Stoner-Rock, das ist diese Musik, die ja angeblich so hervorragend zum Autofahren passt und an die Wüste denken lässt. Kann sein, ich stelle mir Autofahren in der Wüste auch hochgradig langweilig vor. Soll heißen: Nicht wenige dieser Stoner-Bands sind ganz cool, verschleißen sich aber auf Dauer oder auch recht schnell und sind dann nur noch langweilig. Aber es gibt einen Haufen Ausnahmen: Zum Beispiel Dozer, noch besser aber passen als explizites Exemplar EL CACO. Die Norweger haben zweifelsohne viel mehr in ihre neue Scheibe gepackt, als in die wesentlich geradlinigere "Solid Rest" - Stoner Rock, Metal, Doom, Hard Rock, Pop, Rock’n’Roll, alles dabei. Das macht die Scheibe wesentlich vielschichtiger, aber deswegen noch lange nicht verzwickt oder so. Hammer! EL CACO verbinden viele tolle Sachen miteinander und vergessen dabei aber nicht, den Liedern eine klare Linie zu geben. Und: Sie verbinden antiquierte Rock-Musik mit modernen Klängen. Wozu das führt? EL CACO kann man gut beim Autofahren hören - von mir aus auch in der Wüste.
Ich kann mich noch prima dran erinnern, an diese lustige Single mit dem potenten Jörni hinter einer unschuldigen Kuh. Der motivierte Blick des benieteten Herren ließ auf anstehende Kopulationshandlungen schließen. Ich weiß nicht, was der Kollege damals (1987) mit der Kuh gemacht hat. Aber die Musik auf diesem Stück Vinyl ähnelte bereits dem, was auf "Tormentation" heutzutage noch zu hören ist. Nur, dass der flotte Hamburger Dreier seinen herrlich old-schooligen Thrash den moderneren Gegebenheiten ein wenig angepaßt hat. Will sagen: Der Sound ist besser geworden, die Songs irgendwie professioneller - vielleicht passt erwachsener ganz gut. Obwohl: Wer die Band sieht - und dazu besteht in letzter Zeit häufiger als früher mal die Gelegenheit - der wird genau das bezweifeln. Nun gut. Der Opener "New World Terror" bestätigt das angewachsene Kulturpotenital und rock-thrasht as Jörn früher Muh-Kuhs bürstete. Die Jungs sorgen natürlich nicht für den ultimativen Kick in Sachen Frickeligkeit, sie erfinden auch keinen Stilrichtung neu oder sonstwas. Hier gibt’s Wein, Weib und Gesang, Rödel-Punk-Mötörhead-Thrash erster Kajüte, voll in die Fresse. TORMENT biedern sich weder dem Mainstream an, noch sonst irgendwem, ziehen ihr Ding durch, viellleicht mit einem Augenzwinkern, auf jeden Fall aber mit Herz und dem nötigen Aggro-Faktor (und mit Gästin Sabina C. beim Girlschool-Klassiker "Please Don’t Touch") . 17 Titel brezeln die drei Mann mit viel Herz, eigenem Humor und einigem Verstand in die Hörlappen der Rezipientenschaft. Und wem das nicht genügt, der kaufe sich die Limited-Edition zum 20sten Geburtstag mit noch mal 18 Stücken (Demos, neue Songs, Live-Stücke und vieles mehr). In diesem Sinne: Lang leben die "Heavy Metal Hooligans".
Im Rahmen der MTM Classix Serie kommt jetzt dass PEO Album "Look What I’ve Started" wieder ganz neu heraus, ursprünglich war dieses Teil mal in den Jahren 1989 bis 19990 aufgenommen worden. Der Macher hinter diesem Projekt heißt PEO Pettersson (u.a. bekannt von AXIA) ein Multitalent der als Sänger, Instrumentalist, Producer sowie Songwriter in den glorreichen Zeiten dieser Musik in den 80ern bei mehr als hundert Alben in Punkto Aufnahmen sowie Produktionen beteiligt war. Auf diesem Werk wird mit großer Leidenschaft dem AOR sowie softigerem Hardrock gefrönt, als Hausadressen sollten hier Bands wie FATE, Y&T oder SKAGARACK mal genannt sein. In den überzählig besseren Momenten auf "Look What I’ve Started" agiert er auf diesem mit zahlreichen Session Musikern aus Schweden eingespielte Album sogar recht unterhaltsam, wenn auch die Songs größtenteils etwas glattgebügelt daher kommen. Pettersson selbst verfügt ansonsten über ein ganz passables Organ, der Songaufbau ist eher klassisch schlicht, nach spätestens 30 Sekunden kommt dann auch der super eingängige Refrain, da weiß man halt woran man ist. Überraschungen jenseits dieser festen Schemata sucht man ziemlich vergeblich. Einzig ein wirklich gelungenes Saxophonsolo bei "Only One Love" oder das mit einigen schönen Gitarrensolos im Joe SATRIANI oder MALMSTEEN Gedächtnissound versehene Instrumental "Amanda" brechen etwas die relativ starren Grenzen auf. Dieser Re-Release bietet als weitere besondere Aufwertung nicht weniger als 5 Bonustracks, was die Gesamtspielzeit der 17 Songs auf fast 70 Minuten hochtreibt. Insgesamt sicher keine CD der Kategorie mehr Masse statt Klasse, dafür sind die Sachen ansich einfach zu gut gemacht. Einzig bei "Doesn’t Matter und teilweise auch bei "Endless Waiting" sind mir die leider stark an rockigere PUR erinnernden Keyboardarrangements doch etwas negativ hängengeblieben. Kann man aber durchaus verschmerzen, wenn auf der anderen Seite solche Rockkracher wie "Still Believe" oder Hookmonster wie "Good Soul Companion" dabei sind. Für die Balladenfanatiker ist mit "Calling Paradise" auch etwas weniger schnulzig klingendes dabei. "Look What I´ve Startet" von PEO kann man sich mit etwas verklärtem 80´er Rückblick daher recht gut anhören.
Die Schweden preisen Gott - und machen Black-Death-Metal. Wenn das der Papst hört…. Was sich zu widersprechen scheint, spielt im Grunde keine Rolle für eher ökumenische (im übertragenen Sinne) Zeitgenossen und vor allem Musikfreunde mit etwas breiter gefächertem Geschmack als ein "truely Schubladendenker".. CRIMSOM MOONLIGHT verbinden Elemente von Dissection mit denen der Kommerz-Schwarz-Pflanzkombinaten wie Cradle of Filth oder Dimmu Borgir. Erfolgreiches muss ja nicht schlecht sein. Nee, da hamse recht. Aber eben auch nicht gut. Sie sind von der musikalischen Genialität des Nödtveid-Gefolges weit entfernt, aber eben auch lange nicht so kommerziell-schmalzig wie die Herrschaften aussm Fernsehen oder von der U-Bahn-Plakatwerbung. "CM" spielen weitestgehend im gehobenen Tempo, thronen aber meilenweit über sogenannten Underground-Krachkommandos. Gut produziert, mit Gottes Hilfe? Was die Himmelstürmer aber vergessen haben, das ist das gewisse Etwas, die echte Eigenständigkeit oder den entsprechenden Wiedererkennunsgwert. Für diese Platte gilt nämlich: Je länger, desto langweiliger. Dennoch: Nicht unbedingt schlecht. Amen.
Liest man den Namen JAY MILES käme es einem zunächst wohl nicht in den Sinn, dass es sich hierbei um das Pseudonym des gebürtigen Schweizers "Jürg Eichmann" handelt. Bereits 1994 hat er nach Amerika aufgemacht, um sich dort mit seiner Musik, einer recht popigen Westcoast Variante, besser weiterentwickeln zu können. Über MTM Music kommt jetzt sein Solodebütalbum "9 Hours" zu uns. Der erste Eindruck bereits des Covers na ja ganz "nett" (obwohl er dabei wie der kleine Bruder von Stadlikone Hansi Hinterseher ausschaut) aber egal, auch die meistens Songs fallen ebenfalls in diese Kategorie "nett", tut keinem weh sehr glatt, manchmal sogar etwas kitschig geraten z.B. die Ballade "Grandpa’s Chair" oder auch nicht ganz so krass "Angel", insgesamt sind einfach zuviel dieser braven Schleicher auf dem Album enthalten. Seine Stimme ist nicht schlecht richtig "nett", wenn auch nicht gerade etwas besonderes, mit einem begnadeten Nachwuchstalent wie Tobi Hitchcock (PRIDE OF LIONS) kann er es jedenfalls (noch) nicht aufnehmen, dazu fehlt es ihm einfach an Kraft und Volumen. Die größtenteils recht ruhige Musik geht stilistisch eher in die Peter CETERA Ecke als zum Beispiel RICHARD MARX, der macht im Vergleich zu Jay MILES fast schon Hardrock. Die Produktion hingegen ist oberamtlich geworden und bietet eigentlich keine größeren Kritikpunkte, musste aber wohl auch so sein, wenn solche hochbezahlten Genregrößen wie Mike Farrow & Greg Ladanyi (u.a. schon tätig für TOTO, FLEETWOOD MAC, DON HENLEY) an den Reglern sitzen. Wie gesagt das Songwriting ist nicht immer so überzeugend, da können auch die großen Namen der "Studiobegleitband" nicht mehr viel herausreißen. Einzig Gitarrenlegende Steve LUKATHER (TOTO) streut einige sehr gelungene Solos mit ein, die den ansonsten recht gering gehaltenen Rockcharakter der CD wenigstens etwas stärker betonen. Insbesondere die mir oft zu zu schmalzig-schwülstig ausgefallenen Keyboardsounds von Neil STUBENHAUS (Michael BOLTON, Rod STEWARD) und Robbie BUCHANAN (BRYAN ADAMS, CHER) verflachen "9 Hours" doch nicht unwesentlich. Insgesamt sind zwar üppige 13 Tracks auf der CD enthalten, die aber selten wirklich mitreisen können, dass Material säuselt größtenteils so etwas vor sich hin. Mir wären daher einfach mehr Songs, die mit etwas größerer Power wie das starke "Lonely" oder auch "Still Believe In Love" daher kommen, lieber gewesen, wenngleich auch solider Pop-Rock wie bei "I Don’t Want to Hold you" ganz gut geworden ist. Die CD dürfte aber ansonsten nur etwas für Genrefanatiker oder auch für Leute, die auf völlig kantenfreien (Hausfrauen) Softrock stehen zu empfehlen sein - alle anderen dürften hier nicht viel interessantes finden.
Kollege Mehmke fand "Inhumanity”, den Erstling der Finnen MORS PRINCIPIUM EST, ganz passabel, ich ihn eher langweilig. Da erwartete ich vom neuen Album "The Unborn" auch keine großen Überraschungen - und wurde zu Beginn leider in meinen Erwartungen bestätigt. Track eins legt gleich mit Frauengesang los und löste ihn mir den Drang aus, die CD zu nehmen und aus dem Fenster zu werfen. Aber erstens liegt sie dann nur auf unserem Rasen rum und ich kriege Ärger mit meinen Mitbewohnern und zweitens würde Torben mich auch hauen, wenn ich nach dem ersten Song ein Review schreibe, dass nur aus einem Satz besteht. Also weitergekämpft. Glücklicherweise haben sich meine Befürchtungen nicht bestätigt, die Trulla war wohl nur ein Experiment. MORS PRINCIPIUM EST fahren die melodische Death/ Thrash-Schiene und klingen wie eine Mischung aus DARK TRANQULLITY und CARNAL FORGE. Die ersten Songs des Silberlings sind ziemlich mau und langweilig, das ist melodischer Death Metal, wie man ihn schon tausendmal gehört hat. Besser wird es so ab Mitte des Albums, wenn MORS PRINCIPIUM EST die Keule auspacken und in bester CARNAL FORGE-Manier losballern ("The Unborn" und "Fragile Flesh"). Das bietet zwar auch nicht viel Neues, macht aber Laune beim Hören. Nur schaffen es die Finnen nicht, an die Leistung der offensichtlichen Vorbilder ranzukommen, die Meßlatte liegt da deutlich zu hoch. So bleibt "The Unborn" ein ganz nettes Album, das gegen etablierte Bands (und so manchen Newcomer) ziemlich abstinkt, allen Bemühungen (und einem guten MEGADETH-Cover) zum Trotz.
Zwei Jahre hat es gedauert, bis "War Metal" das Licht der Welt erblickt. Leider gibt es keine Infos, warum From Beyond erst jetzt das Albumdebüt von COBALT auf den Markt bringen. Vielleicht wollten sie ein Ende der Black Metal-Schwemme abwarten, wer weiß? COBALT stechen aus dem Sumpf des Schwarzmetalls nicht sonderlich raus, aber immerhin kann man bei ihnen das Schlagzeug hören. Wir sind ja nicht bei CIRITH GORGOR hehe. COBALT haben sich auf hyperschnellen Black Metal verlegt, bei dem ziemlich oft geblastet wird, aber die melodische Seite nicht zu kurz kommt. Sonst gibt es gewohnte Kost und im Laufe der Scheibe ein paar Hänger. Nicht jeder Song schafft es, auch nur ansatzweise im Ohr zu bleiben, dazu ist "War Metal" zu sehr Standardware. Solide gemachter, recht roher Black Metal, den man als Fan mal antesten kann - nur sollte man nicht viel Neues erwarten.
MIGHTIEST haben sich vor mittlerweile zehn Jahren gegründet, es aber erst auf zwei Demos und diese Picture-EP gebracht. Typischer Fall von "nicht grad die schnellsten" hehe. Was durchaus schade ist, denn die beiden Songs der EP können voll und ganz überzeugen und gehören zum Besten, was ich seit langem im Bereich melodischen Black Metals gehört habe. Ein ordentlich fetter Sound setzt die beiden treibend-aggressiven Schwarzmetallwerke optimal in Szene, das spezielle Mastering für’s Vinyl hört man auf CD nicht raus, macht anscheinend keinen Unterschied. Natürlich ist es bei gerade zwei Songs, die man von einer Band gehört hat, schwierig zu sagen, ob sie über Albumlänge die gleiche Klasse hätten, aber bei MIGHTIEST gehe ich davon stark aus. Die beiden Songs sind melodisch, gleichzeitig brutal, atmosphärisch dicht und zeigen das Können der Jungs. Man merkt einfach, dass die Freiburger seit zehn Jahren Black Metal machen: die wissen einfach, worauf es beim Schreiben von melodischem Black Metal ankommt und haben das in die Tat umgesetzt. Mit ordentlichem Tempo geht es zur Sache, wobei die Melodie nie zu kurz kommt. Der Gesang ist schön fies-kreischig und variabel, es gibt viele Tempowechsel und selbst die sporadischen Keyboards sind stimmig in Szene gesetzt. Kurz: alles richtig gemacht!
Wegen solcher Scheiben wird Metalcore irgendwann untergehen. BLEED THE SKY ist der Versuch von Nuclear Blast, auch was vom boomenden Markt abzubekommen, der Metalcore mittlerweile ist. Und die Jungs machen ihre Sache nicht schlecht, mit ordentlich Werbung wird BLEED THE SKY sicher ne große Nummer. Die machen ja auch alles richtig und mischen die üblichen Metalcore-Zutaten zu einem ganz annehmbaren Gericht zusammen. Melodische Gitarren, Wechsel im Gesang zwischen clean (wo es dann an Godsmack und Konsorten erinnert) und aggro (üblicher Metalcore-Standard), fette Songs, viele Moshparts, aber gleichberechtigte Metal-Abgeh-Parts. Dicke Produktion und alles. Aber irgendwie ist das alles schon mal dagewesen und BLEED THE SKY so originell wie Erdbeereis. Durchschnitt halt, nichtssagender, langweiliger, unkreativer Durchschnitt.
Alter Wein in neuen Schläuchen - diese jungen Schweden spielen poppig-perligen Rock wie gegen Ende der Sechziger Jahre noch einmal so, als wollten sie gerade eine neue Lounge mit Menschen im Raumpatroullie Orion-Outfit eröffnen. Die Mundharmonika gibt sich wilder Sehrnsucht hin - wie die vom jungen Mick Jagger, der Moog Synthesizer wummert dagegen sparsam, die Gitarren stehen im Vordergrund. WIRED FOR MONO sind ein Quartett und rücken mit dieser EP einen Ausschnitt einer Karte heraus, wo die Reise hin gehen kann. Um das böse Retro-Wort nicht überzustrapazieren: Gute Songs sind zeitlos. Auch wenn der letzte Song "Future´s Son" den Eindruck hinterläßt, die Jungs hätten als größten Einfluß THE WHO schon mit der Muttermilch aufgesaugt. Dahin geht die Reise.