Laut Website haben COREDUST für die Aufnahmen von „Decent Death” CHILDREN OF BODOM-Drummer Jaska Raatikainen an den Fellen gehabt, was sich nicht nur in Sachen PR und Namedropping auszahlt, sondern auch beim Sound – direkt beim ersten regulären Song „Without Disguise“ legt der Mann ein sehr solides Fundament für den Death Metal der Finnen. Die anderen Musiker liefern ebenfalls eine sehr solide Leistung ab, so dass „Decent Death“ handwerklich vollkommen überzeugen kann, zumal die Produktion ebenfalls klar und druckvoll geworden ist und die Wucht der Songs unterstreicht. Beim Songwriting haben sich COREDUST sowohl bei technischen Death Metal-Bands wie auch bei Düstercombos Marke GHOST BRIGADE und INSOMNIUM bedient („Dead End“), wobei letzteres dem Klischee nach Finnen sowieso im Blut liegt. Herausgekommen ist ein vielschichtiges Album, das sich nicht auf beinharten Death Metal reduzieren lässt (auch wenn da klar die Wurzeln liegen) und so auch für Finnand-Fans, die auf die eher melancholischen Sachen stehen, interessant werden dürfte. Ein gelungener Einstand, mit dem COREDUST ihr Potential zeigen.
NATRON sind keine Laugenverkäufer, sondern eine der solidesten Hau-Drauf-Formationen Italiens. Sie haben seit ihrer Gründung 1992 schon fünf Alben auf dem Buckel, fristen in der Death Metal-Szene aber bislang nur ein Underground-Dasein. „Grindermeister“, dessen Titel und Cover-Artwork sicher nur rein zufällig an eine niedersächsische Kräutertinktur erinnert, wird daran wahrscheinlich leider nicht viel ändern, denn das Album ist zwar echt gelungen und haut uns einen Dampfhammer nach dem anderen um die Ohren, aber die eigenen Akzente kommen hier etwas zu kurz. Man hört deutlich Vorbilder wie CANNIBAL CORPSE, MISERY INDEX, GOD DETHRONED, NECROPHAGIST, CEPHALIC CARNAGE oder OBITUARY heraus, die alle für sich schon deutlich stärkeres Material als „Grindermeister“ herausgehauen haben. Auch wenn das Quartett einmal mehr richtig gute Arbeit abliefert, bisweilen sogar äußerst progressive, instrumentale Versatzstücke in seine Kompositionen einbaut, erlebe ich hier ein chronisches Déjà-Hör. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht: NATRON machen nicht viel falsch, und aus rein musikalischer Sicht würden Songs wie „Morgue Feast“, „Quarantine Of Leprosy“, „Flesh Of A Sick Virgin“ oder „Undead Awake“ locker den „Tipp“ verdienen. Dass es die Band mit Originalität nicht so genau nimmt, beweist nicht zuletzt die TERRORIZER-Coverversion „Dead Shall Rise“, der die Jungs zudem keine neuen Facetten hinzufügen können. Starke Platte mit kleinem Beigeschmack.
EVOCATION machen mit „Evoked From Demonic Depths - The Early Years“ ihre beiden Demos aus 1992 zugänglich, die lange Zeit vergriffen waren, jetzt sind sie (remastered) auf einem Silberling vereint. Trotz Überarbeitung haben sich die Songs ihren Charme bewahrt und klingen so schwedisch-räudig, wie es nun mal sein muss. Handwerklich hatten EVOCATION auch Anfang der 90er schon was auf der Pfanne, wie das simpel-effektive „The Ancient Gate“ zeigt. Mit „Genesis“ ist zudem ein Song auf die Scheibe gekommen, der aus der Zeit stammt, aber jetzt erst eingespielt wurde. Die vier Proberaumaufnahmen sind ok, aber eben vom Sound her nicht der Bringer. EVOCATION, die sich mit ihren Alben in den letzten Jahren die Achtung aller Schwedentodfreunde erkämpft haben, beweisen mit dieser Compilation, dass sie auch in ihren Anfangstagen was zu bieten hatten. Wer mit dem Sound was anfangen kann, ist hier goldrichtig, Komplettisten brauchen das Teil dank „Genesis“ und der Proberaumnummern sowieso.
Kollege Dennis hat AFGRUND noch im rasend schnellen Death Metal verortet und noch ein paar Black Metal-Einschübe ausmachen wollen. Ok, kann man machen. Trifft aber bei „The Age Of Dumb“ nicht zu, hier gibt es in nicht einmal einer halbe Stunde Grindcore pur auf die Ohren, schön von NASUM und ROTTEN SOUND („H.A.A.R.P.Y.“) beeinflusst, dabei aber mit einer ungestümeren Herangehensweise an die Sache. AFGRUND halten sich nicht Spielchen auf, beinahe jeder Song geht direkt in die Vollen und haut dem Hörer allerhöchsten zwei Minuten gnadenlos heftigen Grindcore um die Ohren (einzig „He Who Plants Sorrow“ kommt über die Zwei-Minuten-Marke). Das wird glücklicherweise nie ermüdend, da AFGRUND genug Variationen ihrer Krach-Eruptionen kennen. So ist „The Age Of Dumb“ eine feine Grindcore-Platte geworden, die sich auf hohem Niveau bewegt. Crustpuristen mögen die englischen Texte monieren, dabei haben die doch gefälligst auf Schwedisch zu sein. Egal, AFGRUND scheren sich nicht darum und ballern fröhlich weiter. Wer eine gute halbe Stunde guten Grindcore sucht und mal nicht auf die Klassiker zurückgreifen will, ist hier richtig.
Mastermind Leif hat das line-Up von DEW-SCENTED (zwangsweise) ändern müssen, nach und nach sind bis auf ihn alle am Vorgänger „Invocation“ beteiligten Musiker ersetzt worden. Immerhin hat sich am Produktionsort nichts geändert, Leif & Co. haben sich erneut bei Jörg Uken (GOD DETHRONED, OBSCENITY, DESPONDENCY) eingeschlossen, der dann auch „Icarus“ mit der gewohnt durchschlagskräftigen Produktion versehen hat. Neben der Produktion ist Leifs Stimme die andere Konstante geblieben, mit der wie erwartet in den neuen Songs Akzente setzen kann und DEW-SCENTED wie gewohnt seinen Stempel aufdrückt. Beim Songwriting schwankt das Ergebnis allerdings in der Qualität, zumal die neuen Mitglieder kaum neue Ideen in den DEW-SCENTED-Sound gebracht haben. Gut, das ist die ewige Diskussion über Weiterentwicklung, Veränderung und dem Festhalten an Bewährtem, aber bei einem so massiven Austausch an Personal wäre es wenig überraschend, wenn das Ergebnis anders klingen würde als der Vorgänger. Das ist aber bei „Icarus“ nicht der Fall, es ist die logische Fortsetzung von „Invocation“ und bietet die für DEW-SCENTED typische Melange aus Death und Thrash, messerscharfen Riffs und einem unbändigen Zug nach vorne. aus “A Final Procession“ und “Perpetuated“ zum Ende des Albums sind dafür die besten Beispiele, mit denen DEW-SCENTED ihr Album fulminant beenden. Vorher gibt es eher klassische Stücke zu hören, die qualitativ in Ordnung sind, aber über guten Bandstandard nicht hinauskommen (“Sworn To Obey“ und “Thrown To The Lions“). Besser sind da schon das unglaubliche wütende „The Fall Of Man“ oder das von Dan Swanö (EDGE OF SANITY, BLOODBATH) als Gastsänger veredelte „Reawakening“. Am Ende bleibt ein guter Eindruck vom ersten Album der neuformierten DEW-SCENTED, denn auch wenn nicht alle Songs überzeugen können, ist „Icarus“ doch ein gut knallender Death/ Thrash-Album geworden, mit dem die Band Live sicher überzeugen kann.
Seit 2005 existieren HORRIZON aus Bad Kreuznach. Mit „Time For Revenge“ liegt nun der erste Longplayer vor, welcher sehr professionellen melodischen Death Metal bietet. Auch vor ein paar Schlenkern ins Viking Metal Genre schrecken HORRIZON nicht zurück. So lassen sich sowohl Einflüsse ganz früher IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder auch ABLAZE MY SORROW ausmachen, aber auch die epischen BATHORY oder AMON AMARTH haben ihre Spuren im Sound von HORRIZON hinterlassen. Für ein Erstlingswerk überrascht die Qualität des Gesamtpakets. Sowohl Cover als auch Booklet und Sound würden jedem Majorprodukt zur Ehre gereichen. Aber nicht nur die Verpackung stimmt: auch die Songs und ihre Umsetzung können was. Natürlich erfinden HORRIZON den Metal nicht neu, jedoch glänzen sie mit feinen Gitarrenharmonien und eigenständigen sowie selbstsicheren Growls. Der seltene Einsatz von Blastbeats gibt den Songs mehr Raum sich zu entfalten, und da wo geblastet wird, da passt es dann auch. Gelegentliche Keyboardeinsprengsel sorgen für weitere Farbtupfer - ohne das Material zu verwässern. „Time For Revenge“ ist ein starkes Stück melodischer Death Metal, das Genrefreunde auf jeden Fall anchecken sollten. Am Besten geht das mit dem nach vorne marschierenden „The World Demise“ und dem hymnischen Hassbatzen „Far Beyond The Horrizon“.
Eine der wenigen wirklich essentiellen Reunions der letzten Jahre war die der wegweisenden MORGOTH, die in den 90ern äußerst kreativ zuerst die todesmetallische und dann ebenso erstklassig die Industrial-Keule auspackten, in kommerzieller Hinsicht aber spätestens mit jenem Stilwechsel auf „Feel Sorry For The Fanatic“ gnadenlos abgestraft wurden. Das Album liegt völlig unbegründet wie ein Schandfleck auf dem einstigen Schaffen, und so konzentrierte sich die Band um die Alt-Mitglieder Marc Grewe, Harald Busse und Sebastian Swart bei ihren Comeback-Shows ausschließlich auf Material bis einschließlich 1993 und das Werk „Odium“. Wer zumindest eine der zahlreichen Shows beim „Party.San“, „Death Feast“ oder „Way Of Darkness“, auf dem auch vorliegender Release mitgeschnitten wurde, gesehen hat, wird gestehen müssen, dass MORGOTH in Sachen Energie und Performance (besonders ein jung gebliebener Marc Grewe!) einen Großteil aller Newcomer-Combos verdammt alt aussehen lassen. So trieft auch „Cursed To Live“ vor Schweiß und Energie und präsentiert die Truppe roh und ungekünstelt. Mein einziges Problem mit „Cursed To Live“, das mich leider am Ende auch vom „Tipp“ abhält, ist die Tatsache, dass der Gig zwar ungefiltert und ungekürzt daherkommt, das Publikum aber irgendwie nicht da zu sein scheint. Nur ganz entfernt und mit viel genauem Hinhören sind Jubel und Krawall zu vernehmen, so dass ich oft das Gefühl habe, der agile Herr Grewe redet gegen die Wand. Das ist echt schade, da das Album grundsätzlich berechtigt ist (es gibt bisher keine offizielle MORGOTH-Live-Veröffentlichung), die musikalische Leistung mehr als überzeugt und die Songauswahl selbstredend erste Sahne ist: „Body Count“, die Ü-30-Mitgrölhymne „Resistance“ oder der Uralt-Kult-Hit „Pits Of Utumno“ sind auch heute noch völlig konkurrenzfähig, keinen Deut angestaubt und machen 2012 mächtig Appetit auf ein neues MORGOTH-Album. Fans müssen hier zugreifen, Neukennenlerner sind mit den beiden Klassikern „Cursed“ und besagtem „Odium“ erstmal bestens bedient.
Es gibt Dinge, auf die ist Verlass. Man könnte es auch so formulieren: was MOTÖRHEAD für den Rock´n´Roll sind, sind MASTER für den Death Metal. Als eine der allerersten Genre-Truppen 1983 gestartet, haben sie im Gegensatz zu diversen Kollegen zwar nie den ganz großen qualitativen wie kommerziellen Abräumer gelandet, im Gegenzug aber auch niemals ihre Fans enttäuscht. Wahl-Tscheche Paul Speckmann und seine beiden Gefährten Alex Nejezchleba und Zdenek Pradlovsky haben mit „The New Elite“ das elfte MASTER-Album an den Start gebracht, das wie seine Vorgänger keine große Offenbarung ist, aber stilsicher und äußerst solide ins Ziel läuft. Die knackigen, wummernden, hauptsächlich flotten Midtempo-Ballermänner inklusive Paules Knarz-Growlen (der mit gar nicht mal so viel Fantasie wirklich tönt wie Lemmy auf Todesblei) funktionieren trotz oder gerade wegen ihrer wenig ausgeprägten Effekthascherei auch nach so vielen Jahren noch wunderbar. Auch wenn Bands wie DEICIDE oder OBITUARY die versierteren Hymnen schreiben, sind Räudigkeiten wie „Smile As You´re Told“, „As Two Worlds Collide“ oder mein persönliches Highlight „Guide Yourself“ einfach jederzeit willkommene Old School-Death Metal-Perlen. Unkraut vergeht eben nicht – zum Glück!
Via Hammerheart Records ist das 2003er Werk der Spanier WORMED mit dem Zungenbechertitel “ Planisphaerium“ in einer überberarbeiten Version verfügbar. Die Scheibe wurde neu gemastert und hat fünf Bonussongs bekommen, die sich aus der 2001er Promo „Voxel Mitosis“ und dem Demo von 1999 zusammensetzen. Warum die aber nicht gleich mit ins Remastering gepackt wurden, bleibt ein Rätsel, denn so stinken sie vom Sound her stark ab gegen die acht Originalsongs. Selbige können im neuen Soundgewand vollends überzeugen, haben sie doch die Durchschlagskraft bekommen, die für den technischen anspruchsvollen und gleichzeitig saubrutalen Death Metal Marke WORMED notwendig ist. Wer sich für die ganze Slam Death-Chose begeistern kann, ist hier richtig, stehen WORMED doch Bands wie BRODEQUIN oder MALIGNANCY in nichts nach. Da die Originalscheibe nur noch schwer zu bekommen ist, macht die Neuauflage für Einsteiger Sinn, während sich Veteranen an den Bonussongs erfreuen können, auch wenn deren fehlende Überarbeitung ein kleiner Minuspunkt ist.
Na das ist doch mal wieder eine richtig gelungene Kreuzung gleich mehrer Stile. DESULTOR aus Schweden nennen ihre Version von Metal: Murder Metal. Was das seien könnte? Vielleicht progressiver Power Black Death? So zumindest könnte man „Masters Of Hate“ verstehen dem, man staune: Debütalbum der Mannschaft. Der ordentlich plakative Titel drückt die Natürlichkeit dieser Kreuzung aus, denn ohne sich und die Musiken zu verbiegen, verbinden DESULTOR extrem energiegeladenen Power Metal Gesang mit Kreischgesang. Gemischt mit progressiven Speed Death Metal-Attacken, die in keiner Sekunde an Schnelligkeit und Heavyness verlieren und dem technischen Anspruch von CONTROL DENIED oder eben DEATH standhalten, reißen DESULTOR hier ein echtes Brett vom Nagel. Das „Masters Of Hate“ auch noch das erste Warnsignal der Schweden ist, sollte zum fürchten anregen. Großes Kino!