Konzert:
Headbangers Open Air 2004 - Brande-Hörnerkrichen, Freitag
Konzert vom HEADBANGERS OPEN AIR 2004 - Bericht
Wie alle Jahre wieder fand auch in diesem Jahr, zum nunmehr 7. Mal, die größte Gartenparty der Welt statt. Kurz vor dem kleinen Ort Brande - Hörnerkirchen versammelten sich HEADBANGERS aus allen Teilen Europas zum gleichnamigen OPEN AIR. Über das Festival selbst muss man wohl keine Worte mehr verlieren; wer nicht dabei war, ist selbst Schuld. Im Gegensatz zum Vorjahr hat sich nicht allzu viel verändert, lediglich der Bierpreis für 0,3 Liter hat sich von 1,80 Euro auf 2 Euro erhöht, sicherlich aber eine Anhebung, mit der man noch leben kann. Nicht ganz so dolle wie der Ablauf des Festivals war das Wetter, das sich irgendwo in der Schnittmenge aus bewölkt, regnerisch und windig bewegte. Zum Glück war der Platz vor der Bühne überdacht, so dass wenigstens der größte Regen abgefangen werden konnte. Am Donnerstag Abend musste diese Abdeckung jedoch repariert werden, weil der heftige Gewitterschauer, der mit den Besuchern der Warm - Up - Show aus Itzehoe herüberkam, die improvisierte Plane fast eingerissen hatte. Außerdem fiel durch einen Blitzschlag das Flutlicht des Campingplatzes aus. Diese Sachen konnten aber noch am selben Abend wieder hingebogen werden, so dass das Festival wie geplant am Freitagnachmittag durchstarten konnte. Meine Wenigkeit war schon am Freitag vor Ort, wogegen sich unser Memme erst am Samstag dazugesellte und Tennessee die Crew im Backstage - Bereich unterstützen musste und nicht als Schreiberlingine zur Verfügung stand. Trotzdem gebührt ihr Dank für die sichergestellten Setlists nach diversen Gigs!!! Am Ende waren es zwei harte, aber auch sehr vergnügliche Tage, wenn man bedenkt, dass es unter den gut 20 Bands kaum einen Ausfall gab und alle kräftig mitfeierten und dem Festival seine einzigartige Note verpassten. (do)
Los ging’s am Freitag fast pünktlich um kurz nach 12 mit den deutschen Power Metallern SAVALLION DAWN, die die erst wenigen Anwesenden mit Stücken ihrer beiden veröffentlichten Werke "Savallion Dawn" und "The Charge" versorgten und auch Stücke vom demnächst erscheinenden neuen Werk präsentierten. Sicher gehört die Live - Performance der Jungs noch nicht zur absoluten Oberliga, aber sie konnten den Bangern gut einheizen, was nicht zuletzt auf ihren fähigen Sänger Ernesto zurückzuführen ist. Insgesamt war es ohne Zweifel ein guter Auftakt für die größte Gartenparty der Welt.
Etwas agiler gaben sich da schon die Hamburger Traditionalisten CRYSTAL SHARK. Ganz eindeutig von den Klassikern der Priester und Rock’n’Rolf beeinflusst, rockten die Herren zwar auch nicht übermäßig bewegungsfreudig, trafen aber eindeutig den Geschmack des Publikums. "Wollt Ihr was hören, das Ihr kennt?", fragte der gut aufgelegte Frontmann Didi Schulz die Meute, um dann durch die Mannschaft das geile RUNNING WILD - Cover "Conquistadores" anstimmen zu lassen, das frenetisch mitgegrölt wurde. Später konnte man die elfjährige Tochter des Sängers dabei beobachten, wie sie mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht die Lichtanlage bei diversen anderen Bands bediente. Hut ab!
Setlist CRYSTAL SHARK:
Infinite Justice
Riding The Storm
Steelbound
Fight
Behind The World
Maelstrom Of Hate
Flame Of Life
Shadowsquad
Conqistadores
Die Italiener ROSAE CRUCIS stellten dieses Jahr die Abordnung von der Halbinsel, die berüchtigt ist für ihre "symphonischen” Klänge. Zum Glück für alle Beteiligten spielten die Jungs dann, ganz im Sinne des Festivals, reinen, gänzlich unpompösen Power Metal. Einen bleibenden Eindruck hinterließen ihre Stücke und ihre Performance jedoch nicht und waren, zumindest für mich, die schwächste Band des gesamten Tages, auch wenn einige Leute vor der Bühne ganz gut abmoshten. Da habe ich mir meine Energien doch lieber aufgespart…
Normalerweise sollten nun die Osteroder Gothic–Metaller DARK AT DAWN das "Headbangers" rocken, aber die Jungs hatten auf dem Weg zum Festival einen Unfall, bei dem einer der Musiker so schwer verletzt wurde, dass der Gig gecancelt werden musste. Wir wünschen der Band und dem verletzten Musiker auf diesem Wege alles Gute und dass sie bald wieder in alter Frische loslegen können!
Nach dieser Hiobsbotschaft lief das Programm nach Plan weiter und so durften BATTLEROAR früher als geplant unter massiven "Hellas Hellas" - Chören die Bretter entern. Die sehr sympathischen griechischen Epic - Metaller ließen sieben Songs ihres gleichnamigen Debütwerkes von der Leine und überraschten trotz ihrer offensichtlichen Unerfahrenheit mit einer grandiosen Spielfreude, der man sich nicht entziehen konnte. Sänger Marco brachte seine Ansagen mit einem stetigen Dauergrinsen herüber, während sich der Rest der Band darauf konzentrierte, das von den alten WARLORD, - oder OMEN - Platten Erlernte in die Menge zu hauen. Letztendlich konnte man es auch auf die durchweg tollen Songs zurückführen, dass die Europameister gehörig abräumten und endlosen "Zugabe" - Chören ausgesetzt waren. Ein echtes Highlight!
Setlist BATTLEROAR:
Swordbrothers
Victorious Path
Mourning Sword
Almuric
Egyptian Doom
Morituri Te Salutant
Battleroar
Die Dänen von den Färöer - Inseln scheinen nicht nur sehr gute Fußballer zu sein, sondern zeigen sich auch äußerst talentiert in Sachen Folk Metal. Anfangs erschienen mir die Songs des Quartetts TYR etwas gewöhnungsbedürftig, aber etwa ab der Hälfte des Sets konnte sich die Band noch steigern und begeisterte mit sympathischem Exoten - Bonus und Kompositionen, die nicht selten an IN EXTREMO erinnerten. Besonders Sänger / Gitarrist Heri war ein toller Entertainer und leitete seine Truppe durch einen unterhaltsamen Gig, der wie viele andere von massiven Zugabeforderungen begleitet wurde. Heri war auch der einzige Frontmann des gesamten Festivals, der sein Mikrofon eingebaut hatte, also es wie ein "Mc Donalds" - Thekensklave am Kopf durch die Gegend bugsierte. Nach Ende des Auftritts wurde der improvisierte Merchandise - Stand der Band vor der Bierbude um etliche Exemplare ihres Debüts "Eric The Red" erleichtert… der gerechte Lohn für tolle Arbeit!
Setlist TYR:
The Edge
Styrisvohurin
Sand In The Wind
Ramund Hin Unge
Regin Smidur
Dreams
Olavur Riddararos
Für 21 Uhr war eine "Surprise Band" angekündigt, die sich dann auch prompt als die schon am Vorabend bei der Warm - Up - Party in Itzehoe aufmetallende, schwedische Dampframmen - Combo RAM entpuppte. Alter Schwede, die Jungs kennen ihre Priester - Platten in, - und auswendig und holzten eine Schippe traditionellen Edelstahls herunter, der fast schon Extrem - Metal - Niveau erreichte. Stellenweise noch härter als EXCITER und mit einem Sänger gesegnet, den man durch seine lange Matte vor dem Gesicht kaum erkennen konnte und der spätestens jede zweite Strophe wie am Spieß kreischte, ballerten sich die Langmatten durch zerschossene Trommelfelle in die Herzen der Fans. Soweit ich weiß, hat die Band erst eine einzige Eigenproduktion am Start, von der auch das meiste Songmaterial dieses Gigs stammte. Echt klasse, Überraschung gelungen!!!
Der Höhepunkt des Freitags waren aber definitiv INTRUDER, die sich auf dem "Headbangers Open Air" mehr als eindruckvoll zurückmelden konnten. Ihre Mischung aus fettem Thrash Metal Marke EXODUS, Speed, - und Power Metal - Einflüssen verfehlte ihre Wirkung nicht und trieb Dutzende von Bangern vor die Bühne. Deren Promillepegel bewegte sich schon in stellenweise bedenklichen Regionen und ich bin sicher, dass die Band auch ohne den künstlich erzeugten Nebel von Vielen nicht mehr deutlich zu erkennen war… aber das heizte die Stimmung noch weiter an und als in der Mitte des Sets die erste Basedrum den Geist aufgab ("He has played too hard for you…") waren die "Intruder Intruder…" - Rufe allgegenwärtig, wie auch nach dem Gig. Am Meisten stach während des Infernos der völlig geile Classix "Traitor To The Living" heraus, den ich auch später noch im Ohr hatte und leise vor mich hin trällerte. Super!
Setlist INTRUDER:
The Martyr
Agents Of The Dark
Kiss Of Death
Cold Blooded Killer
Traitor To The Living
Sentence
Monkees (Stepping Stone)
Invisible
Killing Winds
N.G.R.I.
Live To Die
Mr. Death
Schon während des gesamten Tages und auch am nächsten Tag noch stapfte BROCAS HELM – Basser James Schumacher mit einer Kamera über das Gelände und knipste alles, was ihm vor die Linse kam (nachzusehen auf der BROCAS HELM - Homepage - http://californiacosplaytimes.com/hoa1.html). So kauzig sein Auftreten mit seiner coolen Sonnenbrille und seiner Mütze auch war, genauso schräg war die Musik des Trios. Schon seit Jahrzehnten als Kult gehandelt, war die Band eine echte Bereicherung für das Festival. Über die Performance, so waren Stimmen aus dem Publikum zu vernehmen, stritten sich die Geister. Ich für meinen Teil fand das Äxteduo Wright / Schumacher ziemlich agil und optisch ansprechend; eine gute Show eben, auch wenn viele Banger schon aufgrund der seltsam erscheinenden Kompositionen (ähnlich denen von MANILLA ROAD) mit diversen Fragezeichen vor der Bühne standen. Auch die Ansagen von Bob Wright waren seltsamer Natur, forderte er die Fans nach fast jedem Song mehrmals auf, das neue Album "Defender Of The Crown" zu kaufen oder meinte nur "He has to fix his weapon!", nachdem Mr. Schumacher der Bass kurzerhand kaputtgegangen war. Sicher ein ungewöhnlicher Auftritt, der von ebenso ungewöhnlichen Klassikern wie "Into Battle" oder "Skullfucker" begleitet wurde. Seltsam aber cool!
Auch die Kanadier HANKER gaben sich äußerst publikumsnah und errichteten sich schon lange vor dem Gig, ähnlich wie die Folkies von TYR, auf zwei alten, leeren Fässern einen improvisierten Merchandise - Stand, der rege frequentiert wurde. Besonders am Samstag, also nach dem Gig der Jungs, waren vermehrt Autogrammjäger und CD - Käufer zu beobachten, bei denen der Gig seine Spuren hinterlassen haben musste. Kein Wunder, spielten die Kanadier bis ca. drei Uhr nachts (im Laufe des Tages kamen aufaddiert insgesamt etwa eineinhalb Stunden Verspätung zustande) einen tighten Set, der allgemeine Begeisterung fand, obwohl fast alle Leute um mich herum bedenklich schwankten. Die Mischung aus Power, - und Thrash Metal (inklusive erneut zerdepperter Basedrum) zeigte ihre Wirkung, kam jedoch nicht ganz an den famosen INTRUDER - Gig heran, aber als abschließendes Training für die Nackenmuskulatur ging sie absolut in Ordnung.
Setlist HANKER:
Intro
I’d Like To Know
Bloodbath In Heaven
You Won’t Live Eternally
Disturbing The Brain
Empower
Far From The Cradle
Stigmata
The Pardoner
Face To Face
United We Stand, Divided We Fall
This Could Be Heaven
Ad Patres
Hail To You
Gardeners Of Pain
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Konzert:
Zeke, Speedealer - Hamburg, Molotow
Konzert vom Guckt man sich Sänger Blind Marky Felchtone so an, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, ZEKE hätten sich nie und nimmer wieder zusammengetan: Auf den Promo-Fotos zu "’Til The Livin’ End" sieht er noch ganz proper aus, nach acht Wochen pausenlosen Tourens in den USA und hier in Europa ist sein Gesicht so zugewachsen, dass nur noch seine krumme Nase unter der Baseball-Cap der DWARVES drunter hervorlugt. Aber wer hier in den letzten Sonnenstrahlen der Woche vor dem Kellerclub Molotow wartet, will keinen Schickimicki, keine Trendkacke, keinen Schönheitswettbewerb sehen, ZEKE bringen den Rock in seiner puresten Form zurück nach Hamburg, und nur die harten kommen in den Garten.
Bei der Vorband SPEEDEALER hat das Publikum noch einen überschaubaren Altersschnitt: gestandene Rocker über 30 gucken auf die Bühne, und gestandene Rocker über 30 gucken zurück. Und pfeifen auf Vorurteile über das Alter: Geschwindigkeit ist keine Hexerei, die Hände von Gitarrist Eric Schmidt und Jeff Hirshberg bekommen mehrere Hundert Finger, schneller, als man eins, zwei, drei anzählen könnte, sausen die Songs durch den Kellerclub und wieder raus. Jeff Hirshberg schreit dazu so heiser, dass die Augen nur durch die Lider zurück in die Augenhöhlen geploppt werden können. Beeindruckend. Gibt dafür auch anerkennendes Klatschen. Aber um dazu auch nur irgendwie mitgehen zu können, sind die Songs zu unbekannt, zu schnell, zu schnell vorbei und nicht sonderlich variabel. Jedenfalls könnte das keiner auf die Schnelle erkennen. Ein Aufatmen geht durch den Saal, als sich SPEEDEALER an einem Black Sabbath-Gedächtnisriff versuchen. Immerhin passt der Name wie die Faust aufs Auge.
War bei SPEEDEALER die Geschwindigkeit noch die Flucht vor dem Ausdruck, legen ZEKE einfach noch ein paar Stundenkilometer drauf. Der dürre Tennisarm vom schon angesprochenen Marky Felchtone ist optisch nur noch eine Luftspiegelung auf dem Griffbrett, und selbst die schon schnellen Stücke von den Platten werden noch einmal beschleunigt. Blind Marky ist nicht nur Schnellspieler, sondern auch Schnellsprecher - jeder, der eine Ansage von mehr als drei Worten wörtlich verstanden hat, bekommt von mir ein Bier geschenkt! Der Seattle-Dreier ist beeindruckend: Sie spielen voll auf die Glocke, aber dennoch erkennt man das Songwriting dahinter, die Jungs drehen voll auf - dennoch schafft es Drummer Donny Paycheck noch, vor jedem Einsatz hinter seinem Drumkit aufzustehen und die Fans direkt mit seinen Sticks zu dirigieren und anzufeuern. Vor allem, ohne sich wie Harden Harrison von der Vorband den Kopf anzuhauen, hihi. Und dieser spezielle Ruf von ZEKE blieb nicht ungehört, inzwischen haben zahlreiche Jungrocker das Feld enger gemacht und einen deftigen Circle Pit gestartet. Fett! Einen Zugabenblock noch, und fertig. Verschwitzt, glücklich. Auch der fette Typ auf dem Sofa in der Ecke, der es sich ausgerechnet bei diesem Konzert von seiner Ische machen lassen hat. Ohne Worte.
InterviewLandshut! Da wäre Kühnhackl, also Eishockey - und die katholische Kirche…. Und sagen wir mal, christdemokratische bis konservativere Parteien…. Was also macht ein Black-Metaller da?
Ja, ja, die schönen, alten Klischees. Du hast die Landshuter Hochzeit vergessen! Und welche Parteien, Du formulierst im Plural, dabei gibt es doch nur eine!? Ja, im Großen und Ganzen leben wir alle in und um Landshut herum, unser Drummer studiert in Regensburg, ich selbst wohne in einem kleinen Kaff etwa dreißig Kilometer von LA. Was die katholische Kirche betrifft, so sagt man, sie hätte in unseren Breiten noch mehr Einfluss auf die Bevölkerung, na ja, da wäre ich mir nicht so sicher, auf uns zumindest nicht!
Und Metal-mäßig?
In Landshut selbst gibt es eigentlich keine speziellen "Metal"-Locations, in der näheren Umgebung vielleicht das Tiefenrausch in Straubing, in dem wir auch eine der beiden Releasepartys zu "Stab Wounds" gespielt haben. Es gibt zwar eine Metalszene, auf Konzerte kommen durchaus 150 Leute oder mehr, jedoch sind wir eigentlich die einzige Blackmetal-Band weit und breit, dafür gibt es einige Deathmetal-Bands (Seraph of Pestilence, Illegimitation, Encrusted...) .
Wo wir gerade in eurer Heimat sind. Was bedeutet dieses Wort für Euch? Und was sagt in diesem (oder anderem) Zusammenhang euer Band-Name aus?
Momentan flattern ja so einige Interviews herein, aber diese Frage hat noch keiner gestellt... Wie soll ich darauf stellvertretend für die Band beantworten? 6 Leute, 6 Antworten. Diese Frage sollte jedenfalls niemand meinem alten Herrn bei einem gepflegten Kasten Bier stellen, sofern er keine Lust auf einen 9Stündigen Monolog hat... Ich persönlich fühle mich in Landshut eigentlich ziemlich wohl. Meiner Meinung hat jede Stadt ihr eigenes Flair, ihre eigene Atmosphäre. Es gibt viele Städte, die mir persönlich sehr unsympathisch sind, Landshut finde ich aber sehr angenehm. Das war’s aber, mir persönlich bedeutet der Begriff Heimat nicht all zu viel, vielleicht auch wegen der Geschichte meiner Familie quasi als "Heimatlose", aber das ist eine andere (und vor allem lange) Geschichte. Einen Heimatbezug zu unserem Bandnamen kann ich leider nicht entdecken (vielleicht Burg Trausnitz??!).
Ich frage nach der Heimat, weil gerade im Black Metal häufiger mal Probleme mit dem Nationalstolz auftreten.
Es ist natürlich völlig in Ordnung, wenn man sich mit seiner Heimat verbunden fühlt. Ich bin weder übermäßig stolz, noch schäme ich mich dafür, in diesem Land zu leben, da es weder mein Verdienst noch meine Schuld ist, deutsch zu sein. Wie es zu den rechten Tendenzen in der BM-Szene kommt, frage ich mich selbst. Wenn man mal ganz ehrlich ist, gibt es diese Tendenzen doch quer durch die gesamte Bevölkerung. Ich hatte einige Zeit einen Nebenjob, bei dem ich hauptsächlich mit ganz "normalen" Rentnern zwischen 60 und etwa 75 Jahren zusammengearbeitet habe. Was glaubst Du, wie oft ich dabei Sprüche wie "...ah ja, so ein kleiner Hitler wär’ schon mal wieder nicht schlecht, damals gab’s wenigstens noch Disziplin..." usw. hören durfte, und das von Leuten, welche die Auswirkungen des NS-Regimes live miterlebt haben. Mich wundert gar nichts. Black-Metal ist in gewissem Sinne auch ein Sammelbecken für alle möglichen Extrem- und Krassheiten. Mittlerweile hat sich die Metalszene an extreme religiöse bzw. eigentlich antireligiöse Ansichten weitestgehend gewöhnt. Manche Leute versuchen einfach auf Teufel komm raus krass und evil zu sein (wer weiß, um was kompensieren zu müssen...), jedenfalls ist man als Nazi immer noch wirklich evil, wenn Du verstehst, was ich meine. Dass das nichts mit Black Metal zu tun hat, brauch ich wohl nicht weiter auszuführen. Black Metal steht für Individualismus, was im völligen Widerspruch zu jeglicher Art von Faschismus steht.
Jetzt aber endlich zu DARK FORTRESS an sich. Eure Klasse ist unumstritten, wenn man sich erschienene Reviews anschaut. Ihr werdet auch in größeren Mags gefeiert. Warum aber seid ihr noch nicht ein wenig bekannter/ erfolgreicher?
Unsere ersten beiden Alben haben zwar ganz gute Kritiken in den meisten Magazinen eingefahren, sofern sie besprochen wurden, jedoch wurde doch insbesondere "Profane Genocidal Creations" fast überhaupt nicht promoted und der Vertrieb war auch mehr als mäßig. Wenn man ganz ehrlich ist, hatte "Profane..." zwar viele gute Ideen und Ansätze, aber als Gesamtwerk auch noch nicht die Klasse von einigen international renommierten Bands.
"Stab Wounds" ist meiner Meinung nach eine andere Liga, wir haben qualitätsmäßig einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Nach den bisherigen Reaktionen sehen das die meisten anderen Leute auch so. Ich hoffe, dass wir von nun an auch mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Was erwartet die Hörer denn. Lyrisch geht es scheinbar um die Ablehnung der Menschheit.
Die Texte stammen allesamt von Azathoth. Sie sind sehr persönlich und spiegeln seine Gefühls- und Gedankenwelt wieder. Darum möchte ich seine Gedanken nicht zu sehr interpretieren. Die Texte handeln von der Nichtigkeit, der Sinnlosigkeit des Lebens und der daraus resultierenden Verzweiflung. Der Tod bedeutet die Erlösung. Folglich steuert das ganze Album auf den Selbstmord des lyrischen Ichs zu. Eine überaus positive Attitüde gegenüber der Masse Mensch kann man den Texten ebenfalls nicht nach sagen.
Besetzung! Frei nach der Sesamstraße: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?
Ok, der Mann am Schlagzeug ist Seraph - "wieso," Na ja, ein gewisses perkussives Element hat sich über die Jahrhunderte schon in so manchem Musikstil bewährt, weshalb sich die Band bereits bei der Gründung dazu entschieden hat, Schlagzeug in die Musik zu integrieren :- ) Der erste Drummer von DF war übrigens Charon, der auch noch das Debut "Tales from Eternal Dusk" eingespielt hat. Seraph ist wie ich ("Santura", Gitarre) seit Anfang 2001 Teil der Band. Seit nun ca. 3 ½ Jahren ist das Line-Up also stabil. Asvargr, unser anderer Gitarrist ist der eigentliche Bandgründer und zusammen mit Azathoth (Vocals) einziges verbliebenes Urmitglied. Bassist "Draug" ist seit etwa vier Jahren dabei. Der sechste Mann in der Band ist Paymon und bedient das Keyboard. An dieser Stelle wird es wohl wieder einige "wieso, wozu" - Fragen geben, dieses mal aber leider wohl ernst gemeinte. Auch wenn wir auf dem neuen Album vermeintlich viel weniger Keyboards als auf dem Vorgänger benutzten, setzten wir dieses Instrument doch sehr gezielt und effektiv ein, da man durch die enorme Soundvielfalt von Synthies die Musik um eine weitere Dimension bereichern kann. Deswegen möchten und werden wir darauf nicht verzichten, da alle Elemente einem musikalischem / kompositorischem Sinn dienen.
Jetzt mal zum aktuellen Album. Wie seht ihr die Entwicklung gegenüber euren vorherigen Veröffentlichungen" "Und vergesst auch nicht auf andere Projekte/ Bands einzugehen.
Wer die ersten beiden Alben gut kennt, dürfte auf "Stab Wounds" einige Überraschungen erleben, da dies wohl unser aggressivstes, raustes, aber auch emotional kältestes Album geworden ist. "Stab Wounds" wirkt in einigen Punkten, vor allem die Produktion und die Arrangements betreffend, moderner, gleichzeitig ist es aber "mehr" Black-Metal, da wir konsequent düstere und kalte Stimmungen kreieren. Wir haben sämtliche rockigen Parts und nette Melodien verbannt und versucht ein Album aus einem Guss zu erschaffen. Ich denke wir gehen zwar nach wie vor sehr variabel und abwechslungsreich zu Werke, jedoch haben wir z.B. auf "Profane Genocidal Creations" teilweise etwas den roten Faden verloren. Auf "Stab Wounds" gibt es keine Brüche, welche den Fluss und die Atmosphäre des Albums stören.
Jede Band behauptet ja immer, dass die neue CD natürlich die beste in der Bandgeschichte ist... Wir haben das bei "Profane..." eigentlich nie getan, da wir von Anfang an mit dem Endresultat nicht wirklich zufrieden waren. "Stab Wounds" ist eine riesige Steigerung, wir haben versucht sämtliche alten Fehler zu vermeiden, und wir können als Band geschlossen und überzeugt hinter diesem Werk stehen.
Seraph und Ich sind auch in andere Projekte eingebunden, die anderen Bandmitglieder jedoch nicht. Vor DARK FORTRESS hatten wir eine Band namens The Shroud, die aber eigentlich auf Eis liegt. Außerdem sind wir zusammen mit einem Künstler in einem Projekt involviert, welcher Klangskulpturen entwirft und baut, also neue Instrumente, welche neben der rein funktionalen, musikalischen Seite eben auch ein skulpturales, künstlerisches Element besitzen. Musikalisch bewegt sich dieses Projekt ("Projekt Lazarus") jedoch nicht unbedingt im Metal-Genre, es ist stilistisch eher losgelöst von einem bestimmten Genre und den damit verbundenen Klischees. Ziel sind Musikperformances.
Außerdem ist für den nächsten Monat intensives Proben und Recorden und und und angesagt, da wir an einem Projekt eines Komponisten (Florian Magnus Maier) beteiligt sind, der endlich mal seinem Faible für Death Metal und anderen musikalischen Krassheiten Luft machen will. Mal sehen, wenn’s nach Plan läuft können wir der Menschheit schon im Spätsommer "The Crawling Chaos" um die Ohren dreschen!!!
Wo habt ihr aufgenommen? Mit wem, wie war’s? Und überhaupt? Ihr ward ja auch schon mal in den Grieghallen, wenn ich da recht im Bilde bin…. Vergleiche?
Wir haben "Stab Wounds" komplett in die eigene Hand genommen. Ich bin mittlerweile fertig ausgebildeter Tontechniker, somit haben wir alles selbst aufgenommen und gemixed. Lediglich zum Mastering sind wir in ein sehr renommiertes Masteringstudio (MSM) gegangen um der CD den letzten Feinschliff geben zu lassen. Die Drums haben wir in Deggendorf bei MSG aufgenommen, Synthies, Bass und einige Gitarren bei mir zu Hause, alles andere plus Mix in Landshut in einem neuen Studio, mit dem ich in Zukunft auch zusammen arbeiten werde. Also, wer an einer guten, preiswerten Produktion interessiert ist, kann ruhig mal unter www.studio-eins.biz einen Blick riskieren.
Du bist übrigens richtig informiert, "Profane..." wurde im Grieghallen produziert. Dort aufzunehmen war natürlich schon eine besondere Erfahrung, und es war auch eine große Ehre mit Pytten zusammen zu arbeiten. Pytten ist menschlich großartig und ein guter Produzent, außerdem besitzt das Grieghallen eine äußerst angenehme Atmosphäre. Jedoch haben wir für die Produktion von "Profane..." zeitlich viel zu knapp geplant, im nachhinein muss man zugeben, dass Zehn Tage für Recording und Mix für ein fast 70minütigen Albums einfach viel zu wenig waren. Im Prinzip wurden wir in diesem zeitlichen Rahmen zwar mit den Recordings fertig, den Mix mussten wir jedoch völlig aus der Hand geben, wodurch natürlich kein wirklich zufrieden stellendes Ergebnis herauskommen konnte.
Ihr geht ja schon in die etwas bombastischere Richtung. Wie steht ihr zu Kapellen wie Cradle oder Dimmu?
Als "The Principle of Evil..." von Cradle veröffentlicht wurde, war ich eigentlich großer Fan der Band. Etwa zu dem Zeitpunkt als Nick Barker bei den englischen Blutsaugern ausgestiegen ist, habe ich jedoch langsam aber sicher das Interesse an ihnen verloren. Ich kann mich einfach generell nicht mehr für "Gothic"–Black-Metal begeistern, außerdem gefällt mir ihre Art des Songwritings überhaupt nicht mehr, und der Gesang ist mir auf Dauer zu penetrant.
Über Dimmu kann man denken wie man will, man kann wirklich darüber diskutieren, ob man sie wirklich (das gleiche gilt auch für COF) noch als Black-Metal-Band ansehen kann oder nicht. Ich respektiere Dimmu Borgir einfach als brillante harte und düstere Metal-Band. "Darkness Enthrone Triumphant", mit dem sie enorm eingeschlagen haben, hat sich bei mir zwar äußerst schnell abgehört, aber mit den letzten beiden Alben haben sie neue Maßstäbe gesetzt. Sie sind auf jeden Fall eine Band, die versucht das Optimum zu erreichen, die Alben sind in jeder Hinsicht unglaublich professionell und strotzen nur so vor Kreativität.
Wie sieht es mit Live-Auftritten aus? Der Gig beim Partysan war ja oberamtlich.
Ich würde gerne viel mehr auf Festivals spielen. Wir haben Ende Mai auf dem "United Metal Maniacs Festival" in der Nähe von Bitterfeld gespielt, und die Publikumsreaktionen waren einfach umwerfend. Der einzige bestätigte Auftritt in nächster Zeit wird auf dem Kaltenbachfestival in Österreich stattfinden. Außerdem ist für Oktober ein Festival in Innsbruck unter anderem mit Lord Belial, Hellsaw u.v.a anderen geplant.
Nach dem letztjährigen "Party-San Festival" hatten wir in der Tat haufenweise Angebote für Konzerte, die wir allerdings alle leider absagen mussten, da sie kurz vor oder während den Studioarbeiten zu "Stab Wounds" gewesen wären. Momentan sind wir gut aufeinander eingespielt, von daher wären in nächster Zeit viele Gigs wünschenswert. Ein großer Traum wäre natürlich ein komplette Tour. Es gibt auch vage Planungen, wir hätten auch die volle Unterstützung unseres Labels, jedoch besteht die eigentliche Schwierigkeit darin, einen Termin zu finden, zu dem alle sechs Bandmitglieder frei bekommen. Eine Möglichkeit wäre im Winter nach Weihnachten.
Ihr arbeitet mit Black Attack und Sure Shot zusammen. Wie seid ihr dazu gekommen und seid ihr zufrieden? Und verlier mal ein paar Worte übers Business. Black Attack hat ja nicht grad eine ruhmreiche Vergangenheit …
Das mit der ruhmreichen Vergangenheit von Black Attakk bzw. Last Episode war uns durchaus bewusst. Jedoch ist Black Attakk ein Neuanfang und auch andere Bands (die bei ihnen unter Vertrag stehen) haben uns nicht abgeraten. Black Attakk haben uns einen fairen Deal angeboten, wir haben ausreichend Studiobudget, die Promotion ist momentan richtig gut, außerdem haben sie einen viel besseren Vertrieb (zumindest in Europa) als unser altes Label. Die Kommunikation funktioniert auch sehr problemlos. Entscheidend war auch, dass sie bereit waren uns auch explizit vertraglich die absolute Freiheit in allen künstlerischen Belangen (Musik, Produktion, Cover, Booklet usw.) zuzusichern, was auch im BM-Underground nicht selbstverständlich ist! Wir haben sogar sämtliche Promofotos selbst gemacht und ausgewählt. Es gab zwar zwischendurch einige Probleme mit der Zahlung der Studiokosten, diese sind nun aber behoben. Sure Shot unterstützten uns bzw. Black Attakk bei der Promotion und helfen uns vor allem auch die Aufmerksamkeit von großen Magazinen zu bekommen.
Wie sieht’s mit Hobbies neben der Musik aus und was macht ihr so, um euren Lebensunterhalt zu verdienen? Habt ihr vielleicht die Klarnamen parat?
Im Prinzip ist Musik das große Hobby, unsere Passion. Der einzige in der Band, der momentan einem soliden Beruf nachgeht ist Asvargr als Zahntechniker. Paymon ist Altenpfleger, aber wohl noch eher unschlüssig über seine berufliche Zukunft. Unser Bassist ist ausgebildeter Werkzeugmechaniker, hat daraufhin auf dem zweiten Bildungsweg das Abi nachgemacht und wird voraussichtlich im Herbst mit dem Studium beginnen. Im Moment jobbt er als Zimmermann. Azathoth hängt gerade im Abistress (ebenfalls zweiter Bildungsweg), Seraph studiert Philosophie und Germanistik, wird sich wohl aber über kurz oder lang auf das Studium seines Instrumentes festlegen, da er definitiv alles daran setzt, Profimusiker zu werden. Ich versuche gerade, als freiberuflicher Tontechniker Fuß zu fassen, die Branche ist momentan gerade jedoch nicht in einem sehr rosigen Zustand. Ich denke, dass "Stab Wounds" schon mal eine erste gute Referenz ist, und hoffe in Zukunft auf mehr Aufträge anderer Bands.
Wer sich wirklich für meinen bürgerlichen Namen interessiert, dürfte kein Problem haben es rauszufinden (zumindest wenn man dieses Interview und die Credits im Booklet studiert). Die Namen der anderen werde ich aber nicht verraten.
Zukunftspläne? Reich und berühmt werden mit der Band ist wohl kaum drin. Was habt ihr euch für Ziele gesetzt?
Endlich mal ein paar Groupies abschleppen, har har! OK, um reich und berühmt zu werden, haben wir uns sicherlich die falsche Musikrichtung ausgewählt, uns geht es aber hauptsächlich darum, uns selbst zufrieden zu stellen (hmhm, musikalisch!!!). Natürlich ist es großartig, andere Leute mit seiner Musik zu erreichen und zu bewegen; realistische Ziele sind vor allem mehr gute, größere Auftritte zu spielen. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist sicherlich auch, dass man als Band, je erfolgreicher man ist, auch höhere Studiobudgets bekommt, wodurch man seine Ideen und Visionen noch besser umsetzen kann. Hellfire und danke fürs Interview.
InterviewStell uns doch die Band mal vor.
VEHEMENCE legte 1995 los, mit Nathan als Sänger und Gitarrist Scott Wiegand. Letzterer entwarf auch das VEHEMENCE-Logo. Beide hatten die Vision, old-school-Einflüsse zu vertonen: frühe Pyogenesis, Carcass, Gorefest, oder alte Hypocrisy … Als zweiter Gitarrist kam dann Bjorn Dannov dazu, die kannten sich sowieso von der Schule oder irgendwie anders alle untereinander. Nach den ersten Demos (noch mit Drumcomputer) wurden Drummer Andy Schroeder und Bassist/ Sänger Mark Kozuback von einer lokalen Punk-Metal-Band abgeworben, passte auch prima. Das erste, selbst-veröffentliche Album namens "The Thoughts From Which I Hide" kamm dann 2000, Scott Wiegand war aius persönlichen Gründen schon nicht mehr dabei, als es herauskam. Ich kam im Januar 2000 dazu. Und für unser Material interessierte sich Metal Blade. Sie beobachten uns schon seit unserer ersten Veröffentlichung und auf unserer 15-Tage-Tour, die wir selbst an den Start brachten. Im January 2002 unterzeichneten wir endlich einen Deal.
Der uns ja "God Was Created” bescherte. Und eben die neue Scheibe. Death Metal mit vielen Varianten und sogar ein bisschen Stoner Rock ("Spirit Of The Soldier"). Oder?
Das neue Album besitzt sehr energische Songs, progressive Gitarren und ist dennoch ein absoluter " straight forward death metal release". Ich würde uns durchaus dennoch als melodische Death-Metal-Band bezeichnen, weil wir zwar vocal-mäßig den brutalen Stil fahren, darunter aber diese typischen Melodischen Gitarren spielen. Ganz viele andere Bands machen das nicht, normal gibt’s "screaming vocals" und progressiv-melodische Gitarren, wie es meinetwegen In Flames oder At The Gates mach(t)en. Mit denen möchten wir auch nicht verglichen werden. Zu deinem Vergleich mit Stoner-Rock: Es ist eher ein rockiges Feeling, der Song gleicht fast einer Hymne. Dass wir viel im Mid-Tempo sind, hat auch seinen Grund: So findet man eher den Zugang, anstatt tausende Noten zu dechiffrieren.
Die Lyrics scheinen mir nicht gerade vehement das bestehende System zu unterstützen…
Stimmt. Themen sind unter anderem unheilbar Kranke und ihr Sterbe-Prozess, Terrorismus, einseitiges und extremistisches Christen-Fernsehen, Drogen, Verbrechen, Depression, Pädophilie in der katholischen Kirche, Probleme in der Familie.. Dazu passend hat Wes Benscoter wieder ein amtliches Cover gestaltet. Irgendwie fanden wir, es ist an der Zeit, ein realistisches Album zu machen und darin über die vergangene Dekade nach zu denken.
Denk doch mal über eure Tourneen nach. Und erzähl davon.
Ja. Da geht es auch eteas lustiger zu als im echten Leben. Als wir mit Incantation, Impaled, Decapitated, und Dead To Fall im Sommer 2002 unterwegs waren, geschah Folgendes. Wir packten eine Gummipuppe, mit der High-School-Kutte unserers Sängers bekleidet, unter den Tour-Van von Incantation - als über sie sie übergefahren hätten. Eine Art kleines Abschiedsgeschenk. Aber als sich die Sicherheitsbeamten nach einem ersten Schreck wieder eingekriegt hatten, knipsten sie erstmal lustige Erinnerungsfotos. Und Incantation haben die Puppe behalten, man kann sie schließlich zu vielen Sachen benutzen, hähä. Außerdem bedeuten uns die Tourneen mit Testament und Nuclear Assault viel, eine regelrechte Ehre. Cool war auch die Tour mit Deicide, Amon Amarth, Behemoth, Revenge, bei der uns Metal einte über die kulturellen Grenzen hinaus. Und es gibt nichts Erstaunlicheres als Glen Benton zu beobachten, wenn er sich mit einem Promoter streitet oder eine Whiskey-Flasche direkt über den Köpfen der örtlichen Security zerdeppert.
In Deutschland seid ihr aber noch nicht gewesen.
Stimmt, aber wir planen, im April/ Mai 2005 rüber zu kommen. Interesse ist also schon da, zumal ihr so tolle Festiavls habt wie Wacken, Summer Breeze, Inferno (aha, alles in Europa ist in Deutschland quasi. Anm.- d. Verf.), Fuck The Commerce und und und. Ich denke, man muss nichts übereilen, wir sind erst zwei Jahre im Geschäft und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.
Da werden eure Geschäftspartner sicherlich auch noch ein Wort mitzusprechen haben.
Das Label hilft uns, ohne dass wir uns dafür verbiegen müssen. Außerdem hat es einen weltweiten Vertrieb und alles in allem sorgen Metal Blade dafür, dass wir uns in Ruhe entwickeln können.
Ihr kommt aus Phoenx, Arizona. Wie sieht’s da Metal-mäßig aus und was machen meine ehemaligen Heroen, Sacred Reich.
Die Szene in Arizona wächst und wächst. Sie ist zwar im Vergleich zu L.A. oder New York winzig, aber die Fans hier befassen sich meiner Ansicht nach viel inniger mit der Musik. Zu Metal-Konzerten kommen immerhin 300 bis 500 Zuschauer. Es gibt hier einenKlub namens Metal Devastation, wo jede Woche as geht. Ja Sacred Reich kenne ich natürlich und ich habe auch alle ihre Platten. Mehr weiß ich aber nicht. Ach: Jason Newsted und seine damalige Band Flotsam & Jetsam sind auch von hier.
Arizona, das klingtr nach Wilden Westen und John Wayne….
Nun, Arizona befindet sich schon in der Wüste. Aber es ist nich wie Ägypten oder so. Wir haben trockene Hitze und so gut wie keine Feuchtigkeit. Den sechs Millionen Einwohnern geht es so ähnlich wie in Kalifornien, Und im Norden gibt es auch große Wälder. Außerdem gibt es hier jede Menge neue Städte, wo du nicht eine Zigarrettenkippe oder gar Müll auf der Straße findest. Europa ist, nachdem, was ich gehört habe. Die alte Welt, nichts ist neu, nichts fällt ab. Und wenn mal was kaputt geht, wird es sofort renoviert. Oder es wird sogar nachgebaut, um ihn einer schönen Umgebung zu leben. Wir werden es ja hoffentlich selber sehen im kommenden Jahr. Arizona hingegen hat keine besonders tollen Postkarten-Ansichten. Außer natürlich dem Grand Canyon, eines der Weltwunder.
Wo wir gerade bei der kleine Heimatkunde sind. Was gibt’s denn zu den USA zu sagen. Da hat ja jeder so seine Ansichten.
Amerika kann smart sein oder eben blöde - wie jedes andere Land eben auch. Deutschland wird der Verantwortlichkeit des Todes von Millionen Juden beschuldigt. Es wird von praktisch jeder Zivilisation dafür gehasst. Über China und Korea sollten wir uns alle Gedanken machen, sie tun nichts, sagen nichts und tragen Waffen, die sie früher von den Irakern kauften. Wie überall haben wir auch in Amerika verschiedene Typen von Menschen, von denen die Doofen in den Comedy-Shows veralbert werden - genau wie in Deutschland. Es ist wie es ist: Manche Länder sind herablassender als andere, bewerten Menschen lediglich nach Stereotypen. Wir müssen aber alle gemeinsam leben und Kriege irgendwann bekämpfen - und nicht immer nur schimpfen, was ein Land für die Menschlichkeit macht - oder eben nicht.
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