Warum mir die aktuelle CD der Mittelaltercombo SCHANDMAUL erst jetzt von einer Promo-Agentur auf den Tisch flattert wird mir ewig ein Rätsel bleiben (oder liegt es eventuell an den sommerlichen Touraktivitäten der Band?). "Narrenkönig" ist an sich schon letztes Jahr im Herbst erschienen und hat dabei durchweg positive Reaktionen bei Fans und Kritikern hervorgerufen - und denen kann ich mich nur anschließen. Na ja, das wäre wohl doch etwas wenig für eine Review - deswegen doch noch paar Worte mehr. SCHANDMAUL hatten eine Zeitlang den Ruf Live besser rüber zu kommen als auf CD - an sich eine gute Sache, so ein echter Liveact mit Hüpfgarantie (und da ich SCHANDMAUL schon mal beim Taubertal Open Air Live erleben konnte, weis ich wovon ich schreibe). Mit "Narrenkönig" haben sie nun eine Scheibe am Start, welche auch am heimischen CD-Player zu überzeugen weis. Tracks wie der Opener "Walpurgisnacht", der Tanzflächenfeger "Das Seemannsgrab", dem etwas ungewöhnlichen, aber einwandfreien "Vogelfrei" (mit einem gar nicht mittelalterlichen, fast bluesigen Gitarrensolo) sowie das von Dudelsacktönen getragene rockige Instrumentalstück "Sturmnacht" sind nur einige der überzeugenden, immer abwechslungsreichen Songs auf "Narrenkönig". SCHANDMAUL greifen öfters wie früher zu rockigen Gitarren und harten Klängen - bleiben aber im Gegensatz zu In Extremo und Subway To Sally doch eindeutig im Folk-Bereich. Auch sind die Texte im Unterschied zu genannten Bands eher lyrisch. Einem Liedermacher gleich werden hier kleine, meist mit positiver Grundstimmung versehene Geschichten recht interessant und witzig erzählt - und dies ohne die Musik zu verbiegen. Mandoline, Flöte, Geige, Schalmei, Drehleier und Konsorten bilden eine Einheit mit E-Gitarre und Schlagzeug und verbreiten Atmosphäre. Ein Schmankerl - für Folkfreunde und Mittelalterfreaks gleichermaßen wie für aufgeschlossene Fans von In Extremo und Subway To Sally. Den Tipp gibt’s nur deswegen nicht, weil das Teil schon ein paar Monate auf dem Buckel hat, und ich es erst jetzt bekommen habe.
Mit ihrem selbstbetitelten Debüt liefern die Holländer CHEESY BEG dreizehn Songs ab, welche sich als Mischung aus freakigen Nu-Metal, Crossover und groovigem Hardcore entpuppen. Die Vorbilder des Quartetts sind dabei recht deutlich zu erkennen - hier standen Combos von System Of A Down bis Primus und von Faith No More bis Carcass Pate. Die Klasse der genannte Acts können CHEESY Beg allerdings nur streifen. Aber mit Songs wie dem coolen "Backseatboy" - Kalifornische Einflüsse (Incubus und Peppers) lassen sich hier nicht leugnen, den an die seligen Faith No More erinnernden "Talk" und den klasse Rausschmeißer "Surprise Me" sind sie auf dem richtigen Wege. Mit "Words" bieten CHEESY BEG dazu noch einen amtlichen Nackenbrecher der Scheibe zum Download auf ihrer Homepage an. Die Tracks sind an sich recht heavy, flink und abwechslungsreich geworden, der Wiedererkennungswert ist aber noch nicht so toll. Es ist rauszuhören, dass der eine oder andere Track ein bisschen mehr Arbeit am Songwriting nötig gehabt hätte. Shouter Coen macht dafür durchgehend einen verdammt engagierten und guten Eindruck. So positiv es also ist, dass nicht alles Käse ist was da aus unserem Nachbarland kommt - so ganz überzeugen konnten mich CHEESY BEG nicht - obwohl das live anders aussehen mag. Zu beziehen ist das Teil zur Zeit außer in den Niederlanden nur über die Homepage der Band oder des Labels.
Der Abschiedsbrief der Krupps hört auf den Namen "Paradise Now" - obwohl sich das Ende der Band selbst im Nachhinein allerhöchsten zwischen den Tönen andeutet. Nach diesem Album war Schicht im Schacht, Altus und Engler gingen getrennte Wege. Und dabei fing doch alles so gut an, in den Augen nicht weniger, ist "Paradise Now" das beste Album der Krupps. Begründet ist diese Tatsache wohl im sehr metallischen Einschlag, der die Elektronik zwar nicht negiert, aber gleichberechtigt neben sehr fett groovende Gitarren stellt. Der typische Fan entsprang zu dieser Zeit primär dem Metallager und wertete diesen Schritt sehr positiv. Die Produktion ist das erste mal so ausgeglichen geraten, dass die Gitarren neben den freakigen Samples bestehen können. Druckvoll unterbauen sie die Songs mit harten Riffs, die bisher typischen Altusschen Spielereien in Form mehr oder weniger passender Soli gibt es nicht mehr. Einer der heftigsten Songs eröffnet auch dieses Album - Engler war nie ein Mann der leisen Töne, wen wundert es da, dass bereits "Moving Beyond" keine Fragen mehr übrig lässt, wo sich die Krupps im Jahre 97 sehen. Die Krupps waren nie zuvor eingängiger, härter oder tanzbarer als auf Paradise Now. Der Smashhit dieses Albums ist dann zweifellos das ebenfalls als Single ausgekoppelte "Black Beauty, White Heat", welches neben der erneut klaren politischen Aussage, auch musikalisch auf große Akzeptanz stieß. Englers Gesang hat sich stetig verbessert, "Paradise Now" profitiert von seiner Vielseitigkeit, die Vocals sind stets klar, reichen jedoch von ruhigem Gesang bis hin zu wütendem Gebrüll und stehen dem Album gleichermaßen gut. Originell mutet "Fire" an, bei dem auch der originäre Schaffer Arthur Brown zu hören ist. Doro Pesch leit ihre Stimme dem Titel "Taste Of Taboo". Der zweite Stampfer des Albums ist das simple "Rise Up", deren Synthipassagen sehnsüchtige vage Erinnerungen an "Bloodsuckers" hervorrufen. Schneller als bei "30 Seconds" geht es sonst bei den Krupps nicht zu, was der Platte jedoch fehlt sind außergewöhnliche Ideen. Gemessen an ihrer eigenen sehr hohen Messlatte versteht sich. Jede andere Band wäre mit diesem Album auf den Thron gestiegen. Die Stagnation im Bereich wirklicher Innovation, war dann letztendlich aber einer der Gründe für den Split.
Sie sind wieder da - nachdem sich ja schon Hinz und Kunz, was in den 80’ern eine Gitarre unfallfrei halten konnte inzwischen "reuniert" hat warum sollten sich da ausgerechnet AUTOGRAPH zurückhalten? In dem Fall ist zwar nur noch Mastermind Steve Plunkett mit von der Partie aber seine Formation hatte damals mit "Turn Up The Radio" (die dazugehörige Debüt CD "Sign In, Please" war mit über 700.000 Verkäufen nur in Amiland äußerst erfolgreich) die Hymne der Radio DJ’s schlechthin am Start, also war dieser Schritt schon berechtigt. Leider fehlt mir die legendäre Comic Metal-Lady in ihrem blinkenden Chrom auf dem aktuellen Cover, daß man daher, trotz seiner beinahe schon wieder aufdringlichen Musterschlichtheit, als ziemlich daneben bezeichnen muß. Egal nur die Musik zählt und die ist beileibe nicht so schlecht geraten, wie zunächst befürchtet. Denn auch schon zu früheren Zeiten haben mich die Alben der 1983 gegründeten Hardrocksprayband nicht wirklich vom Hocker gerissen (da waren mir RATT, POISON oder gar MÖTLEY CRÜE irgendwie lieber) aber diesmal kann man sich das aktuelle "BUZZ" tatsächlich durchgehend gut anhören. Etwas störend wirkt sich dabei ein mehr oder weniger stark auftretendes DEFLEPPARD Dejavu aus, daß sich nie ganz unterdrücken läßt, nein teilweise sogar recht überdeutlich fühlt man sich an die Briten erinnert man nehmen nur mal als Beispiel unter vielen "Shake The Tree", die recht klebrige Ballade "That" oder der bester Song "Heartraper". Besonders bei den Vocals sowie den stets auf catchy getrimmten Chören schimmert es immer wieder durch. Bandleader Plunkett (vocals, guitars, keys) klingt dabei wirklich wie der einäugige Zwilling von Joe Elliot aber nicht nur dadurch ist dieses nun "bereits" fünfte Album sogar besser ausgefallen als das letzte doch recht dürftige Machwerk der tauben Leoparden. Lediglich die Produktion ist nicht ganz zu glattpoliert wie bei den Vorbildern, es klingt alles etwas erdiger und mehr nach Rock’n Hartwurst Party Roll. Nun gut nach dieser beinahe zehnjährigen Pause zeigen sich AUTOGRAPH gut erholt, sicher nichts überragendes aber trotzdem ganz gut zum Anhören. "Buzz" überzeugt mit schönen Hooks, ordentlichen Songs und auch stellenweise kernigen Gitarrenriffs, wobei auch hier bei Meister Eddie VAN HALEN einige seiner typische Licks gekonnt geklaut wurden. Das Material klingt aber durch die Bank alles irgendwie ähnlich, ein richtiger Kracher fehlt leider gänzlich, dies könnte so manchem Hörer nach dem vierten Durchlauf sicherlich etwas langweilig werden, denn spätestens ab an hat man sich schon etwas an den Songs abgehört. Insgesamt zwar net schlecht gemacht aber durch zu wenig eigenes Flair bleiben bei mir doch etwas zwiespältige Gefühle zurück - denn wer soll sich so was heutzutage noch anören?! Für die zahlreichen 80’er Jahre Fetischisten unter uns aber wahrscheinlich ein Pflichtkauf.
Dome Service aus dem schönen Dänemark geben mit dieser MCD ein erstes Lebenszeichen nach ihrer Umbenennung ab. Einige kennen sie vielleicht noch unter "Icon Bleeding". Was für Musik die Dänen damals gemacht haben, weiß ich nicht. Auf dieser Promo spielen sie jedenfalls eine verdammt geile Mischung aller möglichen Metalstile. Das fängt bei den sägenden Riffs an, die mal an In Flames, mal an Carcass erinnern. Überhaupt setzen die Gitarren die Akzente, hört euch nur das Riff von "Clarity" an, ein Hammer! Sänger M.L. pendelt zwischen aggressivem (nahe am Growlen) und klarem Gesang - und macht in beiden Sparten eine mehr als gute Figur. Erinnerte mich oft an eine entspanntere Ausgabe des neueren Chris Barnes. Die Rhythmusfraktion gibt der Musik den nötigen Punch, gerade Schlagzeuger A.L. weiß, wie man Druck aufbaut und scheut sich nicht, seine Fußmaschine ausgiebig einzusetzen. Dome Service lassen sich nicht in eine Schublade pressen, eine Tatsache, die sie nur sympathischer macht und ihnen hoffentlich zu großer Aufmerksamkeit verhilft. Mal klingen sie wie härtere (also alte) Sentenced, dann verträumt und melancholisch ("Day Of Silence"), um gleich danach wieder In Flames-like loszurocken. Entombed haben sicher auch ihre Spuren hinterlassen, gerade im Gesang und dem Aufbau der schnelleren Parts. So manche Gitarrenspielerei kommt mir aus dem Stoner-Bereich doch bekannt vor, während die brutalere Schiene des Metals im ganz sicher im Drumming ihre Spuren hinterlassen hat. Aber egal, wer nun durch wen wie beeinflußt wurde, Dome Service machen geilen Metal! Schön nach vorne, mit klasse Breaks, guten Musikern und einem Händchen für Songwriting und Ohrwurmriffs. Da ist es schade, dass nach einer knappen Viertelstunde schon Schluss ist. Ich will mehr!
"Analterror der Megaschwänze" ist der bisher beknackteste Bandname, der mit untergekommen ist, aber ein Kreis toter Kinder ist auch nicht zu verachten. Wenigstens schockt der Name Normalsterbliche schön. Die Musik des Trios auch. Circle Of Dead Children haben bereits auf den Vorgängeralben zu "Human Harvest" klargemacht, daß ihre Musik nie und nimmer auch nur ansatzweise massenkompatibel sein wird. Dazu ist die Mischung aus Grind, Death Metal, Noisecore-Sprenklern und ein ganz bißchen Black Metal viel zu extrem und verstörend. Der Gesang ist dermaßen tief und verzerrt, daß man beim besten Willen kein bißchen des Textes verstehen kann, eigentlich ist es nur ein Kreischen, Keifen und Growlen. Paßt aber hervorragend zur Musik, die brutal alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt. Erinnert an die guten alten Sludge-Helden Marke Eyehategod, vermischt mit einer anständigen Dosis Grind. Das Ergebnis ist fett produziertes musikalisches Inferno, daß nur einem verdammt kleinen Personenkreis ansprechen wird. Dabei ist es egal, ob das Trio wie Opener "A Family Tree To Hang From" mit Doom kokettiert oder wie bei "We Wear The Gimp Mask" vor sich hingrindet, das Ergebnis ist immer verstörende, intensive, dunkle Musik. Schade, daß den Jungs ein Basser fehlt, sonst hätte die Mucke sicher noch mehr Punch, aber auch ohne Viersaiter erschaffen Circle Of Dead Children eine großartige Platte. Mehr davon!
Bullethole sind die erste mir bekannte Hardcore-Band aus Griechenland. Hätten wir damit auch gleich mal elegant geklärt, was die Jungs für Mucke machen hehe. Dabei ist es nicht lupenreiner Hardcore, die Hellenen versetzen ihn mit Thrash- und Death-Sprenkeln, was gerade beim Riffing deutlich wird. Das Schlagzeug ist dagegen furztrocken aufgenommen und klingt genau so, wie ein Hardcore-Schlagzeug klingen soll. Teil zwei der Rhythmusfraktion bleibt da ein wenig im Hintergrund, den guten Mann am Viersaiter hört an nur ganz selten mal Akzente setzen. Sänger Costas macht seinen Job recht gut und klingt wie eine Mischung aus typischem Hardcore-Brüllwürfel und altem Thrasher, ohne dabei zu irgendeinem Zeitpunkt auf die Nerven zu gehen. Das ist schon ein wenig erstaunlich, ist sein Gesang doch nicht wirklich facettenreich, er brüllt die ganze Spieldauer über in einer Tonlage. Irgendwie variiert er seinen Gesang aber weit genug, um immer wieder interessant zu klingen und den Hörer nicht anzuöden. Die Produktion ist recht roh und ungeschliffen ausgefallen, aber immer noch klar genug, um jedem Instrument genügend Platz zu bieten. Geschwindigkeitstechnisch bewegen sich die vier in schnelleren Gefilden, mit gelegentlichen Mid-Tempo-Einschüben. Dabei ist das Songwriting variabel genug, um die Platte interessant zu halten und den Hörer nicht zu langweilen. Einzig das Akustik-Stück am Ende nervte mich ein wenig. Aber das haben die eh’ an sich. Und es macht eine solide Hardcore-Platte nicht wirklich schlechter.
Nach der Wiederveröffentlichung der SUGARCREEK-Alben aus dem letzten Jahr, arbeiten ESCAPE MUSIC nun an der Neuauflage der beiden Alben der Nachfolgeband THE CREEK, die auch weiteres Bonusmaterial in Form von Aufnahmen aus der Zeit nach "Storm The Gate" enthalten werden.