Konzert:
Kreator, Celtic Frost, Legion Of The Damned - Hamburg, Markthalle
Konzert vom Ein milder Gründonnerstagabend in Hamburg, eine angeblich ausverkaufte Markthalle und ein Package hochkarätiger Bands auf seiner letzten Station der Tour: mehr braucht es nicht, das Osterfest gebührend einzuleiten. Dass tatsächlich alle Tickets abgesetzt wurden, schien zumindest mir nicht so, denn bei den Gigs von AMON AMARTH und BOLT THROWER war subjektiv deutlich mehr los und das Gedränge noch dichter. Aber so stand zumindest nicht wieder der Markthallen-typische Hecht in der Bude, auch schön!
Da die schwedischen Bläckies WATAIN auf dieser Station der Tour leider nicht dabei waren, fiel die Rolle des Openers den occulten Holländern von
LEGION OF THE DAMNED zu, die ihren Set überpünktlich begannen und eine gute Dreiviertelstunde lang die Highlights ihrer beiden Alben (lassen wir das mal so stehen, die alten Sachen werden ja völlig ausgeklammert) zum Besten gaben. Richtig gut kam der Doublebase-dominierte Bollersound daher, der durch Mark und Bein ging, aber auf Dauer auch ein wenig eintönig wirkte. Auch schienen mir Maurice und Co. ein wenig ausgepowert und irgendwie müde zu sein - eine Folge des Tourmarathons der letzten Wochen?! Trotzdem war es wieder cool, diese hervorragende Thrash-Band live erleben zu dürfen, und Songs wie "Malevolent Rapture" oder "Infernal Wrath" machen einfach mächtig Laune.
Danach Götterdämmerung!
CELTIC FROST! Schweiz! Uuhh! Bereits im letzten Jahr bewiesen die Düsterpioniere mit ihrem saustarken Neuwerk "Monotheist" und live unter Anderem in Wacken, dass sie längst nicht nur die metallischen Geschichtsbücher zieren, sondern auch heute noch eine erstzunehmende Institution sind. Zudem haben sich Tom Warrior und Martin Ain neben Drummer Franco Sesa noch einen weiteren fähigen Mann ins Boot geholt: V. Santura, seines Zeichens Hauptverantwortlicher bei den deutschen Black Metallern DARK FORTRESS und neuer Tourgitarrist von CELTIC FROST. Richtig gut kam dabei, dass die Band ihre Songs extrem rifflastig und doomig in die Menge feuerte, so dass sich bereits nach der ersten Hälfte des Sets leichtes Ziehen im Nacken bemerkbar machte. Und dass man sich nicht nur auf seine alten Gassenhauer verlassen muss, zeigte die Tatsache, dass die neuen Songs tatsächlich gleichberechtigt neben den Klassikern stehen, wobei natürlich ein "Circle Of The Tyrants" oder "Into The Crypt Of Rays" immer einen Sonderstatus innehaben wird. Man mag es plakativ finden, aber wenn Martin Ain von "einem Gott, an den auch meine Eltern geglaubt haben" erzählt, mit Bibelzitaten um sich wirft und am Ende deutlich zu verstehen gibt: "Es gibt keinen Gott!!!", dann hat das nichts mit einem verkaufsfördernden Image zu tun, das die Band sowieso schon seit Ewigkeiten nicht mehr nötig hat, sondern man nimmt ihm diese Einstellung zu 100% ab. Das macht CELTIC FORST noch sympathischer, und wenn man auf der gesamten Tour so überzeugen konnte wie hier in Hamburg, dann wird sicher niemand diese Reunion anzweifeln. Für mich war es ein Highlight des noch jungen Konzertjahres!
Setlist
Totengott (Intro), Procreation Of The Wicked, Visions Of Mortality, Circle Of The Tyrants, The Usurper, Ain Elohim, Necromantical Screams, Dawn Of Megiddo, Ground, Dethroned Emperor, Morbid Tales, Into The Crypt Of Rays, Synagoga Satanae, Winter: Requiem (Outro)
Die Frage, ob KREATOR diesen Pegel würden halten können, stellte sich gar nicht, denn erstens standen die deutschen Thrash-Veteranen gleichberechtigt neben ihren Schweizer Kollegen im Billing (also zwei Headliner), und zweitens muss man sich um die Live-Performance von Milles Abräumkommando eh keine Sorgen machen. KREATOR starteten souverän mit dem Knaller "Violent Revolution" und spielten sich danach durch einen ebenso routinierten, wie ausgewogenen Set, der fast alle Schaffensphasen der Band aufgriff. Keine Überraschungen, aber auch keine Enttäuschungen mit Stücken wie "Suicide Terrorist", "Phobia", "Extreme Aggressions" oder "Flag Of Hate". Einzig die Tatsache, dass Milles Gesang über weite Strecken sehr keifend und irgendwie ähnlich wie Dani von CRADLE OF FILTH klang, wirkte seltsam, konnte aber auch eine Folge des langen Tourstresses gewesen sein. Und wie es sich für KREATOR gehört, gab es eine ordentliche Ansage gegen braunes Pack, die mit einem lauten "Nazis raus, Nazis raus... !"-Chor durch die ganze Halle gewürdigt wurde. Das war in diesem Moment echt Gänsehaut-verdächtig, da man wirklich sehen konnte, wie die Masse der Metal-Fans zu diesen unliebsamen Erscheinungen steht. Nach gut 80 sehr intensiven Minuten (die von Mille auch zu Beginn des Gigs angekündigt worden waren) war dann Schicht im Schacht, und die Meute verließ den Saal Richtung Ostern... oder Kiez!
Konzert:
Unearth, Job For A Cowboy, Despised Icon, Daath - Hamburg, Grünspan
Konzert vom UNEARTH konnten zuletzt als Support von HATEBREED auf ganzer Linie überzeugen und bekamen folgerichtig eine Headliner-Tour. Unterstützt von drei vielversprechenden Nachwuchscombos machten der amerikanisch-kanadische Treck am Gründonnerstag im Hamburger Grünspan Halt, er zu drei Vierteln mit Fans gefüllt war.
DAATH um ex-MISERY INDEX-Drummer Kevin Talley machten den Anfang und konnten mit ihrem schnellen, aggressiven Songs problemlos das Eis brechen und die ersten Leute zu einem Pit überreden. Auch wenn kaum jemand mit den Ansagen des Sängers etwas anfangen konnte, den verhaltenen Reaktionen nach zu urteilen, kam das Songmaterial deutlich besser an. Der Mix aus Death, Black und etwas Industrial klingt schon auf Platte überzeugend, live ist er aber noch eine Spur besser und wurde vom Hamburger Publikum entsprechend honoriert. Auf der Bühne gab es das gewohnte Synchronbangen, viele coole Posen und einen Keyboarder, der kaum auf die Tasten hauen, dafür aber umso mehr Zeit zum Bangen hatte. Als Opener haben DAATH ihren Job ziemlich gut gemacht und die Fans auf Betriebstemperatur gebracht.
Allerdings war es schwer, die bei DESPISED ICON zu halten. Der kanadische Haufen fühlt sich in frickelig-brutalen Gefilden sauwohl und ging gnadenlos brutal zur Sache, was für Uneingeweihte in den Bandsound aber zu viel des Guten ist. Zwar versuchte die Band immer wieder durch groovende Passagen Abwechslung und vor allem Struktur in das akustische Inferno zu bringen, aber für den Großteil der HC-Kids war das nichts. Der Pit vor der Bühne war deutlich kleiner, wenn auch intensiver. Selbst zu einem Circle Pit ließ sich der harte Kern anstacheln. DESPISED ICON verstehen ihr Handwerk und lieferten neben einer guten, mit viel Charisma versetzten Show auch eine technisch einwandfreie Leistung ab, allerdings vor dem falschen Publikum.
JOB FOR A COWBOY ging es im Grunde genommen nicht anders. Auch hier gab es ordentlich einen auf die Ohren, so brutal wie möglich vorgetragen. Showmäßig und technisch standen die Amis ihren nördlichen Nachbarn in nichts nach, aber sowohl was Publikumsresonanz als auch Fazit angeht, gilt das gleiche: sehr cool, sehr brutal, sehr fett, aber leicht deplaziert.
Beim Headliner sah dann alles wieder ganz anders aus jeder drängelte sich nach vorne, als die ersten Töne erklangen, um in einem brodelnden Pit durchzudrehen, als UNEARTH loslegten. Egal ob die Ostküstler Songs ihres aktuellen Albums "In The Eyes Of Fire" oder des "The Oncoming Storm"-Krachers spielten, gefeiert wurde jede einzelne der Metalcoregranaten als gäbe es kein Morgen. Sogar Stagediver fanden sich, wenn auch weniger als noch beim Hannover-Gig mit HATEBREED. Wie nicht anders zu erwarten waren die beiden Gitarristen die heimlichen Stars der Show und legten wie einer Marsch auf die Theke hin (naja, nur einer der beiden), um von dort aus einen Song zu spielen. Derweil poste selbst der Basser wie ein Großer und versprühte Sänger Trevor Charisma und gute Laune im Überfluss. Das war schlicht eine großartige Show, die den Headliner-Status der Band rechtfertigten und die Fans glücklich auf die sündige Meile entließ. UNEARTH sind live eine Macht, daran besteht kein Zweifel!
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