InterviewZuerst einmal: was sagt Ihr denn zu den Re - Releases Eurer alten Scheiben? Mögt Ihr diese neuen Versionen?
Ja, sie sind cool! Die Booklets sind echt gut geworden, besonders die Fotos. Wir haben uns an unsere alten Fotografen gewandt und die jeweiligen Bilder aus dieser Zeit genommen. Diese Re - Releases sind wirklich cool!
Wo kommen denn all die Bonustracks her?
Von unterschiedlichen Veröffentlichungen. Einer davon ist von einem Nuclear Blast - Sampler; es gibt eine Live - Sektion auf dem "Pieces" - Re - Release… es ist Material von 7´´ und so was.
Es gibt mit "Complete Demos" auch eine Compilation Eurer alten Demos, für die Fans jahrelang sehr viel Geld bezahlen mussten. Mögt Ihr diese alten Sachen denn auch heute noch?
Nun, diese Veröffentlichung hat mehr ideellen Wert, als dass man von professioneller Musik sprechen könnte, haha! Wir schämen uns aber nicht zu zeigen, woher wir kommen, denn jeder hat irgendwann, irgendwo mal angefangen. Es ist mehr Spaß als irgendetwas technisch Wertvolles. Zu dieser Zeit waren wir noch nicht sehr gut an unseren Instrumenten, aber es hat viel Laune gemacht!
Wenn Du Dir das ganze Schaffen rückblickend anschaust, was ist dann für Dich im Nachhinein das bis heute beste DISMEMBER - Album?
Eine meiner großen Favoriten war schon immer "Death Metal"! Ich habe keine Ahnung, warum, aber es scheint mir, dass wir beim Aufnehmen des Albums richtig tief in der Musik drinsteckten und das Album davor, "Massive Killing Capacity", hatte uns nicht richtig zufrieden gestellt. Wir wollten es einfach besser machen und hatten sehr hohe Erwartungen an den Nachfolger gestellt. Außerdem hatten wir zu dieser Zeit großen Ärger mit unserer Plattenfirma, hahaha! Es gibt also viele Erinnerungen, die mit dieser Scheibe verknüpft sind!
Lass uns ein wenig über Euer neues Album sprechen. Wie würdest Du "The God That Never Was" charakterisieren?
Ich habe keine Ahnung! Es ist ein schnelles und brutales Album, haha! Oder soll ich es mit einem früheren Werk vergleichen?
Ja, zum Bleistift!
Nun ja, unser letztes Album "Where Ironcrosses Grow" war von der Art her wie "Like An Everflowing Stream", und das neue Album geht mehr in die Richtung von "Indecent & Obscene".
Was wollt Ihr denn mit dem Titel "The God That Never Was" aussagen?
Wie üblich wollten wir keinen sonderlich speziellen Albumtitel haben. Stattdessen wollten wir etwas haben, über das man nachdenken muss. Man kann diesen Titel auf jede erdenkliche Art interpretieren; für mich persönlich ist es das alltägliche Ringen der religiösen Menschen nach einem Beweis dafür, dass Gott existiert. Sie beten und leben nach religiösen Regeln, und am Ende stellen sie möglicherweise fest, dass es keinen Gott gibt.
Aber es ist kein Konzeptalbum?!
Nein, nicht direkt, nur in so fern, dass eine Menge der Texte gegen Religion gehen. Wir mögen keine Religion! Aber es steckt keine laufende Konzeptstory dahinter, wie etwa bei einem KING DIAMOND - Album. Das Hauptthema ist jedoch Religion und Selbstbetrug!
Ihr konntet auch Dan Seagrave für das Cover - Artwork gewinnen! Seid Ihr denn mit seiner Arbeit zufrieden?
Ja, absolut! Das Albumcover wurde sehr schnell fertig gestellt. Wir wollten zuerst mit dem Typen zusammen arbeiten, der das Cover von "Death Metal" erstellt hatte. Die Zeit arbeitete aber dagegen, und am Ende konnten wir ihn nicht mehr bekommen. Danach hielten wir Ausschau nach einem Künstler aus Australien, aber der arbeitete zu langsam und konnte es nicht rechtzeitig fertig stellen. Die einzige Möglichkeit, die uns dann noch blieb, war Dan Seagrave. Ich schrieb ihm eine Mail und fragte ihn, ob er Interesse an dem Job habe. Dann schickte ich ihm meine Grundideen für das Cover und ließ ihm freie Hand bei seinen Ideen. Ich denke, er hat den Titel des Albums auf dem Cover sehr gut umgesetzt!
Du hast es schon gesagt: das Album ist sehr hart und schnell, aber speziell ein Song fällt etwas aus dem Rahmen, nämlich "Phantoms (Of The Oath)", ein ungewöhnlich traditionelles Instrumental. Wie kam diese Idee zustande?
Zu der Zeit, als wir die Songs für das neue Album schrieben, hatte David (- Blomqvist - Gitarrist - Anm. d. Verf.) Unmengen an alten Heavy Metal - Riffs. Du weißt ja, dass wir immer versuchen, viele dieser Melodien einzubauen. Wir mögen Bands wie IRON MAIDEN, SAXON oder ACCEPT, sie sind ein großer Einfluss für uns. Die Riffs, die in "Phantoms (Of The Oath)" verwendet wurden, sind Überbleibsel, die wir sonst nirgends hätten einbauen können. Daher sind wir auf diese Idee mit dem Instrumental gekommen, weil wir die Riffs gerne verwenden wollten. Martin (- Persson - anderer Gitarrist - Anm. d. Verf.) hat auch daran mitgearbeitet, und so ist das Stück entstanden.
Das wirft aber die Frage auf, wieso Ihr nicht öfter traditionellere Songs schreibt. Ihr werdet weiterhin Death Metal spielen?!
Haha! Ja, wir wollen DISMEMBER als Death Metal - Band erhalten. Wir haben damit angefangen, und wir werden es auch so weitermachen. Ich finde es auch völlig furchtbar, wenn harte Bands auf diesen "Tribute" - Alben vertreten sind und Covers von alten Heavy Metal - Songs spielen. Mit den Growl - Vocals klingt das einfach nicht gut, und wir könnten zwar traditionell spielen, aber nicht in Sachen Gesang, hahaha!
Habt Ihr alle traditionelle Wurzeln, oder gibt es bei DISMEMBER auch Mitglieder, die im Black, - und Death Metal beheimatet sind?
Als wir anfingen, Musik zu hören, hörten wir die NWOBHM. Das sind unsere Wurzeln! Nach 1986 fingen die Leute an, Bands wie SLAYER zu hören, die es natürlich schon vorher gab. Wir hörten auch verstärkt Thrash Metal wie METALLICA, aber als ab 1986 die ersten Death Metal - Demos hier in Schweden die Runde in Tapetrading - Kreisen machten, wurden wir uns klar darüber, was wir spielen wollten. Wir hörten also schon Metal, bevor Death, - oder Black Metal existierten.
"The God That Never Was" ist mit ca. 35 Minuten Spielzeit relative kurz ausgefallen. Hattet Ihr nicht mehr Songs geschrieben?
Oh, mir ist gar nicht aufgefallen, dass es so kurz ist, haha! Die Sache ist aber, dass wir versuchen, unsere Songs kurz zu halten, weil wir denken, dass lange Stücke schnell langweilig werden. Wir wollen kurze, intensive Songs haben! Das neue Album ist aber nicht so kurz wie frühere Alben. "Like An Everflowing Stream" war nur etwa 29 Minuten lang. Unsere Alben sind nun mal kurz, das ist die Art, wie wir sie haben wollen! Wenn wir zehn Songs je drei Minuten haben, ist das genug!
Ich meinte nur, ob es alle geschriebenen Songs auf das Album geschafft haben?!
Zu der Zeit, als wir ins Studio gegangen sind, hatten wir ein paar mehr Songs, die wir aber aus zeitlichen Gründen nicht fertig bekommen haben. Aber dass das Album elf Stücke beinhalten sollte, war von vornherein klar, eben zehn mit Gesang und das Instrumental. Wir kümmern uns nicht darum, wie lang ein Album wird. Ok, wenn wir jetzt zehn Songs je zwei Minuten Spielzeit hätten, dann wäre das viel zu kurz. Aber da einige Stücke drei bis vier Minuten lang sind, passt das schon! Das ist die Art, wie wir Musik am Liebsten hören und schreiben.
Plant Ihr einige Festivals für diesen Sommer?
Nun, wir versuchen, überall hinzukommen, wo sie uns haben wollen, hahaha! Bei den großen ist auf jeden Fall das "With Full Force" gebucht, und dann kommen noch ein paar kleinere dazu. Das neue Jahr ist aber noch jung, da wird wohl noch Einiges drin sein!
Mochtet Ihr denn das "Party.San" - Festival?
Ja, ja, hahaha! Das war gut, echt gut, haha!
Böse Zungen behaupten, dass Ihr dort nicht ganz nüchtern ward…?!
Ja, das stimmt wirklich! Ich war nicht ganz nüchtern, das kam aber daher, dass ich in meinem regulären Job die ganze vorherige Nacht durchgearbeitet hatte und dann gleich in den Flieger nach Deutschland musste. Als ich dann dort ankam, hatte ich wohl 24 Stunden nicht geschlafen. Dann hatten wir ein paar Biere… die Leute haben sich schon öfter über uns beim "Party.San" totgelacht, aber ich habe mir das Video von dem Auftritt angesehen, und das ist gar nicht mal so schlecht. Es wurden Gerüchte in die Welt gesetzt… und ja, ich streite das auch gar nicht ab! Ich war auf der Bühne betrunken, aber ich habe kein allzu großes Chaos angerichtet, hahaha! Nur ein kleines!
Du bist zumindest übers Mikrokabel gefallen, haha!
Das war beim letzten Song, "Dreaming In Red". Ich bin dort einen Schritt zurückgegangen, und Johans Bein war im Weg. Ich bin einfach über Johan (- Bergebäck - damaliger Bassist - Anm. d. Verf.) gestolpert, haha!
Ihr habt 2004 auch eine Live - DVD veröffentlicht. Plant Ihr weitere Live - Releases?
Ja, wir sammeln bereits Material für die nächste Veröffentlichung. Wir filmen jede unserer Shows mit Kameras, so dass wir allen möglichen Scheiß auf Band haben; eine kleine Dokumentation. Ich weiß noch nicht, wie dieser Release aussehen wird, aber es wird eine Menge an Live - Material von verschiedenen Shows zu sehen sein. Es wird definitiv eine weitere DVD geben!
Du sagtest vorhin, dass Du einen regulären Job hast. Seid Ihr denn keine Vollzeitmusiker?
Doch, jetzt schon, aber das war nicht immer so!