Konzert:
Moonsorrow, Children Of Wrath - Hamburg, Headbangers Ballroom
Konzert vom Schade eigentlich, dass der "Ballroom" mit ca. 180 Anwesenden inklusive Pressefritzen nicht bis zum Platzen gefüllt war, verdient hätte es diese Wahnsinnscombo allemal. Aber so blieb für alle Anwesenden genug Platz zum Abfeiern, denn der Gig der Finnen
MOONSORROW sollte etwas ganz Besonderes werden. Zum allerersten und vorerst letzten Mal ließ sich die Band in Deutschland blicken und wer nicht gerade schon das "Party.San" - Festival im Terminkalender notiert hat, wird in nächster Zeit Mühe haben, das Quintett livehaftig erleben zu können. Aber diejenigen, die zur Releaseparty des überragenden "Verisäkeet" - Albums in den kleinen, aber feinen Metalclub gefunden hatten, durften sich über eine ausgelassene Party freuen, die von den Lokalmatadoren
CHILDREN OF WRATH in solider Melodic Death Metal - Manier gestartet wurde. In ihrem etwa halbstündigen Gig konnten die Hamburger zwar keine Bäume ausreißen, weil ihr Material dafür zu wenig prägnant klingt, aber das Anheizen der Meute gelang ihnen durchaus. Immerhin bildete sich vor der Bühne schon ein ansehnlicher Moshpit.
Die wahren Stars dieses Abends hießen aber MOONSORROW und die Band sorgte schon vor dem Gig für leichte Konfusion, als es hieß, man könne noch nicht anfangen, weil man noch kein Blut(!) auftragen konnte; Hammer! Als es dann mit "Sankarihauta" vom "Voimasta Ja Kunniasta" - Album losging, stand die Bude Kopf. Das Problem dabei war nur, dass man die Titel nur als: "Das ist Song Nr. x von Album y" erkennen konnte, da die Finnen ihrer Heimat sprachlich treu sind und ausschließlich schräge Umlautorgien mit scharfem "R" feiern. Das hielt Fronter Ville aber nicht davon ab, in einer kurzen Pause die Aufforderung eines Fans "Don’t drink water, drink beer!" sehr schlagfertig mit "It’s not water, ist vodka!" zu kontern. Die größten Befürchtungen vor dem Gig galten allerdings dem Sound vor der nicht gerade großen Ballraum - Bühne, denn besonders die breiten Klanggerüste der epischen Viking - Folk - Hymnen mussten gut eingefangen werden. Ein Job, den Soundmann Mac zur großen Bewunderung aller herausragend in den Griff bekam, Hut ab! Mit diesen Voraussetzungen bretterten Marko, Ville, Markus, Henri und Mitja ihre mitreißenden Kracher ins Publikum, das sich knapp 80 Minuten lang an perfekt inszeniertem Metal aus dem hohen Norden erfreuen durfte. Besonders gut wurden die zahlreichen Schunkelparts aufgenommen, bei denen das Bier gleich doppelt so gut ´runterlief. Alles in Allem ein toller, finnischer Abend mit einer Band, die es schafft, all ihre Stärken auf Platte, nebst symphonischen Parts und Chören, verlustfrei auf der Bühne umzusetzen. Sausausaugeil!!! Bei dieser Performance können die Thüringer schon mal ihre Gebetsteppiche entmotten…..
Säätlist MOONSORROW:
Sankarihauta
Karhunkynsi
Kylän Päässä
Kivenkantaja
Pimeä
Köyliönjärven Jäällä
Unohduksen Lapsi
Sankaritarina
Pakanajuhla
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Tulkaapa Äijät
Eine aus umgekehrter Sicht gute Party war es auch für Herrn Sorvali, der - spätestens am nächsten Tag - seinem Image als Front - Evildeibel absolut nicht gerecht werden konnte und sich, wie auch seine Kollegen, als sehr gesellige Lachtaube outete, der der Gig ebenso gut gefiel wie vermutlich allen anderen Freizeitwikingern. Apropos nächster Tag: dort wurde dem lustigen Fünfer seitens der Plattenfirma eine Hamburger Kneipenkur verpasst, die in irrationalen Fußballwetten, jeder Menge Gerstenkaltschale und Grundbegriff - Sprachkurs gipfelte….
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Konzert:
Hanoi Rocks, Adam Bomb - Hamburg, Molotow
Konzert vom Ohne sie gäbe es weder Glam-Rock noch GUNS´N´ROSES, keine Hair-Crimes, und sollte Pamela Anderson damals trotzdem Tommy Lee geheiratet haben, es hätte wohl niemanden gekratzt. HANOI ROCKS haben den Keim für den Glam Rock gelegt und sind doch selbst finanziell leer ausgegangen, die großen Hits hatten andere. Die Finnen sind nun in der Stadt, alte Punker wisperten es sich schon vor Tagen zu - trotzdem ist der Abend kaum über Insider-Kreise hinaus bekannt und denkbar unorganisiert. Um 19:30 Uhr kommt erst das Ersatz-Schlagzeug für die Vorband ADAM BOMB, bis 20 Uhr soundchecken die Punker aus Amiland. Währenddessen heißt es erst, es gäbe weder Gästelistenplätze noch Interview, dann wieder doch, letztendlich kommen wir hinein, aber ohne Interview, besonders Sänger Michael Monroe ist krank. ADAM BOMB haben inzwischen gespielt - und wir nach Aussage der finnischen Crew nix verpaßt.
Und dann stehen sie da: Andy McCoy soll sich seit Tagen von Alkohol und Zigaretten ernähren - besser als seine frühere "Ernährung" mit der Spritze - und sieht aus wie eine dürre Krähe, doch HANOI ROCKS explodieren auf der Bühne vom ersten Takt an. Der erste Song wird gleich in ein Medley mit "No Future" vermatscht, Michael Monroe sieht aus wie Goldie Hawn, mit blondem Vokuhila, viel zu großem Mund und geweiteten Augen, die fast herauszukullern drohen. Die kleine Bühne ist für diese Kosmopoliten viel zu klein, im hinteren Bereich des Zuschauer-Raumes ist eine Bar - und schon ist Michael Monroe hochgeklettert. Er post. Er trippelt. Er reißt unglaubliche Grimassen. Er guckt jedem einzelnen Besucher in die Augen, animiert zum Mitgehen. Das Publikum geht mit, oft wortlos, denn die Exil-Finnin hinter dem Tresen kennt doch die Texte besser als jeder Kunde davor. Und verläßt den Bartresen wieder. Zu "Don´t You Ever Leave" hüllt er sich in Glitzermantel und Federboa, einen Glitzerhut auf dem Kopf - und stattet der Bar-Bühne die inzwischen bestimmt dritte oder vierte Visite ab. Allein die Alleinunterhalter-Show des Michael Monroe hat jetzt schon das Kommen gelohnt, der Multiinstrumentalist spielt Saxophon und Mundharmonika, veranstaltet Lap-Dance auf benanntem Bar-Tresen, überzieht die erste Reihe vor der "richtigen" Bühne mit seinen Körpersäften und läuft und läuft und läuft. Und das kann er wahrscheinlich nur, weil Andy, Michael und ihre derzeitige Backing-Band kongenial funktionieren. Andy spielt Gitarre wie ein junger Gott, bekommt auch die aberwitzigsten Einsätze, selbst, wenn er bis eben noch über seinen Sidekick geschmunzelt hat. Der Schlagzeuger hat die Grippe und kann nicht einmal schmerzfrei atmen, ist aber der Motor dieser verrückten Maschine im viel zu kleinen Club. Gitarrist Conny Bloom ist vielleicht halb so alt wie seine Bandleader und sieht mit seinen Dreads aus wie frisch dem Fluch der Karibik entkommen. Nach einer doppelt so schnellen Version von GOLDEN EARRINGs "Radar Love" ist Schluss - und die Anwesenden sind mit Recht neugierig drauf, was die Band womöglich auf einer großen Bühne anstellen könnte. Bisher das beste und schrägste Konzert des Jahres.
Setlist (ohne Gewähr):
Obscured
Delirious
High School
Day Late
I Can´t Get It
Malibu Beach
Bad News
Don´t You Ever Leave
People Like Me
Café Avenue
Oriental Beat
Tragedy
Up Around The Bend
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Radar Love
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