Von den Rotenburgern TO THE MARROW bekommen wir es dieser Tage ordentlich auf die Ohren. Mit „For Your Blinded Minds“ kommt das Debüt der, aus SNIPER entstandenen, Kapelle aus dem Norden an den Start. Ordentlich was auf Schüppe haben die vier Herren um Shouter und Gitarriero Rupert. Instrumentenbeherrschung par excellence. Respekt! Waren SNIPER noch ordentlich thrashig, sind TO THE MARROW einfach nur noch voll auf die Umme, hier wird moderner Metal mit vielen Ecken und Kanten geliefert. Mal bekommt man ORIGIN-artige Momente um die Ohren geblasen, mal geht es einfach nur brachial nach vorne im Sinne DARKEST HOURs und Co., an einigen Stellen hört man auch Chaos Core-Bands à la CONVERGE, ZAO und Konsorten durch. Thrashige Solo-Einlagen dürfen natürlich, ähnlich der Vorgängerband, nicht fehlen. Auch, vor manchmal etwas diffus daherkommenden Cleangesang-Parts schrecken die Mannen nicht zurück und beweisen damit, dass es ihnen nicht auf Einheitsbrei, sondern auf Authentizität ankommt. Deutsche wie englische Texte unterstreichen dies.
Ein höchst gelungener Einstand. 120% Spielfreude, und vor allem Spielkönnen zeigen TO THE MARROW auf „For Your Blinded Minds“ mit jeder Nummer. Vollgepackt mit entdeckungswürdigen Parts, die keinen Moment einseitig werden und erst Recht keine Spur vom Gaspedal gehen. Wirklich schön zu hören, dass sich in den ganzen modernen Spielarten des Metals auch mal wieder Innovationen finden lässt. „For Your Blinded Minds“ ist damit eine höchst empfehlenswerte Geschichte aus deutschen Landen, die diverse Ami-Hype-Bands locker an die Wand spielt. Bleibt zu hoffen, dass die hiesige Musiklandschaft schnell aufmerksam wird und die Herren zu mehr Bekanntheit bringt. In diesem Sinne: Prost und Ab geht’s! Am besten mit dem Rausschmeißer und echtem Hit Track „To The Marrow“
Peter Tägtgren hat mal wieder beste Arbeit geliefert und CARNALATION einen echt heftigen Sound beschert. Die fünf Finnen haben mit ihrem Debütalbum „Deathmask“ eine derbe Mischung aus Death und Grind kreiert, der sich aus dem bereiten Feld des Genres, Aufmerksamkeit verschaffen wird. Haben im letzten Jahr vor allem BENIGHTED aus Frankreich die Messlatte für solche Spielart des Metals extrem hoch gelegt, müssen sich CARNALATION nicht da drunter verstecken. Technisch durchaus teilweise mit einigen wirklich guten Finessen angereichert, kann „Deathmask“ auch mit seiner Power und Brachialität dem Hörer ordentlich Dampf um die Ohren blasen. Bleibt zu hoffen, dass es CARNALATION auch live überzeugen können und es in Bälde eine ausgeprägte Tour geben wird. Cheerz!
Das Beste heben sich CARNAL DEMISE für den Schluss auf: nachdem sie eine gute halbe Stunde lang austauschbaren Melodic Death Metal gezockt haben, überrascht „Slieghride“ mit unerwarteter Tiefe in Verbindung mit der landestypischen Schwermut. Ja, CARNAL DEMISE sind Finnen, was sich in den acht Songs vorher aber nicht erschließt, dafür klingt ihr Mix aus Göteborger Ideen und Thrash Metal-Riffs zu beliebig. Es ist ja in Ordnung, wenn sich eine Band von Klischees freimachen will; blöde nur, wenn es im Falle von CARNAL DEMISE dazu führt, dass ein Album völlig belanglos wird. Nicht schlecht gemacht, aber auch völlig Spannungsbefreit – bis eben besagter Abschlusstrack anfängt und zeigt, dass die Jungs durchaus ein Gespür für ansprechenden Death Metal haben. Schade, dass sie das nicht schon vorher gezeigt haben…
Bei PHOBIATIC sind einige erfahrene Leute am Werk, die sich ihre Sporen u.a. bei JACK SLATER, JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE oder INFECDEAD verdient haben. Handwerklich macht ihnen so schnell keiner was vor, entsprechend technisch und komplex ist das erste PHOBIATIC-Langeisen auch ausgefallen. Schön am US-Death orientiert, lassen immer wieder CANNIBAL COPRSE und vor allem IMMOLATION grüßen. In der guten halben Stunde geht es gut zur Sache und werden eine Handvoll heftiger Death Metal-Songs rausgehauen, die allesamt ein hohes spielerisches Niveau haben und glücklicherweise den Groove nie außer Acht lassen. Trotzdem kann „An Act Of Atrocity“ nicht vollends überzeugen, dafür fehlen die richtigen Knallersongs und die Momente, in denen Genialität durchblitzt. So bleibt das Album eine grundsolide Angelegenheit, die als Appetitanreger durchaus taugt und die technischen Fähigkeiten der beteiligten Musiker aufzeigt, aber zu den Genre-Klassikern nicht aufschließen kann.
ABHORDIUM überraschen die Welt außerhalb Finnlands mit ihrem Debütalbum doch ein wenig, immerhin hat die Band den heute nötigen Standard in Sachen Werbung via Social Media nicht wirklich eingehalten. Es wäre verdammt schade, wenn „When Depravity Incarnates“ deswegen untergehen würde, denn dazu ist die Ladung Totmetall viel zu gut. Von der ersten Sekunde an wird eine unheimliche, fast schon greifbar böse Atmosphäre aufgebaut, die das Album in Richtung Black Metal drückt. Aber keine Bange, werte Death Metal-Lunatics, musikalisch gibt es ordentlich einen auf’s Mett, schön brachial und mit Groove. Einzig beim Gesang finden sich immer wieder schwarzmetallische Versatzstücke, sonst regiert die reine Death Metal-Lehre, Blastparts und tiiief gestimmte Gitarren inklusive. Beim Songwriting beweisen ABHORDIUM ein Händchen für heftige und gleichzeitig abwechslungsreiche Songs, die durch die Betonung der düsteren Atmosphäre an Ausstrahlung gewinnen und die gut 40 Minuten zu einer intensiven Hörerfahrung machen. ABHORDIUM ist mit diesem Album ein guter Einstand in der Death Metal-Szene gelungen, mit dem sie hoffentlich Beachtung finden werden.
CATTLE DECAPITATION haben sich eine stetigt wachsende Fanschar erspielt, angesichts der Qualität ihrer Alben auh völlig zu Recht – es wäre durchaus verdient, wenn die sich auch abseits von Metal-Themen beschlagenen Amis mit „Monolith Of Inhumanity“ einen Sprung nach vorne machen würden. Auf dem neuen Longplayer ist die Band so brutal wie eh und je, lässt aber schon beim ersten Hördurchlauf viele kleine Details erkennen, die für nachhaltige Abwechslung sorgen. So wird zwar mächtig geblastet und auf’s Gas getreten, aber haben CATTLE DECAPITATION verstanden, dass das alleine nicht für ein gutes Death/ Grind-Album reicht. Wie schon bei „The Harvest Floor“ wurde auch in den elf neuen Songs darauf geachtet, die technisch anspruchsvolle Chose in wieder erkennbare Strukturen zu packen, was sich in massiven Riffs wie am Ende von „The Carbon Stampede“, dem punkigen „A Living, Breathing Piece Of Defecating Meat“ oder dem saubrutalen „Lifestalker“ äußert. Wahlweise witzig oder verstörend sind die nach Kinderchor klingenden Samples („Dead Set On Suicide“), die immer wieder genutzt werden. „Monolith Of Inhumanity” ist so ein würdiger Nachfolger zu “The Harvest Floor” und zeigt die Band gefestigt und mit einer klaren Vision, so dass die Scheibe allen Freunden gepflegten Krachs nur empfohlen werden kann.
WORDS OF FAREWELL haben sich mit AFM Records zusammengetan, um melodischen Death Metal made in Germany in die Läden zu bringen. Was als Ergebnis der Zusammenarbeit auf „Immersion“ zu hören ist, kann durchaus überzeugen und muss sich vor der skandinavischen Konkurrenz nicht verstecken. Die Band hat kraftvolle und gleichzeitig melodische Songs geschrieben, die sich irgendwo zwischen klassischem Göteborg-Stoff Marke DARK TRANQUILLITy und leichtem Finnland-Einfluss (INSOMNIUM) bewegen, gleichzeitig durch die starke Einbeziehung eines Keyboards an Profil gewinnen. „The Great Escape“, bei dem die Band ordentlich Gas gibt, oder Melodie-geschwängerte Nummern wie „Ever After“ zeigen deutlich, wie sehr die ihr Handwerk versteht. „Immersion“ wird so zu einer guten Melodic Death-Platte, die Fans des Genres überzeugen wird. Ein guter Einstand für WORDS OF FAREWELL bei ihrem neuen Label, verabschiedet werden die so schnell sicher nicht!
Der Fünfer aus Trier gehört zu den Bands, die anscheinend in Sachen Labelsuche noch nicht wirklich Glück hatten. Dabei bieten INCISE auf ihrem selbst produzierten Debütalbum „From The Crypt They Rise“ fast alles, was eine Todesblei-Truppe groß und stark macht: einen für eine Underground-Produktion sehr ordentlichen Sound, eine ausgewogene Mischung aus stumpfen Keller-Riffs und eingängigen Melodien (die nicht selten an AMON AMARTH erinnert – hört Euch als Bleistift nur mal die Stampfer „8 Arms Of Terror“ und „Ghoulfeast an), gut gestreuten Wechsel-„Gesang“ aus Growls und Schreien sowie ein ausgetüfteltes, wenn auch zugegebenermaßen noch nicht völlig packendes Songwriting. Als weitere Anspieltipps taugen der leicht ILLDISPOSED-mäßige Titelsong sowie das groovige, abschließende „Toxic Injection“, die eine wirklich viel versprechende Band zeigen, die hier eine sehr hörens- und empfehlenswerte Leistung abliefert. „From The Crypt They Rise“ mag keine Originalitätspreise einheimsen, aber man müsste hier schon mit größeren Anstrengungen das Haar in der Suppe finden wollen. Und dafür bekommt das Album ohne großes Tamtam den „Tipp“!
Das Album kann übrigens vollständig und kostenlos über die Homepage der Band herunter geladen werden.
SIX FEET UNDER-Chef Chris Barnes hat das vergangene Jahr zur Neuausrichtung seiner Band genutzt und mit Kevin Talley (ex-DYING FETUS, ex-MISERY INDEX, ex-CHIMAIRA, DAATH), Jeff Hughell (ex-BRAIN DRILL) und Rob Arnold (ex-CHIMAIRA) gleich drei neue Leute rekrutiert. Dazu haben sich mit Mark Lewis (THE BLACK DAHLIA MURDER, CHIMAIRA) und Jason Suecof (TRIVIUM, WHITECHAPEL) zwei kompetente Leute die Produktion übernommen. Also viel Neues im Hause SIX FEET UNDER, Namedropping galore. Und, taugt „Undead“ was? Ja, na gut, ich sach’ mal… Die Neubesetzungen haben frischen Wind in den Sound gebracht, allen voran Kevin Talley, der nicht nur mit mächtig Groove die Songs antreibt, sondern auch immer wieder Blast-Parts eingestreut hat („Frozen At The Moment Of Death“), während die Gitarristenfraktion durch Rob Arnold hörbar Bock auf mehr Soli und eine starke „Haunted“-Ausrichtung bekommen hat. In einigen Songs funktioniert das ziemlich gut, wie beim erwähnten Opener oder dem mächtig heftigen „Formaldehyde“, aber das sind ingesamt sind nichtmal die Hälfte. SIX FEET UNDER haben schon vor einigen Platten ihren Biss und ihr Gespür für den Groove-orientierten Death Metal der ersten Alben verloren, daran ändert auch „Undead“ nichts. Es ist ein anständiges Death Metal-Album, das wenigstens nicht langweilt, aber an die eigenen Glanztaten kommen Oberkiffer Barnes und seine neue Mannschaft nicht heran. Da war „Death Rituals“ noch stärker.