Mit seinen bisherigen zwei Alben, "Extension Of The Wish" und "II = I", konnte das schwedische Quintett bereits auf sich aufmerksam machen, obwohl man den ganz großen Wurf noch nicht landen konnte. Mit "Chimera" wagt man sich nun an das obligatorische dritte Album heran, das ja als das maßgebliche Werk in der Karriere einer Band gilt. Kollege Maio schrieb in seiner Romanvorlage zum Vorgänger, dass ihm dort etwas die musikalische Seele fehle und alles einen Tick unausgegoren klinge. Genau diesen Eindruck habe ich auch von "Chimera", denn auf der einen Seite wissen ANDROMEDA mit echt tollen Melodien zu begeistern, die sogar bisweilen an späte FATES WARNING (die nebenbei als stilistischer Vergleich sehr gut geeignet sind) erinnern, auf der anderen Seite kann mich jedoch kaum einer der neun Songs vom Hocker reißen. Die größten Treffer landet die Band mit dem dynamischen Opener "Periscope", dem leicht experimentellen "Going Under" (hier fallen mir direkt MASTERPLAN ein!) und der superben Hymne "Inner Circle". Auch die beiden überlangen, mit leichten DREAM THEATER - Anleihen versehenen "The Cage Of Me" und "Blink Of An Eye" sind sehr gelungen, leiden aber, wie auch der Rest von "Chimera", darunter, sich beim Hörer nur sehr schwer oder gar nicht festzubeißen. Jeder Song ist auf seine Weise erstklassig, und kein Proggie dürfte hier enttäuscht werden, nur an den ganz großen Seelenstreichlern haben ANDROMEDA (wieder einmal?!) vorbeigearbeitet. Und das ist echt schade, denn diese Band kann im Grunde sicher viel mehr!
Stadion-Punk (EMSCHERKURVE 77), Hanseaten-Pogo (GOTTKAISER), Brit-Geassel (DOWN THE DRAIN), Oi (ROIMUNGSTRUPP), Süd-Hardcore (L.C.N.), Ska-Bastard (AUSGELEBT), einfach PÖBEL & GESOCKS oder WARFARE - die Spanne des Underground-Labels Sunny Bastards reicht weit - in den Grenzen des Punk und nahe liegenden Stilrichtungen. Eins, fuck, ist allen gleich: Das Niveau sinkt trotz manchmal reichlich witziger-klischee-lastiger Anmutung (wie eben die Rock’n’Roller P&G oder RÜPELS ROYA)L nie unter den Inhalt einer Bierdose oder unter das Hirnvolumen des Du(mm)-Pu(nk)s. Insgesamt macht der ellenlange Sampler sehr viel Spaß, gibt einen weit reichenden Eindruck über die heutige, scheinbar immer noch sehr florierende Punk-Szene (und hier meint Punk Punk und nicht Punkrock). Zumal die gut 70-minütige Scheibe nicht nur im schicken Digi-Pack (mit ausführlichem, sehr informativen Booklet) daher kommt, sondern auch noch zum Nice Price. Die sonnigen Bastards sollte nicht nur der geneigte Punk im Auge behalten, auch Cineasten sollten drauf aufmerksam werden, weil das Label auch Filme veröffentlicht, wie den Ultra-Klassiker "Blutiger Sonntag". Weitere Informationen gibt’s unter www.sunnybastards.de .
Celtic Pagan Metal, genau. Die Schweizer Big-Band (neun Members) erinnern an eine Kreuzung aus alten, genialen Cruachan und den momentan so angesagten Korpiklaani. Allerdings hat die Band (Namensmotto: "Ich bin ein Helveter") noch einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Sie sind unglaublich vielschichtig. Mal gehen sie fast lagerfeuer-romantisch mit viel Flöten zu Werke: ("Aidu"), mal machen sie Melodic-Death mit folkiger Schlagseite ("der coole "The Song Of Life"), mal ist’s hart, mal butterweich. An jeder Ecke gibt es viele interessante Kleinigkeiten zu entdecken, nie ist die eine Idee für immer, nie ist eine Schublade zu, nie scheint es das, für was du es am Anfang hältst. Das hier geht über die klischee-mäßige Nutzung von keltischen Einflüssen hinaus, die (nach eigener Auskunft unpolitischen Schweizer) verbinden Metal, von Black-, (vor allem) Death- über Echt-Metal mit den traditionellen Instrumenten und Rhythmen und einem absolut glaubwürdig-schlüssigem Konzept. Wenn dabei auch noch eine wirklich coole Scheibe mit Top-Sound herauskommt, dann ist alles gut. Neben Heol Telwen sicherlich einer der absoluten und intensiven Tipps in diesem Genre. Diese Scheibe hat "Spirit".