Kurz vor Tourstart gibt's was Neues bei Immortal. Bassist ISCARIAH, seit drei Jahren Tieftöner der norwegischen Black-Metal-Kiss, hat seinen Ausstieg bekannt gegeben. "Aus freien Stücken, weil er sich nicht mehr mit voeller Kraft einbringen kann und will..." So oder so ähnlich heißt es in einer Presseerklärung. Gerüchteweise soll sich Mikael Hedlund oder aber der PAIN-Bassist (oder sind das die selben) den Vier-Saiter für die No-Mercy-Festivals umschnallen.
Wieder mal hüpften zwei Kapellen auf das Line-Up für Wacken. Diesmal isses zum einen die angeblich so kultige Bagalutenband Torfrock. Und zum anderen kommen die alten britischen Herren und präsentieren etwas von ihrer ehemals neuen Welle des shweren Metalls: Blitzkrieg.
Nach dem ersten Durchlauf war ich doch recht skeptisch. Die dritte Scheibe der fünf Jungs aus Kalifornien hatte sich nicht wie erwartet sofort in die Gehörgänge gefräst. Die beiden Vorgängerplatten, das recht heftige "S.C.I.E.N.C.E" und vor allem das in den Staaten mehr als 2 Millionen mal über die Theke gegangenen Platinscheibchen "Make Yourself" waren da irgendwie eingängiger (den chiligen Hit "Drive" sollte man kennen). Ob zu ruhig, zu verspielt oder in manchen Parts einfach nur zu ungewöhnlich - man entwickelt nicht sofort ein Gespür für die Songs - das braucht seine Zeit. Aber wenn man bereit ist diese Zeit zu investieren, fängt das Album an eine Stimmung zu verbreiten, die dem Titel "Morning View" gerecht wird. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis sich das Gefühl einstellt dieser Morgen sollte eigentlich nie aufhören - und man einfach die Repeat-Taste am CD-Player drückt. Die Musik hat einen erstaunlich lockeren Groove und kommt über weite Strecken total relaxed daher, um dann plötzlich brachial einen Gang zuzulegen, allerdings immer nur für jeweils einige Augenblicke. Dann ist es wieder California-Crossover in bester Manier, wie schon beim Debüt von Incubus. Ansonsten ist das Ganze insgesamt eine Ecke sanfter geworden, selbst im Vergleich zu "Make Yourself". Der Weg scheint weiter in Richtung Alternative Rock mit Massenkompatibilität zu gehen; dies allerdings auf höchstem Niveau. Das was Sänger Brandon Boyd und seine Mitstreiter in hörbar gereifter Form hier eingespielt haben passt so richtig gut zusammen, und wurde durch eine professionelle und saubere Produktion von Scott Litt (u.a. REM, Days Of The New) abgerundet. Die erste Single "Wish You Were Here" und der Nachfolger "Nice To Know You” erinnern mit ihren zwischen ruhigen Midtempo und lauteren Parts wechselnden Abschnitten an die exzellente Vorgängerscheibe. Die herausragenden Stärken des Albums liegen aber vor allem in den abwechslungsreichen Stücken wie "Just A Phase", das zwar etwas braucht bis es zur Sache kommt, aber dann mächtig ins Ohr geht (das "scratchen" gehört wie selbstverständlich dazu, und Boyd’s Stimme zeigt hier einiges von seinem Charisma). Ebenfalls zu meinen Favoriten zählt das verspielte, mit vielen Ideen angereicherte und einigen Tempowechseln versehene "Under My Umbrella" und die beiden nahezu perfekten Songs "11am" und "Warning". Bei der Komposition der Stücke wurde hörbar viel Wert aufs Detail gelegt, was beim Zuhörer für immer neue Überraschungen sorgt und das Ganze nie langweilig werden läßt. Das asiatisch angehauchte "Aqueous Transmission" würde die meisten Freunde härterer Klänge für sich alleinstehend wohl eher kalt lassen. Hier ist der 8-minütige Rausschmeißer aber ein wirklich gelungener, weil beruhigender und wieder sanft an den Anfang der Scheibe führender Schluss. Wenn man diesen Longplayer schon mit anderen Größen des Genres vergleichen will, dann ist der Maßstab dafür das 99er Output der Red Hot Chili Peppers ("Californication"). Und bei diesem Vergleich schneidet "Morning View" mehr als gut ab. Die Konkurrenz im heimischen Kalifornien muss da erst mal wieder nachlegen, und wäre wohl zufrieden, wenn man überhaupt qualitativ gleichziehen könnte. Vielleicht sind Incubus sogar die besseren Peppers! Wir werden sehen!
"Total 13" - 13 dreckige, räudige, aggressive, rotzige Liedchen - das Debüt-Teil der Backyard Babies war eine Mischung aus Motörhead und den Ramones - ein explosives Album mit schweren Riffs, Groove, klasse Melodien und Punk-Feeling. Jetzt servieren uns die Hinterhof-Jungs aus Schweden den Nachfolger "Making Enemies Is Good". Im Gegensatz zur kultigen Vorgängerscheibe klingt der Zweitling ruhiger, kommt ohne Schreie und Gittarrengeschrappel. Die Kollegen von Gluecifer und den Hellacopters (Backyard Gitarrist Dregen war bei letzteren Höchstselbst mal aktiv) haben es bereits vorgemacht; im Norden Europas scheint man zur Zeit einen Gang zurückzuschalten. Dazu ist die Scheibe richtig clean produziert. Würde im Booklet nicht Tomas Skogsberg als Produzenten auftauchen, man könnte meinen John "Mutt" Lange hätte hier seine Hände mit im Spiel. Denn der Sound mancher Songs und insbesondere Teile des Gesangs wecken zwangläufig Erinnerungen an etwas Namens Def Leppard (wie bei "Ex-Files"). Dabei ist die Musikausrichtung hier doch eine (fast) ganz andere. "Fast" weil beides gute Rock-Musik ist (keine Frage), "ganz andere" weil hier trotz zwischenzeitlicher sanfterer Töne eine Mischung aus dreckigem Rock’n’Roll und Punk geboten wird. Die Singleauskopplung "Brand New Hate" (aus dessen Refrain auch der Album-Titel stammt) ist ein straighter Rocker (lief auch schon des öfteren auf Viva II) der Spaß und Lust auf mehr macht. Auch der Opener "I Love To Roll" und "Too Tough To Make Some Friends" schlagen in diese Kerbe. Obwohl das Album noch eine Reihe ähnlich guter Stücke aufweist ("The Clash", "My Demonic Side", "Heaven 2.9"), fällt der eine oder andere Song doch etwas ab ("Colours", "Ex-Files"). Das gegen Ende der CD angesiedelte "Painkiller" ist zwar eher untypisch (samt hörbaren Keyboardeinsatz), kommt aber als gut gemachte Halbballade klasse rüber. Und warum das saustarke "P.O.P", auf den mir vorliegenden Digi-Pack als Bonustrack draufgepackt, den Sprung ins Hauptfeld nicht geschafft hat, bleibt wohl ein Geheimnis des Labels (oder ... !). Keine Frage, die Songs sind alle recht eingängig und verbreiten gute Laune, eignen sich gleichermaßen zum Headbangen, Tanzen und Party. Mit "Making Enemies Is Good" machen sich die Backyard Babies mit Sicherheit mehr Freunde als Feinde. Die Babies haben ein an sich gutes Album abgeliefert, wenn da nicht der Vergleich mit dem herausragendem Debüt wäre. Denn kommerzieller als "Total 13" ist "Making Enemies Is Good" allemal. Ob das wohl etwas mit dem Wechsel von einem kleinen Label zu einem Major zu tun hat? Dazu klingt das Ganze Album, wie bereits erwähnt, auch noch etwas zu glatt und zu sauber. Wer es gerne ein bisschen dreckiger mag, sollte mal den Vorgänger "Total 13" antesten. Ansonsten: Party On Folks!
Seit 1994 beackern die "Klaus und Klaus des Death Metal" nunmehr die norddeutsche Tiefton-Ebene. ON MY WAY HOME heißt das bereits dritte selbstfinanzierte Album. SVEN HOSAN und NORMAN MÜLLER wollen einen Plattenvertrag und verzichten auf ein Keyboard. Dafür bieten sie Death Metal, meist im Mid-Tempo-Breich gehalten, mal schneller, mal doomiger. Als Einflüsse sind da sicherlich DISMEMBER oder MORBID ANGEL zu nennen. Das Duo versucht aber auch, seine Grenzen in Richtung Opeth zu veschieben. Es gibt klar-gesprochene Worte, verklausuliertes Gegrunze und cleanen Gesang. Das Spektrum weist also wirklich eine ordentliche Breite auf, gut so. Nicht ganz so doll kommt dafür der Sound daher, vor allem das Schlagzeug klingt arg drucklos. Aber es handelt sich ja auch nur um eine Eigenproduktion. Und dass die Jungs Mut zur Lücke haben, beweisen sie mit einem versteckten Liedchen fünf Minuten nach Ende des elften Songs. Hätten sie sich aber ruhig sparen können, das wirre Patchwork-Werk aus aller Ohren Ecken... Übrigens: Die Beiden suchen noch einen Basser. Damit aus "Klaus und Klaus" endlich ein TRIO wird. Adresse und Heimseite findet Ihr bei den Underdog-Bands! Bestellen könnt Ihr das nicht uninteressante Werk auf der bandeigenen Homepage auch gleich, dürfte sich lohnen.