Mit "Dreams Of Escape" stellt SYLENT GREEN ihr erstes unter professionellen Bedingungen aufgenommenes Album vor - und das gut produzierte Demo kann sich hören lassen. Der Sound der seit 1998 aktiven Band (damals noch als "Sad 14th") aus dem östlichen Niedersachsen lässt sich am Besten als Dark Alternative Metal beschreiben - mischen die zwischen 19 und 23 Jahren alten Musiker doch recht respektlos harten Alternative Rock mit melodischen Death-Metal. Das Ganze dann noch mit einem melancholischem Touch versehen. Die Kompositionen besitzen allesamt eingängige Melodien und binden gekonnt den rauen Gesang, der auch mal recht deftig wird ("Cover Me") ein. Luft nach oben ist zwar noch da, den einen oder anderen Einfall um sich abzuheben brauchen die Jungs noch. Vieles geht recht schnell ins Ohr, bleibt aber nicht alles hängen - Spaß machen tut das Album trotzdem. Der Härtegrad ist auf Grund der Alternative-Einflüsse eher im unteren Bereich angesiedelt. Auffallen tut sofort der nach vorne gehende Opener "Disease" mit seinen Wechselpart zwischen cleanen Vocals und Grunts. Die nachfolgenden "One Day" und das fast balladeske "Something Like Home" zeigen dann die düstere Seite von SYLENT GREEN auf. Dazu das flotte "Fading Slowly" (sollte ein Livekiller sein) und der starke, äußerst abwechslungsreiche Titeltrack "Dreams Of Escape" (samt Akustik-Passagen). "Without A Name" spielt mit dem bekannten Wechselspiel zwischen langsamen und schnellen Parts - im Gegensatz zu den Alternativebands aus den Staaten kommt hier aber zu den akustischen ruhigen Parts ein eher traditionell metallisches Brett. Bei "Unborn" experimentiert man mit weiblichen Co-Vocals was bei SYLENT GREEN sympathisch unaufdringlich bleibt - das Midtempostück dürfte zusammen mit "Dreams Of Escape" die Highlights des Demos sein. Ach ja, einen spaßigen Hidden-Track mit NDH-Schlagseite, kräftig Elektronik und deutschen Lyrics hat man dann auch noch drauf gepackt. Die Songs "Disease" und den Titeltrack "Dreams Of Escape" stehen auf der aufgeführten Bandhomepage zum Download, dort gibt es für Euro 9,99 auch das Teil käuflich zu erwerben. Das Demo macht Hoffnung auf mehr und sollte SYLENT GREEN positiv in die Zukunft blicken lassen - warten wir mal was da von der jungen Band noch zu hören sein wird.
Das selbstbetitelte Debüt der hannoveraner Band FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE wird jetzt als Digipack mit den zehn soundtechnisch aufgepäppelten Songs des Originalalbums, im Digipack und zusätzlichen Linernotes wieder veröffentlicht. Dazu kommen noch sechs der Songs in einer älteren, eher akustischen Version. Das damalige Debüt schlug ein wie eine Bombe und öffnete der Band eine Menge Türen (und einigen anderen deutschen Alternativebands in diesem Fahrwasser ebenfalls). Die enthaltenen Songs sind noch heute fester Bestandteil einer jeder Fury-Show. Ob die rockenden Tracks wie "Tears & Fears" und "Kick It Out" oder die ziemlich abgedrehten Songs wie "Pure Love" und "Party Girl/Pussycut Run" - FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE zeigten sich kreativ in Höchstform, ohne Schnörkel und unnötigen Spielereien. Mit der Überballade "Time To Wonder" ist auf dem Debüt natürlich der FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE Song überhaupt enthalten - wer bei diesem Stück keine Gänsehaut kriegt könnte schon Leichenstarre haben. Das doch recht ursprünglich klingende Album dürfte wohl nur noch vom 93er-Werk "Mono" getoppt werden. Das Debüt ist aus der Geschichte des Alternative-Rocks aus deutschen Landen eigentlich nicht weg zu denken und hat nicht umsonst mittlerweile Gold-Status erreicht. Und ganz Subjektiv - alleine wegen "Time To Wonder" und "No Mans Land" ist das Album ein Klassiker vergangener Tage.
Eines gleich mal vorweg - "Nu Instrumental" von DOPPLER INC. hat als Zielgruppe wohl fast ausschließlich Freunde rein instrumentaler Musik im Visier - zu speziell gestalten sich die meisten der Kompositionen. Am ehesten liegt man wohl nicht ganz falsch, wenn man sich eine abgefahrene Version von Joe Satriani oder Steve Vai vorstellt. Bandleader, Gitarrist, Songschreiber und Produzent Doug Doppler selbst möchte mich DOPPLER INC. nach eigener Aussage eine instrumentale Verbindung zwischen Acts wie Korn, Limp Bizkit und Saliva auf der einen, Metallica und Exodus auf der anderen Seite herstellen. So hart und abgefahren ist das Album dann aber leider doch nicht - Thrashige Riffs und echte Härte vermisse ich ein wenig. Meist bleibt das Album doch recht konservativ - schnelle und filigrane Soli, ein bluesiges Händchen. Das alles aber auf unbestreitbar hohem Niveau. Viele Neues ist es also nicht, was da aus den Lautsprechern kommt - klare Favoriten: das Satriani-funkige "Funky Armadillo" (macht Spaß das Teil), das nachfolgende melodische und entspannend wirkende "Like Father, Like Son" und der dann doch etwas härtere Abschluß "Five Hi". Ach ja, bei "Bring It On" und "Five Hi" erhielt Mr. Doppler noch prominente Unterstützung durch Bassist Billy Sheehan, Nightranger/Ozzy-Gitarrist Brad Gillis bzw. Basser Stu Hamm. Wie anfangs erwähnt - das Teil birgt Stoff für Fans und Kenner instrumentaler Ausflüge, jene werden hier auch fündig. Doug Dopplers Anspruch bezüglich Verbindung zu harten Metal wird aber nur teilweise erfüllt.
Bands welche ihre Songs zusammen mit Orchestern aufnehmen waren mal Mode - mittlerweile ist dies zu einer normalen Ausdrucksform der Künstler geworden und bar jeglichen Trends. Mit SCHANDMAUL hat sich nun eine der Band aus dem Folk-Sektor aufgemacht ihre Songs mit einem Orchester einem ausgewähltem Publikum zu präsentieren. Das besondere an SCHANDMAUL - die Band verwehrt sich den momentanen Trend zu härterem Sound und harten Gitarren und belässt ihre mittelalterlichen Instrumente und die dazugehörigen Texte im Mittelpunkt. Dies kommt auch beim Auftritt im traditionsreichen Münchner Circus Krone besonders gut zur Geltung - den die Band beschränkte sich noch mehr als üblich auf akustische Instrumente. Und obwohl SCHANDMAUL vom prämierten Puchheimer Jugend Kammerorchester orchestral unterstützt wurden blieben die Wurzeln der Songs erhalten - die einzelnen Stücke erhielten durch die Streicher vor allem mehr Volumen und gelungen Nuancen. Vor allem Klassiker wie "Goldene Kette", "Herren der Winde" und natürlich "Walpurgisnacht" steht der Breitwandsound doch recht gut. Als Appetizer für Fans gibt es auch zwei neue Kompositionen auf "Kunststück", "Bin unterwegs" und "Der Clown" welche an diesem Abend von den Fans gut aufgenommen wurden. Zusätzlich gab es noch Unterstützung von Mitgliedern befreundeter Bands wie Corvus Corax (Dudelsäcke) und Faun. Die Aufnahmen entstanden am 27. April 2005 vor ausverkauftem Haus und einem hörbar begeisterten Publikum, dass sich auch nicht durch das Orchester vom Mitsingen und Mitklatschen abbringen ließ. Die Qualität des Live-Sounds lässt auch keine Wünsche offen - ein Muss für die Fans und ein Leckerbissen für all jene, welche es noch werden wollen.
Für Fans ganz wichtig - der Livemitschnitt wird auch als DVD veröffentlicht. Hier mal die Songauswahl von "Kunststück":
Progressive Metal aus Schweden gehört nicht gerade zum Tagesgeschäft, denn zumeist tummeln sich im hohen Norden eher dunkle, böse und harte Gestalten. Doch hin und wieder kommt eine Band wie SPEARFISH aus ihrer Höhle gekrochen und kredenzt den Fans eine Ladung anspruchsvoller, wenig brachialer und äußerst hörenswerter Mucke! Dass sich die Speerfische seit etwa 10 Jahren sehr gerne im großen, stilistischen Teich von RUSH bewegen, sollten Kenner der Truppe längst zur Kenntnis genommen haben. Jedenfalls habe ich noch keine (mir fällt zumindest spontan keine ein…) Band gehört, die Geddy Lee und Co. so extrem - und dabei echt gut - nacheifert, ohne zur stumpfen, hilflosen Kopie zu geraten. Sehr hilfreich ist an dieser Stelle auch die prägnante Stimme von Sänger / Bassist Thomas Thulin, die irgendwo in der Schnittmenge aus besagtem Mr. Lee und Dave Mustaine angesiedelt ist. Als bester Beweis dafür dient die äußerst gelungene Coverversion von "Limelight", an deren Umsetzung sich sicher nicht jede Band trauen dürfte, aber auch LED ZEPPELIN - Zitate sind dem Trio (eine weitere Parallele zu den Kanadiern) nicht fremd, man höre sich nur mal das Stück "Lonely Souls" an, das starke Ähnlichkeiten mit "Black Dog" aufweist. Aber auch der fixe Opener "Fate", das balladeske "Reckoning" oder das treibende "Addiction" eignen sich gut als Anspieltipp. SPEARFISH verstehen ihr Handwerk ohne Frage und sind nicht nur für RUSH - Fans sehr empfehlenswert, jedoch wissen sie nicht, wie man magische, unter die Haut gehende Songs mit Gänsehautfaktor schreibt. Zwar hat jeder Song auf "Area 605" seine Daseinsberechtigung und das Album macht wirklich Spaß, aber an ihre Vorbilder im Geiste reichen SPEARFISH dann doch noch nicht heran. Trotzdem eine weit überdurchschnittliche und gelungene Scheibe!
Sieben Jahre haben APOPHIS nach der ganz coolen "Heliopolis" gebraucht, bis sie mit "I Am Your Blindness" ein neues Lebenszeichen vorweisen können. Manche Bands brauchen eben länger - fragt mich nicht, was die Jungs so lange getrieben haben. Vielleicht haben sie ja auch jedes Jahr nur einen Song geschrieben, möglich wäre das, denn die sechs Songs auf der Scheibe (die übrigens als Nice-Price-Scheibe für nur 9,90€ zu haben ist) sind intelligent arrangiert, abwechslungsreich und ordentlich produziert. APOPHIS haben die Zeit sinnvoll genutzt und melden sich eindrucksvoll zurück, das ist schon nach dem ersten Durchlauf klar. Der Gesang ist erstklassig, die Gitarren fahren ein echtes Brett auf und das Drumming ist präzise und schnell. Ein Zeichen für die Qualität der Mucke ist die Tatsache, dass trotz Überlänge der meisten Songs keine Langeweile aufkommt und sich die Stücke deutlich voneinander unterscheiden. "I Am Your Blindness" ist das gelungene Comeback-Ergebnis eines Haufens kompetenter Veteranen, denen man die Spielfreude anmerkt und die ein Händchen für gut arrangierte Songs haben. Sauber.
Vom Label Trisol ist man schicke Verpackungen gewohnt, doch wie bei Pralinen auch ist der Inhalt nur selten ganz so gehaltvoll wie die Verpackung. ASP haben für meine Ohren einige Alben Anlauf gebraucht, "Aus der Tiefe" kann aber endlich voll überzeugen. Der vierte Teil des Konzepts "Der schwarze Schmetterling" verfolgt eine auch in sich geschlossene und gekonnt umgesetzte Story. Zwei CDs wie sie unterschiedlicher und doch nachvollziehbarer nicht sein könnten. Ob man darin an Effizient kaum zu überbietenden Opportunismus, geschickten Geniestreich oder echte Hörernähe sieht ist eigentlich egal. CD1 ist das eigentliche Herz von "Aus der Tiefe". Weniger straight und immer wieder unterbrochen von kurzen gesprochenen Passagen - verwirrend, packend, unheimlich - wirkt die Kombination von Hörspiel und düsterer Musik als Ganzes. Textlich gehen ASP bedacht zu Werke, die Worte wirken wohl bedacht, was beim starken Fokus auf deutsche Texte besonders positiv auffällt. Fordert etwa die "Ballade von der Erweckung" gotisches Sitzfleisch und einen Hang zur Melancholie, bringen der flotte und tanzbare Track "Schwarzes Blut", "Tiefenrausch" mit schönem Bass und originellen Gitarren oder das mit beschwingten Streichern ausgestattete "Werben" mehr Power. Wer genau davon mehr möchte wird die zweite CD des Öfteren zum Rotieren bringen. Es sind weniger die Remixe der Tracks sondern das Fehlen der Zwischensequenzen, die dieser CD einen völlig anderen Touch geben und sie generell härter erscheinen lassen. Zwei dicke Booklets unterstreichen den Anspruch eines überdurchschnittlich engagierten Gesamtwerks, dessen Pathos zwar mitschwingt aber nicht im Vordergrund steht. Für Gothics sicherlich ein Leckerbissen, für die meisten anderen ein hörenswertes Stück schwarzer Musik und ganz nebenbei wohl das beste ASP Werk bisher. Das Album erscheint neben der 2-CD Ausgabe im Digipack auch als limited Version im A5 Schuber.
Faceless Ninja Thugs sind die Gegnerhorden, die in Massen auf den Held einstüren, von ihm aber locker mit ein oder zwei Hieben beseitigt werden. James Bond hat das immer wunderbar zelebriert, genau wie die ganzen coolen Eastern-Helden. Faceless Ninja Thugs bleiben immer das: gesichtslos, ohne eigene Identität. Genau das ist das Problem, dass ich mit "Hell Sweet Hell" habe� FEAR MY THOUGHTS versuchen zu viel zu sein und enden mit einem kompletten Verlust ihrer eigenen Identität. Da wird fröhlich alles mögliche in den Death Metal-Sound eingebaut, was aber nicht zu mehr Abwechslung führt, sondern den Hörer verwirrt und die Platte überfrachtet zurückläßt. "Windows For The Dead" macht als Opener noch Spass und Lust auf den Rest der Scheibe, auch wenn sich in das feine AT THE GATES-Geprügel bereits erstmals klarer Gesang einschleicht, der in diesem Fall sich aber in den Song integiert. Probleme machen erst die späteren Songs, so ab "Dying Eyes". Vorher setzen FEAR MY THOUGHTS stark auf feinen schwedischen Melodic Death, aber das scheint ihnen nicht mehr zu reichen und sie versuchen, ihren musikalischen Horizont zu erweitern. Im Grunde keine schlechte Idee, aber durch die Hinzunahme zu vieler Elemente wirkt "Hell Sweet Hell" einfach zu voll. Da findet sich ILLDISPOSED-mäßiger Gesang (von der neuen Scheibe), FEAR FACTORY-artige Passagen, ruhige Abschnitte und immer wieder Death Metal. Das mag funktionieren und vielen Leuten durchaus gefallen, ich werde mit "Hell Sweet Hell" einfach nicht warm, für mich ist das zu viel des Guten. Das ist wie ein Pfund Zucker essen: am Anfang noch süß und Laune machend, wird es spätestens aber der Hälfte zu einer Qual und man will einfach nicht mehr.