Hinter SPIRAL ARMS verbergen sich in erster Linie Gitarrist Graig Locicero (ex-FORBIDDEN) und sein Jugendfreund, der Sänger Tim Narducci (SYSTEMATIC). Vervollständigt wird das Line-Up mit Chris „Cornbread“ Lombardo (Bass/Gesang, ex-VICIOUS RUMORS), Brad Barth (Keyboards), Anthony Traslavina (Gitarre) und Ron Reeden (Schlagzeug, ex-ESSENESS). Aber anders als der Name FORBIDDEN erahnen läßt, bieten SPIRAL ARMS auf „Freedom“ Retro Rock wie er heute wieder bei einschlägigen Radiostationen üblich ist – versehen mit einigen Alternative, Southern und Classic Rock Ausflügen. Als Opener fungiert die Single „Dropping Like Flies“ mit schweren Riffs und einem überraschenden Piano-Break; mit „Hold Me To The Sky“ folgt ein eher klassischer Rocksong mit leichter Psycedelic-Atomsphäre, Nummer drei des Albums, „Exit 63“, setzt auf Southern-Piano und ordentlich Groove – guter, fetter Start. Nach hinten raus wiederholen sich die Stilelemente dann allerdings etwas - „Blackmoon Morning“, „Drugs & Alcohol“ und „Dealer“ ziehen die Stonerkarte, „Lovers Leap“ kommt als obligatorische Ballade. Das BLACK SABBATH-Cover „Tomorrow's Dream“ liegt dann wieder über Durchschnitt, der Titeltrack „Freedom“ und das groovende „I Lay Low“ wollen allerdings dann nicht so ganz zünden. Dass man mit „Low Country Girl“ einen der besseren Songs nur aufs Vinyl packt muss man nicht verstehen. Das Debüt „Highest Society“ (2010) sorgt bereits für Aufmerksamkeit, war aber noch etwas undifferenziert und spiegelte die lange Entstehungszeit wieder. Bei „Freedom“ kommen SPIRAL ARMS jetzt öfters und schneller auf das wesentliche ihrer Songs – das macht das Album zugänglicher und auch mainstreamiger. Wer in dem Bereich also mal etwas fürs „easy listening“ und einfach abrocken sucht, darf hier ruhig mal reinhören.
Ein Wortspiel das einmal funktioniert, klappt ein zweites Mal bestimmt auch, dachten sich Roger Staffelbach und John West und gründeten -nachdem ARTENSION auf Eis liegen- ARTLANTICA. Auch musikalisch bewegt man sich im gleichen Fahrwasser wie ARTENSION. Das heißt es steht mitunter neoklassischer, leicht proggiger Power Metal auf dem Programm, welcher durch die immer noch imposante Stimme John Wests getragen wird. Aber natürlich geben sich auch die anderen Protagonisten instrumental keine Blöße. Hier sind absolute Vollprofis am Werk. So gibt es an der technischen Umsetzung schonmal nix zu bekritteln, was man dann als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen kann, ist die Tatsache, dass ARTLANTICA sehr auf Nummer sicher gehen. Experimentiert wird wenig. Und so geht es mal episch getragen („Across The Seven Seas“) zur Sache, mal gibt es vollgas auf die Mütze („Fight For The Light“) und eine Pianoballade ist auch noch vorhanden („Ode To My Angel“). Wie gesagt: Alles perfekt gemacht; nur der letzte Überraschungskick fehlt. Bei Musikern dieser Güte hat man einfach auch erhöhte Erwartungen, die man an das x-te 80er Revival-Metal Werk nicht hat. Um es kurz zu machen: Freunde der Bands der Protagonisten (ARTENSION, ROYAL HUNT, ROB ROCK) können sich das Dingen blind einverleiben und es bedenkenlos ins Regal bzw. den CD-Spieler wuchten.
Nachdem Rock’n Rolf seine alte Kogge letztes Jahr wider Erwarten aus dem Trockendock geholt und zu einem erneuten Stapellauf angesetzt hat, war meiner einer zuerst erfreut und dann doch recht ernüchtert, denn „Shadowmaker“ hielt leider nicht das, was man sich im Vorfeld erhofft hatte. Umso überraschender, dass RUNNING WILD knappe 1,5 Jahre später schon mit dem Nachfolger „Resilient“ am Start sind. Und vorweg kann gesagt werden dass auch hier noch nicht alles güldene Dublonen sind, der Patient aber auf dem Weg der Genesung schon ein beträchtliches Stück zurückgelegt hat.
Als Erstes fällt positiv auf, das RUNNING WILD zu ihrem Signature-Sound zurückgefunden haben. Ungeachtet dessen, ob jetzt Drumcomputer oder nicht…“Resilient“ klingt wie eine RUNNING WILD Platte eben klingen muss und orientiert sich an Alben wie „Pile Of Skulls“ oder „Black Hand Inn“. Aber auch was das Songmaterial angeht, bewegt man sich wieder mehr zurück zu den eigenen Wurzeln als noch auf „Shadowmaker“. Der Up-Tempo Opener „Soldiers Of Fortune“ gefällt als klassischer RUNNING WILD Brecher der „Victory- oder The Privateer-Kategorie“ mit fettem Chorus. Das nachfolgende Titelstück ist ein kräftiger Stampfer mit RUNNING WILD typischer „Wir-geben-nicht-auf-Lyrik“. „Adventure Highway“ ist ein gutklassischer Mitsing-Rock N‘ Roller. Bei „The Drift“ geht einem als Fan der Piraten-Ära-RUNNING WILD endgültig das Herz auf. Eine mitreißende Hymne, welche auch auf den Alben der frühen 90er keinen Ausfall dargestellt hätte. So will man Rolf und seine Mannen hören. Einen Song wie das beschwingt-melodische „Desert Rose“ hat man in dieser Form hingegen von RUNNING WILD bis dato noch nicht zu hören bekommen. Funktioniert aber prächtig und macht richtig Laune. Erinnert ein wenig an Früh 80er RIOT („Outlaw“). Bei „Fireheart“ wird wieder etwas mehr aufs Gas gedrückt und das dürfte Live ziemlich gut ankommen. Stellt euch „Fistful Of Dynamite“ meets „Mr. Deadhead“ vor. „Run Riot” ist eine Nummer, welche eher in Richtung der „Brotherhood“- Phase schielt. Simpler Rocker halt. Das schleppendere „Down To The Wire“ ist dann der durchschnittlichste Song auf „Resilient“. Nicht wirklich schlecht, aber vom Hocker reißt er mich auch nicht. „Crystal Gold“ ist wieder eine Gute-Laune-Hymne, die die neueren RUNNING WILD repräsentiert. „Bloody Island“ gibt dann das 10-Minütige Finale. In bester Tradition solcher RUNNING WILD Longtracks wie „Treasure Island“ oder auch „Calico Jack” schließt „Bloody Island” „Resilient” würdig ab. Ein mächtiger Chorus und majestätisches Riffing machen „Bloody Island” zu einem kleinen Klassiker, der sich vor der Geschichte RUNNING WILD’s nicht verstecken muss.
Was „Resilient“ noch fehlt um mit den großen Klassikern zu konkurrieren, ist die kompromisslose Wildheit welche diese Alben auszeichnete. Trotzdem ist es eine sehr gelungene Scheibe und trägt zu Recht das RUNNING WILD Logo. Wenn der qualitative Aufwärtstrend anhält, dann bekommt die nächste RUNNING WILD endlich wieder die Auszeichnung TIPP!! Bis dahin jedoch habe ich auch genügend Spaß mit „Resilient“
Nun haben sie es auch auf der Insel erkannt: Die Zukunft des Rock liegt in dessen Vergangenheit. THE JOKERS haben ihren Bon Scott zwar auch genau gehört, verkommen dabei aber nicht zu einem totalen AC/DC Worship wie AIRBOURNE, 77 oder 42 DECIBEL, sondern mischen dem ganzen einen eigenen Touch bei. THE JOKERS spielen ihren Hard Rock auf eine sehr coole und lässige Art und Weise. Quasi die Erwachsenenvariante der oben genannten Bands. Man hört einfach, dass hier gestandene Musiker am Werk sind und keine 20-Jährigen Jungspunde. Stimmige Refrains und geschmackvolle Leads runden „Rock 'N Roll Is Alive“ perfekt ab. Vom entspannt groovenden Opener „Silver City“ über das Up-Tempo Titelstück bis hin zur gefühlvollen Ballade „Bring Your Love Back To Me“ beherrschen die Herren ihr Handwerk aus dem FF. „Rock 'n Roll Is Alive“ ist der perfekte Soundtrack für einen nächtlichen Trip durch eine Großstadt. Klassisches Rock Entertainment mit einer eigenen Note, die THE JOKERS von ähnlich gelagerten Bands abhebt.
VICTORIUS aus dem schönen Osten der Republik bieten kraftvollen melodischen Speed Metal, welcher durch eine Vielzahl veritabler Ohrwurmmelodien glänzt. Der Autor ortet musikalische Querverweise zu WIZARD, STORMWARRIOR oder auch GALLOGLASS. VICTORIUS sind 80er-Affin, ohne jedoch in die Retroschublade zu passen. VICTORIUS befinden sich größtenteils auf der Überholspur und geben richtig Gas. Dazu passend gibt es auch textlich Klischees vom Fass: Songtitel wie „Metalheart“, „Demon Legions“ oder „Age Of Tyranny“ zeigen auch gleich, wo der Hase lang läuft. Die jungen Herren haben es in ihrem eng gesteckten stilistischen Korsett aber trotzdem geschafft abwechslungsreiche und vor allem sehr eingängige Metalkost zu fertigen. Die Refrains von „Metalheart“ oder „Under Burning Skies“ fressen sich zum Besipiel ohne Umwege sofort in die Hirnrinde. Die Produktion ist fett und zeitgemäß ohne dabei unnatürlich zu klingen. Kurzum: Für Fans von Doublebass dominiertem melodischen Power / Speed Metal ist „The Awakening“ eine durchaus sinnvolle Sammlungsergänzung.
Dass der Schwabe an sich gerne post und dass das Ozonloch über dem Süden Deutschlands am größten ist, ist keine neue Erkenntnis. Um diese Theorien noch einmal mit wissenschaftlichen Beweisen zu untermauern, kommen jetzt die blutjungen REBELLIOUS SPIRIT mit ihrem Erstlingswerk „Gamble Shot“ aus dem Kreuz. L.A. liegt nun neuerdings irgendwo zwischen Stuttgart, Ulm und Geißlingen. So zumindest klingt „Gamble Shot“. Die jungen Herren rocken wie weiland POISON, MÖTLEY CRÜE, ROXY BLUE und Konsorten. Aber auch neuere Vertreter wie H.E.A.T. oder CRAZY LIXX dürften die Mannen schon einmal in ihrem Leben gehört haben. Ihre unwesentlich älteren Nachbarn von KISSIN' DYNAMITE können natürlich auch als Referenz hergenommen werden. Allerdings muss man sagen, dass REBELLIOUS SPIRIT die Sache recht entspannt angehen. Ein wenig mehr Rotz und Dreck würde der ganzen Geschichte ganz gut stehen. Noch sind mir REBELLIOUS SPIRIT etwas zu poliert. Aber trotzdem haben melodische Rocker wie „Forever Young“ oder „Let's Bring Back“ Potential und machen live vermutlich richtig Spaß. „Gamble Shot“ ist eine gute erste Standortbestimmung. Um jedoch in Zukunft die Horden der Haarsprayvernichter so richtig in Wallung zu bringen, müssen REBELLIOUS SPIRIT noch ein paar Brickets nachlegen. Aber genau dafür haben sie ja noch ganz viel Zeit.
EDENBRIDGE lassen sich in unserer schnelllebigen Zeit nicht unterkriegen und präsentieren mit „The Bonding“ ihr nunmehr achtes Studiowerk. Während ich bei den früheren Alben öfter die mangelnde Klampfenpower (bei aller Virtuosität Lanvall's) bemängelt habe, so hat sich dieser Umstand spätestens mit dem sechsten Langeisen „Myearthdream“grundlegend geändert. Und so stimmt auch auf dem neuen Werk die Balance zwischen ausuferndem Bombast eines physischen Orchesters und fettem Gitarrensound. EDENBRIDGE schaffen es ihre Metal- und Klassikeinflüsse so gekonnt miteinander zu verschmelzen, dass kein hörbarer Bruch zwischen diesen beiden Stilen existiert, sondern alles stimmig ineinander fließt. Ruhige Songs wie das gegen Ende Soundtrack-artige „Far Out Of Reach“ stehen gleichberechtigt neben harten Metalsongs wie dem recht heftigen Knaller „Shadows Of My Memory“. Zu „Alight A New Tomorrow“ wurde nicht umsonst ein Video gedreht: Kraftvoll, catchy und kommerziell im besten Wortsinn. Die Highlights bilden aber die Albumklammern: Der monumentale 7-Minütige Opener „Mystic River“ und der 15-Minütige Rausschmeißer „The Bonding“ in dem EDENBRIDGE von hart bis zart noch einmal alle Register ziehen und in dem das Orchester noch einmal eine zentrale Rolle spielt. Im Vergleich zu vielen ähnlich gelagerten Bands hebt sich auch Sabine Edelbachers Gesang durch seine wohltuend unaffektierte und natürliche Art sehr von dem vieler Konkurrentinnen ab. Alles in allem ein Pflichtwerk für Freunde symphonisch, bombastischen Metals, welcher weder Anspruch noch Eingängigkeit missen lässt.
Die Erstauflage gibt es im schicken Digi-Book und bringt als Bonus das komplette Album noch einmal in instrumentaler Variante mit.
Die Freuden der Globalisierung. Jetzt machen auch Argentinier 100 % Aussie kompatiblen Pubrock. Beim Hören des 42 DECIBEL Debuts erwischt man sich öfters bei der Frage, ob Bon Scott auch wirklich tot ist, oder ob er sich nur all die Jahre in der argentinischen Pampa versteckt gehalten hat. Er wäre ja nicht der erste, der nach Argentien geflüchtet wäre...ähem.... „Hard Rock 'N Roll“ orientiert sich sehr an den ganz frühen AC/DC. Also „High Voltage“, „T 'N T“ und „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“. Viel Blues, viel Boogie Rock und eine hochprozentige Lyric. Wobei...damit tue ich den Herren Unrecht. Sie singen nicht nur über die Vorzüge des Alkohols, sondern auch über Frauen, Rock 'N Roll und Party im Allgemeinen. „Hard Rock 'N Roll“ ist ein gelungener Worship an Ursuppen-AC/DC und passt toll zwischen AIRBOURNE oder '77 ins Regal. Auch wenn 42 DECIBEL die Sache um einiges relaxter angehen. „Take Me“ ist sowas wie „The Jack 2013“ und „Addicted To Rage“ ist ein schöner fast forward Rocker im Stile von „Rock 'N Roll Singer“. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der Rest der gut einstündigen Scheibe. Nicht essentiell, aber partytauglich, mit Liebe gemacht und verbreitet gute Laune.
Wer „The Distance” aus den Boxen schallen hört, fühlt sich sofort an Größen wie NICKELBACK oder GODSMACK erinnert. GLOOMBALL stammen jedoch nicht wie die genannten Kollegen von der anderen Seite des großen Teichs, sondern aus good old Germany, um genau zu sein aus Mannheim - da soll noch mal einer behaupten, deutsche Rockbands wüssten nicht, wie man es ordentlich krachen lässt. Denn dass GLOOMBALL das können machen Songs wie „Long Time Gone“ und „Blown Away And Gone“ bereits beim ersten Anhören unmissverständlich klar. Das gesamte Album kommt druckvoll und mit sattem Sound daher; fette Gitarren und vorwärts treibende Arrangements werden mit rauem, aber dennoch eingängigem Gesang kombiniert. Gelegentlich schleichen sich auch ein klein wenig ruhigere Klänge ein, wie beim durchaus (rock-) radiotauglichen Titeltrack „The Distance“ und „No Easy Way Out“, und zum Schluss warten die Herren doch tatsächlich sogar mit einer Pianoballade auf. FAZIT: GLOOMBALL können mit den ganz Großen mitspielen.
Kollege Wolfgang ist mit dem ersten A PALE HORSE NAMED DEATH-Album nur so halb warmgeworden, auch wenn ihm ein großes Potential bescheinigte. „Lay My Soul To Waste“, das neue Werk der quasi-Allstar-Combo (immerhin finden sich hier Leute von TYPE O NEGATIVE und LIFE AGONY) klingt schwermütiger, auch wenn mit „Shallow Grave“ ein knackig rockender Song den Auftakt bildet. Der setzt auch textlich die Standards, wird hier doch in klaren Worten einer gescheiterten Beziehung gedacht, Text und Musik gehen hier also Hand in Hand. Im weiteren Verlauf der Scheibe ändert sich das nicht: wo die Musik zwischen schleppend-melancholisch und rockig wechselt, bleiben die behandelten Themen dunkel – Drogenmissbrauch ist hier nur ein Beispiel (und angesichts des Todes von Pete Steele sicher keines, über das die Jungs einfach so singen können). Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger wird deutlich, dass A PALE HORSE NAMED DEATH intensivere Songs geschrieben haben und „Lay My Soul To Waste“ insgesamt abwechslungsreicher daherkommt. Für TYPE O NEGATIVE-Fans ist die Scheibe sowieso ein Pflichtkauf, ebenso im Grunde für alle Fans schwermütiger wie intensiver Musik. Die gut 50 Minuten haben keinen Ausfall zu verzeichen, das ist dann auch noch value for money. A PALE HORSE NAMED DEATH haben sich deutlich gesteigert und ein saustarkes Album geschrieben.