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Zenith

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Mit „Zenith“ legen BLEED FROM WITHIN ihr siebtes Full-Length-Album vor - und das innerhalb von nur 16 Jahren. Für heutige Verhältnisse eine beachtliche Schlagzahl. Dabei legte das schottische Quintett einen Aufstieg hin aus dem (damals) nicht enden wollenden Sumpf von tausenden gleich klingenden Metalcore-Truppen zu einer DER Größen des Genres - zumindest in Europa.

Auch "Zenith" macht von Anfang an klar, warum sich ausgerechnet BLEED FROM WITHIN aus diesem Sumpf befreien und spätestens mit dem fantastischen Album "Fracture" von 2020 zu den Big-Playern des Genres mausern konnten. Der Opener "Violent Nature" überrollt einen gleich mit der typischen Mischung aus Old School Thrash und Metalcore der Marke UNEARTH. Beeindruckend mit welcher Präzision die Band zu Werke geht. Das Gitarrenduo Gowan/Jones gehört zum Besten, was der moderne Metal zu bieten hat und liefert ein mörderisches Riff nach dem anderen. Die Rhythmus-Sektion aus Davie Provan und Ali Richardson steht dem in Nichts nach und Richardson übertreibt es nicht mit dem Einsatz von Double-Bass, sondern setzt immer wieder auch auf klassische Metal-Grooves. Perfekt geschmiedet wird dieses Eisen unter anderem im vorab ausgekoppelten "In Place Of Your Halo", das BLEED FROM WITHIN in Windeseile siebenstellige Click-Zahlen brachte. Ein echter Hit, der glücklicherweise ohne süßliche Clean Vocals auskommt, dafür aber das traditionelle Instrument der Schotten einbindet und einen Breakdown mit Dudelsack liefert. In Sachen Gesang erinnert Scott Kennedy stark an Winston McCall (PARKWAY DRIVE), besonders in dem seltenen Talent mit Harsh Vocals Ohrwürmer zu erzeugen.

Weitere Höhepunkte des Albums sind das eingängige "Immortal Desire", bei dem niemand Geringes als Brann Dailor (MASTODON) Gast-Vocals beisteuert und das brettharte "Hands Of Sin" mit Unterstützung von Josh Middleton (ARCHITECTS/SYLOSIS). Insgesamt kommt das Album ohne jeden Durchhänger aus und bleibt über alle elf Songs abwechslungsreich und fesselnd wie im mit feinen Akustik-Gitarren und Piano versehenen "Edge Of Infinity".

BLEED FROM WITHIN können mit "Zenith" nahtlos an die großartigen Vorgänger-Alben anknüpfen und klopfen damit ganz deutlich an der Liga der schon genannten PARKWAY DRIVE oder ARCHITECTS an. Den Aufstieg in solche Sphären hätten sich die Schotten allemal verdient.

Zenith


Cover - Zenith Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 47:10 ()
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The Place After This One

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Mit „The Place After This One“ legen UNDEROATH das zehnte Studioalbum ihrer ereignisreichen Geschichte vor, das ihre musikalische Evolution weiter vorantreibt. Die Band, die ihre eigene Nische zwischen Metalcore und Post-Hardcore gefunden hat, präsentiert ein Werk, das sowohl die vertrauten Trademarks in sich trägt als auch die musikalischen Grenzen etwas weiter pusht. Dabei muss das Quintett aus Florida längst niemandem mehr etwas beweisen, nach Gold-Auszeichnungen und Grammy-Nominierungen in der Vergangenheit.

„The Place After This One“ wechselt nahtlos zwischen intensiven, aggressiven Passagen und atmosphärischen, introspektiven Momenten. Songs wie der Opener „Generation No Surrender“ oder „Vultures“ (mit Troy Sanders von MASTODON) entfesseln einen Sturm aus verzerrten Gitarren und Aaron Gillespies kraftvollen Drums, während Tracks wie "All The Love Is Gone" sowas wie Industrial-Pop sind. Mit "Teeth" findet sich in der Mitte des Albums ein Stück, das zwei Minuten lang von einem waschechten Drum'n'Bass-Beat getragen wird, um dann zum Ende heftig zu eruptieren. Ein sehr gelungenes Experiment. Textlich taucht „The Place After This One“ tief in Themen wie Verlust, Isolation und die Suche nach Sinn ein. Spencer Chamberlains Lyrics sind dabei sehr persönlich, die Darbietung ist wie immer leidenschaftlich und emotional und gespickt mit zupackenden Hooks.

"The Place After This One“ ist ein Album, das durchgängig überzeugt, ohne die ganz großen Hits zu liefern. Wenn man allerdings auf moderne Musik der harten Sorte steht, führt auch weiter kein Weg an UNDEROATH vorbei und langjährige Fans wird die neue Scheibe ganz sicher nicht enttäuschen. In dieser Form bleibt die Truppe der Szene hoffentlich noch lange erhalten!

The Place After This One


Cover - The Place After This One Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 36:41 ()
Label:
Vertrieb:
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Phenomena II

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Thinking Men's Metalcore. Ja, gibt´s denn sowas? Aber natürlich und wer er es nicht glaubt, darf gerne dem neuen Werk von WITHIN THE RUINS lauschen. Das Quartett aus Massachusetts flößt dem Hörer ein wohlschmeckendes Gebräu ein aus progressivem Metalcore der Marke BORN OF OSIRIS, Melodic Death Metal a la THE BLACK DAHLIA MURDER, perfekt abgerundet mit Noten von Deathcore und Djent. Sogar einige klassische (Thrash) Metal-Einflüsse werden gekonnt verarbeitet. Insbesondere Mastermind Joe Cocchi an seiner Gitarre lässt ein Feuerwerk von Riffs, Harmonien und Soli vom Stapel, dass sich selbst feingeistige Prog-Gemüter zu Anerkennung hinreißen lassen sollten. Insbesondere bei den drei instrumentalen Stücken auf "Phenomena II" brilliert der Bandkopf derart, dass diese zu den Highlights der Scheibe zählen. Aber ob instrumental oder mit Gesang, WITHIN THE RUINS gehen für ihren Härtegrad ganz außergewöhnlich sortiert vor. Die Riffs und Grooves sind klar strukturiert, die Produktion ist extrem transparent, so dass brutales Gerödel wie der Opener "Castle In The Sky" oder für das Genre unfassbar Melodisches wie "Chaos Reigns" brillant aus den Boxen schallen. Das macht WITHIN THE RUINS auch für Leute hörbar, die sonst vielleicht einen großen Bogen um alles machen, was irgendwie die Bezeichnung "-core" in sich trägt. Und irgendwie schwirrt über dem Ganzen der Name Chuck Schuldiner. Auch wenn die konkreten musikalischen Parallelen kaum vorhanden sind, schaff(t)en er und Joe Cocchi es gleichermaßen meisterhaft, extreme und anspruchsvolle Musik in ein nachvollziehbares Gewand zu kleiden und so neue Fankreise zu erschließen. In Sachen Bekanntheit können WITHIN THE RUINS vielleicht noch nicht mit den ganz Großen des Genres wie LORNA SHORE oder den bereits genannten BORN OF OSIRIS mithalten, verdient hätten sie es aber allemal.

Mit ihrem siebten Longplayer perfektionieren WITHIN THE RUINS ihren Stil und beweisen dass außergewöhnliche Musikalität und ein hoher Härtegrad kein Grund sind, den Hörer mit atonalem Lärm zu quälen. "Phenomena II" ist ein Album, das immer wieder gehört werden will, weil die anspruchsvollen Songs Suchtfaktor entwickeln. Eine ganz dicke Empfehlung!

 

 

 

 

Phenomena II


Cover - Phenomena II Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 50:12 ()
Label:
Vertrieb:
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Stigma

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Mittlerweile gehört auch die zweite (oder dritte?) Welle des Metalcores fast schon zum alten Eisen. WAGE WAR aus Florida treten bereits mit ihrem fünften Album ihrer Bandgeschichte an. Wie viele ihrer Genre-Kollegen wandelt das Quintett mit dem neuen Longplayer etwas abseits allzu ausgetretener Metalcore-Pfade. Vor allem hat sich ein gehöriger Schuss Industrial der Marke NINE INCH NAILS aber noch viel mehr SKINNY PUPPY in die Riffgewitter eingeschlichen. Das ergibt durchaus eine erfrischende Mischung. Dabei beginnt "Stigma" mit dem Track, der gleich am stärksten in diese Kerbe hat. "The Show´s About to Start" präsentiert dem Hörer mehr Elektronik als Rock, was jedoch keinesfalls zu Lasten der Brutalität geht. Dafür sorgt alleine das saftige Riffing und der derbe Breakdown zum Schluss. Mit ähnlichen Zutaten jedoch einen Tick melodischer geht es weiter mit "Self Sacrifice". Ein mörderischer Song, bei dem die Gitarrenarbeit alles killt. Über die gesamte Laufzeit ist es auch hauptsächlich diese, die WAGE WAR davor bewahrt als Klon neuerer BRING ME THE HORIZON abgestempelt zu werden. Zwar gehen die US-Amerikaner mit Songs wie "Magnetic" oder dem grandiosen Ohrwurm "Blur" fast schon DON BROCO-poppig vor, das tolle Songwriting und detailreiche Arrangements lassen diese Lieder jedoch nicht im Sumpf des allzu seichten Modern Rocks versinken. Tracks wie das brutale "Tombstone" stellen dagegen ohnehin ein gutes Heilmittel gegen jede Form von Melodie-Vergiftung dar. Über die gesamte Länger des Albums geben sich WAGE WAR keine Blöße und sogar der Rausschmeißer "Is This How It Ends" verwöhnt das Ohr noch mit schönen Groove und wunderbaren Melodien. Eine für diese Art von Musik perfekte Produktion rundet eine bärenstarke Platte ab, die WAGE WAR so eigentlich nicht zuzutrauen war. Aber man lässt sich vom Leben ja gerne auch positiv überraschen.

"Stigma" wird am 21.06.2024 digital veröffentlicht. Wer diesen Knaller physisch erwerben möchte, muss sich leider noch bis zum 06.09. gedulden.

 

 

 

 

Stigma


Cover - Stigma Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 31:1 ()
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The Silent Remain Forgotten

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Die Metal-Szene ist schon ein erstaunliches Soziotop. Seit über 50 Jahren versammeln sich darin die Freund*innen der Stromgitarre und feiern die Riff-Kaskaden ihrer Helden. Ein Ende ist nicht abzusehen. Ganz im Gegenteil ist die Szene so lebendig wie seit jeher. Und immer wieder kommen scheinbar aus dem Nichts junge Bands nach, die frisches Blut einbringen und den Metal am Leben halten. So auch TEZURA aus dem Großraum München. Das junge Quartett existiert erst seit 2019 und legt mit der EP "The Silent Remain Forgotten" nach einigen Singles ihr erstes Werk mit mehreren Tracks vor. Das Cover ist düster und bedrohlich gehalten, kommt aber sehr stimmungsvoll und vor allem künstlerisch hochwertig daher. Spontan lässt einen dieses Artwork zwar Black Metal vermuten, tatsächlich spielen TEZURA jedoch eine druckvolle Mischung aus Thrash Metal und Metalcore. Dabei sind die Godfather dieser Mischung - TRIVIUM - allgegenwärtig, aber auch eher thrashlastige Metalcoreler wie BLEED FROM WITHIN haben bei den Vieren nachhaltig Spuren hinterlassen. Das ist weder Schande noch Makel, wenn man erstens seine Instrumente beherrscht und zweitens ein Händchen für markante Riffs und Melodien hat. Beide Faktoren sind hier voll erfüllt und so macht die EP rundum Laune. Sei es der derbe Opener "Nothing To Me", der hitverdächtige Titelsong oder das mit ruhigen Passagen glänzende "Still Here", alle Songs sind absolut hörenswert und transportieren auf beeindruckende Weise die Energie, die solch eine junge Metal-Band ausstrahlen muss. Da sich auch die Produktion auf internationalem Niveau befindet, gibt es hier tatsächlich nichts zu meckern. Allen, die ihren Metal gerne auch mal etwas moderner hören, sei "The Silent Remain Forgotten" wärmstens empfohlen. Die Jungs haben die Aufmerksamkeit verdient und wir werden noch viel von ihnen hören, wenn sie ihren Weg konsequent weitergehen. Seid von Anfang an dabei!

 

 

The Silent Remain Forgotten


Cover - The Silent Remain Forgotten Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 19:47 ()
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The Surface

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Metalcore hat sich vom Stiefkind des klassischen Metals längst zu einem vielseitigen Genre mit unzähligen verschiedenen Strömungen entwickelt. Von Trend oder Eintagsfliege kann man nach fast dreißig Jahren sicher nicht mehr reden. Heutzutage loten Bands wie SLAUGHTER TO PREVAIL, LORNA SHORE, SPIRITBOX oder auch Veteranen wie UNEARTH die unterschiedlichsten musikalischen Nischen aus. BEARTOOTH gehen mit ihrem neuesten Album "The Surface" konsequent in Richtung Eingängigkeit und Melodie. Dabei verbindet die Truppe um Mastermind Caleb Shomo zeitgemäße Instrumentenbeherrschung mit jeder Menge Vibes des melodischen Punks wie wir ihn aus der Zeit der Jahrtausendwende kennen und brutalen Break- und Riffdowns. 

Mit diesem fünften Longplayer seit der Bandgründung im Jahr 2012 übertrifft sich Shomo in Sachen Songwriting selbst. War schon der Vorgänger "Below" ein Feuerwerk an Melodien, geht "The Surface" den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Die Refrains des Titelsongs, von "Riptide" oder der Halbballade "Look The Other Way" brennen sich in die Gehörgänge ein und verlassen sie so schnell nicht wieder. Dabei sind die genannten Songs nur persönliche Highlights. Alle elf Stücke halten ein fantastisches Niveau. Was BEARTOOTH darüber hinaus von der gewöhnlichen 08/15-Metalcore-Truppe abhebt, sind die feinfühligen Lyrics, die größtenteils davon berichten wie sich Caleb Shomo nach psychischen Problemen wieder in ein lebenswertes Leben zurück gekämpft hat. Dabei überschreitet er die drohende Grenze zur weinerlichen Pathetik allerdings nie. Eine Kunst für sich.

In "The Better Me" erhalten BEARTOOTH prominente Unterstützung durch den Country-Rocker Hardy. In Europa weitgehend unter dem Radar laufend, ist dieser in den USA aktuell DER Rising Star der Szene. Auch in dieser Kollaboration manifestiert sich die Öffnung zu massentauglicheren Klängen. Dabei gehen sicher Fans der ersten Stunden verloren, wenn man den Ansatz allerdings so kompetent verfolgt wie das Quintett aus Ohio, ist dies trotzdem definitiv die richtige Entscheidung.

BEARTOOTH liefern mit "The Surface" ein eingängiges, jedoch keineswegs plumpes Werk, setzen sich mit den Texten wohltuend von irgendwelchem Metal(core)-Bullshit-Bingo ab und überzeugen damit auf ganzer Linie. Wenn es ihnen gelingt, diese Qualität weiter beizubehalten, könnten sie in den nächsten Jahren durchaus einen Status wie etwa BILLY TALENT erlangen. Zu wünschen wäre es Ihnen.

 

 

 

 

 

The Surface


Cover - The Surface Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 37:34 ()
Label:
Vertrieb:
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The Burden Ov Faith

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Unser Sous-Chef schreibt mir freundlich: "Ralf, du machst doch die SUICIDE SILENCE - ich hab da noch was ähnliches für dich." Und ich so: "Immer her damit!". Manchmal sollte man sich einfach nicht so weit aus dem Fenster lehnen und eher in buddhistischer Zurückhaltung und Demut üben.... Denn - und nehmen wir es vorweg - wirklich gut ist dieses Album nicht geworden. Von Ex-SUFFOKATE-Fronter Ricky Hoover angeführt, eifern OV SULFUR ganz eindeutig den Shooting Stars des (symphonischen) Deathcores LORNA SHORE nach. Dabei sind die Parallelen so frappierend, dass man hin und wieder knapp am Plagiat vorbei schrammt ("The Inglorious Archetyphe"). Da helfen auch die technisch sauber vorgetragen cleanen Vocals nicht viel. Was als Alleinstellungsmerkmal dienen könnte, wirkt oft wie ein Fremdkörper - einzig der Gastbeitrag von Lindsay Schoolcraft (ex-CRADLE OF FILTH) im abschließenden Titeltrack ist wirklich gelungen. Ansonsten ist man LORNA SHORE in allen Belangen unterlegen. Den Gitarren fehlt vollständig die absurde Virtuosität der offensichtlichen Paten, zumindest wenn man die Gitarren auch hören kann. Die Produktion ist so dermaßen unausgewogen, dass die Klampfen von den dominanten Drums und den überlauten Vocals teilweise völlig überlagert werden. Selten musste ich bei einem Album aus dem Metal-Bereich so angestrengt zuhören, um die Riffs heraushören zu können. Ebenfalls misslungen sind die Keyboard-Arrangements, die einen symphonischen Anstrich verleihen sollen, aber nur aufgesetzt und blass wirken. Einziger kompositorischer Lichtblick ist "Death Ov Circumstance", das einigermaßen druckvoll und catchy durch die Boxen schallt. Ansonsten haben wir es hier offensichtlich mit dem Versuch zu tun auf der Erfolgswelle von LORNA SHORE mit zu schwimmen, dabei versagen OV SULFUR eigentlich in jedem Punkt. Schade. Vielleicht können ganz eingeschworene Deathcore-Jünger diesem Werk etwas abgewinnen, alle anderen greifen lieber zum Original.

 

 

 

The Burden Ov Faith


Cover - The Burden Ov Faith Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:16 ()
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Remember...You Must Die

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Die einstigen Posterboys des Deathcore veröffentlichen mit "Remember... You Must Die" ihr siebtes Studioalbum. Damit hat Frontmann Eddie Hermida nun mehr Studioalbum eingeschrieen als der legendäre und viel zu früh verstorbene Mitch Lucker. Dessen Tod im Jahr 2012 hatte die Band kreativ etwas aus der Bahn geworfen. Natürlich haben SUICIDE SILENCE nie wirklich Schlechtes veröffentlicht, aber die Hermida-Alben hatten nicht das letzte Quäntchen Energie und Wahnsinn wie die Scheiben der Lucker-Ära. Mit dem neuen Longplayer könnte sich das jedoch ändern. Die Kalifornier schieben ihren Sound im Jahre 2023 ein gutes Stück Richtung Death Metal. Ob das den Fans der ersten Stunde gefällt sei dahingestellt, die leichte Kurskorrektur tut der Band aber hörbar gut. Startet das Album mit dem Quasi-Titeltrack "You Must Die" noch in gewohntem Stil und einem Energielevel, der rechtsdrehende Joghurtkulturen freiwillig die Gegenrichtung einschlagen lässt, kommen schon mit dem folgenden "Capable Of Violence (N.F.W.)" sofort Parallelen zu CANNIBAL CORPSE in den Sinn. Brutales Riffing mit den prägnanten Quietschern und ziemlich tiefe Vocals von Hermida - definitiv mehr Death als Core. Gerade die letzten Takte des Songs müssen als Hommage an die legendären Death Metaller aus Buffalo gewertet werden. Zudem bleibt der Track tatsächlich gut im Ohr hängen. Nahtlos weiter geht es mit einem dem lieblich betitelten "Fucked For Life", das mit einem absoluten Killerriff startet. Auch hier ist der Death Metal allgegenwärtig, SUFFOCATION lassen grüßen. Die Produktion ist dabei extrem transparent, so dass die coolen Gitarren auch wirklich zur Geltung kommen lässt. Eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängeralben, die soundtechnisch zu eindimensional auf Brutalität abstellten. Weitere Höhepunkte des Albums sind "Alter Of Self" in alles zermalmendem Midtempo, das im Refrain in einer morbiden Gitarrenmelodie aufgelöst wird, sowie "Be Deceived", das gegen Ende des Albums die Core-Seite betont. Den Schlusspunkt setzt "Full Void", wo ein atmosphärisches Intro ansatzlos in furiose Blastbeats und entmenschtes Gebrülle umschlägt. Der Riffdown ist nochmal unfassbar brutal.

Fazit: SUICIDE SILENCE loten mit "You Must Die" die Grenzen des eng begrenzten Genres aus. Reiner Deathcore der alten Schule mit 0-0-0-0-Riffs ist das hier ganz bestimmt nicht. Wem sowas aber schnurz ist und der gleichermaßen brutaler wie gut gespielter und komponierte Mucke etwas abgewinnen kann, ist hier genau richtig. Hervorgehoben sei noch einmal die tolle Produktion, die es leicht macht, auch solch extremes Liedgut über Albumlänge genießen zu können.

 

 

 

 

Remember...You Must Die


Cover - Remember...You Must Die Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 39:30 ()
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Manifestation Of Human Suffering

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Die Entscheidung fiel nicht schwer. Entweder die neue HAMMERFALL anhören, oder sich den Schwaben GUTRECTOMY widmen. Bei HAMMERFALL ist eh klar, was geliefert wird, aber bei den Schwaben war ich tatsächlich gespannt, da diese bereits auf eine breite Fangemeinde bauen können und ich mir ein eigenes Bild machen wollte. Das Cover und der Titel lassen auf schwere Kost hoffen und der Hörer wird nicht enttäuscht. Das Thema der Scheibe ist eine selbstsüchtige und kaltblütige Gesellschaft, was nicht unbedingt einen Kreativitätsbonus verdient, aber leider doch eine aktuelle Thematik dargestellt.

Nach einem kurzen Intro geht es mit „Shrine Of Gisgust“ los. Ach du heiliges Blechle – und wie das losgeht! Die Bässe wummern, die Riffs peitschen den Song nach vorne und der Gesang killt. Besonders die Drumarbeit sorgt für Begeisterung. „Slaves To Greed“ geht auch gleich wieder in die Vollen und hier gibt Sänger Dennis Schuler wirklich alles. Hasserfüllte Vocals wechseln sich mit markerschütternden Pig-Squeals ab und lassen den Hörer erzittern. Das mag jetzt alles sehr positiv klingen und ist auch eine runde Sache, aber die Band zeigt auf den nächsten Liedern keine weitere Entwicklung mehr. Der Slam-Deathcore bleibt auf einem hohen Level, aber es fehlen Überraschungen, die den Hörer wirklich fesseln. Zweiter Kritikpunkt sind die massiven Breakdowns, die einzelne Songs auseinanderreißen und das Hörvergnügen schmälern. Weniger wäre hier mehr gewesen. Klar, technisch ist die Band den Kinderschuhen entwachsen, aber die Kunst echte Songs zu schreiben ist noch nicht weit fortgeschritten.

Fest steht, „Manifestation Of Human Suffering“ ist brutal, stumpf und gutklassig, aber hat man das Werk gehört, so fehlt die Motivation sich die Knüppel- Breakdownorgie nochmals anzuhören. Schade eigentlich, da die Ansätze stimmig sind und das Gesamtpaket gut verkauft wird – nur muss man diese Basis als Element für gute Songs nutzen. Live ist die Band bestimmt ein absoluter Abräumer und ich würde bestimmt meinen Spaß haben, aber auf einem Longplayer regiert die Langeweile. Eventuell teste ich doch lieber die neue HAMMERFALL an…

 

Manifestation Of Human Suffering


Cover - Manifestation Of Human Suffering Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 38:8 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

SCAR WEAVER

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Eine alte Regel im Musik-Business besagt, dass die dritte Scheibe für den Fortgang einer Karriere ausschlaggebend ist. Fakt ist, dass sich ONCE HUMAN auf den Vorgängeralben „The Life I Remember“ und „Evolution“ noch nicht wirklich gefunden haben und teilweise halbgare Produkte ablieferten, die über einen Achtungsapplaus nicht hinauskamen. Mit „Scar Weaver“ schickt sich der ex MACHINE HEAD Gitarrist Logan Mader, der auch seine Spuren bei SOULFLY hinterlassen hat, an, die Band auf dem dritten Album endlich in Spur zu bekommen. Mit Sängerin Lauren Hart hat Logan ein ganz heißes Eisen im Feuer, welches gesangstechnisch sofort eine eigene Duftmarke setzt. Natürlich sind Female-Fronted Bands keine Exotenerscheinung mehr und spätestens mit dem Erfolg von ARCH ENEMY müssen sich diese Bands ohne Extrapunkte beweisen.

Dies gelingt ONCE HUMAN auch, da das moderne Metalgemisch definitiv den Zeitgeist trifft und von der breiten Masse bestimmt positiv aufgenommen wird. Die Riffs sitzen tief und hart, die Breakdowns wummern brutal und der Bass sorgt für den gewissen Druck. Lauren setzt dem Treiben die Krone auf und überzeugt mit aggressiven und druckvollen Vocals. Natürlich setzten ONCE HUMAN auch auf persönliche Kontakte und somit bereichert Robb Flynn von MACHINE HEAD den Song „Deadlock“. Die Vocals von Robb sind stimmlich eher im Sprechgesang angesiedelt und untermalen den Song passend und schaffen eine stimmige Soundlandschaft. Ein Song wie „Where The Bones“ ist zwar direkter, aber irgendwie hat der Song das gewisse Extra und die Doublebass-Nummer setzt sich in den Ohren fest, was besonders dem genialen Refrain geschuldet ist. Würde ONCE HUMAN dieses Niveau halten, so stünden alle Türen für eine erstklassige Karriere offen. Leider können nicht alle Songs dieses Level halten und somit plätschern einige Songs vor sich hin, ohne den Hörer tatsächlich zu erreichen. An diesem Umstand ändert auch der gute, aber identitätslose Sound nichts. Natürlich ist der Mix perfekt und das Mastering äußert gelungen, aber dies nimmt dem Album jegliche Identität und somit verbreitet sich soundtechnische Langeweile.

Schade, „Scar Weaver“ bietet viele gute Ansätze, aber das Album kann nicht völlig begeistern und landet somit im guten Mittelfeld. Eventuell gilt für ONCE HUMAN ja die Ausnahmeregel, dass erst das vierte Album richtungsweisend ist…

SCAR WEAVER


Cover - SCAR WEAVER Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:7 ()
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