Uns aller DORO wird 25 – ein Vierteljahrhundert Metal und Rock mit Frau Pesch; Höhen und Tiefen zwischen Kult-WARLOCK und Gefühlsbetonten Kitsch. DORO gibt es immer noch – erfolgreich und immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Als Appetizer auf das kommende gibt es jetzt schon mal die EP „Celebrate (The Night Of The Warlock)“ für die zahlreiche Fanschar der Metal Queen. Den Riffbetonten, nach vorne rockenden und erwartungsgemäß äußerst gut mit zu singenden Titelsong „Celebrate“ gibt es in drei Versionen auf der Single. Zuerst DORO mit einem Chor aus Fans, dann zusammen mit SAXON Kollege Biff Byford und zuletzt noch als Frauen-Power-Version mit Sabina Classen (Holy Moses), Floor Janssen (After Forever), Angela Gossow (Arch Enemy), Veronica Freeman (Benedictum), Liv Kristine (Leaves’ Eyes), Ji-In Cho (Krypteria) Liv (Sister Sin) und Girlschool. Dazu noch die Hymne „The Night Of The Warlock“ (mit gewollten Assoziationen zu den WARLOCK-Alben) und den Non-Album-Track „Rescue Me“ (klassische DORO-Ballade). Das allesamt natürlich nach DORO klingen und somit die Erwartungen der Fans erfüllt, versteht sich schon auf Grund der unverkennbaren Stimme von selbst. „Celebrate“ ist also eine gelungene Einstimmung auf die Jubiläumsshow und die neue, Anfang 2009 erscheinende Scheibe der Metal-Vorzeigelady.
LYNYRD SKYNYRD sind eine der Urväter des Southern Rock und obwohl für manche Fans die Band nach dem Tod dreier Originalmitglieder bei einem Flugzeugabsturz in 1977 nicht mehr die Alte war, bis heute eine Institution. Kult schon ihre Triple-Axe-Attacken, mit denen sie schon zu Urzeiten als eine der besten Live-Bands des Genre galten. LYNYRD SKYNYRD sind halt nicht nur „Sweet Home Alabama“. Wer mal „Free Bird“ live erlebt hat, weis wo zum Beispiel Axel Rose & Co. manche ihre herbstlichen Einfälle her hatten. „Live At Rockpalast” bietet die komplette Headlinershow der Band in 1996 auf der Loreley. Das die Band dabei in den 90 Minuten keine Überraschungen bot, dafür aber alle bekannten Hits ist nachzuvollziehen und mit der bekannt guten Rockpalast Bildführung und einem ordentlichen Sound macht das dann auch Spaß. Was aber auch auffällt – obwohl musikalisch alles in grünen Tüchern, LYNYRD SKYNYRD sind eher nichts für die großen Bühnen. Es ist nicht nur die Distanz des Loreley Amphitheaters, die dafür sorgt, dass die Publikumsreaktionen eher verhalten sind. Das Southern Feeling dieser Band verströmt eher in Wiskey getränkten Clubs als auf großen Bühnen, auf denen LYNYRD SKYNYRD leicht verloren wirken. Dafür das Blues und Hardrock, melodiös rauer Gesang und harte, wuchtige Gitarrenparts trotzdem gut passen sorgen aber schon die Bandklassiker.
Die fast schon Bootleg-Aufnahme der drei Songs aus Hamburg in 1974 ist dann auch noch Siebziger Kult pur und ein echtes Highlight. Damals als Vorband der noch nicht so bekannten QUEEN unterwegs zeigten LYNYRD SKYNYRD in der proppevollen, bestuhlten Hamburger Markthalle (von der mal leider nichts mitkriegt) was sie so populär machte. Coole Sache das.
Produziert in 1996 ist das Bildformat 16:9 (Loreley 1996) und 4:3 (Hamburg 1974), Ton kommt wahlweise in DTS, Dolby Digital 2.0 oder Dolby Digital 5.1 daher. Nicht ganz so toll - Bonus und sonstige ist leider Fehlanzeige, hier hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen und auch das Booklet gibt bis auf einen Abriss der Rockpalast-Geschichte und den beiden LYNYRD SKYNYRD Auftritten mit 2 Fotos nicht viel her. Daher ist das Ganze dann doch auf Grund der etwas dünnen Ausnutzung des Mediums DVD eine zwiespältige Sache – musikalisch ist das für Southern-Boogie-Fans aber durchaus eine Anschaffung wert.
Interrasant auch der optische Unterschied der beteiligten Protagonisten bei den beiden Auftritten: LYNYRD SKYNYRD Besetzung auf der Loreley In 1996:
Johnny Van Zant -vocals
Gary Rossington - guitar
Rickey Medlocke - guitar
Hughie Thomasson - guitar
Billy Powell - keyboards
Leon Wilkeson - bass
Owen Hale - drums
Dale Krantz-Rossington, Carol Chase (Backing Vocals)
Mit dem düsteren Intro „2160“ starten die Amis BOOK OF BLACK EARTH ihr Konzeptwerk über die verborgenen, astrologischen Einflüsse und Elemente in den christlichen Kirchen – ein kaum zu erkennendes Band-Logo und ein zwischen Engel und Gehörnten sich bewegenden Cover lassen fast schon auf Black Metal schließen – ist aber nicht. Das Quintett aus Seattle (T.J. Cowgill - Gesang, Gitarre, Tony Lombardi – Gitarre, Antonio Dav Tafoya Garcia – Bass, Joe Axler – Schlagzeug und Hank Guthrie – Keyboard) suhlt sich im gemächlich fiesen Death Metal und agiert dabei meist im Mid-Tempo-Bereich. Die gelungenen Mixtur zwischen roh geknüppelt und melodisch, vom Keyboard und Doom getragene Ruhepausen sowie die Dynamik des Gesamtwerkes, welches sich vor allem in den häufig überraschenden Wechsel des Tempos zeigen und weniger in sich wiederholende, dem Erkennungswert steigernde Passagen und Refrains, lassen die dunkle Stimmung gut zur Entfaltung kommen. Mit „Cult Of Dagon“ (zum Teil richtig schön zäh) bis „The Great Year“ (kompakte Up-Tempo Nummer) hat man da mal gleich zwei heiße Anspieltipps. „Horoskopus“ bietet somit klassischen Death Metal ohne spaßige Anbiederungen, mit einem gewissen Old-School Undergroundflair und qualitativ oberes Niveau - BOOK OF BLACK EARTH darf man also ruhig mal antesten.
MANZANA aus Finnland kommen laut eigener Ansage mit Pop Metal daher (was immer man auch damit in Verbindung zu bringen versucht). Sängerin Piritta, welche eine Pop-kompatible Stimme aufweist, und Mannen präsentieren demnach Songs, welche an sich wenig falsch machen, die eingängig sind und Hitparaden-Potential haben, die aber auch irgendwie zu kalkuliert klingen, einschließlich bemühter Nu-Metal-Gitarren und den einen oder anderen Solo. Letzteres nicht mal übel gespielt und soundmäßig ist das auch in Ordnung („Sweet Revenge“). Aber da weder Fisch noch Fleisch und auch nicht so richtig frisch, kann man MANZANA wohl nur der aktuellen BRAVO-Generation als Spielart des Metal verkaufen – das eingängige „Panda Girl“ sei da mal abschreckend genannt. Aber schön alleine reicht halt nicht immer – sollte doch auch ein wenig authentisch sein – und das geht den „Babies Of Revolution“ ziemlich ab.
„Devils In My Details“ ist nun also die angekündigte Introspektive von Kevin Ogilvie/Nivek Ogre, die viele Musiker irgendwann der Hörerschaft ans Bein binden. Ein Spiegel seines Inneren soll es sein – und wer ihn mit seiner Hauptband SKINNY PUPPY live gesehen hat, weiß, dass man es tendenziell mit einem Verrückten zu tun hat. Und OHGR zielen auf „Devils In My Details“ auf vertracktere Strukturen, weit weg von SKINNY PUPPIES „Mythmaker“ Lichtblick, sie verlangen nach Kopfhörern und Zeit. Und dann muss sich zeigen, was die Songs halten wenn man sich damit abgefunden hat, dass Musik nicht deshalb anspruchsvoll ist, weil der Künstler das sagt. Und „Devils In My Details“ zeigt schnell was und wie OHGR das versuchen: Recht unmelodisch und mit vielen Effekten auf den Vocals ist es schwer der Entwicklung zu folgen, „Shhh“ geht die Sache mit MINISTRYscher Rastlosigkeit an, „Eyecandy“ setzt auf Endloswiederholungen mit minimalen Veränderungen – und beide Songs verpassen es den Höhepunkt zu zelebrieren auf den sie so lange hingearbeitet haben. Vielleicht tickt Ogre genau so, dann ist das zumindest konsequent, rein musikalisch sehe ich darin aber keinen Geniestreich. Das Album ist ganz offensichtlich nicht auf einzelne Hits angelegt und es ist schwer bestimmte Titel herauszugreifen, aber mir reicht die Substanz des Gesamteindrucks nicht aus, um mich genau davon abzuhalten: Denn es gibt durchaus auch spannende (Einzel-)Momente auf dem Album, „Feelin' Chicken“ ist beispielsweise schon so plakativ effektüberladen, dass der an sich simple Song im Kopf bleibt. „Dr. Angle“ baut mit seinen sehr nach vorne gemischten und bedrohlichen Beats einen riesigen Kontrast zur an sich süßen Melodie auf – aber auch hier hört der Song auf bevor er richtig losgeht. Ich will nicht Ogres Psychologe sein und vielleicht ist „Devils In My Details“ ja sogar genau wie seine Seele und damit zumindest der Selbstzweck erfüllt. Ich war dennoch enttäuscht weil die Songs zu viel Chancen verspielen und echter Tiefgang nur selten aufblitzt- nur weil Ogres Electro etwas sperriger ist, muss noch kein heiliger Gral in ihm stecken. Das Album erscheint auch als LP auf Vinyl.
Wo andere Bands die Scheuklappen ablegen, legen die Dortmunder A GIFT CALLED ANGER sie an. Auf „The Rise, The Wounds, The Fear“ gibt es wenige bis keine Blicke abseits der anvisierten Spur, und die pflügt sich förmlich in die Landschaft: A GIFT CALLED ANGER machen was der Name verspricht und setzen alles daran, harte Musik zu machen ohne Luft zu holen - Sie servieren im HATEBREED Fahrwasser wütenden Metalcore. Und das klappt soweit recht überzeugend: Die Produktion ist sauber und druckvoll, das Tempo nicht zu flott und dadurch richtig böse, die Gitarren schwer, die Drums voll auf die Zwölf. Der Gesang ist einen Tick zu monoton um richtig im Ohr zu bleiben – das wäre alles zu tolerieren, aber A GIFT CALLED ANGER vergessen es fatalerweise komplett, eigene Akzente zu setzen. Und das ist angesichts der ansonsten sehr homogenen Erscheinung (weil nämlich die ganze Band die seltene Gabe hat, die Aggressivität konstant hoch zu halten) definitiv vertanes Potential. Ein folgendes Album müsste ganz klar mehr eigenen Charakter aufweisen um den Namen A GIFT CALLED ANGER in der Szene zu zementieren.