Interview Ihr habt vor ein paar Tagen ein Video gedreht...
Ja, für "Overcome".
Was habt ihr denn gemacht? Ein Club-Show gefilmt?
Wir haben Leute eingeladen uns anzuschauen und sie dabei gefilmt. Wir haben das Ganze am LA River gemacht, das ist ein großer Kanal, voller Müll und Graffiti. Das war sehr cool.
Waren da viele Leute?
Ich schätze mal, dass es so um die 200 Leute waren. Aber durch die tolle Kameraarbeit sieht es so aus, als wären da viel mehr, so ungefähr 1000. *lacht* Wir mussten den Song ungefähr zwanzigmal spielen, damit wir genug Material für ein Video zusammenhatten.
Das nervt, könnte ich mir vorstellen.
Yeah. Ich will ihn nie wieder spielen. *lacht*
Denkst du, dass ihr mit dem Video Airplay bekommen werdet?
Ja, ich denke auf "Headbanger’s Ball" und so wird es viel gespielt werden.
In Deutschland sieht’s leider so aus, dass die Musiksender recht wenig Hardcore und Metal spielen, nur ein paar Stunden in der Woche…
Ach, die werden das schon spielen. *lacht*
Wie wichtig sind die Musiksender für eine Underground-Band wie TERROR? Bringt es viele neue Fans, wenn da ein Video gespielt wird?
Eine Menge Kids gucken sich die Sender und so hilft es uns schon weiter. Sie müssen uns erst kennen lernen und das geht am Besten mit einem coolen Video.
Ihr werdet bald mit UNEARTH auf Tour gehen.
Ja, es ist eine längere Tour, etwas über vier Wochen.
Ich bin immer wieder verwundert über die langen Touren, die in den USA durchgezogen werden. In Europa sind fünf- oder sechswöchige Touren eher die Ausnahme als die Regel, bei euch scheint das umgekehrt zu sein.
Es gibt einfach so viele Orte, an denen wir hier spielen können *lacht*. Aber wir werden im Frühjahr durch Europa touren, werden wir da auch sechs Wochen unterwegs sein. Jedenfalls hab ich das gehört. Wir werden wohl den ganzen Kontinent bereisen.
Wie viele Leute kommen zu euren Shows? Ich habe überhaupt keine Vorstellung, wie "groß" ihr bei euch zu hause seit…
In den USA dürften das so um die 500 Leute sein, die zu einer Headliner-Show von uns kommen. Das ist ok, finde ich.
Ich hab im Moment den Eindruck, dass TERROR ein wenig gehypt wird. Jeder redet plötzlich über euch und trägt eure Shirts, da frag ich mich, wie bekannt ihr wirklich seit, wie viele Fans ihr wirklich habt.
Ja, das ist auf jeden Fall wahr. Ich meine, wir haben eine Menge getourt und unsere Mucke direkt in jedermanns Gesicht gebracht, von daher kennen uns aber auch einfach viele Leute. *lacht*
Seit ihr eigentlich momentan ohne Job, dass ihr so viel touren könnt? Lebt also nur von und für TERROR?
Yep. Ja, wir müssen schon viel spielen, um auch viel Merchandise verkaufen zu können. Wir machen gerade genug Geld, um überleben zu können. Es läuft momentan aber ganz gut. Ich kann meine Wohnung bezahlen, mir was zu essen kaufen und muss mir um solche Dinge keine Sorgen machen.
Hältst du es für möglich, dass ihr bald mit bekannteren Bands wie DAMAGEPLAN oder SLAYER tourt und so noch mehr Aufmerksamkeit bekommt, von Leuten, die ihr normalerweise nicht erreichen würdet?
Ja, das wäre großartig! Ich halte es auch für möglich, definitiv. Wir sind quasi non-Stop auf Tour und wenn wir weiterhin hart arbeiten, sollte noch viel möglich sein. Natürlich weiß niemand, wie sich die Dinge mit dem nächsten Album entwickeln, aber es bestimmt möglich, die Dinge auf das nächste Level zu bringen.
Mit Roadrunner habt ihr ja auch ein cooles Label im Rücken.
Ja, auf jeden Fall. Ich habe selbst zwar noch nicht viel mit ihnen gesprochen seitdem die Scheibe rausgekommen ist. Ich weiß nicht, wie hart sie in Zukunft für uns arbeiten werden, aber momentan sieht es so aus, als würden sie einen verdammt guten Job für uns machen.
Ihr habt im Sommer in Europa gespielt. Sind dir Unterschiede beim Publikum aufgefallen? Kommen andere Leute als in den USA zu euren Shows?
Nein, nicht wirklich. Hardcore ist überall das gleiche Ding und von dort kommen die meisten Leute. Wir sind vom traditionellen Hardcore wie MADBALL beeinflusst und das wird in Europa mehr respektiert als in den USA.
Einer der MADBALL-Jungs ist auch auf "One With The Underdogs" zu hören, genau wie einer von HATEBREED. Sind das Freunde von euch und hingen die grad im Studio rum als ihr auch da wart?
Wir haben mit beiden Bands schon getourt und sie sind dabei gute Freunde von uns geworden. Jamie von HATEBREED war bei "Spit My Rage" dabei und Freddie bei "Find My Way".
Wie würdest du euer neues Album in ein paar Worten beschreiben?
Fast, heavy, pissed-off Hardcore-Record.
Ich finde eure Scheibe ist ein schönes Beispiel, wie Musik negative Gefühle transportieren kann, Wut, Frust, Zorn. Warum seit ihr so angepisst? Ich meine, du scheinst ein echt netter Kerl zu sein, auch wenn das Bild auf eurer Website etwas anderes sagt…
*lacht* Ich würde nicht sagen, dass wir von irgendwas angepisst sind, es ist mehr ein Versuch, unsere Aggressionen über die Musik auszudrücken und abzubauen. Die Welt geht mehr und mehr zugrunde und es passiert einfach eine Menge Scheiße, das kann einen schon wütend machen.
Die meisten eurer Songs haben richtig schöne Propaganda-Slogans, die man sofort im Ohr hat, war das Absicht?
Das war schon so gepant *lacht*. Auf der einen Seite sollen diese Zeilen unsere Wut ausdrücken und einen richtig schön aggressiven Song machen, auf der anderen Site sind sie aber auch sehr catchy und die Leute haben sie im Kopf.
Ich hab euch beim Full Force-Festival gesehen, da waren eine Menge Leute und einen Riesen-Moshpit veranstaltet.
Ja, das With Full Force war sehr cool, war echt ein riesiger Pit dort.
Sind eure Texte denn in irgendeiner Form politisch?
Nein, würde ich nicht sagen. Wir schreiben eigentlich eher über die alltäglichen Dinge, die einen frustrieren können *lacht* .
Welchen eurer Kandidaten, Bush oder Kerry, gibt’s du denn den Vorzug?
Ich weiß nicht, ich glaube, ich gehe auch gar nicht wählen. Sind sich eh’ zu ähnlich.
Ist es wichtig für euch, sich zu einer bestimmten Szene zu bekennen?
Ich würde sagen, dass wir definitiv eine Hardcore-Band sind. Mit unserer Einstellung sind wir einfach Hardcore, obwohl ich uns musikalisch nicht limitieren möchte. Es ist aber auch nicht weiter wichtig, woher wir kommen, wichtig sind die Leute. Ich meine, man wird nicht mit einer MADBALL-Platte in der Hand geboren.
Einstellung… Sind einige von euch Straight Edge?
Zwei, nein drei von uns sind SE, zwei nicht. Das ist aber kein Problem in der Band, ist ja eine persönliche Wahl *lacht*. Zwei von uns leben sogar vegan und es geht *lacht*
Dürfte für die beiden schwer werden, auf Tour immer das richtige Essen zu bekommen…
Ja. Vegetarisches Essen ist heute Standard, aber nicht immer haben die Leute vegane Sachen da. Ist manchmal hart.
Du bist ja schon seit ein paar Jahren in der HC-Szene aktiv (Anm. des Verf.: Doug spielte vor TERROR bei SWORN VENGEANCE). Gab es in den letzten Jahren eine Veränderung in der Szene?
Ja, auf jeden Fall. Wenn ich das erste Mal mit der Szene in Berührung kam, war sie sehr klein, jeder kannte jeden. Mittlerweile ist es sehr Mainstream. Ich denke, eine Menge Leute haben heute vergessen, wo Hardcore herkommt und es einfach zu mainstreaming gemacht. Das kann manchmal nerven, aber ist auch gut für die Band. Es ist einfacher geworden und mehr Leute kaufen die Sachen. Vor ein paar Jahren wäre es nicht möglich gewesen, von einer Band wie TERROR zu leben.
Gab es auch kritische Stimme, die euch Ausverkauf vorwarfen, als ihr bei Roadrunner unterschrieben habt?
Nein, eigentlich nicht. Wer unsere 10" kannte, der wusste, dass wir unseren Stil nicht einfach ändern würden und weiterhin straighten Hardcore machen, selbst wenn wir bei Roadrunner sind. Jeder, der Scheiße über uns redet, soll die Klappe halten und sich erst das Album kaufen. Keine Kompromisse!
Gibt es schon einen Zeitplan für das nächste Album?
Roadrunner haben uns nichts vorgegeben, es ist ok für sie, wenn das nächste Album kommt, wenn es kommt.
Was ist denn so dein Gefühl, wann wird das soweit sein?
Keine Ahnung, wir haben zwar schon ein paar neue Songs, aber nicht viel weiter geplant. Wir müssen erst mal abwarten, was nach dem Release dieser Scheibe passiert, wie viele Touren wir kriegen und dann mal sehen.
Hast du eine Idee, wie viele Shows ihr dieses Jahr schon gespielt habt?
*lacht* Verdammt viele! Es ist der neunte Monat im Jahr und wir waren siebeneinhalb unterwegs.
Das ist hart.
That is Hardcore fuckin’ life *lacht*.
Stresst ihr untereinander, wenn ihr solange zusammen unterwegs seit?
Manchmal möchte man jeden Einzelnen töten, selbst wenn man sich schon seit Jahren kennt.
Verbringt ihr viel Zeit miteinander oder versucht jeder für sich zu sein?
Wir hängen schon zusammen rum. Ist zwar manchmal hart, in einem Bus stundenlang von Stadt zu Stadt zu fahren, aber wir hängen trotzdem zusammen rum. Gibt natürlich auch Momente, in denen man allein sein möchte, aber meistens sitzen wir zusammen.
Ihr könnt auch ohne Alkohol Spaß haben, was? Ich meine, die typischen Tourgeschichten sind ja eigentlich die, in denen besoffene Leute dummer Dinge tun…
*lacht* Ich muss nicht betrunken sein, um verrückte Sachen zu machen. Würde ich nur einen Tropfen Alkohol trinken, wäre ich tot *lacht*. Auf jeden Fall lange nicht mehr zu gebrauchen. Wir können auch nüchtern durchdrehen *lacht*.
Überzeugt euch davon auf der nächsten TERROR Tour, es lohnt sich!
InterviewWas gibt’s Neues?
Och, wir haben gerade die letzten Festivals hinter uns –schön war’s mal wieder in Bridgenorth, England. Wir haben das Festivals wachsen sehen und dieses Jahr beendeten wir es auf der Hauptstraße vor mehr als 5000 Zuschauern. Das war überwältigend und soooo friedlich. Man fühlte sich,. Als käme man nach Hause. Jetzt ruhen wir uns aus und machen Urlaub. Lee ist in Spanien in den Flitterwochen, Alan im Norden von Wales - er wird ohne Zweifel an einem kalten, windiger Strand Gitarre spielen. Chopper ist in Schweden und ich werde nach dem Interview mit meinen Hunden in die walisischen Berge spazieren.
Viele Metal-Fans mögen überraschenderweise den Charme einer Folk-Band wie der Euren. Wie kommt das?
Ich finde das nicht merkwürdig. Unsere Musik hat starke und dunkle Qualitäten und ich hoffe, dass wir dadurch etwas von uns auf kraftvolle Weise ausdrücken. "Open-minded people” können Interessantes entdecken - wenn sie ihre Chance nutzen.
Erklär’ dem stumpfen Metaller doch mal den Folk.
Vielleicht nehmen wir uns selbst nicht allzu Ernst. Wenn wir zusammen kommen - mit der Band UND den Zuschauern, dann tun wir einander nicht weh mit musikalischem Anspruch und solchem Gedöns. Menschen erleben genug Kacke in ihrem Leben. Folk-Music hat die Kraft, Leute zum Tanzen zu verführen, zum Lachen oder Weinen zu bringen - das ist etwas Tiefes und sehr Natürliches. Und das lassen wir einfach heraus.
Wobei die fröhliche Musik oftmals in krassem Widerspruch zu den keineswegs unterhaltsamen, sondern oftmals sehr sozialkritischen Texten steht.
Wir schreiben über die Welt, wie wir sie sehen. Du kannst Teile deiner Heimat lieben - die Landschaft, Menschen, Humor, aber du kannst auch Elemente hassen - wie rechte Politiker oder Habgier. Dies ist der Widerspruch, der soviel unserer Energie für unsere Musik freisetzt. Wir fühlen uns oft wie Fremde im eigenen Land und drücken das mit unserer Musik aus. Und es gibt überall Menschen, die ähnlich fühlen, in Großbritannien, in Deutschland - überall. Und die versuchen wir erreichen.
Was bedeutet Großbritannien für dich. Oder Schottland, der Irland oder eben England?
Viele der Vorurteile sind natürlich wahr - aber sie sind meistens englisch und eben nicht das Problem der anderen Länder Großbritanniens. Viele Engländer haben das Problem, dass sie ihren Nationalstolz nicht ausdrücken können, ohne in die Gärten anderer Nationen zu pissen oder sich Kämpfe mit ihnen zu liefern, zum Beispiel beim Fußball. Viele andere - so wie wir - wenden sich von so was ab und suchen sich ihre eigene Identität und ihren Symbolismus.
Zur neuen CD: Warum Live-Sessions? Irgendwie erinnert mich die Scheibe an Flower-Power und Lagerfeuer.
Es war und ist auf jeden Fall eine große und erfrischende Herausforderung. Spontan mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, ohne große Studio-Produktion war anstrengend wie angst-einflößend. Die Shows waren große Erfolge in Großbritannien - jetzt wollen wir mal gucken, wie das Album ankommt. Und wer weiß: Die ersten Sessions waren folky, vielleicht wird die nächste eine Metal-Big-Session. Wenn würdest Du als Mitwirkende empfehlen?
Na, ob ich das glauben kann? Wie waren denn die ersten Reaktionen auf dieses ungewöhnliche Album?
Wir hoffen jedenfalls, dass die Leute das Album als ganz anderes Ding begreifen und ohne Vorurteile rangehen. Bei der OYSTERBAND selber denken wir derzeit an eine härtere Ausrichtung neuer Songs. Warum sollen wir still stehen oder stereotyp werden? Wir wollen schließlich nicht zur eigene Cover-Band verkommen.
Aber touren wollt ihr fleißig wie eh und je?
Auftritte sind unser Lebenselixir. Es macht einfach keinen Sinn, zu Hause herumzusitzen. Wir haben sicherlich unsere eigenen Interessen, aber die OYSTERBAND ist unsere Sucht. Allerdings möchten nicht alle aus der Band ständig auf Achse sein, deswegen verkürzen wir die Tourneen ein wenig. Wir lieben es auch, auf Festivals zu spielen. Ich könnte mir sogar vorstellen, auf einem Metal-Festival zu spielen. Wir haben ja auch schon auf dem Bizarre und auch dem Zillo gespielt. Zählt das? Dieses mittelalterliche Zeugs fasziniert uns - und ein gewisser Zusammenhang ist sicherlich auch da. Vielleicht könnte man mit Subway To Sally oder In Extremo mal was zusammen machen.