Review: March Of Progress
THRESHOLD haben, ich mach’s diesmal kurz (kleiner Scherz) satte fünf Jahre nach ihrem letzten Werk “Dead Reckoning“ eine der besten Progmetalscheiben des Jahres 2012, wenn nicht der letzten Jahre abgeliefert.
Das neue Teil heißt „March Of Progress“ und paßt nicht nur inhaltlich bestens sondern auch rein aussagemäßig auf die neuen Stücke bezogen wie die Faust auf's Auge. Wobei THRESHOLD diesen Fortschritt eigentlich nicht nötig hätten, da sie schon immer klasse waren. Es gibt kein wirklich schwächeres Album in der langen Karriere der Briten – ich kann alle Vorgängerwerke nur uneingeschränkt allen Fans melodischen Progmetals wärmstens empfehlen. Auch diesmal zaubern die Herren um Mastermind Karl Groom auf knapp 70 Minuten ihren urtypischen Mix aus prägnanten Hooklines, fetten Chorussen, komplex-bombastischen Komposition aus den Boxen, stehts die Melodie und das ganze im Blick habend und vor allem ohne Frickelei auskommend.
Die Band schafft es mühelos sich nicht überlangen Songs zu verlieren sondern agieren stehts relativ straight melodisch und auf den Punkt bis ins kleinste Detail.
Mit dem überragenden Gesang von Damian Wilson der zuletzt bereits mit AFFECTOR und dem klasse HEADSPACE-Werk in Erscheinung getreten war, haben Threshold ja ihren neuen alten Sänger wieder mit an Bord geholt. Der schon 2007 kurz nach dem letzten Album ausgestiegene und inzwischen leider verstorbenen "Mac" Andrew McDermott wird hier mehr als nur ersetzt. Das typische etwas höhere Timbre von Wilson ist vielleicht weniger volumig aber ganz klar facettenreicher. Bereits der Start der Scheibe mit megacoolen „Ashes" ist so ne Art Progmetalsingle (wenn es so was geben würde), wie ich seit DREAM THEATERS „Pull me Under“ keinen Track mehr gehört habe. Zwar vermeintlich sehr Eingängig aber doch ansprechend da mit viel Progmetalambiente versehen. Auch das etwas düster „Return of the thought Police" mausert sich zu einem der Highlights des Albums. Das wunderbar treibende „Liberty Complacency Dependency" ist ein weiterer Kracher mit fetten Gitarren. Leicht und locker geht es mit dem Hirnfräser „The Hours" gekonnt weiter.
Dieses britische Sextett hat erneut ohne jeden Ausfall absolut hochkarätiges Material zusammengestellt, dass ihre bisherigen Fans begeistern wird. Für Neulinge sei angemerkt das THRESHOLD eher eine Hochglanzvariante des Progmetal darstellen, dass progressive Element wird hier zwar auch bedient aber beileibe nicht in den Vordergrund gestellt. Wer auf zähe, harte Brocken oder verzerrt spröden Charme mit Breaks in Serie abfährt wird hier nicht glücklich werden. Die Band hat sich sehr erfolgreich neu erfunden mit frischen Vibes, die Rückkehr von Damien hat der Restband scheinbar nochmals neue Motivation sowie mehr Kompaktheit verliehen. Der Mix aus epischer und bombastische Breite vermengt mit Heavyness Aggressivität, der sicher nicht auf allen Alben zuvor so perfekt zusammenwirkte, ist diesmal absolut perfekt umgesetzt.
Die einzige Ballade der Scheibe "That's Why We Came" (stammt von Wilson) ist wirklich klasse geworden, mit dem energisch groovenden "Coda" bieten die Herren den wohl bisher härtesten Song der Band Historie an. Das knapp zehnminütige "Rubicon" beendet als längster Track dieses Meisterstück mehr als würdig. Das ganz große THRESHOLD-Progkino mit allem drum und dran, üppigen Klangbildern, viel Atmosphäre und Gefühlen. Das neue Album bietet einfach sehr sehr viel, vor allem viele magische Momente, die Spannung leidet nie und es ergeben sich immer wieder neue Eindrücke.
Seit dem wirklich genialen „Hypothetical“ (2001) erreicht diese Scheibe erneut dieses überirdische Niveau und so macht dieses Album schlichtweg auch einfach "nur" Spaß. Komplexe Eingängigkeit verbunden mit traumhaften Melodien die Herz und Seele berühren und süchtig machen diesen Silberling immer wieder zu hören. Für Prog-Fans ein absolutes Muss und wie gesagt das Highlight des Jahres 2012.
March Of Progress
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
69:41 ()
Label:
Vertrieb:
Willkommen zum punkigsten Album von ...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD.
Andere Bands werden mit dem Alter weiser, das Songwriting ausgefeilter, die Arrangements
subtiler und bis ins letzte Cis durchgeplant. Das letzte AYWKUBTTOD-Album "Tao Of The Dead" von
vor zwei Jahren war ein sechsgängiges Menü für jeden Kompositionsfetischisten. Inklusive
Minzplätzchen für den Musik-Gourmand. Lest euch die letzten Sätze noch mal durch, denn jetzt
kommt die schrabbeligst vorstellbare Gitarre, und sägt das alles weg! Bei "Open Doors" wird
einmal durchgelüftet, und der Orkan, der zufällig ums Haus zieht, weht alles weg, was man bis
eben über die Band wusste. Conrad Keely und Jason Reece sind Hipster mit AOK-Brille - pah!
Halten wir uns besser nicht an Äußerlichkeiten auf, TRAIL OF DEAD (ja, so kann man sie auch
abkürzen) zerdeppern trotz ihrer Optik noch auf jedem Konzert mehr Instrumente als THE WHO
früher. Das Tempo ist bis auf "Awestruck" durchgehend hoch, der Sound zwar druckvoll und laut, aber insgesamt absichtlich schräg und unsauber. Keely und Reece müssen eine Menge Wut im Bauch
haben. Und so äußern sie sich auch, der Pussy-Riot-Prozeß habe sie inspiriert; der Song "Pin Hole Camera" sei über den syrischen Bürgerkrieg. In Hamburg standen sie relativ kurzfristig vorm Molotow und protestierten mit einem proppenvollen Konzert gegen den Abriß des Gebäudes, in dem der Kellerclub sich befindet. Die Jungs von TRAIL OF DEAD haben ihre Wut sehr produktiv kanalisiert: Egal ob als CD oder als iTunes-Download, der Kunde bekommt in jedem Fall ein wertiges Produkt mit 180 Seiten Text und Illustrationen von Conrad Keely. In den normalen Editionen als CD oder nur-Musik-Download (heißt das in der modernen Welt dann "downgegraded"?) sind immer noch die Songtexte und ausführliche Liner-Notes enthalten. Als letztes noch etwas Lokalkolorit: Aufgenommen wurden die "Lost Songs" in den Horus Studios in Hannover und haben sich von der Varusschlacht zum "Mountain Battle Song" inspirieren lassen.
Lost Songs
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
45:43 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten