Frauen am Mikro sind im Metalbereich immer noch selten genug, um einer Band allein aus dieser Tatsache heraus mehr Aufmerksamkeit zu bescheren als vergleichbaren Combos, die ohne holde Maid daherkommen. THE AGONIST sind da keine Ausnahme und werden dank des Blickfangs Alissa in der ARCH ENEMY-Fanschar den einen oder anderen von sich überzeugen können. Die Dame macht soweit alles richtig: nicht nur politisch engagiert (*hüstel*), sondern auch stimmlich voll auf der Höhe. Sowohl im aggressiven Gesang kann die Dame überzeugen als auch in den unvermeidlichen Engelsgesang-Träller-Abschnitten. Soweit so gut. Das Manko an "Once Only Imagined" sind die schwachen Songs und die produktionstechnische Fixierung auf die Dame. In den elf Tracks finden sich einige gelungene Parts, aber mehr als genug aufgewärmte Ideen, die so bereits zigmal verwurstet wurden. Von den Metalcore-Gitarren ganz zu schweigen. Das ist alles ganz nett, aber nicht der große Knaller, was erwähnte Fans von ARCH ENEMY und Konsorten sicher nicht davon abhalten wird, die Scheibe in Massen zu kaufen. Qualität setzt sich durch, oder wie war das?
BLOOD STAIN CHILD haben ihr Europa-Debüt "Idolator" erst vor einem knappen dreiviertel Jahr veröffentlicht, aber da die Scheibe in Japan schon länger erhältlich ist, war der Nachfolger quasi schon fertig. "Mozaiq" haut in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger, Melodic Death Metal bildet also weiterhin die Grundlage im Sound der Japaner. Allerdings in einer sehr poppigen Variante, die stellenweise nichtmal den Härtegrad von Emo erreicht. Richtig brutal wird es nur selten ("Neo-Gothic Romance"), obwohl es der Band gut zu Gesicht steht. Anstelle brutaler Abschnitte habenn BLOOD STAIN CHILD ihrem Faible für elektonische Klänge gefrönt und einige Songs mit teilweise haarsträubenden Tönen unterlegt - das geht sogar in Richtung Eurodance. Auf jeden Fall ungewöhnlich, auch wenn es dazu beiträgt, dass die Platte stark in Richtung Pop gedrückt wird und sich Metalfans mit "Mozaiq" schwer tun werden. Man darf gespannt sein, wer open-minded genug für diese Musik ist und wer die Japaner für ihre Ideen verteufelt.
Ex-EXUMER-Sänger Mem von Stein hat mit SUN DESCENDS eine neue Band am Start, die einen neuen Song auf ihrer MySpace-Seite online gestellt hat. Ein Label für die neue Scheibe wird momentan gesucht.
Die Meister des Slam-Rock, die Kölner Formation von CIRCLE OF GRIN haben nach fast dreijähriger Pause endlich wieder ein neus Werk zusammengebastelt. "The Beauty Of The Beast" wird derzeit von Produzent Patrick "Pedi" Karwatka (u.a. SUCH A SURGE, LIQUIDO) abgemischt, der VÖ-Termin steht aber noch nicht genau fest.
Wer Sänger David READMAN schon mal live mit seiner Stammcombo PINK CREAM 69 erlebt hat, wird mir zweifelsfrei zugestehen - der Mann ist ein wirklich guter! Und die hier vorliegende erste gleichnamige Solo-Scheibe bestätigt diesen positiven Eindruck nachhaltig, insbesondere da er die Songs allesamt selbst geschrieben und auch komponiert hat. Der Junge hat einfach eine klasse bzw. wunderbar variable Stimme, selbst vor einem "ich sing überall mit und bin mega in" Jorn LANDE braucht er sich qualitätsmäßig nicht verstecken. Ausdrucksstark mit ordentlich Power singt er sich durch 12 Tracks dieses Albums, das stilistisch gar nicht mal soweit entfernt ist (natürlich kommt alles ein wenig mehr "catchy" daher) von seinen Pinkies, für die er seit 1994 als Nachfolger von Andy Deris (jetzt HELLOWEEN) am Mikro steht. Melodischer Hardrock manchmal sogar etwas mehr heavy geprägt wird hier insgesamt auf einen guten bis teilweise sehr Niveau geboten, außer einem leichten Hänger "Take These Tears" (der Song ist mir etwas zu banal) gibt es absolut nichts zu mäkeln. Natürlich geht es hier etwas weniger hart oder tempoorientiert zu als bei PC69 aber d.h. nicht dass Readman hier den Schmusefaktor mit allzu kuscheligen Balladen übertreibt, nein die Lieder bewege sich größtenteils in Midtempo Gefilden. Schon der klasse Opener "Without You" mit einer klasse Gitarrenarbeit ist ein amtliche Hymne und macht voll Lust auf diese CD. Von "Don’t Let It Slip Away" gibt es auch ein ganz ordentliches Video als Zugabe, aber obwohl der Song zwar ganz gut mainstreamig abrockt, gibt es da noch bessere Songs. Wie z.B. der klasse Stampfer "Evil Combination" oder der urwüchsige Kracher "Wild in The City". Bei dem pumpenden "No Piece For The Wicked" kommen sogar einige leichte Ozzy-Momente bei mir auf. Klar einige ordentliche "Emotionsfluter" hat er schon auch zu bieten wie etwa "Gentle Touch" oder die mächtige aber völlig kitschfreie Ballade "Love in Vain". Die sehr gelungene Akustiknummer mit einem klasse Drive "Over The Ocean" (die Hook geht einem nicht mehr aus dem Sinn) ist ebenfalls ein absolutes Highlight des Albums. Aber er übertreibt es insgesamt nicht damit und so ist die Mischung aus schnellen Rockern, Midtempo sowie ab und zu etwas für die Seele einfach gut gelungen. Die beteiligten Mitmusiker sind natürlich ebenfalls eine Bank, haben der erstklassigen Produktion den richtigen Sound verpaßt und verströmen nicht nur auf dem Papier eine gehörige Portion internationale Klasse an den jeweiligen Instrumenten. Produziert wurde die Scheibe von PINK CREAM Kollege Dennis Ward ansonsten waren u.a. Leute wie Dirk Brunenberg (ELEGY), Günter Werno (VANDENPLAS), Paul Logue (EDEN’S CRUISE) oder Alex Beyrodt (SILENT FORCE) mit im Studio. Neben dem Leadgesang hat Mastermind David auch noch Gitarre sowie Keyboardparts eingespielt. Alles in allem ein recht abwechslungsreiches Melodic Rock Album, dass auch oder gerade für PINK CREAM Fans nicht uninteressant sein dürfte. Der ein oder andere Song hätte zwar auch auf eine CD der Karlsruher gepaßt aber nichtsdestotrotz hat David Readman durchaus sein eigenes Flair miteingebracht und letztlich seine tolle Stimme nahezu perfekt in Szene gesetzt.
Technische Fähigkeiten, kompositorische Klasse, innovatives Arrangieren - RITUAL’s Oberguru Patrik Lundström präsentiert auf dem neusten Werk die Stärken seiner Formation ohne große Umschweife. Waren schon die im gewohnten Vierjahresrhythmus erschienen Vorgänger "Ritual" (1995), Superb Birth" (1999) und "Think Like A Mountain" (2003) allesamt starke Scheiben, so schließt auch "The Hemulic Voluntary Band" in 2007 hier nahtlos an, wobei man die härteren Rockanteile etwas zurückgenommen hat (der Titel kommt übrigens aus den Büchern des "Mumins"-Autors Tove Janssons und bezeichnet dort eine Art Blaskapelle aus Hemulens). Die Schweden zeigen das sie spielen können, und dass nicht nur mit den klassischen Instrumenten des Rock: Jon Gamble (Keyboard, Harmonium und Harmonika), Fredrik Lindquist (Bass, Busuki, Mandoline, Flöte und was weis ich noch) und Johan Nordgren (Schlagzeug und Percussions) verströmen neben Progambiente und leichten Jazzanleihen auch einiges an Folkatmosphäre. Wobei Meister Lundström bei RITUAL nicht für die Gitarren verantwortlich zeichnet, sondern sich dabei als mehr als nur passabler Sänger outet. Der eröffnende Titeltrack "The Hemulic Voluntary Band" braucht eine Weile bis er zündet, zeigt dann aber kräftig Langzeitwirkung. Stark das instrumental dominierte "In The Wild" und die Ballade "Late In November", welche mit deutlich in den Vordergrund geschobenen folkloristischen Instrumenten Vorfreude auf neblige Herbsttage verbreitet. "The Groke" (ein Teil der Melodie erinnert mich an Petersens "Das Boot") und das "funkige" und mehrstimmige "Waiting By The Bridge" können mit dem Eröffnungstrio nicht ganz mithalten - lassen aber manchen bemühten Artrock der Konkurrenz locker hinter sich. Weniger gelungen, da irgendwie bemüht klingend, der über 26-minütige Longtrack "A Dangerous Journey". Nicht von ungefähr nimmt Lundström selbst die Definition vor: "fast wie eine Aneinanderreihung einzelner Stücke, die durch eine epische Geschichte sowie ineinandergreifende musikalische Themen verbunden sind". Letzteres erschließt sich nicht so einfach - musikalisches Staunen dennoch erlaubt. RITUAL bleiben also was spezielles, für einen kleinen Kreis enthusiastischer Fans unverzichtbar - für die breite Masse nur begrenzt tauglich. Und Trotzdem - Prog, Folk und Ideen sind sich im hier Reinen.