Ob SMOKE BLOW sich für ihre aktuelle Tour das kleine Logo gewünscht oder der Booker sich in der Größe des Ladens verschätzt hat, ist nicht bekannt – Tatsache ist, dass das Logo ausverkauft war und somit der Grundstein für einen denkwürdigen Abend gelegt wurde.
Im Zeiten absoluter Band-Übersättigung bei Touren mit acht Bands war das heutige Kieler Package willkommen, neben SMOKE BLOW waren nur TACKLEBERRY dabei, auf einen lokalen Support wurde verzichtet. Die legten um halb Zehn los und machten keinen Gefangenen, hier gab es schnörkellosen soliden HC auf die Ohren, der sich Trendfrei zeigt (wie Letten später auch feststellte und TACKLEBRRY eine der besten deutschen HC-Bands nannte) mit erwartet kurzen Songs, viel Action auf der Bühne und vernünftigen Ansagen zwischen den Songs. Sänger Hammer hat wirklich was zu sagen, auch wenn er zwischen Ernst und Humor wechselte, gerade Turbojugenden scheinen ihm ein Dorn im Auge zu sein. Eine gute halbe Stunde waren TACKLEBRRY auf der Bühne, zockten Songs ihres neuen Albums „Reinventing Appetite For Destruction“ und konnten immerhin ein paar Leute zum Bewegen animieren. Gar nicht schlecht, denn ein typisches HC-Publikum war das heute nicht.
SMOKE BLOW war Nenner, auf denen sich Wochenendasis, Punker, Corler und Metaller an diesem Abend geeinigt hatten. Vor der Bühne war dann auch rappelvoll, als gegen halb Elf ein Kieler Haufen auf die Bühne kam und ohne große Worte loslegte. Und wie! „Dark Angel“ gleich als zweiter Song brach das Eis, danach war bei so ziemlich jeden Mitgröhlen, Tanzen und Schwitzen angesagt. Letten und MC Strassenköter waren natürlich wieder Dreh- und Angelpunkt der Show, während sich die Saitenfraktion cool im Hintergrund hielt und für den Soundteppich sorgte, auf dem Songs wie „Zombie Auf’m Klapprad“, „Nuclear War“ oder das frenetisch gefeierte „777 Bloodrock“ gedeihen konnten. SMOKE BLOW hatten eine abwechslungsreiche Setlist zusasmmengestellt, die recht wenig neue Songs enthielt, aber haufenweise alte Klassiker, „Mexico“ sei hier stellvertretend genannt. Eine kurze Pause nach einer knappen Stunde läutete den Endspurt ein, bei dem am Ende mit „Rebell Yell“ die letzten Reserven aktiviert wurden und ein Polizei-Hommage-Song gezockt wurde, da im Logo ja um Mitternacht Schluss sein muss. War dann auch. Und jeder der dabei war, stimmte zu, dass SMOKE BLOW Live einfach eine Macht sind. So muss eine Show sein!
THE SIN COMMITTEE versuchen auf ihrer ersten EP Progressive und moderne Einflüsse in Einklang zu bringen. Das klingt beim ersten Mal auch ganz gelungen, aber mit jedem Durchlauf wird klar, dass die Musiker Schwächen im Songwriting haben und dadurch jeder Song recht ähnlich klingt. Da fehlt das Überraschende, was beim Progressive so wichtig ist. Zudem ist Sänger Joris sehr limitiert und bewegt sich beinahe durchgehend in der selben (klar gesungenen) Tonlage, was verkraftbar wäre, wenn die Gitarren dann die Akzente setzen würden. Diese Chance verspielen die Sechssaiter, indem sie sich ähnlich limitiert wie der Sänger geben und in den fünf Songs im Grunde immer das gleiche Muster bieten. So scheitern THE SIN COMMITTEE an den eigenen Ansprüchen und müssen sich mit der nächsten Veröffentlichung deutlich steigern, um für Progfans interessant zu werden.
HOODS sind eine der Bands, die sich durch keine Widrigkeit vom selbst gewählten Kurs abbringen lassen. Kompromisslos gehen die Amis ihrer Version des Hardcores nach, komme was da wolle. Stilistisch in der New Yorker Ecke einzuordnen, sind HOODS seit jeher sowohl für Freunde von MADBALL, BLOOD FOR BLOOD und SHATTERED REALM gleichermaßen interessant, gehen dabei aber noch eine Stufe prolliger vor. Und wettern ordentlich über Trends in der Hardcore-Szene, gehen gegen Punks und Emos vor – war da nicht mal was mit Toleranz im Hardcore? Naja. Beim Songwriting haben HOODS ihren Stil gefunden und weichen davon keinen Millimeter ab, was „Pit Beast“ auf Dauer etwas anstrengend macht, aber gleichzeitig auch ordentlich brutal. Keine Schiebe für jeden Tag, keine Scheibe für jeden Corler, aber wer sich an der Attitüde der Bands nicht stört, bekommt genau das, was er erwartet.
MOTHRA gibt es auch schon seit fast neun Jahren, aber außerhalb Polens dürfte sich ihr Bekanntheitsgrad in Grenzen halten – und auch „Dyes“ wird daran nicht viel ändern, dafür ist die Scheibe zu berechenbar und letztendlich langweilig geworden. MOTHRA haben sich modernem Hardcore verschrieben, der durch immer wieder durchbrechende abgefahrene Parts ein gewisses Mathcore-Feeling hat, ohen dabei an die Größen des Genres heranzukommen. Dazu fehlt auf der einen Seite der Irrwitz, den CONVERGE beispielsweise in jeder Sekunde ausstrahlen, auf der anderen Seite sind die sieben Songs zu vorhersehbar. Einzig das schleppend-fiese „Ocatrine“ hebt sich ab und kann überzeugen, der Rest der Schiebe ist heftiger Hardcore, wie ihn auch tausend andere Bands allein Polen spielen. Da kann auch der Hidden Track am Ende nichts mehr rausreißen, “Dyes” ist eine durchschnittliche Scheibe.
„Ancient God Of Evil“ ist eines der ganz großen Death Metal-Alben und im Nachinein betrachtet ein würdiger Abgang für UNANIMATED gewesen. Aufhören, wenn’s am Schönsten ist und so. Knappe zehn Jahre Ruhe haben wohl gereicht, um alte Wunden heilen zu lassen oder das Feuer wieder zu entfachen, jedenfalls haben sich die Schweden 2008 wieder zusammengefunden und beim Party.San einen Gig gespielt; vorher wurde auch schon bei MySpace das Schreiben eines neuen Albums angekündigt. „In The Light Of Darkness” heißt es und muss das sehr hohe Level des Vorgängers toppen – eine Aufgabe, der es nicht gerecht wird. Natürlich sind die Songs der neuen Scheibe großartig und haben vom charakteristischen Gitarrenspiel (das so unglaublich schöne depressive Leads hervorbringt) über den bösartigen Gesang und den Gleichklang von Melodie und Monotonie im Songwriting alles, was der geneigte Fan erwartet. Aber die Songs von „Ancient God Of Evil“ waren einfach das letzte Bisschen besser, genialer, mitreißender. Gänsehaut überkam einen beim ersten Hören jener Scheibe, bei „In The Light Of Darkness“ ist das nicht so. UNANIMATED dringen nicht mehr auf den Grund der Seele vor, so schade das ist. Für die Songs dieser Scheibe würden 95% aller Bands ihren rechten Arm geben und die eigene Oma an den Teufel verkaufen, aber im Falle von UNANIMATED reicht das nicht, um die extrem hohen Erwartungen zu erfüllen. So bleibt es nur ein „Sehr Gut“, wo ein „Sehr Gut mit Sternchen“ nötig gewesen wäre. Aber irgendwie ist das auch jammern auf hohem Niveau. Freuen wir uns, dass sich die Band wieder zusammengefunden und eine starke Comeback-Scheibe abgeliefert hat.
Der Berliner Club K17 sucht neue DJs. Der Aufruf im O-Text liest sich so:
"Du bist DJ, legst auch in anderen Läden auf und würdest gern mal im K17 ans Pult? Oder bist Du Hobby- und Home-Musikabspieler und überzeugt davon, dass Du den Laden rocken würdest? Dann bewirb Dich!
Wir suchen DJs - egal ob Anfänger oder Profi - mit möglichst breitem Repertoire in Sachen Musik und Gespür für die Tanzfläche. Ob Indie und Alternative, 80er und Pop, Rock, Hardcore, Gothic oder Metal oder ganz was anderes oder alles gemischt - überzeug uns mit einem kurzen Playlistvorschlag für ein Programm von 30 - 60 min. Schreib uns dazu ein paar Sätze über Dich, ob und wo Du schon aufgelegt hast und vergiss Deine Kontaktdaten nicht. Bewerbungen bitte ausschließlich per mail an contact@k17.de"
Über die Qualitäten seiner Band GRABNEBELFÜRSTEN kann man geteilter Ansicht sein, aber mit seinem Projekt ALLVATERS ZORN und dem Album „Geburt“ (siehe Review) hat Dirk Rehfus ein wirklich gutes Album vorgelegt, dem sich nun mit „Der Einkehr Später Gast“ des Projektes DAS KAMMERSPIEL das nächste Werk des Lost Souls Graveyard-Chefs anschließt. Das hübsche, traurig dreinblickende Mädel auf dem Cover lässt schlimmsten Gotensabber vermuten, doch das Album offenbart fast noch Schlimmeres: viel zu leise und dünn abgemischt (ich musste meine Anlage zwei Stufen höher drehen um überhaupt etwas zu hören…) und mit viel zu langen elektronischen, Horrorsoundtrack-artigen Zwischenspielen ausgestattet, plätschert „Der Einkehr Später Gast“ unbeirrt und wenig aussagekräftig seines Weges. Dabei sind einige Melodien (zum Beispiel in „Auf Weiter Flur“) und auch diverse atmosphärische Parts (etwa in „Ein Heiliger Ort“) echt gelungen und offenbaren mitunter sogar Ohrwurmqualitäten. Über die wieder einmal sehr bedeutungsschwangeren Texte kann man wie üblich geteilter Ansicht sein, aber sie passen zumindest zum musikalischen Konzept, das in erster Linie tatsächlich die „romantische“ Gotenfraktion und nicht die hasserfüllte Pandagemeinde anspricht. Jene ebenso traurig wie das Covergirl durch die Gegend wandelnden Gestalten sollten sich „Der Einkehr Später Gast“ ruhig mal anhören und selbst entscheiden, ob dem Szene-Mastermind hier ein Griff ins Glück oder in den Abort gelungen ist. Meiner Meinung nach klingt das Album irgendwie nicht ganz fertig und „demomäßig“, was nicht nur für den Sound gilt, sondern auch für das gewöhnungsbedürftige Songwriting. (Black-) Metaller sind hier definitiv falsch aufgehoben!