Konzert:
Helloween, Gamma Ray, Shadowside - Bochum, Ruhrcongress
Konzert vom
Es fanden sich wieder ein mal schwarz gewandete Kreaturen im Ruhrgebiet- genauergesagt in Bochum – ein. Jene Kreaturen hatten eigentlich nur zwei Wünsche: Einmal GAMMA RAY, einmal HELLOWEEN bitte. Zweimal mit neuem Release, zwei mal zum hier hören bitte.
Glücklicherweise ist Bochum ja eine nette Stadt und erwähnte Bands sind nette Musiker, denn sowohl HELLOWEEN (“Straigt Out Of Hell”, Release Anfang 2013) sowie GAMMA RAY (“Masters Of Confusion”, ganzes Album Ende 2013) konnten im Ruhrcongress Bochum zocken.
Den Anfang machten jedoch SHADOWSIDE aus Brasilien. Ich versaue mir vermutlich jegliche Seriösität wenn ich euch erzähle, dass ich die Band nicht kenne, trotzdem: Für mich war die Truppe mit weiblicher Frontfrau neu, trotzdem wussten sie mich zu überzeugen: Extrem technisch versierte Gitarre (ernsthaft – der Gitarrist hat die Jungs der Hauptakts in Grund und Boden gespielt), eine charmante Sängerin die die (gar nicht so kleine) Menge zu bewegen wusste und Musik, die sich so erst mal als etwas härterer, nicht besonders auffälliger Mörtel beschreiben ließe. Besonders Freude machte das “Ace Of Spades”-Cover von MOTÖRHEAD – da konnten auch so Wesen wie ich (welche SHADOWSIDE nichts sagt) mitgehen. Allerdings: Der verantwortliche Lichtingenieur verdient Tritte. Die Stroboskop-Lightshow tat nicht nur beim Blick durchs Objektiv weh, sondern war generell vor allem eines: Nervtötend.
Auch wenn ich das jedes mal schreibe: Die Hauptacts heißen nun mal nicht umsonst so. Dementsprechend füllte sich die (nicht gerade als “klein” zu bezeichnende) Halle des Ruhrcongresses (während ich gedankenverloren in mein Krefelder starrte) – denn auf ein mal waren GAMMA RAY am Start. Über ihre “Maxi-EP” mit dem Namen “Master Of Confusion” wusste ich ja bereits zu berichten, dennoch: Die Jungs haben es geschafft, das ganze Konzert über stetig mehr Party zu machen. Ja, sicherlich: Der Bierkonsum steigt bei einem Metal-Konzer proportional zur Zeit, trotzdem verstand es die Truppe um Kai Hansen erst ein paar Klassiker, dann die beiden neuen Tracks, dann ein Gitarrensoli und DANN erst “Future World” von den Kollegen von HELLOWEEN raus zu hauen – Gitarrensound wurde am Ende auch voller Enthusiasmus knieend erzeugt und das Publikum war dementsprechend wilder als am Anfang. Zwar finde ich es (mal wieder) lustig, dass eine alte HELLOWEEN-Nummer so viel Bewegung erzeugt, aber, hey: Die beiden Bands sind ja bekanntlich wieder dicke und daher ist ja alles nur eine Art Symbiose. Jedenfalls hatten alle ihre verdienten Spaß – GAMMA RAY live sind immer noch cool!
HELLOWEEN kriegten dann die gesamte Bühne inkl. Deko-Tribüne im Ruinen-Look. Mit Songs vom neuen Album (vorn weg die Solo-Auskopplung “Nabatea”), altem Klassikern “I'm alive”, “If I Could Fly”) und so Späßchen wie die Menge beim Mitsingen zu teilen (“Live Now”, übrigens strategisch clever auch von “Straight Out Of Hell”) oder gefühlt hundert Jahre dauerndenden, gar nicht geplanten (hihi!) Zugaben (“Dr. Stein”, “Are You Metal”), die Menge war beschäftigt. Besonders gut sag man es daran, dass ein offenbar auf Krücken gehender Fan die ganze Zeit die Dinger in die Luft hielt – spontane Genesung durch deutschen Power Metal, das ist doch was!
Richtig fett wurde es ganz am Ende als HELLOWEEN mit Support von Herrn Hansen (GAMMA RAY, falls es jemand noch nicht gemerkt hat), einem Bassolo sowie beim Outro-Song (“I Want Out”) mit der gesamten Besetzung von GAMMA RAY (gut, ohne 2 Drummer) gespielt hat – symbolisch und musikalisch gleichermaßen scharf.
Fazit: Beide Bands haben es gleichermaßen raus, die Stimmung war gut, wenngleich man ob des Publikums eventuell etwas mehr Party erwarten hätte können – trotzdem gab es genug Chöre, Headbaner und Leute die offenbar vergessen, dass irgendjemand sie sieht und total ausrasten. Das ist cool, das macht Stimmung – ein stimmiges Duo mit guter Vorband!
Übrigens: Ja, es gibt berechtigite Kritik zur Stimmleistung von HELLOWEEN. Frontmensch Andi Deris lässt zum Ende der Show gerade im Hochton-Bereich nach und weiß das auch. Aber bis dahin sind (beide Bands) zwar nicht umbedingt CD-identisch, dafür authentisch und gut – Kiritk dürfen sie einfahren, das Gesamterlebnis von Livemusik war aber trotzdem gut, daher von mir keinen Abzug. Rockt immer noch, so!
Sonstige Infos: Tour-Kartenpreis um 42¤, Bier, Radler und co. in Bochum 3.00¤.
Mehr Infos:
Review: The Mystery Of Time
Er hat's doch wieder getan und das ist auch gut so - die Rede ist von AVANTASIA-Mastermind Tobias Sammet, denn mit "The Mystery Of Time" wird trotz aller Bekundungen vor knapp zwei Jahren in Wacken dem Fantasy-Projekt AVANTASIA ein weiteres Kapitel hinzugefügt.
Bereits die optische Aufmachung ist schlichtweg Weltklasse gemacht: ich empfehle nicht nur deshalb das schicke Digibook (es bietet außerdem noch zwei Tracks mehr als die normale Version). Das Coverarwork wurde von Rodney Matthews (u.a. MARILLION, MAGNUM) gestaltet und der hat mit seiner Märchenkulisse Londons mit Gnomen, Hexen und Zeitmaschine auch den Nerv dieses Albums klasse getroffen.
Die Scheibe ist erneut eine wunderbar episches Rock-/ Metaloper geworden und die Musik die Herr Sammet sich dazu ausgedacht hat ist immer noch relevant, bietet genügend neue Ideen und hat ganz viel musikalische Substanz, um in diesem Genre locker als einer der Topacts zu bestehen. Dabei wird nicht nur stilistisch sondern auch inhaltlich an die ersten beiden "Metal Opera"-Alben von AVANTASIA angeknüpft und sollte ganz sicher die Fans der frühen Werke des Projekts ansprechen. Im direkten Vergleich muss sich dieses sechste Werk der Historie dann auch nur dem überragenden Debüt „Avantasia“ geschlagen geben, mit allen anderen Werken steht es mindesten auf Augenhöhe, oder sogar besser da.
Ich muss zugeben, trotz aller Eingängigkeit brauchte es ein paar Durchläufe, bis das Album als Ganzes gezündet hat. Zunächst könnte man meinen, es sind nicht die großen Knaller vorhanden - aber weit gefehlt! Hammersongs wie z.B. die Speed-Granate "Where Clock Hands Freeze" (natürlich mit Michael Kiske (ex-HELLOWEEN, UNISONIC) am Mikro) werden „Keeper Of ..“ Fans die Tränen in die Augen treiben. Genauso klasse kommt dass treibend-düstere „Black Orchid“ mit Metalriffs und Bangergarantie daher, hier setzt der geniale Biff Byford (SAXON) mit seinem mächtigen Organ und einer packender Hookline mit Tobi im Duett für ein Ausrufezeichen - könnte ein neuer Klassiker von AVANTASIA werden.
Der Chef hast sich diesmal auch ein echtes Orchester gegönnt, was mancher vermeintlich etwas (un)modern finden mag, aber für ein Quäntchen mehr originalen Bombast sorgt und unterstützt den eher traditionell sowie handgemacht klingende Soundcharakter des Albums perfekt. Der Streichereinsatz ist stets songdienlich, nicht zu kleisterhaft oder mit zuviel Fläche, die anderen Instrumente haben genügend Raum und sind mindestens gleichberechtigt eingesetzt. Das hatten wird da bei anderen Kapellen schon deutlich schlechter wie u.a. bei BLIND GUARDIAN's eher mittelmäßigen „A Night At The Opera". Den diversen Sängern lässt Sammet ohnehin genügend Platz zur Entfaltung und jedem hat er seinen Song quasi auf den Leib geschrieben. Neben Stammgästen wie Bob Catley (MAGNUM) erfüllte sich Sammet langjährige Wünsche und konnte den bärenstarken Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS) oder Hammerstimmen wie Joe Lynn Turner (ex-DEEP PURPLE, ex-RAINBOW) oder Eric Martin (MR. BIG) für AVANTASIA gewinnen.
Das Songwriting ist diesmal vielleicht eine Tick mehr Melodic Hardrock denn Metal und ja auch mal etwas Musicalartig ausgefallen (aber nie so zuckrig wie etwa TRANS SIBIRIAN ORCHESTRA) und es gibt manchmal auch fast poppigen Refrains, aber die Scheibe ist insgesamt einfach klasse gemacht. Apropos die im Fernsehen beworbene erste Single "Sleepwalking" mit Sängerin Cloudy Yang ist ein astreiner Popsong - und klar recht mainstreamig - Live singt dies Amanda Somerville im Duett, da rockt der Song deutlich mehr. Die andere Ballade "What's Left Of Me" mit Beteiligung von Eric Martin ist dagegen über jeden Zweifel erhaben. Als einen der vielen Höhepunkt des Album ist ganz klar der Temprokracher „Invoke The Machine“ mit dem rauen Organ von Ronnie Atkins nennen. Aber auch der 10-Minüter „Savior In The Clockwork“ (der dunkle Anfang hat was von der Filmmusik von „Das Boot“) mit diversen Double-Bass und Speed Metal-Einschüben sowie etwas weniger Tempo - wenn sich die Gesangstimmen austoben dürfen, bietet ein in sich absolut stimmiges Gesamtpaket. Der abschließende Titeltrack ist ein Bombasthammer vor dem Herrn und bietet alles was Fans solcher Mucke lieben: ein (Musical) Song mit vielen unterschiedlichen Parts durch vielschichtiges Songwriting, abwechslungsreich, gefühlvoll, voller großartiger Melodien mit Hammerchören, packend, (melo)dramatisch und trotzdem mit viel Power sowie diesem klasse John Miles („Music“) Gedächtnis-Ende.
Auch Bandkopf Tobias Sammet zeigt, neben seinem Händchen für packendes Songwriting, eine bemerkenswerte Gesangsleistung und sollte nicht mehr länger als Sänger unterschätzt werden. Die hochkarätigen Gastmusiker geben den Songs ansonsten einen recht individuellen Charakter und sorgen dafür dass „Mystery Of Time“ ein melodisches Rock-Album mit vielen großartigen Gesangspassagen geworden ist.
Auch wenn „The Metal Opera“ wohl unerreicht bleibt, kann „The Mystery Of Time“ einen hochklassig Widerpart liefern und dabei voll und ganz überzeugen.
The Mystery Of Time
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
79:24 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten