Von der ursprünglichen BAP-Besetzung ist ja inzwischen, nach dem scheibchenweisen Ausstieg fast aller Bandmitglieder und dem finalen Abgang von Gitarrist Major Klaus Heuser vor drei Jahren, mittlerweile nur noch "Gründervater" Wolfj(g)ang Niedecken übrig geblieben. Qualitätsmäßig hat dieser "Tausch" der Band nicht geschadet, eher im Gegenteil, denn die jetzt beteiligten Musiker sind zweifellos Hochkaräter, und dies gerade auf dem Livesektor, davon konnte ich mich selbst schon auf der Jubiläumstour überzeugen. Die sprichwörtlich zu nehmende "Övverall" Live-CD der letzten Tournee "Aff un zo", wobei natürlich auch wieder viele Klassiker, und davon gibt es in der 25 jährigen Bandgeschichte einige, enthalten sind, ist rundum eine gelungene Sache geworden. Gerade die recht abwechslungsreichen Neuinterpretationen der alten Gassenhauer macht diese Doppel CD mit 30 Titeln so interessant. Insgesamt ist dies bereits die dritte Live-Platte von Niedecken & Co, wobei das letzte geniale Livewerk "Affrocke" bereits 10 Jahre und einige Besetzungswechsel zurückliegt. Nicht nur für "eh schon Fans" sondern auch für Neueinsteiger könnte dieses Konzert, daß in der Köln-Arena aufgezeichnet wurde, ein Kaufanreiz sein. Die CD bietet nämlich einen gelungenen Querschnitt aus der ganzen Bandgeschichte, Niedeckens Solowerk "Leopardefell" und zwei bislang auf keinem Album veröffentlichten Stücken - der Filmsong "Schluss, aus, okay" (hätte, wenn überhaupt aber besser an den Schluß als an den Anfang gehört!) und die Leonard-Cohen-Adaption "Wat schriev mer en su enem Fall?". BAP bieten erdigen Gitarrenrock in einem modern und frischen Soundgewand. Die Songauswahl ist in Ordnung und die Live-Atmosphäre zusammen mit der Spielfreude aller Musiker kommt (herausragend dabei die Gesangsleistungen von Sängerin Sheryl Hackett sowie die Saxophon- und Mundharmonika-Soli von Jens Streifling) bestens rüber. Sicher kann man geteilter Meinung darüber sein, ob die Band mit Major & Co besser war aber außer dem etwas wärmeren Keyboardsounds von "Effendi" Büschel fehlt mir eigentlich nichts. BAP waren und sind hauptsächlich Wolfgang Niedecken aber man würde den neuen Musikern unrecht tun, sie nur als geheuerte Söldner zu bezeichnen. Sie bringen sich hervorragend mit ein und verhelfen so den neuen BAP zu frischer Energie - so kann bzw. muß zeitlos gut gemachte Rockmusik klingen. Der Sound ist hervorragend gemischt und verkommt nicht zu einem Klangwulst, wie schon so oft bei anderen Live-CD’s gehört. Auch die Gitarrensoli sind ohne Abstriche klasse gespielt. Fakt ist aber auch, BAP bleiben immer, nicht nur wegen des Dialekts, eindeutig BAP haben sich aber musikalisch trotzdem weiterentwickelt. Die Lust aller Akteure ist spürbar, die neuen Songs und die alten bilden so ein perfekt arrangiertes Gesamtwerk. Ein Kritikpunkt ist allerdings der unverschämt teure Preis, da ist die DVD mit einer noch längeren Spielzeit schon eine echt Alternative. "Övverall" bietet neben seinen über 150 Minuten Spielzeit auch noch ein liebevoll gestaltetes 32-seitiges Booklet - der Mix aus urigen Gitarrenriffs in Verbindung mit den etwas ruhigeren, atmosphärische Tracks schafft eine tolle Live-Stimmung, die auch auf CD noch zu spüren ist.
Zunächst mal, ich hab’ ja wirklich nichts gegen innovative Cover aber dieses pelzige "Etwas" auf der vorliegenden CD INES PROJEKT mit dem Titel "Slipping into the Unknown" schreckt dann doch zunächst eher ab, als daß man große Lust dazu bekommen könnte, sich dieses Werk voller Ungeduld anzuhören. Und auch der Band oder Projektname klingt viel eher etwas nach Frauenbewegung als nach progressiven aus dem 70er Jahre geprägten Art-Rock, der einen dann tatsächlich erwartet. Daher bleib dies Cd zunächst etwas liegen - eindeutig ein Fehler. Die deutsche Keyboarderin Ines Fuchs als alleinige Komponistin dieses sehr vielschichtigen Albums hat es eindrucksvoll geschafft tolle Melodien in einen abwechslungsreichen Mix aus modernen Sounds & ungewöhnlichen Klängen in Verbindung mit ethnischen/folkigen musikalischen Elementen (z.B. beim klasse Opener "Making movies in Hollywood") zu verpacken. Diese CD bietet so ein erfrischend unkonventionelles Stück (Welt-) Musik, die es, jenseits aller aktuellen Trends bzw. Mainstreams, verdient hätte, einer größeren Zuhörergruppe bekannt zu werden. Für die Produktion hat sich Ines neben ihrem Ehemann Hansi (Texte) auch noch mehrere tolle Gastsänger wie Boris Huzak, Chicco Grosso und Christoph Pelgen (von denen ich leider unverständlicherweise bisher noch nie was gehört habe?!) dazugeholt, die mit ihren jeweils recht unterschiedlichen aber hervorragenden Stimmen, die vielen unterschiedlichen Atmosphären und Stimmungen sehr gut herausarbeiten. Die zwischendurch deutlich anklingenden Einflüsse des Tastenkollegen Tony BANKS (GENESIS) u.a. bei "In my Street" wirken sich dabei eher positiv aus, denn INES Fuchs verbindet diesen Vorbildcharakter mit neuen, eigenen Ideen. Sie schafft es so die streckenweise komplexen Songstrukturen mit vielen lohnenswerten Details auszustatten ohne dabei die Melodien aus den Augen zu verlieren. Geschwindigkeitsmäßig bleibt zwar alles meist im Midtempobereich angesiedelt aber "Slipping into the Unknown" fesselt den Zuhörer mit zunehmender Dauer immer noch etwas mehr. Nicht, daß es hier etwa sperriges oder gar verjazztes Material zu erkunden gilt, nein ganz im Gegenteil aber man muß sich auf die Songs schon etwas näher einlassen. Auch die ebenfalls mit Liebe zum Detail eingebauten verschiedenartigsten Instrumente wie Sitar, Violine, Drehleiher, Whistle oder die vielschichtigsten Keyboardsounds z.B. Melltron, Hammondorgel sogar moderne Drumloops finden auf "Slipping into the Unknown" Verwendung. Insgesamt bietet diese CD viele positive Überraschungen für den aufgeschlossenen Progfan mit einem Faible für das Besondere. Meine persönlichen Favoriten auf dieser CD sind das etwas melancholische "The Spark" sowie das leicht düstere "Dark Room". Hier hat sich auf jeden Fall jemand mit sehr viel Kreativität und großen musikalischen Einfühlungsvermögen ausgetobt ohne sich selbst allzu sehr in den Vordergrund zu stellen. Dies kommt den teilweise wirklich tollen Songs sowie natürlich letztlich dem Hörer zu Gute - auch wenn hier der Vergleich natürlich schon etwas hinkt (da die Musik nicht so gitarrenorientiert ist), vergeßt SPOCK’S BEARD und gebt bitte INES PROJEKT eine Chance für euer Ohr.
Dieser Bastard ist eigentlich gar keiner. Die Jungs spielen astreinen Thrash, wie ihn die alten Heroen in der kalifornischen Bucht einstmals zelebrierten. Um die zitierte "gesunde Portion heute" zu finden, musste ich etwas länger suchen. Der Opener "Fischfreund 2" jedenfalls dröhnt und knüppelt in bester Bay-Area-Tradition aus den Boxen. Und andere Songs stehen dem Tierfreund in keinster Weise nach. "Waking Up" beginnt zwar ein bis drölf Kilometer langsamer, groovt ein wenig in Richtung Sepultura, ehe es wieder tüchtig schnell zur Sache geht. Und "Again Again" ist für die Verhältnisse der Westfalo-Knüppler beinahe progressiv. Und stimmt, hier gibt’s sogar ein wenig Nu-Metal-Einflüsse. Ansonsten, moderne Elemente? Der deutsche Gesang beim ersten Stück etwa? Oder vielleicht der effektreich abgewandelte Sound der Stimme bei mehreren Stücken? Oder viele, viele Tempiwechsel, die die Musik zwar abwechslungsreicher machen, manchmal aber auch ein wenig aufgesetzt wirken? Auf jeden Fall findet man tatsächlich in beinahe jedem Song ein interessantes Detail, das nicht haargenau ins Thrash-Raster passt und die Kapelle eigentlich recht wohltuend von absoluten Retro-Acts abhebt. Ich weiß nicht, ich finde dennoch, die Altbier-König haben ein amtliches Thrash-Album mit minimalen Anleihen aus anderen Bereichen auf den Markt geschmissen. Und haben in ihren echten Thrash-Momenten auch ihre besten. Merke: Und je reinrassiger die Thrash-Töle, desto erfreuter das Metal-Herrchen. Guter Einstand.
Fadeless Records vermelden ein neues Signing: Lehavoth aus Israel. Die Band hat bereits die Aufnahmen für ihr Debut-Album "Hatred Shaped Man" beendet. Sie haben das Album in den schwedischen Soundlab Studios eingetrümmert.Der Produzent heißt Mieszko Talarczyk (NASUM/ GENOCIDE SUPERSTAR). Zu erwarten ist Derbes der Marke "Death Grind Crust". "Hatred Shaped Man" kommt im Februar 2003 heraus.