A DAY TO REMEMBER sind zurück und präsentieren mit „Big Ole Album Vol. 1“ ein Werk, das etwas überraschend kommt und im Rahmen einer neuen Veröffentlichungsstrategie: das Album wurde zuerst ausschließlich physisch angeboten und mit einem Monat Versatz nun auch im Stream. Ob dieses Vorgehen tatsächlich in signifikanter Größe die Tonträger-Verkäufe ankurbelt, ist zumindest zweifelhaft. Aber konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: die Musik. Die Band aus Florida, bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Pop-Punk, Hardcore und Metalcore, liefert ein Album ab, das ihre musikalische Vielfalt und ihren unverkennbaren Sound unter Beweis stellt. ADTR machen halt ADTR-Dinge. Von Überraschungen ist man weit entfernt, aber das Songwriting packt überzeugend zu - angefangen von brutalem Stoff wie dem Opener "Make It Make Sense" oder "To The Death" bis hin zu radiotauglichem Pop-Rock wie in "All My Friends" oder "Flowers". Bei Letzteren ist man NICKELBACK näher als man wahrscheinlich zugeben will. Macht jedoch nichts, die Band lebt halt insbesondere von den starken Refrains und die bekommt man hier im Minutentakt um die Ohren gehauen.
Ebenfalls hervorzuheben sind die bereits im Vorfeld veröffentlichten Singles „Miracle“ und „Feedback“, die die Vorfreude auf das Album geschürt haben. „Miracle“ überzeugt mit einer eingängigen Melodie und einem mitreißenden Refrain, während „Feedback“ mit harten Riffs und aggressivem Gesang punktet.
Die Produktion des Albums ist erstklassig, wie man es von einer Band dieser Größenordnung heutzutage erwarten kann oder gar muss. Der Sound ist druckvoll und klar, sodass jedes Instrument und jede Gesangspassage optimal zur Geltung kommt. Die Band hat dazu mit verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, darunter Drew Fulk, Will Putney, Zakk Cervini, Cody Quistad von WAGE WAR und Colin Brittain von LINKIN PARK.
„Big Ole Album Vol. 1“ ist ein starkes Album, das alles im Gepäck hat, was ein Fan von ADTR erwartet. Fette Riffs, große Melodien und ein ausgewogener MIx von Fluffigkeit und Härte. Und während einige andere Vertreter aus dem Spektrum des Metalcores mittlerweile doch einige Kratzer im Lack haben, glänzen ADTR mit einer bemerkenswerten Frische. Ein perfektes Album für sonnige Frühlingstage!
KILLSWITCH ENGAGE sind zurück und liefern mit "This Consequence" ihr lange erwartetes Studioalbum Nummer neun ab. Die Metalcore-Veteranen haben sich nicht neu erfunden, aber sie haben ihre Stärken gekonnt ausgespielt und Songs zusammengestellt, die vor Energie und Leidenschaft nur so strotzen. Das traf freilich schon auf den Vorgänger "Antonement" aus dem Jahr 2019 und eigentlich alle Releases des Quintetts seit dem Klassiker "The End Of Heartache" zu. So könnte man KILLSWITCH ENGAGE als die AC/DC des Metalcores bezeichnen. Beide Bands weichen keinen Millimeter von der einmal manifestierten Erfolgsformel ab, machen das aber eben auch verdammt gut und können und wollen sich gar nicht ändern.
Jedenfalls hagelt es auch auf "This Consequence" extrem melodische, super eingängige Refrains gepaart mit der präzisen Gitarrenarbeit des Duos Stroetzel/Dutkiewicz. Letztere lassen mit den Jahren immer mehr klassischen (Trash) Metal in ihr Spiel einfließen - eine diskrete Anpassung, die den Gesamtsound jedoch nicht wesentlich beeinflusst. Es ist nach wie vor eine Freude den beiden Gitarristen zuzuhören. Dabei macht aber natürlich auch die Rhythmussektion aus Justin Foley und Mike D'Antonio einen fantastischen Job und glänzt besonders in härteren Songs wie "The Fall of Us", der uns mit Blastbeats beglückt. Jesse Leach zeigt sich gesanglich in Topform und wechselt wie immer mühelos zwischen aggressivem Shouting und klarem Gesang.
Weil sich KILLSWITCH ENGAGE auf "This Consequence" aber nicht auf Experimente eingelassen haben, sondern ihre bekannten kompositorischen Stärken konsequent unterstreichen, ergibt dies ein Album, das von vorne bis hinten überzeugt und keine Ausfälle kennt. Die Produktion ist dabei ebenso druckvoll wie transparent, sodass jedes Instrument seinen eigenen Platz im Soundgefüge findet. Glücklicherweise gehören die Loudness-Wars früherer Jahre auch im Metalcore der Vergangenheit an.
Insgesamt ist "This Consequence" ein extrem starkes Album. Die Band hat ihre Formel weiter perfektioniert und liefert ein Album ab, das musikalisch vollkommen überzeugt. Dabei ist es kein Nachteil, dass die Scheibe mit zehn Songs "nur" auf eine Spielzeit von rund 35 Minuten kommt. Dafür ist jeder einzelne Song eben ein Killer und die Heerscharen jüngerer Metalcore-Bands werden dieses Jahr ihre liebe Müh und Not haben, dieses Werk zu übertreffen.
Für die Fans von Vinyl sei noch erwähnt, dass die LP-Variante in verschiedenen Farben erhältlich ist und im sehr schicken Gatefold-Cover inklusive Textbooklet und Downloadcode kommt. Und das alles in einwandfreier Qualität - in dieser Hinsicht ist Metal Blade Records seit Jahren absolut vorbildlich unterwegs!
ALLT entführen uns nach zwei EPs mit ihrem Debütalbum "From the New World" in eine düstere, aber von Hoffnung getriebene Zukunft. Die progressive Metalcore-Band aus Karlskoga (Schweden) erschafft ein audiovisuelles Universum, das nach einer nuklearen Katastrophe spielt und dabei Themen wie Verlust, Überleben und die Suche nach Sinn beleuchtet. Die Texte sind dabei alles andere als oberflächlich. Sie beschäftigen sich mit tiefgreifenden Fragen nach dem Sinn des Lebens und der menschlichen Existenz nach einer globalen Katastrophe. ALLT schaffen es, diese ernsten Themen in packende Songs zu verpacken, ohne dabei kitschig zu wirken.
Musikalisch überzeugt "From the New World" durch eine gelungene Mischung aus typischen, brachialen Metalcore-Elementen und melodischen Parts, wobei Letztere nie in die Beliebigkeit abdriften, wie das doch bei Genre-Kollegen leider öfter mal der Fall ist. Die Songs sind sehr facettenreich und die elektronischen Klangelemente bereichern den Sound ungemein - nicht ganz so dominant wie etwa bei BORN OF OSIRIS, aber eine Weiterentwicklung in diese Richtung ist ALLT zuzutrauen, denn die instrumentale Umsetzung ist beeindruckend und sorgt auch bei einem hohen Härtegrad dafür, dass die Lieder nie zu stumpf daher kommen.
Besonders hervorzuheben ist die Produktion des Albums. Der Sound ist klar und druckvoll, ohne dabei auf reine Lautstärke oder Brachialität zu setzen. Die einzelnen Instrumente sind gerade für dieses Genre gut unterscheidbar und der Gesang von Robin Malmgren hebt sich in seiner Vielseitigkeit gut von diesen ab.
Allt haben mit "From the New World" ein beeindruckendes Debütalbum vorgelegt, das sowohl musikalisch als auch inhaltlich überzeugt und sollte bei Fans solcher Bands wie ERRA, ARCHITECTS oder NORTHLANE gut ankommen. Wie die Genannten beweisen auch die Schwenden, dass Metalcore mehr sein kann als hysterisches Gekreische und Breakdowns. Wer auf anspruchsvollen Musik mit einer starken Message steht, sollte sich dieses Album auf keinen Fall entgehen lassen. Anspieltipps: Aquila, Echoes, The Orphan Breed
TURIN – das sind fünf ziemlich talentierte Musiker aus dem Vereinigten Königreich, die sehr gerne hochwertigen BlackenedDeathcore fabrizieren. Das brachte dem Quintett auch schon Auftritte auf allerlei renommierten Festivals und im Vorprogramm von Größen wie WithinDestruction oder Decapitated ein. Der Name spielt nicht etwa auf eine gewisse gleichnamige Stadt im Piemont mit stilvoller Architektur und hervorragender norditalienischer Küche an, sondern ist ein Akronym für "The Unforgiving Reality In Nothing". Das neue Album, das am 12. Juli über MRNK erschien, trägt diese Worte als Titel und bildet musikalisch die Kernthemen der Band ab, die sie auch zu dem vielsagenden Namen verleitet haben. Es möchte der schonungslos und gnadenlos harten Realität ein musikalisches Gesicht geben und den persönlichen Verlusten und dem Kampf mit den eigenen Traumata Ausdruck verleihen. Und welche Musik wäre hierzu besser geeignet als brachialer Extrem-Metal, namentlich minutiös ausproduzierter Deathcore mit einschlägigen Black-Metal-Elementen, garniert mit einer guten Portion düsterer Melodeath-Walze und einem Schuss Death-Metal? Ein Fest für Liebhaber der extremsten Auswüchse unseres geliebten Genres, das deliziöser nicht sein könnte – konkrete Genuss-Tipps gibt es hierzu am Ende des Reviews.
Die Jungs präsentieren uns jedenfalls mit der neuen Scheibe ein schmackhaftes und hochinteressantes Menü. Da wäre beispielsweise die sehr interessante Arbeit mit dezenten Kontrasten gleich zu Beginn des Albums: Hier hören wir auf „Envy“ epische, massive Gitarrenriffs auf schnellen, schmackhaften Doublebass-Parts, elegant im Wechsel mit gnadenlosen Blastbeat-Gewittern. Das folgende „Abyssal“ bildet durch sein schnelles Riffing einen herrlichen Kontrast, ohne dass die beiden Songs ihre Stimmigkeit nebeneinander verlieren würden. In einem durchaus kreativen Solo erleben wir die Fortsetzung dieses Ansatzes ein weiteres Mal: Entgegen der Erwartung entbehrt das eigentliche Gitarrensolo technischer Spielereien, der Kollege an den Drums hingegen fährt virtuose Geschwindigkeiten und Raffinesse auf. Stilsicher performen die Jungs die genretypische Kombi aus Streichorchester, sphärischen Synthesizern und brachialen Gitarren, wobei die Highlights klar „Apostat“, „Loss“ und „Hopeless Solutions“ sind. Einen technischen Höhepunkt des Albums stellt unweigerlich der Titeltrack dar, der als wahnwitziges Doublebass-Massaker daherkommt und selbst für sein Genre bemerkenswert anspruchsvoll und beeindruckend ist. Hier fahren die Jungs auch einige der seltenen verhältnismäßig klaren Gesänge auf. Die Vermischung mit groovigen Elementen des Melodeath kommt am besten im treibenden Halftime-Epos „Reflections“ hervor. Im letzten Track „Our Reality In Nothing“ zeigen die fünf Herren auf beeindruckende Weise und anhand einer herrlich komplexen Riff-Salve, dass sie auch progressive Einflüsse geschickt aufgreifen und in ihren Stil elegant integrieren können. Der Titel deutet zudem eine Konzepthaftigkeit der Komposition an, das Album wirkt insgesamt also sehr durchdacht.Thematisch und lyrisch greift „The Unforgiving Reality In Nothing“ erwartbar tief in die Klischeekiste des BlackenedDeathcore, doch musikalisch bedienen sich TURIN einer gut gewählten Palette an Genres, ohne dabei Gefahr zu laufen, größere Irritationen zu verursachen.
Was hingegen überrascht, ist die ungewöhnlich geringe Resonanz, die die Band bisher erfahren hat. Die eingangs erwähnten Karrierehighlights des Quintetts können sich natürlich sehen lassen, aber bei einer derart hochwertigen Produktion mit solch ausgereiftem Songwriting und musikalischer Virtuosität (insbesondere am Drumkit!) verwundert doch die geringe Bekanntheit dieser Band, die sich nun schon im zehnten Jahr ihrer Bandgeschichte befindet. Klar, das Genre ist auf seine Weise speziell und eher etwas für Kenner und Leute mit deutlich von jedem Mainstream abweichendem Musikgeschmack, aber es bleibt den Jungs zu wünschen, dass sie auf der Welle der derzeitigen Popularität des Extrem-Metal mitreiten können.
Mir liegt „The Unforgiving Reality In Nothing“ auch als Vinyl vor. Puristen und Genießer kommen also auch haptisch voll auf ihre Kosten. Wer stilsichere Abende mit Plattenspieler und massiven Ledersesseln sucht und dabei den musikalischen Ausflug in die extremsten Gefilde des Metal wagen möchte, dem sei das Auflegen der Platte als hochwertiges und stimmiges Gesamtkonzept dringend angeraten. Dazu empfehle ich einen tiefdunklen und extrem schweren Rotwein mit herben Tanninen, schwungvollem Auftakt und stimmigem Körper, der geballten Geschmackswucht schwärzester Beeren und dunkler Kakaobohne, vielleicht einem Hauch angenehmer Säure und unbedingtem Willen, sich schonungslos und mit kurzem, aber bemerkenswertem Abgang die gustatorische Wendeltreppe den Gaumen hinabzuprügeln. Vorschlag: ein 2014er Amarone della Valpolicella Classico, dazu ein paar Stücke piemonteserCastelmagno und ein feines Bouquet dunkler Früchte.
Die vier Jungs von SILENT MISERY aus München haben am 5. April ihre erste größere Veröffentlichung in Form der EP "I Proclaim Justice" an den Start gebracht - und damit sich selbst die Messlatte ganz schön hoch angelegt. Wer erwartet hat, dass Debüt-Veröffentlichungen schon irgendwo ihre Macken haben und selten auf ganzer Linie überzeugen, wird bei SILENT MISERY eines Besseren belehrt: das Ding ist nichts anderes als eine rundum stimmige Moshpit-Walze, die nur darauf wartet mit Volldampf Konzerthallen und Festivalgelände platt zu machen.
Die Scheibe beginnt mit "Lies", was als brachialer Opener schon eine ziemliche Ansage ist: Konstant auf Halftime pflügen sich harte Riffs in einen gnadenlosen Breakdown, und im Chorus hören wir überraschenderweise auch klaren Gesang, der vielleicht die einzige Schwachstelle der EP ist, denn sie wirken hin und wieder unsicher - da hätte man in der Produktion vielleicht nachhelfen können. Dennoch überzeugen sie, und es wäre auch irgendwie schade, wenn sie nicht da wären. So zum Beispiel bei der nächsten Nummer "Cure", und was soll man sagen: so schnell wie der landete bei mir selten etwas in der Moshpit-Playlist. Die erste Minute ist eine einzige Riff-Kanone im Doublebass-Gewitter mit tiefsinnigen Textzeilen wie "Üüüägh" oder "Aaaargh". Dieses liebevolle Metal-Klischee von Bratgitarren und Kickdrum-Artellerie, fulminant aufgegriffen und herrlich böse ausgearbeitet. Silent Misery machen hier alles richtig, der Song heizt besser als ein Blasebalg im Sauerstoffzelt. Der Gesang ist diesmal sehr gut eingesetzt, noch stärker sind aber die Screams. Der Kollege weiß auf jeden Fall, was er tut. Ruhigere Töne schlägt dann "Sleep" an, mit welchem die Herren beweisen, dass sie auch starke Chord-Progressions auf einfallsreiche Riffs ummünzen können. Das ist elegant und am Zahn der Zeit. Zum Ersten Mal hören wir auch cleane Gitarren und längere Passagen mit klarem Gesang. Hier finden wir das einzige Gitarrensolo der Platte, das dafür aber goldrichtig platziert und eines Debütalbums würdig ist - Nicht virtuos, aber ambitioniert und stimmig! "A Prophecy" erinnert eingangs stark an die glorreichen Tage der Nu-Metal-Ära, und in der Strophe kommen Liebhaber von Chug-Walzen und Dämonengegurgel voll auf ihre Kosten. Die Nummer endet genau richtig, sie ist keine Minute zu lang oder zu kurz, auf positive Weise ist sie vorhersehbar. Vielleicht zeigen die Jungs grade hier, dass sie das Rezept für Hit-Songstrukturen bereits geknackt haben! Die große Überraschung kommt aber am Ende der EP: "Chains", die mit Abstand stärksten Minuten der Platte, schreit an allen Ecken und Enden nach Moshpit und pumpt mit aller Gewalt Wagenladungen an Bock und Bierdurst durch jedes Publikum. Und mal ehrlich, wer einen Song so herunterfahren kann, nur um dann langsamer und noch brutaler in den Breakdown zu starten, weiß genau, wie Festivalstimmung geht. Was für eine Ansage zum Ende der Scheibe!
Die vier Herren sind jedenfalls alles andere als Silent, und dürfen durchaus stolz sein auf ihr Baby. "I Proclaim Justice" ist hochwertig produziert und fügt sich wunderbar in jede Kickass- und Banger-Playlist. Die Jungs wissen, was guter Sound ist, und auch, wie gute Studio-Performance klingen muss. Dass das Ganze auch live funktioniert, stellen sie immer wieder bei Konzerten in ihrer Heimatstadt unter Beweis - und bei dieser EP ist zu erwarten, dass sie das in Zukunft auch nicht nur dort tun werden! Brachialer Metalcore a'la ORBIT CULTURE oder I PREVAIL ist schließlich mehr als gefragt in diesen Tagen. Wenn die Jungs genau hier weiter machen, bahnt sich da nicht weniger als ein echter Newcomer an. Und das will was heißen!
ATENA, eine norwegische modern-Metal-Band, präsentiert mit ihrem neuesten Werk "Subway Anthem" ein Album, das sich durch seinen mutigen Versuch auszeichnet, verschiedene musikalische Einflüsse und Stile in einen modernen Metal-Kontext zu integrieren. Der Albumtitel "Subway Anthem" deutet auf eine urban geprägte Atmosphäre hin, die sich tatsächlich im Sound des Albums widerspiegelt. Den Hörer erwartet eine Verschmelzung von harten und melodischen Elementen, die sowohl die Brutalität des Metal als auch die Zugänglichkeit des modernen Hardcore einfängt. Einflüsse von Bands wie LINKIN PARK und BRING ME THE HORIZON sind offensichtlich, da ATENA geschickt harte Gitarrenriffs und donnernde Schlagzeugarbeit mit eingängigen Melodien und klaren Gesangspassagen kombinieren. Diese Dualität zwischen Aggression und Melodie zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und erinnert an LINKIN PARK's Fähigkeit, diese beiden Welten zu vereinen.
Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft von "Subway Anthem" ist die Vielfalt der Gesangsstile. Die Band beherrscht nicht nur das kräftige Shouting im Modern-Hardcore-Stil, sondern wagt sich auch in kleinere Rap-Einlagen vor. Diese Rap-Elemente fügen eine überraschende Komponente hinzu und verleihen dem Album eine zusätzliche Dimension. Ein Höhepunkt des Albums ist zweifellos die Art und Weise, wie ATENA Klargesang in ihre Songs einbauen. Dieser Kontrast zwischen den intensiven Shouts und den glasklaren Gesangspassagen verleiht den Songs eine emotionale Tiefe und veranschaulicht die Vielseitigkeit der Band.
Die Produktion von "Subway Anthem" ist bemerkenswert sauber und präzise. Jedes Instrument und jede Stimme ist perfekt abgemischt, was dazu beiträgt, dass die komplexen Arrangements voll zur Geltung kommen. Dieser glasklare Sound ist charakteristisch für das Album und verstärkt die Wirkung der Musik. Textlich reflektiert "Subway Anthem" düstere und introspektive Themen, die oft von urbanen Erfahrungen inspiriert sind. Die Lyrics sind reich an Metaphern und lyrischer Tiefe, obwohl sie gelegentlich abstrakt sein können.
Zusammenfassend ist "Subway Anthem" von ATENA ein eindrucksvolles Album, das mutig verschiedene Stile und Einflüsse miteinander verbindet. Die Band vereint die Aggression des Metal und integriert Elemente des Modern-Hardcore und Rap auf geschickte Weise. Dieses Album zeigt, dass ATENA bereit sind, neue Wege zu beschreiten, und könnte ihnen helfen, sich als eine der führenden Bands im modernen Metal zu etablieren. Fans von vielseitiger und emotional aufgeladener Musik werden "Subway Anthem" sicherlich zu schätzen wissen.
Ja, ist es denn zu glauben? UNEARTH feiern in diesem Jahr nicht nur ihr 25-jähriges Bandbestehen, sondern veröffentlichen mit “The Wretched; The Ruinous” bereits ihren achten Longplayer. Es ist das erste Album ohne Gitarrist und Gründungsmitglied Ken Susi, der sich in eine Auszeit unbestimmter Dauer verabschiedet hat. Die spannende Frage: wirkt sich sein gefühlter Ausstieg auf den Stil der Band aus? Immerhin waren UNEARTH dem Thrash Metal bzw. Melodic Death stets so nahe wie kaum eine andere Metalcore-Truppe. Die Frage beantwortet das übrig gebliebene Quartett mit dem Opener und Titelsong völlig unmissverständlich: es ist alles beim Alten geblieben im Hause UNEARTH. Präzises Powerdrumming trifft auch sehr metallische Riffs und feine Gitarrenmelodien sowie das angepisste Geshoute von Trevor Phipps. Im groovenden Schlussteil des Openers bindet der Gute allerdings auch tiefen Klargesang ein, der ein leicht hypnotisches Flair versprüht. Ein netter Farbtupfer.
In exakt diesem Stil geht es die nächste halbe Stunde weiter und das ist vielleicht der einzige Vorwurf, den man UNEARTH machen kann: es ist eine gewisse Gleichförmigkeit zu erkennen und den Songs fehlen die ganz großen Widerhaken, an dem sich das Ohr des Hörers festhalten kann. Positiv ausgedrückt könnte man aber auch sagen, die zehn Songs (plus das schöne akustische Zwischenspiel “Aniara”) sind wie aus einem Guss. Die Kompromisslosigkeit, mit der die Jungs ihr Ding durchziehen, ist durchaus bewundernswert, da man im Gegensatz zu neueren Metalcore-Bands, fast schon etwas altmodisch klingt. Auch dies kann man als Fluch oder Segen sehen. Mir persönlich macht das Album trotz der offensichtlichen Angriffspunkte einfach Spaß. Die Gitarrenarbeit ist durchgängig brillant (ein Solo besser als das andere!) und der Energiepegel auch mit Hilfe der fetten Produktion permanent unter der Decke. Und so fühlt man sich wohlig in die Nuller Jahre zurückversetzt als Metalcore der heiße Scheiß war und UNEARTH selbst mit Alben wie “The Oncoming Storm” oder “III: In The Eyes Of Fire” an der Speerspitze der Bewegung standen. Lieder wie “Invictus” oder das wüst-thrashige “Dawn Of The Militant” treiben einem daher dann doch ein Grinsen auf die Backen. Damit haben UNEARTH schon mehr erreicht als viele andere Bands.
Ganz besonders gut präsentiert sich das Album in der LP-Variante in transparent-rotem Vinyl. Die Pressqualität ist hervorragend und das Cover kommt in der Größe einfach erst voll zur Geltung. Gerade bei detailreichen Motiven wie hier ist Vinyl ganz klar im Vorteil.
UNEARTH haben mit ihrem neuen Album die Musikwelt nicht revolutioniert, bieten aber ihren Fans, was sie hören wollen und das in sehr guter Qualität. In dieser Form können sie gerne noch 25 Jahre weitermachen.
Schon eine Weile ist das dritte Album von MALEVOLENCE auf dem Markt. Die Metalcore´ler aus Sheffield (UK) lassen ihre Werke gut reifen. Zwischen den ersten beiden Alben lagen vier Jahre, von "Self Supremacy" zum aktuellen "Malicious Intent" vergingen sogar fünf Jahre. Dafür kommt das Quintett nun mit einem ausgereiften und für das Genre sehr abwechslungsreichen Werk um die Ecke. Generell greift der Stempel "Metalcore" in Sachen MALEVOLENCE viel zu kurz. Neben typischen Stakkato-Attacken im Midtempo verarbeiten die Jungs gerne Einflüsse von Bands der Marke PANTERA, DOWN, LAMB OF GOD oder in den schleppenden Passagen auch CROWBAR. Eine (Fast-) Ballade wie "Higher Place" habe ich jedenfalls von einer Band aus dieser musikalischen Ecke so noch nicht gehört. Das Stück gehört für mich zu den Highlights des Jahres. Nicht nur ist der cleane Gesang richtig gut - die doppeläufigen Leads und das gefühlvolle (!) Gitarrensolo lassen den Hörer doch einigermaßen geplättet zurück. Nach den ersten dreieinhalb Stücken (das brettharte Intro zählen wir mal nicht als vollwertigen Song) war damit nicht zu rechnen, da MALEVOLENCE bis dahin die volle härtetechnische Breitseite gefahren sind. Das aber mit Stil.
Auch in den eher typischen Groove-Granaten blitzen immer wieder reinrassige Metal-Riffs auf, und auch melodische Refrains werden gerne eingearbeitet. Den Gesang teilen sich Alex Taylor und Gitarrist Konan Hall, die beide ihre Sache sehr gut machen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Track "Above All Else", der psychedelisch-akustisch startet und über einen brutal groovenden Teil bis zu Blastbeats führt, um dann in einen üblen Breakdown zu münden. Unterstützung erhalten MALEVOLENCE hierbei von Matt Honeycutt (KUBLAI KHAN). Und wenn wir schon bei Fremdpersonal sind: Bei "Salvation" erhebt kein geringerer als TRIVIUMs Matt Heafy sein Organ. Der Song ist ein weiterer Anspieltipp und glänzt auch mit abartig gutem Riffing.
Dass das Ding knallhart produziert ist, versteht sich im Hause Nuclear Blast fast von selbst. Dieses Album ist ganz sicher ein Genre-Highlight des laufenden Jahres, könnte aber auch Metaller einfangen, die sonst beim Begriff "Core" in allen seinen Facetten das Weite suchen. Reinhören kann nicht schaden.
Allerdings mischt hier keine hessische Handkäserei Magerquark und Natron zusammen und würzt mit Kümmel! Es handelt sich nämlich um die Frankfurter Groove Metal-Kombo, die im Kochtopf Zutaten wie LAMB OF GOD, EXODUS, SCHWEISSER, HEAVEN SHALL BURN und PANTERA köchelt: Metal, Core und Thrash gewürzt mit einer guten Prise Riff-Gitarren.
MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT gibt’s seit 2012, und sie haben nach „Brutalin“ und „Selbstmitleitkultur“ ihren dritten Longplayer am Start. Die Jungs tragen die Songs auf Deutsch vor; das bietet verstärkt die Chance, die Texte in den Fokus zu nehmen. „Die Songs versuchen“, so heißt es im Infotext, „einen Leuchtturm im Nebel der Halbwahrheiten zu finden, in einer Welt, die sich immer schneller verändert und gleichzeitig stehen bleibt“. Puh, das müffelt sehr nach Pathos! Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, dass sich dich Band Mühe mit ihren Texten gibt und in dieser Hinsicht nicht stumpf agiert.
Die Band vom Main legt mit „In Wahrheit“ los und verteilt direkt ordentlich geharnischte Arschtritte. Patrick Schuch und Christian Schmidt brüllen um die Wette, und das Konzept mit zwei Shoutern geht voll auf! Auch zum Titeltrack „Ton Steine Sterben“ und zu „Die Gute Tat“ lässt sich gut rempeln. Bei „Leuchtturm“ wird grobschlächtig gedoomt, das passt gut rein und schafft Abwechslung. „Männer In Booten“ hat einen super Text und handelt von Anspruch und Wirklichkeit des Lebensstils und der Flüchtlingssituation im Mittelmeer. Der Track ist ebenfalls auf dem bereits am 01. April 2022 erschienenen Sampler "Most Wanted: Peace" vertreten. Der Erlös aus dem Verkauf des Samplers wird übrigens an hilfsbedürftige Kinder in der Ukraine gespendet. Eine feine Aktion! Der liebreizend ruppige Sound entfacht seine Wirkung, und der starke Song bleibt im Ohr. „Es Bricht Der Stolz“ ist aus ähnlichem Holz geschnitzt. Das Album endet mit einem überraschenden Song mit dem Namen „Zahltag ́21“: Gemeinsam mit Mr. Kew wird gerappt, und der Band gelingt es so, noch eine andere Note reinzubringen. Der Sound der Platte ist kräftig und fett; produziert wurde vom Dänen Tue Madsen (Antfarm Studios).
MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT wuchten Song für Song schwere Riffwalzen empor. Nicht jeder Song ist ein wahres Highlight, aber wir haben es mit einer klasse Platte zu tun, die am 22. April 2022 bei Metalville Records erscheint. „Ton Steine Sterben“ groovt und ist cholerisch-wütend.
Bereits mit seinem Debütalbum „Freak“ von 2017 konnte das Quartett aus Atlanta, Georgia auf sich aufmerksam machen, nicht zuletzt dadurch, dass Band-Chefin Diamond Rowe als erste afroamerikanische Lead-Gitarristin der härteren Gangart in diversen Gitarren-Fachblättern viel Presse bekam. Zudem spielte man diverse Shows mit Truppen wie AVENGED SEVENFOLD, KORN, ALTER BRIDGE oder DEVILDRIVER, was auch eine ungefähre Marschrichtung vorgibt, wohin die musikalische Reise auf dem Nachfolger „Unstable“ geht: irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus Metalcore, Nu Metal, typisch amerikanischem „Psycho-Rock“ und Jahrgangsabschlussband einer humanistischen Realschule in Bielefeld wildernd, bespaßen TETRARCH erwartungsgemäß eher modern orientierte Naturen als den gemeinem Keep It True-Besucher. Rein handwerklich machen Hauptsongwriterin Frau Rowe und ihre männlichen Mitstreiter einen sehr guten Job; die Genre-üblich tief und breit bollernden Riffs werden von Josh Fores (der auch für die Rhythmusgitarre verantwortlich zeichnet) wechselnd wütendem und melodischem Geschrei/Gesang songdienlich ergänzt, was in gelungenen bis guten, wenn auch wenig überraschenden Stücken wie dem Opener „I´m Not Right“, dem treibenden Titelsong, dem hymnischen „You Never Listen“, der fast schon doomigen Breitwand-Nummer „Take A Look Inside“ (mein persönliches Highlight des Albums) oder „Addicted“ kulminiert. Einerseits liefern TETRARCH hier eine saubere, zudem amtlich produzierte Vorstellung ab, an der es objektiv nix zu mäkeln gibt, und die die Fans dieser musikalischen Gattung mehr als befriedigen wird. Andererseits wirkt „Unstable“ wie ein am Reißbrett entworfenes und perfekt durchkalkuliertes, bis in die letzte Note berechnetes und durchkonstruiertes Konsumprodukt für die Generation der Spotify-Teens – auch wenn sie nicht in Bielefeld wohnen.