InterviewHi Steve, wie geht´s?
Danke, ich bin immer noch am Ball.
Innerhalb der letzten sieben Jahre hat sich das Line-Up von DEICIDE schon ein wenig verändert. Würdest du sagen, dass die Band heutzutage stärker denn je ist?
Ja, das würde ich sagen. Mit der Line-Up-Geschichte verhält es sich so, dass wir tun, was wir tun müssen, um weiter arbeiten zu können. Wir brauchten ein hoch talentiertes Line-Up, um nach dem Split mit den Brüdern (gemeint sind Brian und Eric Hoffmann - Anm. d. Verf.) weiterhin Alben schreiben zu können. Außerdem benötigen wir ein solides Line-Up, mit dem wir Shows spielen können, wenn Ralph (- Santolla, Gitarrist - Anm. d. Verf.) nicht mit uns touren kann. Was diese Umstände betrifft, tun wir, was wir können. Auf jeden Fall haben wir in den letzten Jahren musikalisch viel erreicht, und ich bin stolz auf die Jungs, dass sie uns dabei geholfen haben, die Sache am Laufen zu halten.
Apropos... wie sieht eigentlich das aktuelle Line-Up von DEICIDE aus? In meinem Presseinfo wird beispielsweise Ralph Santolla immer noch als Mitglied der Band gelistet. Aber wer ist am Ende wirklich auf "To Hell With God" zu hören?
Das stimmt auch soweit; Ralph wird weiterhin mit uns aufnehmen und uns für so viele Gigs wie möglich zur Verfügung stehen. Wenn er keine Zeit hat, können wir auf Kevin Querion von meiner anderen Band ORDER OF ENNEAD zurückgreifen. Er ist zwar an der Leadgitarre nicht so gut wie Ralph, aber wer ist das schon?! Aber rhythmisch steht er wie ein Fels in der Brandung, und ihm ist es möglich, mit uns zu touren. Darum sind wir glücklich, ihn zu haben, wenn wir ihn brauchen.
Euer neues Album "To Hell With God" ist mit 35 Minuten Spielzeit wieder mal sehr kurz und intensiv ausgefallen. Plant ihr denn diese Art von knappem und kompaktem Songwriting?
Das kommt am Ende einfach immer dabei raus. Man packt all die ganzen schnellen Riffs und Arrangements an eine Stelle, ohne das Ganze zu überladen oder langweilig werden zu lassen, und das ist es dann. Wenn du alles stattdessen immer wieder spielst, lässt du es bleiben, denn du bist davon gelangweilt, wenn du verstehst. Das sind die Dinge, die ich während des Schreibens berücksichtige. Man muss sich fragen, wann ein Part ausgearbeitet ist und wann er zu langweilen beginnt. Ich versuche, so etwas zu vermeiden, und wenn es bedeutet, kürzere Songs zu schreiben, dann sei es so!
In den frühen Tagen von DEICIDE war der musikalische Stil der Band sehr roh und auf die pure Essenz von Death Metal reduziert. Eure letzten vier Alben, inklusive "To Hell With God", sind technischer ausgefallen, speziell in Bezug auf die Gitarren. Welche Variante von DEICIDE gefällt dir denn besser? Und welches ist bis heute dein persönliches DEICIDE-Lieblingsalbum?
Ich mag am Liebsten, woran ich gerade arbeite. Aber das stimmt; wir haben unseren Stil über die Jahre hinweg variiert, aber immerhin haben wir versucht, uns nicht zu wiederholen, sondern eher, uns selber hier und dort neu zu erfinden. Ich denke, wir sind im Laufe der Zeit bessere Schreiber geworden, aber ich finde wirklich nicht, dass unser neues Album "technisch" ist, sondern einfach nur so klingt. Die Parts an sich sind letztendlich sehr einfach, aber es liegt in diesem Fall daran, dass wir sie so eingebaut haben, dass sie sich technisch anhören. Das ist ein kleiner geschickter Trick, wenn ich das selber so sagen darf.
Die Produktion des Albums wurde von dir selbst und Glen (- Benton - Bassist und Sänger - Anm. d. Verf.) übernommen. Lediglich Mark Lewis hat euch dabei professionell unterstützt. Warum sucht sich eine Old-School-Death Metal-Band ausgerechnet einen Produzenten aus, der zumeist mit modernen Bands wie THE BLACK DAHLIA MURDER, CHIMAIRA oder DEVILDRIVER gearbeitet hat?
Ich hatte mit Mark an den ORDER OF ENNEAD-Alben gearbeitet, und er hat dort einen großartigen Job gemacht und einen modernen Heavy-Sound hinbekommen, auf den ich sehr stehe. Ich denke, wir hatten uns im Morrisound-Studio im Lauf der Zeit ein wenig verausgabt, so dass es Zeit für eine Veränderung wurde. Und das Audiohammer-Studio ist ein cooler Ort zum Aufnehmen! Die Typen dort sind alle gut drauf; sie hatten mir Narrenfreiheit gewährt, und ich konnte tun, was immer ich wollte. Das war einfach ein tolles Gefühl, und sie haben einen geilen Sound hinbekommen. Was diese anderen Bands betrifft, die du genannt hast, habe ich nie darauf geachtet, denn die Jungs im Studio wissen, was sie tun und sind voll dabei.
Es gibt Gerüchte, dass eure ehemaligen Bandmitglieder Brian und Eric Hoffmann die DEICIDE-Vorgängerband AMON reformieren wollen. Sind diese Gerüchte wahr? Und falls sie wahr sind, was hältst du denn von dieser Reunion?
Ich wünsche ihnen Glück!
Im Jahr 2007 seid ihr auf der "The Stench Of Redemption"-Tour ohne Glen getourt. Andere Musiker wie Seth Van De Loo, der Drummer von SEVERE TORTURE, übernahmen dort den Gesang. Für viele Fans war das ein echtes Desaster, darum frage ich, ob ihr so eine Tour noch einmal durchziehen würdet, falls Glen nicht zur Verfügung steht?
Nein, wahrscheinlich würden wir eine solche Tour nicht nochmal machen. Aber ich habe sie durchgezogen, weil ich es nicht mag, eine Woche, bevor wir mit der Tour beginnen wollen, hängengelassen zu werden. Die Mafia hätte mich dann zu Hause aufgesucht, nicht ihn! Darum habe ich den Deal erfüllt, was auch immer dabei herausgekommen ist. Hey, Geschäft ist Geschäft, und manchmal muss man einfach tun, was man tun muss. Ist es immer eine ideale Situation? Nein, aber hey, ich lebe noch!
Hast du noch ein paar besondere letzte Worte für eure Fans in Deutschland?
Vielen Dank für den Support über all die Jahre, und ich hoffe, euch in diesem Sommer dabei zu sehen, wie ihr zu dem neuen Material durchdreht!
Die neue WHITESNAKE-Scheibe „Forevermore“ hatte ich schon mit einer gewissen Vorspannung erwartet. Mastermind, Frontmann und Sänger David Coverdale liefert auf diesem Werk, tatsächlich scheinbar völlig unberührt von den diversen negativen Dingen zuletzt um die Band (wie u.a. Playbackvorwürfe bei Livekonzerten, die angeblich nicht mehr so gute Stimme sowie seine diversen Schönheits-OP’s) eine souveräne Leistung ab und klingt fast wie zu besten Zeiten. Die ganz hohen Screams macht er zwar nicht mehr so häufig (da geht es ihm altersmäßig wohl ähnlich wie Ian Gillan von DEEP PURPLE), aber dies fehlt auch nicht wirklich.
Musikalisch gibt es an diesem Output nur ganz wenig zu mäkeln. Stilistisch irgendwo zwischen dem Überhammer „1987“ sowie den natürlich etwas mehr bluesig geprägten Scheiben davor (hier sei nur mal “Saints And Sinners“ von 1982 beispielhaft erwähnt), liefern er und seine klasse Band wirklich gelungene Songs und natürlich typisches Whitesnakematerial ab. Gleich der energetische Opener „Steal Your Heart Away“ kommt richtig fett aus den Boxen, ein richtige Mitgenummer mit ordenlicht Tempo und Power. An allen Ecken hört man ganz viel Bluesvibes durch, Mundharmonikaeinsatz, Orgel und wirbelnde Gitarrenriffs, dass macht Lust auf mehr. Insbesondere seinen Mitmusikern vor allem dem ungemein virtuosen Gitarrenduo Reb Beach und Doug Aldrich ist es zu verdanken, dass sowohl soundlich als auch inhaltlich kaum Wünsche offen bleiben, die beiden Saitenhexer liefern einen extra tollen Job ab.
Erdiger Hardrock mit vielen Bluesanklängen angereichert wird auf fast allen 13 Tracks geboten. Auch der neue Drummer Brian Tichy (wurde ja von FOREIGNER abgeworben) sorgt mit seinem leidenschaftlichen und vor allem agilen Spiel für die nötige Energie, der Junge reißt es wirklich raus. Einzig die bei der ein oder anderen Nummer künstlich auf jenseits der 4 Minutengrenze aufgebauschte Spielzeit sowie das Vorhandensein von ca. 1-2 nur durchschnittlichen Füllnummern (z.B. das etwas abgedroschene „My Evil Ways“) stoßen beim Gesamtpaket als leichte Minuspunkte auf und verhindern bei der Wertung nur ganz knapp einen Tipp.
Ansonsten ist im Hause WHITESNAKE alles im tiefgrünen Bereich - egal ob Stampfer wie „„All Out Of Luck“ oder schnellere Sachen wie die erste Single „„Love Will Set You Free“ (mit leichtem AOR-Touch) laufen einfach gut rein, da wummern die Hammonds, gute Refrains teilweise sogar mit echtem Hitpotential gibt es ebenfalls so einige. Der straighte Rocker „Tell Me How“ mit aufgemotzten Chören und tollem Gitarrensolo gehört auch zu den herausragenden Tracks, erinnert dramaturgisch etwas an das geniale „Still Of The Night“. An seelige „Slide It In“-Zeiten erinnert ganz klar das mitreißende „Love And Treat Me Right“, hier wieder bestens unterstützt durch quirlige und wechselseitge Gitarrenbreitseiten. Der eher etwas „dreckig“ rockende Song „Dogs In The Streets" ist wohl das „Don’t Break My Heart Again“ von 2011. Als eher gediegene Tracks mit viel Wandergitarrenflair kommen „One Of These Days“ und das noch langsamere „Fare Thee Well“ mit Feuerzeugattitüde daher, klingt sehr relaxt im SMOKIE-Tempobereich, aber eine solche Nummer hätte völlig gereich, erstgenannter Song ist dabei deutlich besser. Auch balladentechnisch hält sich der Altmeister relativ zurück nicht zu viele Gürtelrubbler sondern alles in Maßen, „Easier Said Than Done“ ist nicht so der echte Reißer, zu schablonenhaft. Die Schlussnummer und Titeltrack ist dagegen schon cool gemacht, sehr episch breit angelegt mit schönen Streichern und kein bisschen kitschig aber bei über sieben Minuten Gesamtlänge schlichtweg drei Minuten zu lang!
Insgesamt ist „Forevermore“ (zumindest für mich) ein überraschend gutes Album mit überzeugendem Songwriting geworden (die platten „Lovetexte" lassen wir mal außen vor, aber die waren auch vor 35 Jahren schon so) und unterstreicht nachhaltig, dass WHITENSNAKE aktuell mit ihrem elften Studioalbum in der Hardrockwelt noch eine Daseinsberechtigung haben und ja die weiße Schlange hat noch Biss.
Forevermore
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
61:12 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten