"U Like To Dance"? Alter ey… seh ich so aus als steh ich auf sonen Englisch oder was? TANZ DER NACHT erinnert zumindest an korrekte Rechtschreibung und ist der Name einer süddeutschen schwarzen Tanznacht. Genauso ersetzbar wie dieser Name (gibt’s nicht in jeder zweiten Stadt eine ungefähr so benannte Party?) ist leider auch dieser davon inspirierte und initiierte Sampler. Qualitativ sicherlich großteils nicht zwingend schlecht, aber so unauffällig und unspektakulär wie ungezählte Sampler zuvor auch. Von den Synthiepop-Openern, die ohne neue Ideen vorüberziehen, bleibt nicht viel hängen. SARA NOXX ist electropoppig gut aber klingt wie eh und je nach ANNE CLARK, platte Bands wie die METALLPÜRHUNDE sind der Grund warum so viele doof grinsend nur am Rand der Tanzfläche stehen. ACCESS DENIED mit klirrendend rohem Electrosound oder die musikalisch komplett aus dem Rahmen fallenden Folkrocker DER EREMIT helfen "U Like To Dance" nur punktuell aus der Krise der Nichtigkeit. Denn der Rest aus durchschnittlicher B-Tanzflächen-Prominenz und einigen Undergroundacts rockt nicht. Das informationsleere Booklet komplettiert das Bild einer Compilation wie es sie viel zu oft gibt.
Es gibt ihn noch, den vielversprechenden Nachwuchs. Man mimt beim Bandnamen nicht nur den neologistischen Zungenbrecher, auch bei der Musik bemühen sich die fünf Jungs nicht gezwungen alles anders, aber vieles besser zu machen. Ein bisschen groovender New Metal ohne allzu platte Klischees trifft hier auf beschwörende und atemlos bedrohliche Gitarrensounds. Abwechslung wird großgeschrieben, einige Songs bestechen durch ihre Dynamik und die oft sehr variablen Vocals. Den klaren Exotenbonus räumen die Münchner beim reggaeinfizierten Gesang ab und wie das mit solchen ausgefallenen Elementen so ist werden die einen ihn aufsaugen und feiern und die anderen genervt das Handtuch werfen. Während "Babylon" dies eher homöopathisch dosiert, ist die Keule bei "War Song" doch arg massiv und mir persönlich bereits jenseits der Schmerzgrenze. Fesselndes Songwriting, der nicht immer offensichtliche Rhythmus und erwähnte beklemmende Stimmung bei"Forever Gone Today" oder gar schöne Melodien ( "Knows Everything") zeigen SLEEPINGODSLIE. In Bestform. Flottere Tracks wie "The Force" passen zwar in das Gesamtkonzept des vielschichtigen "Phlegma", sind aber nicht die Stärke der Band. Sehr gelungenes Debut!
Die Jungs von HORRID sollten sich besser nicht Stockholm sehen lassen - so dreist wie "Reborn In Sin" bei den alten Schwedenhelden klaut, kann man schon nicht mehr von "Inspiration" sprechen. Tomas Skogsberg lebt auch noch und hat HORRID einen nostalgischen Sound verpasst, wie ihn Mitte der Neunziger alle Schwedenbands hatten. Davon ausgehend klauen HORRID munter bei DISMEMBER, UNANIMATED und ENTOMBED, sind also genau zu 0% originell. Aber was soll’s? es gibt heutzutage viel zu wenig Bands, die dem guten alten Schwedentod noch eine Chance geben, da sieht man über den Vorwurf des Plagiats gerne hinweg und gibt sich dem Groove von "Immortal Passion". Auch der passende Titel für HORRID und jeden, der von alter Schwedenschule nicht genug bekommen kann… mit einer nostalgischen Träne im Knopfloch weckt "Reborn In Sin" Erinnerungen an früher, wenn dann noch der italienische Matti Kärki-Klon losröhrt wird es einfach nur schön…
EAVES sind eine der Bands, die sich an deutschen Texten versuchen und nicht in Plattitüden versinken. Beim Hören fällt es eh nicht auf, da versteht man kaum etwas von dem, was Shouter Jochen von sich gibt, aber es soll ja Leute geben, die Texte im Booklet lesen. Und da haben EAVES gelungene Sachen stehen, Respekt! Respekt muss man auch der Mucke zollen, das ist feiner moderner Hardcore, der hier geboten wird, wer mit Namen wie GIVE UP THE GHOST oder DARKEST HOUR was anfangen kann, ist bei EAVES gut aufgehoben. Dazu noch ein wenig Emo ("Gestern ist nicht Morgen"), der sich durch gut getimte Breaks von den Moshcore-Attacken absetzt und fertig ist die gute Pladde. EAVES brechen keine Geschwindigkeitsrekorde, aber das würde auch nicht zu ihnen passen, stattdessen gibt es viel Mid Tempo, wodurch "Höhenangst" sehr eindringlich und massiv wirkt. Neben Sänger Jochen muss man Drummer Felix aus diesem Haufen ziemlich guter Mucker noch ein Stück hervorheben - was der Mann hier spielt, ist schon richtig hohe Schule! EAVES dürften sich mit dieser Platte als Geheimtipp aus Deutschland in der HC-Szene etablieren, sauber!
Die Wahl des Bandnamens FREEZEEBEE ist nicht ganz glücklich: Vor lauter "E´s" weiß man zunächst gar nicht, wie man das Wort überhaupt aussprechen soll. Und nach Rock ´n Roll klingt´s auch nicht grade... Im Gegensatz zur Musik der Frankfurter - denn die rockt gewaltig: Auf ihrem vierten Album "Rockmachine" trifft Alternative Rock auf New Metal- und Emo-Einflüsse, treibende Drums auf fette Gitarren-Riffs und melodische Parts, ergänzt durch zwei Sänger mit guten Stimmen, die gekonnt zwischen dreckig und schön wechseln. Z. T. ähnelt der Vierer dabei den FOO FIGHTERS, das Riff von "Do It Loud" scheint wiederum einem Jimi Hendrix-Stück entlehnt zu sein. Bei dem Instrumental "Back In The Days" geben sich die Musiker dann auch mal etwas frickeliger, werden aber aufgrund der interessanten Feeling-Wechsel keineswegs langweilig. Die Produktion ist ebenfalls mehr als gelungen, besonders die harten Parts ballern schön. Einziges Manko der CD ist, dass FREEZEEBEE dazu tendieren, etwas zu schön zu klingen. Die vielen melancholischen Harmonien, die an jeder nur möglichen Stelle eingebaut werden, klingen irgendwann dann doch recht eintönig. Besser sind sie, wenn sie grade und direkt abrocken, wie bei dem fett-groovenden "Next Generation" oder "Alcoholix", dass einfach nur nach vorne geht. "Rockmachine" ist sicherlich nicht weltbewegend, aber ein gutes Rock-Album. Und das ist in einer Zeit, in der größtenteils Müll auf den Markt kommt, doch schon mal eine ganze Menge wert...