Wie die meisten seiner im wahrsten Sinne des Wortes quietschfidelen Kollegen fühlt sich auch der spanische Saitenhexer David Valdes zu klassischen Komponisten hingezogen, obwohl er nach ersten musikalischen Gehversuchen im frühen Teenageralter zuerst in einer Death Metal-Band namens WITCH lärmte und später auch Black Metal bei Bands wie OUIJA, NORDHIMEL oder MEI DEI anrührte. Meine alte Kriegsverletzung sagt mir allerdings, dass es besser ist, niemals von diesen Combos gehört zu haben, so dass ich mich völlig vorurteilsfrei dem aktuellen Werk "Imhotep" widmen kann. Hier ist von einstigem Lärm nichts mehr zu hören, denn Old School-Rocker wie Mozart, Vivaldi, Chopin oder der gute alte Ludwig Van haben mittlerweile die Oberhand über Herrn Valdes gewonnen. So bekommt man auf "Imhotep" neo-klassischen Instrumental-Rock mit eindeutiger Betonung der Gitarre vorgeworfen, der wirklich gut gemacht ist, aber über die Spielzeit von einer Stunde eine genauso eindeutige Zugbeanspruchung der Nervenbahnen hervorruft. Man mag dem Verfasser dieses Textes hier und jetzt vorwerfen, sich über Gitarrensolisten lustig zu machen, was dieser auch nicht direkt negiert. Keine Frage: David Valdes rührt hier einen technisch "erstklassischen" Cocktail aus Rock mit sehr gutem, fettem Gitarrensound und den Arrangements großer Komponisten an, aber der Quotient "Töne pro Minute" in Kombination mit sehr hohen Oktanzahlen dürfte dem normalen Rocker/Metaller auch hier zu viel des Guten sein. Und ob eben jener gemeine Rockliebhaber zwei Coverversionen von Johann Sebastian Bach ("Boure" und "1099 Adagio") benötigt, lasse ich ebenfalls offen. So lautet das Urteil der wie immer parteiischen Jury: for Gitarren-Instrumental-Fans only!
Was gibt es besseres für einen Sonntagmorgen als eine Scheibe, die komplett ohne Gesang auskommt? Zum langsamen Wachwerden ist sowas viel besser als irgendeiner Heulboje beim Rausschreien seines Seelenschmerzes zuzuhören. Alternativ kann man sich "Scream Of The Iron Iconoclast" auch während einer Kiffer-Session geben, wenn man von softer Chill Out-Musik die Nase voll hat. STINKING LIZAVETA haben sich vonden 70er-Bands wie BLACK SABBATH inspirieren lassen und geben sich teilweise ausufernd-verdrogten Instrumentalsongs hin ("Secrets Of The Past"), die wie gemacht für einen dunklen, maggeligen Club oder eine Party in den ersten Stunden des Morgens ist. Die Produktion hat der Scheibe einen warmen, erdigen Sound verpasst, der fast schon Vinyl-mäßig klingt und perfekt auf das Feeling der Musik abgestimmt ist. "Scream Of The Iron Iconoclast" ist eine nette, irgendwie entspannte Scheibe, die für oben genannte Zwecke bestens geeignet ist.
Bei SCARVE ist mittlerweile ex-DARKANE-Sänger Lawrence (der von der "Rusted Angel") mit an Bord und für die Produktion von "The Undercurrent" wurde kein Geringerer als Daniel Bergstrand verpflichtet. Soweit die einigermaßen interessanten News zum neuen Album der Franzosen, die es immerhin auf den Support-Slot der letzten MESHUGGAH-Tour geschafft haben. Denen scheinen sie mittlerweile nacheifern zu wollen und haben sich vom Death/ Thrash früherer Tage gänzlich verabschiedet - stattdessen ist jetzt ein wilder Mix aus ebenjenen MESHUGGAH, Industrial und Death Metal zu hören. Aber zum einen ist die Produktion überhaupt nicht passend (die Gitarren werden oft verschluckt, die Drums sind bei Blastparts kaum zu hören), zum anderen sind die Songs einfach zu chaotisch. Da wird auf Teufel komm raus zweistimmig gesungen, Frickelriffs geschrubbt und wahnwitzige Breaks gesetzt, aber bis auf ein paar Ausnahmen ("The Plundered" oder "A Few Scraps Of Memories") verlieren sich die Ideen im Chaos. Was bei MESHUGGAH noch faszinierend ist, verkommt bei SCARVE oftmals zur reinen Lärmorgie, die einem gehörig auf den Zeiger geht. Schade drum, aber "The Undercurrent" ist ein Beispiel für nicht genutztes Potential.
Der Legende nach fahren Matt Heafy (TRIVIUM) und MEGADETH-Dave voll auf SANCTITY ab und verhalfen der jungen Combo zu ihrem Deal mit Roadrunner. Wenn die Songs des ersten SANCTITY-Demos aber von ähnlichem Kaliber wie das Dutzend Tracks ihres Debütalbums ist, hätte sich die Band eh keine Sorgen um einen Deal machen müssen. Dazu sind die Songs zu eingängig, zu melodisch und schlicht zu gut (und auch massenkompatibel), um einen A&R nicht zu überzeugen. Klar im Sound von METALLICA, PANTERA und den ganzen anderen US-Helden wurzelnd, haben SANCTITY einen Haufen packender Metalsongs geschrieben, die wie eine härtere Version von TRIVIUM klingen und von deren Fanbase im Sturm erobern werden. Sänger Jared hat ein klassische Metalröhre, die ein wenig an GOREFEST in soft erinnert, und schüttelt sich mit Gitarristenpartner Zeff knallige Riffs im Sekundentakt raus, während die beiden Herren am Bass und Schlagzeug die Songs ordentlich vorantreiben. Was dabei herauskommt, hat Hand und Fuß und das Zeug, sowohl von 40jährigen METALLICA-Veteranen und ihren Söhnen gleichermaßen geliebt zu werden. Gelungenes Debüt, Respekt!
Mit NAPLES STAPLES SPECIALS, ZUUL FX, VOMITORY und AS I LAY DYING wurden vier weitere Bands für das WITH FULL FORCE Festival bestätigt. Leider gab es aber auch drei Absagen: Die GORILLA BISCUITS haben ihre gesamte Tour und damit auch den Festivalauftritt beim WFF aus "personaltechnischen Gründen" gecancelt. DRY KILL LOGIC haben nach Veranstalterangaben zum dritten Mal nach einer schriftlichen Bestätigung abgesagt. Die Black Metaller 1349 wiederum können nicht auftreten, weil ihr Drummer Frost nach dem SATYRICON Auftritt beim WFF keine zweite Show in einer Nacht bestreiten kann.