In den Alpen wachsen nicht nur Edelweiß oder Alpenkräuter, nein sondern auch ein strahlendes Metal-Gewächs. ATOMIC FLOWER kommen aus der Schweiz und legen mit "Destiny´s Call" ihren dritten Longplayer vor. Geboten wird klassischer Metal, eher im Midtempobereich gehalten und modern in Szene gesetzt. Die Vocals von Marco Predicatori erinnern zuweilen an den gepressten Gesangstil von Dave Mustaine, manche Songs werden fast in Clint Eastwood-Manier mit "gedrückter Wut" gesprochen. Der Metal des "Blümchens" schleicht sich förmlich an, langsam, düster - sich aufrichtend zum Sprung bereit. Insgesamt spürt man dem Album die Leidenschaft der Musiker zu ihrem Werk an. Die Liebe zum Detail ist in jedem Song spürbar, viele Kleinigkeiten und Tüfteleien sind hörbar und unterstützen die Kompositionen. Nicht alle Songs verdienen diese Liebe, so bekommt das Album gegen Ende doch seine Längen. Abwechslung in Tempo und Struktur hätten zum Spannungsaufbau und -erhalt beigetragen. Dennoch ist den Eidgenossen von ATOMIC FLOWER mit "Destiny´s Call" ein starkes Album gelungen, welches Kraft und ein hohes Maß an Authentizität verströmen.
Immer, wenn im Presseinfo erbrochen wird, mit wem welcher Musiker schon die Bühne geteilt hat, gehen bei mir sämtliche Alarmleuchten an. Man kann ja auch mal schlechte Vorband für jemanden gewesen sein, aber egal. Die Mitglieder dieses deutsch-amerikanischen Haufens haben schon unter Anderem bei/mit LIVING COLOUR, den ROLLING STONES, JEFF BECK, DEPECHE MODE, FANTA VIER, FARMER BOYS oder TARJA (argh!) gespielt und sich nun endlich und lang erwartet zusammengerottet um unter dem Namen THE HELP die Musikwelt ordentlich aufzumischen. Immerhin kommt hier die Hilfe nicht zu spät, denn auch wenn fernab jeglicher metallischer Heavyness agiert wird, weiß das Quartett mit seinen kurzen, knackigen Ohrwürmern und Easy-Listening-Pop-Rock-Häppchen durchaus zu gefallen. Besonders die angenehm unaufdringliche (wenn auch etwas farblose) Röhre von Sängerin Dacia Bridges macht Stücke wie „Late Late Show“ (cool!), „After Dark“, „Bump“ oder das Blondie-Cover „Call Me“ zu hörenswerten Angelegenheiten, die allerdings nicht gerade in die Tiefe gehen. Was ich deutlich schauerlicher finde, ist der dermaßen synthetisch klingende Gitarrensound auf „… Is On The Way“, der so organisch tönt wie bei Modern Talking. THE HELP sprechen eher das Mainstream-Publikum an und dürften selbst Doro-Fans zu bieder sein, geht man aber von diesem Standpunkt aus, bekommt man hier solide Kost, die aber in künstlersicher Hinsicht durchweg auf 08/15-Niveau bleibt. Rein objektiv okay.
Nachdem schon seit einiger Zeit der grobe Zeitplan des Reloead Festivals (15.-17.06. in Sulingen) feststeht, sind jetzt die genauen Zeiten der Running Order verkündet worden.
H.E.A.T waren mit ihren ersten beiden Alben „H.E.A.T“ und „Freedom Rock“ sowas wie die Durchstarter der Melodic Rock Szene. Für Album Nummer 3 musste jetzt ein neuer Sänger her – Eric Grönvall heißt der gute Mann und ist seines Zeichens Gewinner von „Swedish Idol 2009”. Meinem persönlichen Hass gegen Casting-Shows zum Trotz macht der Mann einen hervorragenden Job am Mikro; es war kaum damit zu rechnen, dass man den Abgang von Kenny Leckromo so gut kompensieren konnte. Ansonsten kann man es kurz machen: Wer auf melodischen 80er-Stoff der Marke BON JOVI, STRANGEWAYS, JOURNEY, SURVIVOR, POISON & Co. steht (und natürlich auf die nordischen Kollegen von EUROPE und TREAT) muss bei H.E.A.T zugreifen. Denn „Address The Nation” bietet einen Sound, welcher den einschlägig Bewanderten einerseits mitnimmt auf eine Zeitreise in die Hochzeiten von Hard Rock und Hair Metal, aber andererseits mit einer zeitgemäß wuchtigen Produktion und hochklassiker Neuware punkten kann. Zehn Melodic Hymnen zwischen Keyboard und Gitarre – mal eine Tick härter, dann auch mal balladesk – aber immer mit hohem Ohrwurmfaktor. Als Anspieltipp seien die flotte Single „Living On A Run” (fette 80er-Keys) und die hitverdächtige Stadionhymne „Heartbreaker” genannt. H.E.A.T liefern einen Zielgruppen-Tipp par excellance.
Die LOSTPROHETS sind einmal als Überflieger gestartet, ihre erste drei Alben rannten wegen ihren eingängig, unbekümmerten Modern Rock offene Türen ein – manch Kritiker zum Trotze. Das letzte Werk der Waliser („The Betrayed”) konnte dem nicht mehr ganz folgen. Man klang zu bemüht, versuchte sich auf Melancholie und Stadion-Poprock, manchen Songs fehlte einfach die Frische. Also Album Nummer fünf soll es jetzt richten – tut es aber nicht. Denn mit „Weapons“ bewegen sich die LOSTPROPHETS mehr Seit- als Vorwärts. Atmen Songs wie die drei tollen Opener „Bring 'Em Down“, „We Bring An Arsenal“ und „Another Shot“ noch Höhenluft und legen eine Umkehr zu den Wurzeln nah (melodische Ohrwurm-Kracher mit Pfiff), so kommt der große Rest des Songmaterials als Standardware - da wäre (denke ich) mehr drinnen gewesen. Ergo: „Weapons“ ist schon ein schönes Album zum durchhören - melodisch, radiokompatibel, der Pop eher nur angedeutet. Ein Album dem aber auch etwas der Drive und die Abwechslung fehlt. Den LOSTPROPHETS-Fans wird es wohl trotzdem zusagen, qualitativ hält man das Niveau der letzten Scheibe. Für Neueinsteiger darf man „Weapons“ aber eher als solide bis gut klassifizieren – der letzte Kick zur Langzeitwirkung fehlt hier einfach.
SABATON sind zurück! Mal wieder, mal wieder stark erwartet, mal wieder das gleiche Thema. Nicht? Oh! Richtig, die so schnell an die Spitze gesprungenen Jungs aus Schweden singen dieses Mal nicht über den zweiten Weltkrieg, dafür aber über die musikalische Geschichte ihrer frostig-nordischen Heimat. Das erklärt übrigens auch den Namen: Carolus Rex war nämlich ein Schwedenkönig.
Da es aber im 18. Jahrhundert leider keine E-Gitarren gab muss man sich der Musik die SABATON dazu gemacht haben halt jetzt widmen. Und was soll ich sagen: Der musikalische Aufstieg geht weiter. Ich kann es einfach nicht anders sagen; nach „Coat Of Arms“ von 2010 schließt „Carolus Rex“ eigentlich genau da an wo der Vorgänger aufgehört hat. Songs wie „Gott Mit Uns“ oder „Carolus Rex“ gehen noch besser ins Ohr als das ein ohnehin potentiell Ohrwurm-verursachendes „The Final Solution“ oder „Ghost Division“. Jedenfalls muss das so sein – ich habe mich nämlich selber diverse Male trotz ausgeschalter HiFi-Anlage beim Summen der Refrains erwischt. Ansonsten ist der Sound mächtig, geschwängert von mehrstimmigen Gesangseinlagen, harten Gitarrenriffs und sowohl Songs in Mid- („The Carolean’s Prayer“) als auch in High-Tempo („Killing Ground“). Das ist genau das was wir von SABATON erwarten. Das sie musikalisch sich nicht neu erfinden ist dabei natürlich augenscheinig, dafür sorgt die neue Thematik aber definitiv für Abwechslung.
Des Weiteren ganz interessant ist die Tatsache, dass es „Carolus Rex“ auch auf Schwedisch gibt (daher das „Englisch“ im Review-Titel). In den Genuss dieser Sprache kommt ihr allerdings wohl nur via Import oder Deluxe Edition.
In einfachen Worten zusammengefasst: Diese Platte ist einfach fett! Ich habe bei keinem Song wirklich was zu meckern, muss (bis auf „Gott Mit Uns“, die Nummer schlägt noch alles) keine besondere Anspiel-Empfehlung aussprechen – geht nämlich alles! Nun stehe ich zwar ohnehin auf SABATON, aber mit „Carolus Rex“ haben sie zweifelsohne den ohnehin starken Vorgänger einfach getoppt. Und da das echt was heißen will, eine Empfehlung mit vollem Rückenwind von mir!
Ordentlich zur Sache geht es bei den sechs Schweden von C.B MURDOC. Erster Eindruck: MESHUGGAH. Ein bisschen hardcoriger. Progressiver Hardcore wird vorgeschlagen. Passt auch. Oder einfach Djent. Djent als Begriff für eine Stilrichtung existiert noch gar nicht so lange, jedenfalls gab es MESHUGGAH lange bevor man eben diese in jene neue Schublade als sogenannte Vorreiter des Genres steckte. Zitat aus C.B MURDOCs Biographie, die ein norwegischer Journalist geschrieben hat:
„At any rate, up to now, there’s only been a couple of ways to play this „djent“. Either you:
A) play it EXACTLY like MESHUGGAH or you play it
B) wrong”
Hört, hört. Wo das dann weiter hinführt kann man ahnen. Abseits der etwas provokativen Bio, zocken C.B MURDOC echt geile Mucke. MESHUGGAH ist gefallen, KVELERTAK könnte man noch einschieben und auch COALESCE. Unbeschriebene Blätter sind die meisten der sechs Herren auch nicht, denn immerhin spielten vier von ihnen schon bei der Black Metal-Truppe MÖRK GRYNING, die sich allerdings 2005 auflöste. Eine hervorragend Mischung also, die sich trotz ihrer Nähe zu MESHUGGAH in diversen Momenten doch auch ebenso deutlich absetzen kann. „The Green“ sollte sich jeder Freund von roher, technischer und äußerst zorniger Hardcore- oder auch Metal-Musik mal genauer anhören. Es wird sich lohnen.