In den USA machen LOWER DEFINITION die Hallen voll und touren mit DEFTONES und ANGELS AND AIRWAVES. Der Erfolg ist durchaus verständlich, wenn „The Greatest Of All Lost Arts“ exemplarisch für den Sound der Band ist, wovon auszugehen ist. Poppiger Emocore, der niemandem wehtut und so mainstreamig ist, dass neue Zielgruppen angesprochen werden, die sonst nix mit einigermaßen harter Musik am Hut haben. Wie nicht anders zu erwarten, ist ihr Ferret-Debüt erstklassig produziert und handwerklich sauber gespielt, allerdings könnte Sänger Matt ruhig öfter mal aggressiver singen und den Einsatz seiner ziemlich weinerlichen Gesangsstimme zurückschrauben. Wirklich Gas geben LOWER DEFINITION aber nur selten, da ist es verständlich, dass auf allzu aggressiven Gesang verzichtet wird – und es würde ja auch die potentiellen neuen Käufer verschrecken. LOWER DEFINITION liefern einen guten Job an, dass muss anerkannt werden, und bieten poppigen Emocore, mit dem sie zu einer Konsensband werden könnten. Wenn es das ist, was sie erreichen wollen, sind sie auf einem guten Weg und werden auch in Deutschland die Clubs vollmachen.
Wer "The World Ruler" von außen vor sich sieht, glaubt erst mal, ein Black- oder Death-Metal-Album in der Hand zu haben, zumindest aber irgendetwas aus den Gefilden der härteren Metal- Spielarten. Das eine oder andere Intro oder vereinzelte Instrumentalteile mögen auch mal in diese Richtung gehen- so ist zum Beispiel "Black Sick Spider" vergleichsweise hart ausgefallen, und das sich anschließende "Gianizm Shichi" weist entsprechende Einzelstellen auf-, aber im Großen und Ganzen liegt man mit einer derartigen Klassifizierung dann doch falsch. NIGHTMARE schwanken eher zwischen etwas Exzentrik ("Boys Be Suspicious"), einer gewissen Härte und einer mitunter etwas nervtötenden wirkenden Hektik (wie ebenfalls bei "Gianizm Shichi" sowie "18 Sai" unter Beweis gestellt). "Crevasse" ist getragener und melodiös gehalten, ebenso wie das hübsche "Morpho". Fazit: Exzentrisch und solide, für J-Rock-ungeübte Ohren aber nicht wirklich zu empfehlen, da zu gewöhnungsbedürftig.
SIEBENBÜRGEN aus Schweden (klingt irgendwie doof, ich weiß…) stehen seit über zehn Jahren für eine bewährte Mischung aus Gothic- und Black Metal und haben ganze fünf Alben über Napalm Records veröffentlicht, bevor sie im September 2007 zu Massacre Records gewechselt sind, welche nun „Revelation VI“ auf den Markt bringen. Der geschäftliche Ortswechsel hat aber zum Glück keinen Einfluss auf die Qualität der Musik, denn das Sextett versteht es immer noch, sehr gute, melodisch-düstere Hymnen zu schreiben, die bisweilen enormes Ohrwurmpotential offenbaren. SIEBENBÜRGEN gehören zu den Bands, bei denen der weibliche Hintergrundgesang (Lisa Bohwalli macht einen tollen Job) nicht sofort sämtliche Nervenenden wegbrennt, sondern geschickt in die Songgefüge integriert wurde. Auch in Sachen Keyboard fährt die Band keine pseudo-bombastische Klimper-Volllastkurve, sondern weiß mit Pomp und monumentalen Einschüben umzugehen, was Stücken wie „Infernaliia“, „Revelation VI“ oder „The Soulless“ (allesamt hitverdächtig!) außerordentlich gut zu Gesicht steht. In einigen Songs (ich weiß leider nicht, in welchen) ist auch Produzent und KING DIAMOND-Gitarrist Andy LaRocque mit ein paar Soli zu hören. Zwar halten leider nicht alle Songs das superbe Niveau der drei genannten Highlights, doch geht „Revelation VI“ als durchweg starkes Album durch, das sich Fans von finsterer Kerzenschein-Romantik ohne Probleme in die heimische Gruft stellen können.