Mit einem schwulstigen Intro leiten die Berliner Metalcore-Jünglinge BLACKEN MY MELODY ihre Debüt-EP „My Path To Hell“ ein. Der nachfolgende Sound bietet eine Melange aus Bands wie TRIVIUM, CHILDREN OF BODOM und den restlichen üblichen Verdächtigen des Genres. Keineswegs schlecht gemacht, sowohl spielerisch, soundtechnisch und auch Songschreiberisch. Lediglich der etwas komische Cleangesang kann nicht wirklich überzeugen. Ansonsten reihen sich die bekannten Strukturen und Riffs hinter einander aber leider bleibt am Ende nix davon hängen. Zu beliebig, zu ausgelutscht und zu anbiedernd sind die sechs Songs von „My Path To Hell“. Sicherlich gehen die Kids im Pit bei einem anständigen Konzert drauf steil, aber auf Platte muss noch einiges bei BLACKEN MY MELODY passieren, bis die Jungs ihre Linie gefunden haben. Auf gutem Wege sind sie sicherlich, dennoch sollte man mal eigenen Ideen mehr freien Lauf lassen. Kopien gibt es schon genügend.
Da hat jemand viel AUGUST BURNS RED gehört – SERIANNA zeigen sich von den neueren Alben der Christencorler beeinflusst, gerade „Messenger“ scheint seine Spuren im Gedächtnis der Herren hinterlassen zu haben. Vom Songaufbau über den gekonnten Einsatz von Breaks bis zu der manchmal flirrenden Gitarrenarbeit gleicht vieles den erfolgreichen Vorbildern. Lieber gut kopiert als schlecht selber gemacht gilt hier auf jeden Fall, denn unterm Strich kann die gute halbe Stunde brachialer Metalcore überzeugen. Wer seinen Hörfokus auf die Drumarbeit legt, wird schnell mit den Ohren schlackern, denn der Kerl hinter dem Kit ist der heimliche Star der Band und legt eine grandiose Leistung hin, die manchmal durch die Produktion in den Hintergrund gedrückt wird. Gitarrenabteilung und Gesang sind aber auch nicht von schlechten Eltern; letzterer meistert sogar die unvermeidlichen cleanen Parts gut. Genrefreunde können hier guten Gewissens zuschlagen, um die Wartezeit bis zum nächsten AUGUST BURNS RED-Album zu überbrücken.
THE SOUTHERN ORACLE überraschen beim Umfang ihres Debütalbums „Hellwakening“, das mit gleich 18 Songs aufwartet. Näheres Hinsehen macht klar, dass acht davon von der ersten EP übernommen wurden, was das Ganze schon wieder relativiert. Aus Ungarn kommend, klingen THE SOUTHERN ORACLE sehr von CARNIFEX beeinflusst, haben aber einen noch höheren Breakdown-Faktor aufzuweisen. Ja, das geht. Nein, das macht „Hellwakening“ nicht spannender. Um das zu schaffen, hätten THE SOUTHERN ORACLE mehr interessante Ideen als nur Samples nutzen müssen, die restlichen Zutaten sind im Metalcore altbekannt. Das Songwriting ist immerhin solide und kann ein paar brauchbare Nummern vorweisen, allen voran das brachial-zornige „I Am Cerberus“. Live geht die Chose wahrscheinlich gut ab, auf Platte ist „Hellwakening“ gehobener Durchschnitt.
Die 2010 gegründete Metal-/ Moshcore-Kapelle PROPHETS OF THE RISING DEAD bringen ihre erste, vier Songs starke EP “Welcome To The Wasteland“ an den Start. Die vier Jungs bedienen mit ihrer Musik einige Klischees, sind aber trotz Allem echt fit an ihren Instrumenten. Die Aufnahme lässt sich ebenso gut hören. Neben den gängigen 0815 Metalcore-Moshparts, schaffen es POTRD dennoch ab und an genrefremde Riffs und Abläufe einzubauen. Daher muss man sagen, dass das mittlerweile zum Schimpfwort verkommenen Genre Metal Core, hier nicht unbedingt schimpfend gemeint ist. Die vier Songs zeigen jedenfalls großes Potential, dass mit mehr Mut zur Eigenständigkeit, problemlos und schnell aufgefüllt werden kann. Weiter machen!
“Teenage Time” wird über den Let It Burn Records-Ableger Acuity.Music ausschließlich digital vertrieben, da passt die moderne, trendige Musik der Scheibe ja wie Arsch auf Eimer. MADISON AFFAIR sind in einer Reihe mit HIS STATUE FALLS, BIONIC GHOST KIDS oder WE CAME AS ROMANS einzuordenen, also talentierte Kids, die brutalen Metalcore, Elektroeinflüsse und Pop munter mischen. Das kann funktionieren (BIONIC GHOST KIDS) oder nur langweilen (HIS STATUE FALLS), gerade wenn sich eine Band zu sehr in den Spielereien verliert – genau das ist bei MADISON AFFAIR der Fall. Die hippen Kids hatten hörbar Spaß am Einbauen aller möglichen und unmöglichen Elektro-Schnipsel, Gesangseffekte und Pop-Appeal, aber darüber vergessen, dass Schema F-Metalcore-Songs langweilig ob ihrer Berechenbarkeit sind. Für sich genommen machen die Metalcore-Parts Spaß und sind die cheesy Pop- und Elektroeinschübe witzig, aber zu homogenen Songs ließen die sich nicht zusammenfügen, was „Teenage Time“ auf Dauer ermüdend und anstrengend werden lässt. Gewollt und nicht gekonnt.
SHOWYOURTEETH. Metalcore aus Österreich. So weit, so gut. „World Denier“ ist ihr zweites Album und macht klar, dass die Herren zwar die Metalcore-Grundlagen beherrschen, aber in gut 35 Minuten nichts Spektakuläres produzieren. Alles ganz gefällig gespielt und mit guter Produktion versehen, aber sehr vorhersehbar, gerade beim Songaufbau. Mag sein, dass „World Denier“ als homogenes Album verkauft werden soll, aber im Endeffekt bietet es Songs, die sich so sehr ähneln, dass sie nicht wirklich unterscheidbar sind. Für 30 Minuten Live-Show reicht das zwar, aber in der heimischen Anlage langweilt das schnell. Mittelmäßiges Metalcore-Album. Ganz nett halt.
Das Auffälligste an BEAR sind das Coverartwork, für das mit Anouck Lepere keine Unbekannte verpflichtet wurde, und der Titel ihrer MySpace-Seite. Das war es aber auch schon. Musikalisch bemühen sich die Belgier um eine Mischung aus modernem Metal (der in guten Momenten an THE HAUNTED erinnert) und Metalcore, was zu einer ansprechend brutalen Chose wird, aber nur selten im Ohr hängen bleibt. Beim Songwriting offenbaren sich die Schwächen der Band, die kaum einen Song (oder auch nur einen Part) interessant und mit Wiedererkennungswert ausstatten kann. So wird sich hektisch durch die elf Songs geprügelt und dabei viele Zutaten verwurstet, ohne dass das Endergebnis auch nur annähernd interessant wird. Wer modernen Metal sucht, findet mit MNEMIC, THE HAUNTED und tausend anderen Bands besseren Stoff.
Die Berliner PLACENTA sind ganz fleissig. Nach dem Album "Fixed Action Pattern" im Jahre 2009, folgte im Jahre 2010 "Brutalis" und nun ist im Jahre 2011 "Replace Your Face" veröffentlicht worden. Mit der Veröffentlichung gibt es auch einen heftigen Stilbruch. War man früher dem Deathcore verschrieben und trat fast ständig aufs Gaspedal, geht es jetzt weitaus harmonischer und ruhiger zu. Die Band spielt weicheren Metalcore, der immer wieder durch extrem harmonische Gesangs- und Soundpassagen unterbrochen wird. Obwohl mancher der Band einen Sell-Out unterstellen wird, überzeugen die Metalcoreattacken sowie die extrem harmonischen Soundpassagen mit cleanem Gesang. "I Ain´t No Horse" als zweiter Track sticht für mich heraus. Nachteilig an dem Werk ist leider, dass sich die Songs zu sehr ähneln, insbesondere die harmonischen Parts könnten alle aus einem Song stammen, den man immer wieder in Puzzleteilen zu den härteren Passagen dazugesetzt hat. Trotzdem ist die Scheibe überdurchschnittlich. Die bretternden Gitarren, der Songaufbau und das Gespür für tragende Melodien überzeugen. Wäre ich allerdings ein PLACENTA-Fan erster Stunde, würde ich mich über den Wandel zu softeren Gefilden sehr ärgern. Mit Abstrichen daher empehlenswert.
Michael Crafter hat sich in der doch überschaubaren australischen HC-Szene als Mitglied von I KILLED THE PROM QUEEN, BURY YOUR DEAD und CARPATHIAN einen Namen gemacht und mit CONFESSION sein neuestes Projekt am Start. Mit dem wird er die Herzen der Metalcore-Mädchen und Emo-Kids im Sturm erobern, denn auf genau zielt die Mischung aus Brachialität und zuckersüßen Refrains („Piece By Piece“), da haben Mr. Crafter und seine Mitstreiter sich schön das Beste von EVERGREEN TERRACE, PARKWAY DRIVE und BRING ME THE HORIZON zusammengesucht. Es muss ihnen aber zugute gehalten werden, dass das Energielevel in den gut 30 Minuten konstant hoch ist und die Jungs schon über genug Credibility verfügen, um „The Long Way Home“ nicht komplett als durch-designtes Projekt erscheinen zu lassen. Es ist eine solide Metalcore-Platte, die zwar keine Überraschungen (oder gar Innovationen) bietet, aber eingängige Songs hat, die die Zielgruppe voll zufrieden stellen werden.
Der moderne Hardcore ist voll mit technisch ausgefeilten Gefrickel, langwierigen Solis und Breakdowns, die manchmal schon zu aufgesetzt wirken. Für etwas Abwechslung in diesem Genre sorgen die Oberösterreicher von CANNONBALL RIDE, denen der perfekte Spagat zwischen Old- und Newschool-Hardcore gelingt. Fette Breakdowns, anspruchsvolle Gitarrenarbeit und richtig rotzige Riffs gibt es bei dieser jungen Formation zu hören. Mit ihrer mittlerweile zweiten EP „Enchant The Flame And Let It Breathe“ veröffentlichen sie fünf neue Songs. Schon der Opener „Grasping For The Wind“ hat es in sich, das Intro dieses Songs ist wunderbar punkig und schnell, danach geht es etwas sanft und melancholisch zu und letztendlich lässt man groovige Breaks auf den Hörer los. Dieser Song vereint die besten Aspekte des Sounds dieser Band ist unbedingt als Anspieltipp dieser Scheibe zu nennen! Auch mit Emotionen können CANNONBALL RIDE gut spielen, die fantastischen cleanen Vocals im Track „Down With The Ship“ verursachen grandioses Gänsehaut – Feeling. Immer wieder streut diese Band sehr punkige Riffs in ihren modernen Hardcore ein, was einen sehr interessanten Sound erzeugt. Voll mit Abwechslung bietet diese EP beste Unterhaltung: mal ruhig, mal wild, mal brachial. Da ist sicherlich für jeden etwas dabei, daher ist „Enchant The Flame And Let It Breathe“ Pflichtprogramm für Hardcorefans jeden Semesters. (fm)
Holy Shit! CANNONBALL RIDE sind noch ohne Plattenvertrag? Schwer vorstellbar, wenn man sich das melodische Metalcore-Machwerk des Quintetts aus Österreich anhört. Vorweg gibt es schonmal eine hohe Punktzahl für ein gelungenes Coverartwork und die insgesamt hübsche Aufmachung der Vier-Track EP "Enchant The Flame An Let It Breathe". CANNONBALL RIDE begeistern durch fiese Screams, eine brutale Gitarrenfront und ein Gespür für geniale Übergänge in melodische Songstrukturen. Verortet im Metalcore, jedoch mich auch immer wieder an härtere Nummern von IN FLAMES erinnernd, zeigt man zwar musikalisch nicht wirklich Neues, aber offenbart sich als starker Genrevertreter. Das merkt man schon direkt mit dem Opener "Graspin For The Wind". Etwas schwächer aber dennoch auf brauchbarem Niveau empfinde ich den Titeltrack "Enchant The Flame An Let It Breathe", der mir etwas zu ziellos ist. Hiernach folgt aber wieder ein Toptrack namens "Smoke And Mirrors", der mit einem langsamen Gitarrenintro beginnt, später aber insbesondere vom Riffing zu einer brachialen Nummer wird. Für mich eines der stärksten Nummern ist "Reference To Revelation", da es treibende Gitarren besitzt und mit weiblichen Gesangseinlagen eine starke Klangdichte und Kompaktheit besitzt, die zum Lauterdrehen einlädt. Es verbleibt ein toll produzierte EP, bei der vor allem die Labels schnell zuschlagen sollten. Der geneigte Hörer kann die Songs gratis von der Bandwebsite runterladen. Was will man mehr?