Konzert:
Morrigan, Schattenreich, Ravenholm - Ulm, Cat
Konzert vom Die „Bundesfestung Ulm“ beherbergt aufgrund ihrer Historie unzählige alte Bunker, Türme und Verteidigungsanlagen, die im Laufe der Jahre mitunter zu wirtschaftlichen Lokalitäten ausgebaut wurden und nun dem geselligen Umtrunk statt Mord und Totschlag (höchstens nach zu viel geselligem Umtrunk…) dienen. Eine dieser Locations ist das „Cat“, das eigentlich keine reguläre Disco darstellt, sondern einen von Studenten geführten, nicht an jedem Wochentag geöffneten Club. Unter dem „Cat“, in einem tiefen Gewölbe, befindet sich zudem der „Sauschdall“, der alte Ulmer Jazz-Club, der allerdings heute, im Gegensatz zum rockig orientierten „Cat“, Elektro-Mucke pur bietet. Nur hin und wieder bieten diese beiden Clubs Konzerte, die dafür dann einen – im wahrsten Sinne des Wortes - besonderen Underground-Charme offenbaren. Auch die Preise sind in Ulm und um Ulm herum nahezu konkurrenzlos: 0,5 Liter Bier (Pils oder Weizen) und 0,33 Liter Starkbier kosten 2 Euro, ein normales 0,33er Pils sogar nur 1,50 Euro. Entsprechend sind auch die Preise für härtere Mischungen gestaltet. Beide Clubs leiden jedoch leider seit einiger Zeit unter permanentem Besuchermangel, den auch regelmäßige Veranstaltungen wie die Öffnung beider Locations gleichzeitig immer donnerstags nicht zu beheben scheinen.
An diesem Tag war jedoch etwas mehr los, denn gerade bei Metalgigs finden sich zahlreiche Fans aus der Region ein, die auch in den kleinen Vororten des Öfteren für Bambule sorgen. Die meisten Leute waren zu dieser ersten „Night Of Grimness“ wegen der Vorband
RAVENHOLM gekommen, die mich persönlich allerdings kaum begeistern konnte. Zu uninspiriert und gesichtslos (wenn auch echt passabel gespielt) erschien mir der melodische Black Metal der Ulmer Lokalmatadoren, aber davon ab: ein recht kraftloser Sänger, der mit dem Shirt einer berüchtigten Band auf der Bühne steht, legt die Motivation, sich seine Band anzuschauen, auch nicht gerade höher. Schade.
Etwas besser waren da schon die ordentlich corpsebepainteten
SCHATTENREICH, die eine gesunde Mischung aus Black- und Death Metal unters Volk mischten. Zwar war schon etwas weniger Publikum in dem recht kleinen Saal als noch bei RAVENHOLM, doch hielt das speziell Vorgrunzer Krafti nicht davon ab, eine motivierte Show abzuliefern. Auch die coole Aktion, sich mal eben von einem Fan aus der ersten Reihe Feuer geben zu lassen, ließ dann endgültig den echten Rocker den inneren Kampf gegen den bösen Watz gewinnen. SCHATTENREICH hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt, auch wenn diese Band von den ganz großen Hymnen noch ein Stück entfernt zu sein schien. Spaß gemacht hat´s aber trotzdem!
Setlist SCHATTENREICH:
Ewige Fäulnis
Endzeit
Feuer Brennen Hell
Kreuzritter
Das Licht
Das Schwarze Blut
Schattenreich
Unter Dem Kreuz
Unser Weg
Peststurm
Danach Apokalypse, ganz großes Kino, nichts für Modemetaller.
MORRIGAN, die auch auf der Bühne ausschließlich (!) aus Gitarrist Beliar und Drummer Balor (schätzungsweise drei Zentner schwer, dabei aber sehr agil und mit uraltem MERCYFUL FATE-Shirt – Kult!) bestehen, erzeugten eine Soundwand, die an Höhenlastigkeit nicht mehr zu toppen war. Ultraverzerrter Gesang Beliar´s sollte die BATHORY-artigen Chöre simulieren und wurde gleich zu Beginn auf Vollast gefahren. Das Ergebnis klang nervenzerrend, aber doch ordentlich episch. Nicht ganz so episch war die Zuschauerzahl, die mit jedem Song stetig bis hochgradig progressiv sank. „Boah, nicht zum Aushalten!“, „Ey, nee, geht gar nicht!“,… waren die Stimmen, die zu vernehmen waren. Als Beliar nach kurzer Zeit darauf aufmerksam machte, dass die Verzerrung ausschließlich bei den Chorparts zum Einsatz kommen sollte und das Dilemma behoben wurde, lag das Kind schon ganz unten im Brunnen und nur noch geschätzte 9,4 Leute hielten vor der Bühne aus. Diese aber wurden belohnt mit einer der geilsten BATHORY-Inspirationen, die man von einer deutschen Band jemals zu Ohren bekommen hat. Hymnischer ging es kaum noch. Hammer!
Als reine Underground-Veranstaltung war die erste „Night Of Grimness“ eine wirklich gelungene Sache. Teil II steht für den 22.05.2009 an; bestätigt sind bereits CREATURE und IMPERIUM DEKADENZ.
Konzert:
Overkill, Exodus, Torture Squad, Gama Bomb - Hamburg, Markthalle
Konzert vom Allein das pure Aufzählen des Billings ließ die Schlüpferchen unter der Stretchjeans so manches Thrash-Fans feucht werden: New Jerseys Konstante OVERKILL, die Bay-Area-Trendsetter EXODUS und die beiden Neulinge TORTURE SQUAD aus Brasilien und die Iren GAMA BOMB garantieren beste Unterhaltung. Während Aschaffenburg aus allen Nähten platzte, war die Markthalle zu Hamburg zwar recht gut, aber doch gemütlich gefüllt. Aber alle, die gekommen waren, sollten es nicht bereut haben. Das war der mehr als lebendige Beweis, dass auch alte Herren noch frische Musik machen können. Vor allem aber zeigten sie dem Nachwuchs, dass es nicht damit getan ist, sich altmodische Klamotten anzuziehen und alte zu rezitieren …
Aber der Reihe nach: Leider beginnt das Konzert mal wieder vor angekündigtem Konzertbeginn, so dass viele den mehr als soliden Auftritt GAMA BOMBs verpassen. Es ist wie es ist: Kommst du viel zu früh, fängt’s später an, kommst du pünktlich, hat’s schon angefangen.
Anschließend versuchen sich die Brasis TORTURE SQUAD. Ihre Scheibe „Hellbound“ macht jede Menge Freude, die vier Jungs aus Sao Paolo wanden sich einheitlich schwarz und werben T-Shirt-halber artig für „Bounty Hunter“. Sänger Vitor post und reckt die Finger in allen möglichen Kombinationen (und driftet vom thrashigen Gesang gern mal in Richtung Gurgel-Grunz), seine Mitstreiter gaben ebenfalls tüchtig Gas. Die gerade mal fünf Songs („Living for The Kill“, “The Beast Within“, “In The Cyberwar”, “Pandemonium” und “Chaos Co.”) besitzen eigentlich alles, was Thrash-Teile brauchen: Cooles Stakkato-Riffing, Aggressivität, Authentizität und so weiter. Aber eben nur eigentlich: Irgendwie will’s nicht richtig zünden. Fazit: Ganz gut, aber ein bisschen langweilig.
Ein Fakt, der vielleicht auch auf EXODUS-Setlisten zutreffen mag. Indes: Ersten haben die Amis mit Gary Holt einen Gitarristen dabei, der mit einer unglaublichen Leichtigkeit die unglaublichsten Sachen auf seiner roten, auf wohl genährtem Bauch liegenden, Axt, spielt und dabei noch die Chuzpe besitzt, lustige Grimassen zu schneiden und mit den verschwitzten Bangern in der ersten Reihe zu flirten. Und vor allem: Wer einen Auftritt so furios wie mit „Bonded By Blood“ startet, der kann mit einem Wort wie „langweilig“ nicht im Entferntesten in Verbindung gebracht werden. Und selbst dem bunt tätowierten Fleischberg Rob Dukes (ja, er enthält sich diesmal jeglicher Polit-Propaganda, machte aber im Umgang mit den Stagedivern einen irgendwie unsympathischen, arroganten Eindruck) und seinem brüllwürfeligen, nicht sonderlich charismatischem Gesang gelingt es nicht, den außerordentlich positiven Eindruck des kalifornischen Krawall-Kommandos (mit Nick Barker an den Töppen) zu zerstören. Letztes taten EXODUS auf die gute, freundliche und gewalttätige Art und Weise: Nämlich mit Hammersongs wie „44 Magnum Opus“, „Fabulous Disaster“, „Piranha“, „Children of“, „Blacklist“, „A Lesson in Violence“, „War Is My Shepperd“ und „Toxic Waltz“ – eine knappe Stunde absolute Verzückung und verklärende Zeitreise. Die mit dem abschließenden „Strike of the Beast“ standesgemäß – brachial, stimmungsvoll, eben „Thrash with Class“ - endet.
Nach EXODUS in dieser, wirklich guten Form glauben nicht wenige, OVERKILL könnten abstinken, kein Feuer entfachen. Was kommt, ist ein echtes Inferno - ein echter Overkill eben. Was der mager-muskulöse Blitz veranstaltet, das genügte auch einem chinesischen Kunstturnwunder zu allen Ehren. Und wenn er seinen Körper mal nicht um die eigene Achse dreht, dann singt und kreischt er mit all seinem Charisma einzigartig und mitreißend. Ein Übriges tut die Setliste: Hier regiert die alte Schule, wohl genau die richtige Reaktion auf den EXODUS-Monstergig kurz zuvor. Das eröffnende „Deny The Cross“ ist ein Vollbrett, insgesamt vier „Feel The Fire“-Songs, darunter das famose Titelstück sind im Set. „In Union We Stand“ sorgt für kollektive Gänsepelle, „Elimination“ fast ebenso: Was für eine Stimmung: Als Meister Ellsworth „Hammerhead“ ansagen will, wie so oft nicht ohne an die für ihn (und für mich) sehr eindrucksvolle 86er-Tour mit Anthrax und Agent Steel zu erinnern, da lässt ihn das Publikum nicht zu Wort kommen, gefühlt minutenlange Sprechchöre bringen den unglaublich sympathischen Fronter regelrecht in Verlegenheit. Als dann auch noch ein medley-deskes „Fuck You“, gemischt mit Motörheads „Overkill“ das Konzert ebenso furios beschließt, wie EXODUS es mit „Bonded By Blood“ gestartet hatten, da gingen alle nass nach Hause: Entweder war der Schlüpper wieder feucht oder die Stagediver-Armada war komplett durchgeschwitzt. Es sollen aber auch Freudentränen gesehen worden sein...
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