Konservative Menschen haben Bausparveträge, viele Versicherungen und ein Eigenheim. Konservative Mucker haben eine Melodic Death Metal-Band. Jedenfalls, wenn man so uninspiriert wie MOORGATE auf "Close Your Eyes And Fade Away" vorgeht. Im immer gleichen Tempo zocken sich die fünf Schweden (woher auch sonst?) durch ihre Songs, die dadurch austauchbar und beliebig wirken. Der an einigen Stellen eingesetzte klare Gesang ("Dawn Of The Dead") und die gute (wenn auch sehr IRON MAIDEN-lastige) Gitarrenarbeit lockern die Songs zwar auf, können das Abgleiten ins Mittelmaß aber auch nicht verhindern. Die Musiker sind zwar technsich fit und leisten sich keine peinlichen Patzer, aber beim Songschreiben hapert es in Sachen Abwechslung und Mut zum Verlassen bekannter Wege doch noch ordentlich, wodurch "Close Your Eyes And Fade Away" zu berechenbar ist. Zum Auffüllen von Mixtapes oder um die letzten drei Megabyte vom Ipod vollzuhauen, kann man einen Song nehmen, das ganze Album braucht man aber nicht.
Skandinavische Mucker erfüllen manchmal erstaunlich viele Klischees, die über sie im Umlauf sind. Eines der beliebtesten ist die Vorstellung, dass jeder nordische Mucker mindestens in drei Bands gleichzeitig spielt. Leute von GRIMFIST, TAAKE, HELHEIM und AETERNUS haben sich das zu Herzen genommen und DEATHCON aus dem Boden gestampft, bei dem sie ihrer Vorliebe für fiesen Death Metal nachgehen können. Immerhin bürgt diese Konstellation für einen gewissen Grad an Können, was die neun Songs zu einer soliden Angelegenheit macht. Es gibt zwar nichts Neues, aber dafür ordentlich hingezimmerten Death Metal amerikanischer Prägung, der besonders in den Parts ohne Geblaste stark ist ("Monotremata") und Erinnerungen an die verblichenen DEFACED CREATION weckt. So genial wie die sind DEATHCON zwar noch nicht, aber ansprechend ist "Monotremata" allemal - und ein Beweis, dass frostbitten Black Metaller auch guten Death Metal machen können!
Sowohl LOW LIFE LORETTA als auch SAYOWA sind mir bislang aufgefallen, obwohl beide Bands schon einige Zeit aktiv sind und SAYOWA sogar mit Andreas Kisser (SEPULTURA) gearbeitet haben. Auf der "Sangue Bom"-Split gibt es drei Songs von LOW LIFE LORETTA und zwei von SAYOWA - genug also, um sich einen ersten Eindruck von den Bands zu machen.
LOW LIFE LORETTA leben vor allem von der starken ihren Fronters, unterstützt von den bratenden Gitarren treibt er den modernen Rock voran und läßt die Chose oft nach FAITH NO MORE oder FILTER klingen. Guter, solider Mix aus Rock und Metal, der in Sachen Härtegrad sogar Metalheads gefallen dürfte und dreimal solide Kost bietet, dzu der man gut diverse Körperteile bewegen kann. In den 90ern wäre das vielleicht auch unter dem Banner Crossover durchgegangen, aber wir sind ja jetzt im 21. Jahrhundert, da darf man das Wort nicht mehr sagen, geschweige denn schreiben.
SAYOWA kommen aus Brasillien (der erwähnte Herr Kisser wird 2007 mit ihnen ihr zweites Album aufnehmen) und gehen sehr direkt zur Sache, auch wenn sie manches Mal an die Mexikaner von MOLOTOV erinnern. Dazu noch ein Schuss SEPULTURA und fertig ist das Ganze. Sehr kraftvoll, sehr groovig und gar nicht schlecht, soweit man das nach nur zwei Songs sagen kann. Ich bin gespannt, wie ihr neues Album klingen wird, die beiden Tracks der EP machen jedenfalls Lust auf den Silberling.
Im ersten Anlauf habe ich das norwegische Projekt FURZE noch nicht gerochen. Denn bereits 2000 brachte der Sensenmann Woe J. Reaper dieses Scheibe bei Apocalyptic Empire erstmals auf den Markt. Der Bandname ist übrigens ihm seine Sense, und dieser Reaper der einzig wahre. Sagt er uns zumindest auf dem neuen Cover. Und das ist gut so, denn die Musik begründet seine außergewöhnliche Stellung innerhalb der Satanisten- und Antichristenvereinigung keinesfalls. Denn was er da damals gemacht hat, ist zum Teil furchtbar, klingt, als wären die einzelnen Instrumente vollkommen unabhängig voneinander eingespielt. Ob gewollt oder nicht, manches klingt hier wie die erste Mutprobe von elfjährigen True-Blacky-Maniacs im heimischen Grundschulübungsraum. Das Tempo ist meistens so überdurchschnittlich wie das Niveau eben jenen Schnitt nach unten drückt. Der Sound klingt wie ein dünner Rasenmäher oder ein Rasierer mit eben schlechten Batterien - das muss nicht unbedingt scheiße sein, ist aber in diesem Fall nicht mal aggressiv. Das abschließende "Whilst The Trident Spawn And Spectre" ist zwölf Minuten lang und vielleicht so was wie anspruchsvoll, wechselt Tempi wie der Hörer hoffentlich Unterhosen. Das einzige, was wirklich ein bisschen nach Boshaftigkeit klingt ist das scharfe Stimmchen des Reapers, das zwar dünn, aber immerhin fiese knurrend daherkommt und für so was wie Atmosphäre sorgt. Ich weiß nicht, wer diese Scheibe warum kaufen sollte, aber vielleicht erkenne ich die kultige Wirkung der damaligen Zeit auch einfach nicht. Zumal: Irgendwelche Boni halten Candlelight und der Reaper auch nicht bereit. Da gibt es wesentlich bessere Re-Releases.
Aus dem kleinen Örtchen Luckenwalde (im Info als "Kaff am Arsch der Hauptstadt" tituliert) kommen fünf Jungs, die als MANDALA bereits seit einigen Jahren ihrer Liebe für erdigen Stoner Rock frönen. Entweder haben die fünf Typen eine lebhafte Phantasie oder Luckenwalde ist öde, dass es mit der Wüste Arizonas verwechselt werden, die man gemeinhin mit Stoner Rock assoziiert. Denn was MANDALA auf "14943" vom Stapel lassen, ist allerfeinster Stoff in der Tradition von KYUSS, FU MANCHU und den Nachbarn POTHEAD. Purer Rock, basslastig, eingängig und groovend, unterlegt mit einer rauchigen Stimme, die den Großen des Genres in nichts nachsteht. Das Dutzend Songs auf dem Silberling macht Laune und läßt einen auch beim Autofahren im Winter die Seitenscheibe runterkurblen und cruisen. Für knapp fünfzig Minuten kommt der Sommer in die heimische Stube und vertreibt graue Wintertage. So schön, dass man wieder und wieder auf Repeat drückt und sich von MANDALA mitreißen läßt. Rock on!