Die Veröffentlichungswut der Taiwaner geht in die nächste Runde. Nach der englischsprachigen Version des 2005er Werks "Seediq Bale", dem Re-Release von "Relentless Recurrence" und der Live-Compilation "A Decade On The Throne" erscheint nun mit "Pandemonium" eine "Best-Of"-Zusammenstellung von elf Songs aller bislang vier Alben der Band. Die Stücke "Onset Of Tragedy", "Revert To Mortal Territory", "Grab The Soul To Hell", "Decomposition Of The Mother Isle”, "Floated Unconsciously In The Acheron”, "Guard The Isle Eternally” und "Relentless Recurrence” wurden zudem völlig neu aufgenommen und machen diese Scheibe nicht nur auch für ältere Fans der symphonischen Bläckies interessant, sondern zeigen, dass man mittlerweile soundtechnisch auch in Ostasien Erstliganiveau auffahren kann. Außerdem ist die Aufmachung (aufklappbare Box plus Biografie auf Karton, auf einzelne (!) Ansichtskarten der Bandmitglieder gedruckte Texte sowie seltsames Pergament - lediglich die CD selbst verkratzt in der Papphülle sehr leicht, was sicher wieder zu Unmut führen wird) wieder absolut hochwertig ausgefallen und die musikalische Leistung einmal mehr top. Lediglich die offensichtliche Inspiration von CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR sowie das Fehlen von ganz großen Hymnen (ein "The Forest Whispers My Name" oder "Mourning Palace" hat man leider noch nicht im Gepäck, obwohl zum Bleistift "Decomposition Of The Mother Isle” schon sehr nah dran ist) bescheren diesem tollen Haufen noch leichte Abzüge in der B-Note. Ansonsten bietet auch "Pandemonium" einen vielschichtigen Hörgenuss und ist als Einstieg in die obskure, mystische Welt von CHTHONIC bestens geeignet. Wer allerdings ein paar Euros mehr investieren möchte, sollte zu der erstklassigen Box "A Decade On The Throne" greifen, die einen noch furioseren Querschnitt durch das Schaffen dieser mehr als interessanten Band bietet.
Autsch. Trashige Rockattitüde, Schrammelgoth und sowas wie Komplexität zu verbinden, kann klappen, muss aber nicht. Letzteres beweist eindrucksvoll die junge Münchnerin ADORA-DIANA. Schwarzer Kajal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Songs nur deswegen teils sehr vertrackt und kompliziert klingen, weil die Dame vollkommen schief singt. Ihr Töne sitzen boshaft oft daneben - das Ende von "In A Cage" schmerzt bisweilen gar. Der Sound klingt nach Garage, wenn man es so hören will auch vielleicht erdig. Es fällt schwer neben dem Gesang die Güte der restlichen Instrumente zu beurteilen - Quitschende Geigen und gelangweilte Gitarren bringen aber ein Flair in die Musik, das "Diana wenig aufwertet. Trashig ist die Musik geworden, die Songs sind unverständlich arrangiert - nicht im Sinne von progressiv sondern für den Optimisten bestenfalls experimentell, für den Pessimisten ist "Adora-Diana" schlicht wirr und unhörbar. Ich bin grade Pessimist.
Im Vorfeld der Veröffentlichung ihres neues Albums „Grave Human Genuine“ spielen DARK SUNS einige Gigs, was sie an einem Sonntagabend ins Hamburger Logo führte. Mit dabei hatten sie einen Basser, der sie aber nur im Januar begleitet und demzufolge als „Januarbasser“ angekündigt wurde.
Vor dem Auftritt der Leipziger erlebten die laut Zählung von Kollegin Lattwesen 42 Anwesenden die vorher nicht angekündigten ZYKLOTRON aus Kiel. Die heizten mit modernem Metal ein, der sich bei DEFTONES, STRAPPING YOUNG LAD und MACHINE HEAD bediente und bei Teilen des Publikums gut ankam. Im Mittelpunkt stand dabei der Sänger, der nicht nur mit Witz und Schlagfertigkeit durch den knapp vierzigminütigen Set führte, sondern auch mit seinem überwiegend cleanen Gesang überzeugte und dem modernen Metal den letzten Kick gab. Zwar schien kaum jemand mit dem Material vertraut zu sein, aber die knackigen Songs gingen leicht ins Ohr und wurden von den Anwesenden anständig gewürdigt. Für einen Opener – zumal mit einem nicht angekündigten – machten ZYKLOTRON ihre Sache mehr als gut.
Nach kurzer Umbaupause kame DARK SUNS auf die Bühne – ohne Keyboarder, der aus nicht näher genannten Gründen an diesem Abend verhindert war. Die Band um den singenden Schlagzeuger Niko liess sich davon aber nicht beirren und nahm die Leute mit auf eine Reise in atmosphärische, dunkle Gefilden. Ganz im Stile von OPETH, KATATONIA (mit denen DARK SUNS anno 2003 unterwegs waren) oder ihren Landsleuten DISILLUSION verstehen es DARK SUNS, heftige Metalparts mit veträumt-melancholischen Abschnitten. Dass das Ganze bestens funktioniert, spricht für die Fähigkeiten der Band, sowohl im technischen Bereich als auch beim Songwriting. Da sich Songs des neuen Albums nahtlos in einen Set mit Stücken von „Existenz“ und noch älteren Datums einfügten, spricht für das schon immer hohe Niveau, auf dem sich DARK SUNS seit jeher bewegten. Der Funke sprang – auch dank der symphatischen Ausstrahlung der Musiker und des trockenen Humors Nikos – schnell auf das sonst unterkühlte hanseatische Publikum über, nach kurzer Zeit war auch der letzte von der Musik gefesselt. Nach viel zu kurzen neunzig Minuten waren die letzten Töne der Zugabe verklungen… Bleibt nur das Warten auf den 22.02., wenn „Grave Human Genuine“ erscheint.