Bühne frei für eine progressiv angehauchte Hardrock-Combo aus Brasilien! Der Vierer aus Sao Paulo präsentiert sich auf seinem Debut- Album melodiös und leicht progressiv, dadurch aber nicht weniger rockig. Dass die Jungs ordentlich auf die Tube drücken können, stellen sie bei Songs wie dem Titeltrack "Bring ´em On" und "Insanity Desire" unter Beweis, die zum Teil ziemlich heavy daherkommen. Ihre große Stärke zeigen TEMPESTT aber dann, wenn sie sich in ruhigere und progressivere Gewässer begeben: "A Life´s Alibi" beginnt mit einem wunderschönen Piano, der Gesang schmeichelt sich ins Ohr bis schließlich die E-Gitarren loslegen dürfen, die Konzeption erinnert schon fast ein wenig an DREAM THEATER. Über das hochmelodiöse "Enemy In You" lässt sich ähnliches sagen. Mit "Lose Control" wird wieder mehr Gas gegeben, die Ballade "Healing" dagegen ist auf ganzer Länge ruhig und Akustikgitarren-lastig. Und zu guter letzt ist mit "Don´t Stop Believin´" auch noch ein astreiner Melodic Rock-Song auf der Platte. Gelungen.
FIDGET waren und bleiben Sonnenschein. Und ob es einfach nur schlechtes Timing ist oder ein für mich undurchsichtiges Kalkül dahinter steckt weiß ich nicht, aber FIDGET haben erneut das verregnete deutsche Winterende als VÖ Termin für ihr neues Album auserkoren. Zurück zum Sonnenschein der bei den Düsseldorfern FIDGET aus jeder Note strahlt: „Ashed&Dust“ macht in erster Linie einfach Spaß, „Ashed&Dust“ klingt nach sommerlichem Festival am Flussufer, „Ashed&Dust“ klingt schon so als würde es am besten live funktionieren. In fast allen FIDGET Songs schwingt eine Portion unbekümmerte Tanzbarkeit mit, die ich mir manchmal für echte Emotionsausbrüche geopfert gewünscht hätte. FIDGET machen pfiffige Musik und die gute Laune ist manchmal unerhört zwingend („All Seams Meaningless“) aber zeitweise hätten ihre Ideen mehr Platz einnehmen dürfen bevor sie sich in melodiösen Gitarren verlieren: Der anfangs unorthodox phrasierte Gesang bei „Take Or Leave“ etwa oder ein Männerchor bei „You Will Go Down With Me“. Wo Toms Vocals bodenständig klingen ist Darlines Gesang ist Erkennungsmerkmal der Band, bisweilen ist mir ihr Gesang aber zu quäkig. Etwas mehr Rohheit hätte „Ashed&Dust“ sicher nicht geschadet, FIDGET bereichern die deutsche Rockszene aber weiterhin auf der unsperrigen Seite.
Diese Norweger, da machts doch wirklich jeder mit jedem und das gleich mehrfach: SUSPERIA Drummer-Tausendsassa Tjodalv (u.a. ex- DIMMU BORGIR, ex-OLD MANs CHILD) und SUSPERIA Bass-Kollege Memnock haben mir vier weiteren Musikern (die amüsanterweise anders als diese beiden mit ihren bürgerlichen Namen das Booklet zieren) schon vor Jahren BLACK COMEDY gegründet. Die Band fristete ein Schattendasein und so dürfte „Instigator“ das erste Album sein, dass man flächendeckend ohne Bestechung seines Import-Händlers erwerben kann. In keiner Weise so kalt wie FEAR FACTORY sondern eher im Stile von MNEMIC oder manchmal auch von IN FLAMES lässt sich BLACK COMEDY und ihr Electro Metal. Was beim Opener „Favourite Hateobject“ erstaunlich vertrackt beginnt löst sich schon im selben Song in gute Hörbarkeit auf und endet sehr packend groovend. Und dieser Groove bleibt fast durchweg erhalten, die Vertracktheit zieht sich weit zurück, nach vorne treten sehr dominante Keyboards. Neben modernen Gitarren, geshouteten Vocals und eingestreut cleanen Parts nehmen sie großen Raum ein und sie sind es auch, die den größten Anteil am futuristischen Erscheinungsbild ihres Metals haben. Das klappt größtenteils sehr gut („Inhale The Sulphur“) und hinreichend originell, klingt aber manchmal auch ziemlich nach Kirmes („Sum Of All Shit“). Kompromissloser und mit weniger Keys zeigt sich „Lord Of Locust“, im bösen „Subtle Conversion“ sehe ich den Höhepunkt des Albums. BLACK COMEDY klingen nicht sonderlich neu, der mitreißende Groove und die melodiösen Keys entschädigen aber hierbei zusammen mit der guten Produktion für das Meiste. Das Album erscheint in einer limitierten Metallbox.
Das sind die mit dem komischen Namen, Y-LUK-O. Auf ihre Fahnen haben sie nicht erst seit diesem Album Abwechslung geschrieben und so versucht auch „Sin(n)“ neue Wege zu gehen. Und damit fangen sie dann auch direkt an: Streicher im Opener und ein recht rockiges „Symphony For Eternity“ hätte ich nicht erwartet. Etwas vertrauter sind da die im Hintergrund rythmusgebenden Klänge der Saiteninstrumente beim elektronischen „Astronaut“. Und da sie es ohnehin darauf anlegen ihre Hörer zu verwirren: Der Titeltrack „Sin(n)“ wankt für mich nicht ganz überzeugend zwischen DAS ICHschem Sprechgesang, einigen Synthiespielereien und bombastischem Chorus – mit deutschem Text. Und warum man sie auch 2008 noch dem Elektrogenre folgt dann: Ob härter („Rythm Of Your Heart“) oder poppiger („Words I Said“), ob ruhiger und mit leider etwas zu gequält leidenden Vocals („Wasting“) oder experimentell („Traum“). Ich mag generell selten Coversongs (es gibt gleich mehrere auf diesem Album) und PINK FLOYDs „Another Brick In The Wall“ ist schon dermaßen oft totgecovert worden, dass mich Y-LUK-Os Variante trotz niedlicher Violinenparts nicht überzeugen kann. „Sin(n)“ braucht wie zu erwarten einiges Sitzfleisch, die Mühe lohnt sich bei einigen Tracks durchaus, bei einigen erschloss sich bei mir ein eventueller Tiefgang aber auch nach mehrmaligem Hören nicht. Eines, und das bleibt hoch anzurechnen, müssen sich Y-LUK-O aber auch dieses mal nicht vorwerfen lassen: Einem Trend folgen sie nicht.
Die Schweden SEVEN TEARS gründeten sich bereits Anfang dieses Jahrzehnts, allerdings vorerst unter dem Namen DEMONSLAVE, mit dem man sich recht erfolglos an Power Metal im Stil von HAMMERFALL oder HELLOWEEN versuchte. Später benannte man sich nach diversen Line-Up-Wechseln in ATLANTICA um, aus denen später dann, wiederum nach ein paar Besetzungswechseln, SEVEN TEARS hervorgingen. Mit Power Metal hat die heute existierende Band aber nicht mehr viel am Hut, sondern spielt eher AOR-lastigen, bombastischen Hard Rock, der leider oftmals ins Herzschmerz-Pilcher-Lager abdriftet. Der Kitsch der Anfangstage (Drachen entsorgen und Schwerter entrosten) ist demnach schnulzigem Kitsch gewichen, was ja auch bereits der schmalztriefende Albumtitel andeutet. Rein musikalisch geht die Band allerdings sehr sauber zu Werke und fährt mit Zoran Djorem einen angenehm gemäßigten Sangesmann auf, dessen leicht rauchig-kraftvolle Stimme hörenswerte Stücke wie „Faded Memory“, „Hollow Ground“, den Titelsong oder „Fragments“ wirklich aufwertet und nicht durch Roy-Black-Seierorgien in den völligen Schlagerkeller zieht. Für die AOR-Fraktion ist „In Every Frozen Tear“ ein grundsolides Album, das man ruhig mal anchecken kann. Die wild bangende Meute hat hier aber nicht viel verpasst.