Konzert:
Rotten Sound, The Ocean, Victims, Trap Them - Hamburg, Hafenklang Exil
Konzert vom
Wer auch immer auf die Idee kam, THE OCEAN gemeinsam mit der finnischen Brachialkombo par excellence ROTTEN SOUND auf Tour zu schicken, mag sicher auch Schokoladeneis mit Ketchup. Ergänzt um die schwedischen Veteranen VICTIMS und den Seattle-Vierer TRAP THEM machte der Tross im Hamburger Hafenklang Exil Station, um der Hansestadt an einem Mittwochabend ordentlich einzuheizen. Ungewöhnlich früh für Hafenklang-Verhältnisse ging es um 20 Uhr mit TRAP THEM los, die vor gut gefülltem Saal eine halbe Stunde lang sperrigen, brachialen Mix aus Punk, ENTOMBED und NASUM losließen. Genau der Sound, der zu ROTTEN SOUND wie auch zur punkigen Location wie die Faust aufs Auge passt, besonders die schleppenderen Parts wussten zu gefallen. Die gut tätowierten Amis gingen ganz in ihrer Musik auf und boten eine ordentliche Bühneshow, machten also unter’m Strich alles richtig.
VICTIMS machten da weiter, wo der Opener aufgehört hatte: schön dreckiger Punk/ HC, ganz in der Tradition alter Helden Marke DISCHARGE, erweitert um crustige Töne. Das Trio ging gut ab, besonders der mit speckiger Kutte und zauseligen Vollbart agierende Gitarrist schrubbte seine Riffs mit Verve runter. Wirkte dabei ein wenig wie der kleine Bruder von Tomas Lindberg. Dem Publikum gefile die gute halbe Stunde Rotzpunk, in den ersten Reihen war dann auch gut was los.
THE OCEAN kamen zu fünft auf die Bühne, in klassischer Instrumentierung, also ohne die ganzen Instrumente, die ihr aktuelles Werk so außergewöhnlich gemacht haben. Äußerst brutal legten die Hauptstädter dann los, nix mit Atmosphäre und so. Mathcore mit Gebrüll gab es in den ersten Song, was der Combo zwar technisch sauber gelang und vom Härtegrad zu den Kollegen passte, aber auch sehr austauschbar klang. Besser wurde es dann, als sich ein zweiter Sänger auf die Bühne gesellte und die abgefahreneren neuen Songs ausgepackt wurden. Unterlegt von einer stimmigen Light Show verzauberten sie das Publikum und ließen THE OCEAN noch die Kurve kriegen.
20 Songs in 40 Minuten versprach ROTTEN SOUND-Sänger K vor der Show. Der Finnenhaufen hielt Wort und prügelte ohne Erbarmen durch den Set. Zwischen den Songs gab K immer wieder symphatische Ansagen zum Besten, um sich dann im nächsten Moment in einen brüllenden Irren zu verwandeln. Beeindruckend, genau wie die Leistung des neuen Drummers, der bei aller Geschwindigkeit entspannt hinter den Kesseln saß. Auch wenn der Saal nach THE OCEAN einen Tick leerer geworden war, gaben ROTTEN SOUND 100% und konnten die Verbliebenen zu enthusiastischem Beifall und gelegentlicher Action vor der Bühne bewegen. Logisch, dass sie am Ende zu einer Zugabe zurück auf die Bretter mussten. Danach war endgültig Schluss, mehr Krach hätte aber auch kaum jemand vertragen.
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Es ist schon der Hammer was heutzutage Kapellen ohne Vertrag, klar auch aufgrund der enormen technischen Möglichkeiten, für wirklich hochwertiges Material völlig ohne „professionelle“ Basis auf die Beine stellen können. Nicht nur was das klasse Artwork von „The Inner Circle“ mit den markanten Pinguinen sowie dem ultrafetten Booklet (beides von Drumer Christian Eichlinger erstellt) von DANTE betrifft sondern vor allem musikalisch haben die Augsburger so einiges Hochwertiges anzubieten.
Ganz klar, im stilistischen Fahrwasser der Genrevorzeigeband DREAM THEATER oder auch den bayrischen Kollegen von DREAMSCAPE unterwegs, liefern diese Herren nach nur knapp einjährigem (!) Bestehen ein sehr ordentliches im Allgemeinen und für einen reinen Underdog sogar recht bemerkenswert fundiertes Album ab. Progmetal mit den bekannten ausufernden Arrangements, zahlreichen Breaks/Läufen, vielen tragend-opulenten Parts, mächtigen, relativ abwechslungsreichen Keyboardwänden (mal Piano, dann wohlige Hammonds dann wieder flächige Synthies), fette Metal-Riffs treffen auf akzentuierte Licks und auch sonst allerlei vielschichtige Klangfacetten – dies alles wird über sieben Tracks, meist in Überlänge bis zu 18 Minuten (z.B. das Hauptstück am Schluss) sehr gekonnt vorgetragen. Schon der Beginn, mal nicht genretypisch mit irgendeinem Intro, kommt mit seinem relativ sphärischen Klangbild und einer gelungenen Melodie daher. Drumherum werden gekonnt die Tempi variiert und mit schönen Atmosphären sowie dem passablen Gesang Alexander Göhs verbunden. Apropos, dieser Vokalist ist keiner von der Shoutersorte sondern eher der gefühlvolle, ausdrucksstarke LaBrie-Typ, könnte aber ruhig noch etwas mehr aus sich herausgehen und versuchen in anderen Tonlagen zu intonieren. Insbesondere auch bei den zwei relativ gleichförmig gehaltenen Balladen fehlt doch etwas der letzte Kick, will sagen die beiden Songs sind inhaltlich zwar formschön aber zu unspektakulär, da fehlen die Höhepunkte - auch gesanglich, da müsste etwas mehr Feuer rein. Auf die Frickelkeule greifen DANTE ansonsten glücklicherweise nur sehr sparsam zurück. Bei dem recht aggressiven „Ghost From The Past“ ist dies dann etwa der Fall, sehr rhythmisch-wuchtig mit vielen Läufen geht hier doch etwas der rote Faden verloren, ein richtig packender Refrain fehlt hier leider. Ebenfalls dichte Instrumentalparts mit Stakkatoriffs, coolen Tastensounds sowie getragenem Zwischenstück und somit das volle Progmetalprogramm bietet dann „Not Like Myself“. Bei “More Or Less A Man” überzeugt mich die Band dann wieder mit einer deutlich besseren Hook, äußerst betont fokussierten Basslinien - bei den Vorgängern fehlt dann doch stellenweise etwas der Zusammenhang bzw. der erkennbare rote Faden, manches wirkt dann doch sehr technokratisch, quasi stark via Reißbrett komponiert - hier passt es dann deutlich besser. Zum guten Schluss folgt noch ein üppiger 19-Minüter („The Taking“) der mit einer sehr abwechslungsreichen Songdramatik sowie inhaltlicher Dynamik aufwarten kann. Atmosphärische Parts mit soundtrackartigen Arrangements duellieren sich mit heftigen Riffattacken, um dann wunderbar orchestral mit bombastischem Finale und einem furiosen Gitarrensolo zu enden.
Ja, DANTE ist ein Name den man sich merken sollte, sicher einer der Progmetalaufsteiger des Jahres 2008, da kann so viel nicht mehr kommen. Die Jungs zeigen auf "The Inner Circle" nicht nur ein großes technisches, sondern auch kompositorisches Potential. Wenn jetzt beim nächsten Werk noch etwas mehr Wert auf ein eigenständigeres Klangbild gelegt wird, dann werden die DT-Vergleiche verstummen und es fehlt nicht mehr viel zu Bands wie VANDEN PLAS oder auch THRESHOLD, die diesen eigenen Charakter schon erreicht haben.
The Inner Circle
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
64:6 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten