Wiedereinmal hat das Rising Sun Label, mittlerweile schon eine Art Spezialist auf diesem Sektor, mit der nordischen Band MIND’S EYE eine hoffnungsvolle Formation aus dem Progressiv Rock Bereich "ausgegraben". Mit "A work of Art" liegt nun schon insgesamt bereits die dritte CD dieses virtuosen Vierers vor und trotz vieler Besetzungswechsel (so war Bassist J. Niemann zwischendurch mal bei THERION engagiert) hat man immer durchgehalten und beweißt mit dieser wirklich reifen Leistung, daß man nicht ganz umsonst nach dem zweiten Werk von 1999 (" waiting for the Tide) von vielen internationalen Musikmagazinen als "die" schwedische Progrockhoffnung schlechthin bezeichnet wurde. Die beteiligten Musiker haben allesamt eine Ausbildung auf dem Konservatorium in Stockholm genossen und beherrschen daher ihre Instrumente natürlich perfekt ohne dabei allzu steril oder technisch zu klingen. Bei soviel Sachverstand haben MIND’S EYE ihr aktuelles Album auch selber produziert und dabei einen sehr frischen und unverbraucht, klaren Sound geschaffen. Nach dem in diesem Genre wohl unverzichtbaren "Prologue" oder Intro bemerkt man in fast allen 13 Titeln auf über 60 Minuten Spielzeit immer wieder das Gespür der Band für abwechslungsreiche tiefgehende Arrangements mit ruhigen aber auch gitarrenbetonten Passagen ("Courage within") mit vielen interessanten Details, die immer mal wieder eingestreut werden ohne sich aber in allzu ausufernden Solos zu verlieren. Einzig zwischendurch wäre an manchen Stellen etwas mehr Biss und Zug für so manchen Song noch zu wünschen gewesen - egal ansonsten ist "A work of Art" trotzdem ein überdurchschnittlich gutes Album geworden. Auch der sehr überzeugende Sänger Andreas Novak mit seinem leichten "Gary Moore"-Timbre verleiht den Tracks zusätzlich noch das gewisse "Etwas" immer absolut banddienlich ohne sich zu stark in den Mittelpunkt zu stellen. Neben einem zwar typischen aber wirklich gelungenen Artwork mit coolem Schriftzug muß ansonsten noch unbedingt der herausragende Track "Roll the Dice" erwähnt werden. Die Jungs haben da einen etwas im spröde-melancholischen "STING-Stil" (auch was die Stimmlage anbetrifft) gehaltenen Song gebastelt, mit sehr viel Atmosphäre und trotzdem rockt es auch noch ganz gehörig. Für alle Progies ist hier eine absolute Pflichtveranstaltung angesagt, vielleicht nicht ganz so gut wie die letzte von ALIAS EYE ("Field of Name") aber die war ja sowieso einfach weltklasse und daher ist "A work of Art" von MIND’S EYE auf jeden Fall auch "noch" empfehlenswert.
Nephtash kommen aus Brasilien, grüßen Krisiun und spielen Death Metal. Da dürfte jedem klar sein, daß sie sich ganz dem High-Speed-Gebolze verschrieben haben, mit sehr amerikanischem Einschlag. Ähnlich wie eben Krisiun, Abhorrence oder Rebaelliun bolzen sie sich durch ihre zehn Songs und nehmen dabei nur ganz ganz selten mal das Tempo ein wenig zurück. Bei solcher Mucke ist die Gefahr der Eintönigkeit und der daraus resultierenden Langeweile groß, aber Nephtash umschiffen diese Gefahr durch sehr abwechslungsreiche Gitarrenarbeit und einem Drummer, der sein Handwerk versteht und irgendwie immer eine Art Groove in die Songs bringt. Was der Kerl dazu noch mit seiner Fußmaschine vollbringt, ist schon recht abgefahren! Wer auf Lichtgeschwindigkeit beim Death Metal steht und oben genannte Bands sowie Vader, Morbid Angel und die anderen üblichen Verdächtigen zu seinen Faves zählt, sollte sich Nephtash mal antun. Einziges Manko ist die recht kurze Spielzeit von grade mal einer halben Stunde.
ANYONE kann eigentlich noch keine Sau kennen, sind immerhin Newcomer aus den Staaten - bei denen Roadrunner aber mal wieder ein sehr glückliches Händchen bewiesen haben könnte. Und trotzdem kommt einem die Musik manchmal arg vertraut vor - und trotzdem ist der Sound auch irgendwie neu. Das Paradoxon ist jedoch recht schnell zu lösen: Die Jungs verbinden den Flair und Markenzeichen von 70er Acts mit denen des neuen Jahrtausends und zaubern eine sehr eigenwillige und in dieser Form auch nicht oft gehörte Musikform an den Tag. Bass und Drums geben den Songs ordentlich Groove, grade die Gitarre klingt etwas altbacken, der Gesang ist gelungen, leicht quäkend aber in erster Linie sehr glaubwürdig und nicht ent- oder verstellt. Von ihrem Outfit her hätte ich sie zwar eher in eine Punk oder New Metal Band gepackt, die Musik ist jedoch moderner Rock, der aber auch schon vor 30 Jahren modern war sozusagen. Gelungene wirre Sache auf jeden Fall, Reinhören beim nächsten Besuch im Plattenladen!
Keine großen Worte drumherum: Die CD ist Sahne! Nach einer langen Pause seit ihrem letzten Album haben die deutschen GOAT OF MENDES mit „Thricefold“ ein Album rausgebracht, dass der hierzulande recht verschlafenen Pagan/Folk Metal Szene richtig in den Arsch treten dürfte. Ich weiß gar nicht was ich alles loben soll. Lassen wir die Äußerlichkeiten wie das schöne, dicke Booklet und eine gute Produktion die sowohl die einzelnen Instrumente Richtig zur Geltung bringt als auch die Stimmung der Musik richtig unterstützt, den Anfang machen. Musikalisch fallen mir dann vor allem die sehr guten Sänger auf, die sehr vielschichtig und abwechslungsreich auftreten, 4 verschiedene Stimmen, männliche und weibliche. Ihre Musik tendiert Richtung Black/Pagan Metal, wirkt manchmal aber auch einfach nur Heavy und ist zu keiner Zeit sperrig sondern stets sehr eingängig. Wer hier jetzt oberflächliche Songs erwartet ist auf dem Holzweg, ein Blick ins Booklet überzeugt von guten Texten, und intensives Hören fesselt. Absolut empfehlenswerter Genuss der Oberklasse für alle die auf harten (Black) Metal mit leichtem Celtic/Folkeinschlag stehen! Sahne eben!
Leverkusen. Damit verband ich bisher nur die Bayer-Werke und einen mittlerweile recht guten Fußballverein. Seit einigen Tagen weiß ich, daß es sogar Metalbands in der Chemiestadt gibt. Meine Bildungslücke schloß sich dank Transgression, die mit „Redrum“ ihre zweite MCD auf den Markt schmeißen. Sie haben sich dem US-Death verschrieben, Parallelen mit den großen Bands sind mehr als vorhanden und werden vor allem bei der Gitarrenarbeit und dem Gesang deutlich. Dazu noch eine ganze Menge Groove und fertig ist die coole Death Metal-Scheibe. Das ganze bewegt sich meistens im Mid-Tempo-Bereich, auch wenn einige Parts durchaus die Rübe abschrauben und der dritte Song als krasser Gegensatz dazu sehr langsam beginnt. Alles in allem eine gelungene Scheibe, die Freunde des amerikanischen Death Metals ansprechen sollte. Hoffentlich finden die Jungs bald ein Label, damit wir in den Genuß eines Lonsplayers kommen.
So hoch wie VNV Nation steigen selten Bands in die Media Control Charts, die doch eher im Gothicbereich heimisch sind. Was sagt uns das? Sind VNV Nation so massentauglich geworden? Eigentlich nein, vielleicht schaffen sie es nur einfach viele Nischen in einer zu vereinen. Der Gesang war und bleibt doch eher in Richtung Wave tendierend und scheint auf den ersten Blick nicht mit hartem Electro zuharmonieren. Doch genau das macht VNV Nation eben anders. Die Songs sind tanzbar, genau die richtigen Rhythmen für die Beine, und doch sind die Songs äußerst melodiös. Auch das macht VNV Nation anders. Und immer wenn sie von genau diesem genau aufgehenden Konzept abweichen geht es in die Hose, was auf "Futureperfect" leider mehr als einmal passiert. Ohne Zweifel fast perfekt sind Tracks wie "Epicentre", der genau die angesprochene Mischung in sich vereint. Wenn der Gesang fehlt, dann fehlt auch ihrer Musik irgendwas wichtiges, während dabei "Electronaut" noch ziemlich willenlos daherkommt und zum tanzen zwingt, wirkt "Liebestod" nur noch billig und kann nicht mal in Ansätzen überzeugen. Genau das gleiche passiert wenn sie ihr Gespür für tanzbare Rhythmen mit Füßen treten bzw. weglassen und so triefende Schmalzsongs wie "Holding On" produzieren, ebenfalls ein Lied dass die Welt nicht braucht. Die beiden letzten Songs "Beloved" (Sehr genialer Spannungsbogen) und "Airships" (Für ihre Verhältnisse recht anspruchsvoll) können noch mal Punkten, vertreiben aber nicht den bitteren Beigeschmack. Eine recht zwiespältige Angelegenheit ist dieses Album geworden, dass durchaus einige verdammt gute Songs beinhaltet wie man sie von VNV Nation kennt, dass aber auf der anderen Seite aber auch reichlich Schrott enthält. Ob das für einen Kauf reicht muss jeder selbst entscheiden, eine uneingeschränkte Empfehlung gibt es keinesfalls von mir! Ganz lustig ist übrigens die komplett (!) schwarze CD...
Es gibt `nen Rolls Royce, der heißt wie diese Band. Was den Umkehrschluss nicht zulässt: SILVER SERAPH steht hier eher für `nen rostigen Golf. Und dabei tue ich dem nützlichen Volkswagen wohl eher noch unrecht. Die Jungs aus Schweden haben ihrem Gefährt einen tüchtigen Keyboard-Kleister-Anstrich verpasst. Das Sondermodell heißt in diesem Fall nicht BON JOVI, sondern WHITESNAKE oder DEEP PURPLE. Das Ganze erhält als Sonderausstattung ein wenig DREAM-THEATER-Geprogge und als Sitzbezüge kitschige Metal-Klischee-Texte. Und ein Geschwindigkeitslimit besteht: Für den Stadtverkehr gibt’s die ach so weinerliche Ballade, leicht speed-angehauchtes Up-Tempo macht ansonsten Landstraßen-Verkehr möglich. Auf der Autobahn würde die silberne Schwedenkarre quasi auf der mittleren Spur herumgurken. Anderseits werden auch von Deutschlands Allerwelt-Karren genügend verkauft. Will sagen: Fans oben angesprochener Bands können ruhig mal ein Ohr riskieren, wenn die schwedischen Automobilfreunde ihrer ergrauten Hard-Rock-Ikonen frönen. Aber wie gesagt: Im Originalzustand taugt alles besser: Sowohl Autos, als auch Musik-CDs.
Heidewitzka, Herr Kapitän! Major KASPAREK und Gefolge schlagen wieder zu. Außer Söldner PETERle PICHL, der wohl auch auf der März-Tour mitzockt, klopft ja lediglich Schütze Drum-Computer auf den Busch. Aber das ist auch schon egal. Die verschiedenen Alben des Kollegen ROCK’N’ROLF kann ich sowieso schon länger nicht mehr wirklich auseinander halten. Und das meine ich nur zum Teil despektierlich. Ich mochte RUNNING WILD früher und finde sie irgendwie immer noch nett. Und ich erwarte vom Hamburger Ur-Metaller im Grunde nichts anderes. Ehrlich gesagt haben die Songs ja auch immer noch die gewünschten Vorteile: Eingängiges Songmaterial, einfache und kratzige Riffs, mit-summ-und-gröl-Soli, ROLFis Stimme mit hohem Wiedererkennungswert, flottes Instrumental - alles irgendwie wie immer. Und das Titelstück beginnt sogar mit einer "Riesen-Innovation”: Es gibt Spinett-Klänge zu hören, zumindest im Intro. Mit anderen Worten: Die-Hard-Fans müssen die Scheibe haben, Sympathisanten können sie erwerben, alle anderen: Hände weg oder alte RW-Scheiben raus. Bevor ich’s vergesse: So richtig was zum Lachen gibbet ooch: Die Fotos von Rolf als britischer Gentleman oder historischer Soldat hauen echt ins Mett, vor allem die lustigen Kopfbedeckungen. Guckt’s euch unbedingt an... Aber - wie wir wissen - es macht ihm ja richtig Spaß, sich per Militär-Dress zum Faschingsprinzen zu machen. Selbst wenn die Scheibe erst nach Aschermittwoch (25. Februar) heraus kommt...
Irgendwie erinnert mich der CD-Titel an JOHN TRAVOLTA. Aber weit gefehlt, es geht um IN FLAMES, MARDUK, CRYSTAL AGE. Boah ey; Name-Dropping par excellence. Klar, die Bandmembers spielten oder spielen bei genannten Bands, aber wirklich nötig hat SILENT NIGHT FEVER diese stumpfe Werbung eigentlich nicht. Klar, da gibt’s einige Parallelen zum eigentlichen Hauptact der Herren STRÖMBLAD und Co. Aber das Leben und diese Scheibe sind viel, viel härter. Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen den schwedischen Chartstürmern und Brutalo-Thrashern wie CARNAL FORGE: Im wahrsten Sinne des Worts KNÜPPELhart und dennoch melodiös. Deswegen passt der Titel der Scheibe ja auch ganz und gar nicht. Dreht auf die Regler und hört so laut ihr könnt und ihr werdet hören: Aufregende Riffs, spannende Melodien, energiegeladene Vocals. Und ihr müsst den Kopf schütteln, im Takt versteht sich, nicht von rechts nach links. Und vielleicht mutiert DIMENSION ZERO auch zu einem einem Klassiker a la IN FLAMES oder gar SATURDAY NIGHT FEVER. Hoffentlich, wenn JESPER STRÖMBLAD dann nicht im weißen Disco-Anzug rumläuft ...
Vom der Insel kam schon so manch seltsamer Auswuchs zu uns aufs Festland rüber, CHEMICAL BROTHERS waren aber immer einer der Exporte auf die es sich zu warten gelohnt und die es zu hören Spaß gemacht hat. Und auch das vierte Album "Come With Us" gefällt mir mittlerweile außerordentlich gut. Der Opener "Come With Us" beginnt dramatisch, schöne Melodie, martialische und einladende Vocals und nach einem Bassschlag auf den ich jedes Mal von neuem reinfalle ziemlich verspielte Electrolinien aber wohl eine gute Einstimmung auf die nicht immer ganz leicht verdauliche Kost der Londoner DJ´s. Song zwei: "It Began In Africa" ist ziemlich technoid, fast langweilig, wohl auf Clubhit getrimmt, geht in die Ecke LEFTFIELD auf Speed. "Galaxy Bounce" hätte auch auf eines der älteren Alben gepasst, netter Rhythmus und witzige Loops und deutet an, was sich im Laufe der CD bestätigt: "Come With Us" ist an manchen Stellen ziemlich verspielt. "Star Guitar" ist recht harmloser House mit ein paar Ecken und Kanten und ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass auch ältere Semester auf diesen Song auf Tanzfläche abzappeln. "Hoops" kommt mit akkustischen Gitarrenparts daher, die von monotonem Techno abgelöst werden um dann in herrlichen Breakbeats aufzugehen, für mich einer der besten Songs der CD. Der Anfang von "My Elastic Eye" hätte von Faithless sein können, dann kommt ein fies brummender Bass dazu und versucht der süßen Keyboardmelodie Parolie zu bieten. "The State We´re In" verliert sich in musikalischer Belanglosigkeit mit Beth Orton am Mikrofon, viel zu unoriginell, gelbe Karte! Doch dieses kurze Foul ist sofort vergessen, denn mit "Pioneer Skies" wird mal wieder eine Portion Elektronik fürs Hirn serviert, auch wenn vom Pioniergeist der früheren CB Scheiben insgesamt hier recht wenig zu spüren ist. Der letzte Song "The Test" ist getragen und mit schönem Gesang (Richard Ashcroft) versehen, der zwar nach Rock´n Roll klingt, aber auch wunderbar mit Electro harmoniert. Was bleibt ist die vielleicht mal wieder die Erkenntnis, dass früher alles besser war. Die Ideen fehlen Chemical Brothers nicht, vielleicht eher ein bisschen der Mut den sie mit den letzten Alben an den Tag gelegt hatten. "Come With Us" ist dennoch fast uneingeschränkt zu empfehlen - und was anderes hatte ich auch nicht erwartet!