikklampfen bieten in dieser Umsetzung einen ganz eigenen Charme und sind nach einigen Durchläufen mehr als nur gelungen sondern überzeugen absolut.
"Across The Seventh Seas" ist also die konsequente Fortsetzung des Erstlings, die 11 Maiden-Songs sind nicht einfach nur im unplugged Gewand runtergespielt sondern bieten komplett umarrangiert einen ganz eigenen Charakater, vielfach wurden die Rhythmen geändert, längere Instrumentalpassagen eingebaut, an den Tempi geschraubt. Keine Angst es geht nicht nur betont balladeske zu. „Across The Seventh Sea“ bedient sich bei Tracks die von „Prowler“ (vom Debüt „Iron Maiden“ von 1980) bis hin zu Songs von „Seventh Son Of A Seventh Son“ (1988) reicht (vier Songs stammen von diesem Kultwerk). Diese Musiker haben sich wirklich extrem Mühe gegeben aus Bekanntem etwas neues zu machen, dabei nie zu überladen, übertrieben oder aufgesetzt wirkend, sondern frisch und spielfreudig auch wenn es Metal auf Acoustic ist, stellenweise richtig mitreißend. Die Songs haben natürlich einen etwas melancholischeren Touch aber nicht zu depressiv-Düster – das paßt stimmungsmäßig in den Herbst oder auch aktuell etwas zur aktuellen Weihnachtszeit für den toleranten Metaller einfach bestens. Einer meiner Favoriten von IRON MAIDEN, „Wasted Years“, hat man einen eher perlig-schmissigen Charakter verliehen, läuft klasse rein, klingt eher positive beschwingt - ähnlich ist es bei „Only The Good Die Young“ (mit furiosem Finale) auch hier kommt die tolle Pianoarbeit bestens zur Geltung.
Weitere Highlights sind die völlig umgekrempelte Version von „2 Minutes To Midnight“ zunähst ruhig, elegisch nur mit Pianobegleitung singt Wilson sich langsam steigernd von tiefstem Seelenschmerz bis hin zum hymnischen Refrain in eine wahren Rausch. Überhaupt ist er derjenige welche, der den Songs mit seinem Timbre erst noch das gewisse Etwas gibt und mit seine ausladenden Stimmvolumen die Songs einfach wahnsinnig gut interpretiert.
„Children Of The Damned“ dürfte hier das stimmliche anspruchsvollste Stück des Albums sein dicht gefolgt von dem wunderbaren „The Evil That Men do“ mit klasse Cellobegleitung. Auch das epischere "Infinite Dreams" profitiert vom Cello als zweites Leadstimme, hier geht nach dramatischer Stimmungssteigerung nach der Hälfte voll der Punk ab, es wird richtig Gas gegeben, Hammer. Bei "Flash Of The Blade" gibt’s ne Überraschung als man so eben mal Flamengo-Latino Gitarren einstreut, um dem Song ein neues Gesicht zu geben. „22 Acacia Avenue“ ist eher lässig-cool zu Beginn aber dann geht’s los bis hin zum dramatischem virtuosen Finale, gefällt mir hier fast besser als das Original.
Mal von der ohne jeden Zweifel erhabenen handwerklichen Klasse sowie den überragenden Arrangementumsetzungen aller Musiker abgesehen – ja man kann IRON MAIDEN auch akustisch hören, wenn es so mit Herzblut sowie Frische, Energie und Power rüberkommt wie hier – meine absolute Empfehlung (für Leute ohne Scheuklappen!).
Across The Seventh Sea
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
51:10 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten