Konzert:
Disillusion, Dark Suns, Hidden In The Fog, Desolation, Dark Art - Hannover, Faust
Konzert vom Das "Faust" in Hannover mausert sich langsam zu einer festen Adresse für Headbanger aller Art! An diesem Abend sollte es gleich fünf Bands zu sehen und hören geben und das alles zu einem Eintrittspreis von 13 Euro an der Abendkasse. Das war nur allzu fair, ließ aber dennoch den einen oder anderen Besucher mit der Stirn runzeln… in Zeiten von knapp 60 Euro für sich zum Affen machende "Kings Of Metal" weiß ich echt nicht mehr, worüber sich die Leute noch alles aufregen. Gut gefüllt war das "Faust" trotz des sehr guten Preis / Leistungs - Verhältnisses trotzdem nicht, wobei sich gegen Ende, also zum Headliner hin, immer mehr Interessierte fanden. Und pünktlich (nicht wieder zu früh) begonnen wurde außerdem!
Los ging es mit den Lokalmatadoren von
DARK ART, die mittlerweile irgendwie jeden Gig im "Faust" eröffnen dürfen und die wir als Support von den Reitern leider aufgrund der "Zeitverschiebung" (siehe oben) verpasst hatten. An diesem Tag standen die Jungs jedoch noch auf der Bühne, als wir rein kamen. Leider ist mir über die Band wenig bekannt, aber sie bemühte sich, mit ihrem traditionellen Death Metal gegen die große Leere im Raum anzuspielen. Der Sänger / Vorgrunzer und Gitarrist stand wie angenagelt auf seinem Platz, und irgendwie war außer ihm und dem Drummer niemand auf der Bühne zu sehen; das zweite Mikrofon auf der Bühne blieb, so wie ich das mitbekam, jedenfalls unbenutzt. Einen echten Eindruck haben DARK ART nicht wirklich hinterlassen, aber es ist auch nicht motivierend, gegen das Vakuum anzuspielen.
Ebenfalls aus Hannover kommend, aber viel seltener anzutreffen, sind die Düster - Metaller
DESOLATION, die ich zuletzt vor etwa zwei Jahren in Salzgitter gesehen hatte. Die Jungs wirkten trotz ihrer bereits damals sehr coolen Performance noch mal sichtlich gereifter und hauten uns ein echtes Brett um die Ohren, das sich irgendwo zwischen melodischem Black Metal der Marke DIMMU BORGIR, Viking Metal und "gotischen" Zutaten bewegte. Neben Material vom superben "Call The Storm" - Album kamen auch Stücke ihres demnächst erscheinenden, neuen Werkes "Under Pitch - Black Skies" zum Einsatz, die definitiv Appetit auf mehr machten. Sänger Johannes Bergmann, der sich den Gesang mit Keyboarder Sebastian Thomas teilte, lieferte eine überzeugende Vorstellung ab, indem er sich mal grunzkreischend, mal hymnisch - clean ins Zeug legte. Nur leider schienen den Frontmann an diesem Abend Rückenprobleme zu quälen, so dass er sich öfter auf der Bühne niederlassen musste und sichtlich eingeschränkt war. Hoffen wir, dass es ihm mittlerweile wieder besser geht, doch der Gig war echt gelungen, und meine Begleiterin Melli meinte am Ende sogar, DESOLATION seien die beste Band des Abends gewesen…
Setlist DESOLATION:
Dona Nobis
Salvation Paradox
Sic Latet Gloria Mundi
Gather
Apocalennium
Tribe Of Light
Erntebringer
Todgeweiht
Blindfolded
Danach waren die Magdeburger Black Metaller von
HIDDEN IN THE FOG an der Reihe, die eindeutig zum Anspruchsvollsten gehören, was die deutsche Schwarzmetallszene bislang hervorgebracht hat. Ihre Affinität zu Bands wie EMPEROR kennzeichnete sich nicht nur durch den musikalischen Stil, sondern auch durch das Weglassen von Genre - typischen Accessoires wie Corpsepaint, Nieten, Stachelarmbändern und dem gesamten Hobbysatansbaukasten, den die meisten anderen Dunkeltruppen mit sich herumtragen. Allein die Musik sollte zählen, und das tat sie ohne Frage, auch wenn die Band in ihren Bewegungsabläufen etwas steif wirkte. Es war trotzdem eine Freude, den Jungs, allen voran natürlich Gitarrist / Sänger Ghash, beim Spielen zuzusehen, - und hören. Hochtechnisch, vertrackt, aber immer songdienlich, wenn auch nicht immer sofort begreifbar, schoss das Quartett nicht nur Hymnen ihres aktuellen Werkes "Damokles" in die sich schon etwas vollere (die Betonung liegt hier auf "etwas"…) Halle. HIDDEN IN THE FOG vereinten Black mit Prog, mal fies grunzend, mal emotional clean, aber immer mit der Garantie, dass das geistige Verarbeitungszentrum ständig unter Vollast läuft… würdige Erben von EMPEROR und Co., auch wenn sich einige Besucher hinterher die Knoten aus den Ohren frickeln mussten.
Emo ist in! Und so kamen die Fans nicht umhin, vor dem eigentlichen Headliner noch die ebenfalls aus Leipzig stammenden
DARK SUNS zu bestaunen. Rein objektiv war´s echt ok, aber der melancholische, weinerliche Alternative - Rock traf einfach nicht meinen Nerv! Auffällig war, dass der Gesang von Drummer Niko Knappe kam und dass man eine Nachttischlampe (!!!) auf einer Box auf der Bühne stehen hatte. Ansonsten muss ich gestehen, dass der Gig, trotz seiner unbestrittenen Qualitäten für Leute mit der passenden Antenne, recht spurlos an mir vorbeiging. DARK SUNS sind eine Band, die auch im "Faust" ihre Freunde fand, deren Emo - Kram aber sicher auch genauso viele Leute für verzichtbar hielten.
Wie will man ein Album wie das göttliche "Gloria" halbwegs ehrlich auf die Bühne bringen?! Und das mit nur drei Leuten?! Unmöglich!
DISILLUSION haben zurzeit noch nicht einmal einen Bassisten, geschweige denn Keyboarder, Synthies, etc. Fakt ist, dass große Teile der Show vom Band kamen - nicht nur die weiblichen Hintergrundgesänge, sondern auch der Bass, sowie alle anderen Soundeffekte. "Echt" waren "nur" Gitarrist und Sänger Andy Schmidt (der normal und nicht verzerrt klang - laut Drummer Jens jedoch ein technischer Defekt, der sich meiner Meinung nach aber eher positiv bemerkbar machte), Gitarrist Rajk Barthel und Drummer Jens Maluschka, die eine brillante Show ablieferten. Anfangs aufgrund der technischen Mogelei noch etwas skeptisch, entwickelte sich der Gig zu einem echten Fest, der trotz Allem mehr als überzeugen konnte! Besonders Andy gab sich als agiler Frontmann, der neben Gesang und Gitarre noch sehr gut mitging und nicht wie angewurzelt stehen blieb. Sehr mutig war es auch, fast das komplette "Gloria" - Album im regulären Set zu spielen. Bis auf einen Song von einer alten EP und "Alone I Stand In Fires" vom "Back To Times Of Splendor" gab es nur neues Material zu hören, wobei Songs wie der Opener "The Black Halo", "Don´t Go Any Further" oder "Save The Past" eine wirklich gute Figur machten. Als Zugabe gab es dann nur noch zwei Stücke: "And The Mirror Cracked" und den 15 - minütigen Titelsong vom famosen Debüt, die zusammen auf knapp eine halbe Stunde Spielzeit kamen. Natürlich kann man bei einer solchen Technikspielerei über die Live - Qualitäten einer Band geteilter Meinung sein, aber am Ende waren DISILLUSION ein mitreißender, musikalisch brillanter und auch von der Performance her erstklassiger Act, der meine Erwartungen weit übertraf!
Konzert:
Maintain, Ritual, Empty Vision, With Fire - JuZ, Rotenburg
Konzert vom Das beschauliche Rotenburg (das norddeutsche, nicht das Kannibalen-Nest) hat schon einige denkwürdige Konzerte erlebt, allen voran der Auftritt der DEAD KENNEDYS (inklusive zerlegtem Saal) Anfang der 80er. STEP BY STEP-Gitarrist Nico ließ, pünktlich zu Karnevalsbeginn, an einem lauen Novembersamstag ein paar Hardcore-Bands im JuZ spielen, allen voran die Lokalmatadore MAINTAIN.
Den Anfang machten WITH FIRE, die mir bis dato nicht geläufig waren. Die ziemlich junge Band legte engagiert los und haute den bereits zahlreich Anwesenden eine heftige New School-Keule um die Ohren. Auch wenn kaum jemand mit dem Material der Band vertraut war, konnten sich nur wenige dem Groove und der Wucht der Songs entziehen, so dass zumindest dezent mitgewippt wurde, die ersten Reihen zeigten sogar mehr Einsatz. Der Sänger war sehr kommunikativ und gab vor jedem Song eine kleine Erklärung zum Inhalt ab, beschwor die Einheit der Szene, das Übliche eben. Seinen Job am Mikro machte er auch während der Songs anständig, genau wie seine Kollegen, so dass es an dem Auftritt nichts zu meckern gab. Solide Leistung!
EMPTY VISION, die bereits vor ein paar Wochen im Bremer Wehrschloss mit NEW MEXICAN DESASTER SQUAD zu sehen waren und einen guten Eindruck hinterließen, standen als Nächstes an. Die Hannoveraner haben einen neuen Longplayer veröffentlicht, zu dessen Release-Party sie mehrmals einluden und von dem viel Material gespielt wurde, das ordentlich nach vorne ging und mit viel Enthusiasmus vorgetragen wurde. Sänger Michael klang diesmal kraftvoller als noch in Bremen und auch wenn er nicht wie ein eingesperrter Tiger vor der Bühne auf- und ablief, war das Energielevel der Hannoveraner permanent hoch, was sich schnell auf das Publikum übertrug. EMPTY VISION wurden von ihnen anständig abgefeiert und dürften diesen Gig in guter Erinnerung behalten. Umgekehrt ist es genauso.
Anfang des Jahres hatten RITUAL als Opener für MOST PRECIOUS BLOOD auf ganzer Linie überzeugen können und auch wenn die Truppe noch ziemlich jung ist, haben sie schon alle wichtigen Posen drauf - und vor allem verdammt guten Hardcore am Start. Leicht punkig, melodisch und ziemlich eingängig, hatte die Band mit dem Rotenburger Publikum leichtes Spiel, auch wenn kaum jemand die Songs der Bands kennen dürfte. Der junge Haufen hielt locker das Niveau der vorherigen Bands und heizten das Publikum weiter an, damit es sich bei MAINTAIN endgültig austoben konnte.
Und das tat es denn auch. Vom ersten Moment an hatten MAINTAIN die Menge im Griff, was einem Charmebolzen wie Sänger Timo aber auch nicht schwer fällt. Die Band ist mitlerweile eine feste Größe im deutschen HC-Zirkus und zeigte an diesem Abend ihr ganzes Können. Besonders die Songs des aktuellen Albums "Reveal Our Disguise To An Infinite Abyss” erwiesen sich wieder einmal als echte Hits und spornten das Publikum zu Höchstleistungen an. Es dürfte lange her sein, dass im Rotenburger JuZ Stagediver und Crowdsufer zu bewundern waren. Besonders der Typ, der von den Leuten getragen an der Decke langlief und schlußendlich eine Deckenlampe abtrat, hat sich in die Annalen des JuZ eingetragen. Von der Bühne wurde das Ganze nicht weiter kommentiert, MAINTAIN konzentrierten sich weiter darauf, verdammt guten Hardcore zu zocken - das gelang ihnen mühelos, die gute Leistung der anderen Bands wurde noch einmal getoppt und MAINTAIN ihrem Headliner-Status absolut gerecht. So ging ein sehr cooler Konzertabend, den es ruhig öfter geben könnte, fulminant zu Ende.
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