Der vertonte schlechte Witz hat wieder zugeschlagen! Hauptmann Feuerschwanz, Prinz Richard Hodenherz, Johanna Von Der Vögelweide, Sir Lanzeflott, Der Knappe und Hans Der Aufrechte marodieren sich einmal mehr durch ein ganzes Album voller akustischem Sondermüll und unglaublich schlechter Texte. „Bück dich, Fee, denn Wunsch ist Wunsch!“… aus diesem Flachzunder mit Vollbart macht die Band allen Ernstes ein Stück, das auch noch als Titelsong des Albums herhalten muss. Lustig ist hier nichts, sondern platt, stümperhaft und einfach nur noch peinlich! Auch musikalisch wird alles aus dem Billigbaukasten für Mittelaltermucke gekramt, samt Dudelsack, Laute, Flöte und Tralala. Inhaltlich geht es in Songs wie „Jungfernkranz“ (boah nee!), „Latte“ (boah echt nee!) oder „Metmaschine“ (boah ganz echt nee!) ums Saufen und Begatten, am Liebsten schön schmutzig von hinten und herrlich versaut. Was hier als „Humor“ durchgehen soll, lässt auf einen Haufen Nerds schließen, die im Leben sowieso keine Muschi live zu Gesicht bekommen und jetzt ihren kollektiven Samenstau besingen. Ich dachte anfangs noch, mit zwölf Bar auf dem Kessel könne man sich „Wunsch Ist Wunsch“ schön hören, aber auch das hat nicht funktioniert: dieses Album ist so schlecht, dass es schon wieder richtig schlecht ist. Gut geblasen wird woanders!
CLAP YOUR HANDS TWICE haben auf ihrer „Homecoming“-Scheibe den schönen Slogan „true hearted punkrock“ kleben, was die Musik der Jungs voll trifft. Ganz im Stile mittelalter HOT WATER MUSIC wird sich durch 13 schöne Songs geschrammelt, die voll Herzlichkeit und guter Laune sind. Bei gleich bleibend hohem Niveau vergeht die knappe Dreiviertelstunde wie im Flug und wird die Platte nochmal auf Anfang gestellt. „These Six Strings“ entpuppt als schöne Hymne, „Unfullfilled Thoughts“ ist knackig und wütender als der Rest, der wiederum flott nach vorne geht und mit schönen Chören, charismatischem Gesang und schön punkiger Attitüde aufwartet. Textlich geht es um die essentiellen Dinge im Leben, was zur Musik wie Arsch auf Eimer passt. Abgerundet wird die Sache durch die schick aufgemachte LP, die für einen fairen Preis bei der Band direkt zu haben ist. Wer ein Faible für sympathische, ehrliche Musik hat, muss hier zuschlagen!
„Eher Oldschool, mit Heavy, True, Power, Thrash und Metalcore Elementen” – es nennt sich MORPHIST und ist eher ein seltsamer Mix ohne viel Substanz als ein interessanter Metal-Cocktail; aber der Reihe nach. Die Scheibe beginnt so wie sie angekündigt wurde. Mit „Warriors Passion“ kommt ein wirklich nach Oldschool klingender Heavy Metal-Track daher welcher (zu mindestens in den ersten beiden Dritteln) auch eine gute Figur zu machen weiß, dann aber in einer Art pseudo-Growling und Metalcore-mäßigen, cleanen Vocals absäuft. Gleiches Schema, das heißt guter Anfang und solide Riffs, werden dann aber von der eigenen Idee mal etwas experimenteller die Stile zu vermischen zu Nichte gespielt. Es passt einfach nicht rein – es wird nichts Halbes und nichts Ganzes draus. Der ein oder andere Track weiß sich davon noch nicht eingenommen und kommt souverän in einem homogenen, meist sogar nicht mal schlechten Klangbild daher („Flames Of Bravery“). Das wäre auch noch in etwa der Punkt wo ich sagen würde „Okay, echt gute Ansätze, nur fehlt es noch am Feinschliff“, aber dann kam der Song „Claws“. Bitte, Jungs, was ist das? Die Nummer beginnt langsam und tragend, erinnerte mich sogar etwas an ein GRAVE DIGGER-Intro… nur um dann von Geschreie fortgeführt zu werden, inklusive Blastbeat. Die Nummer rettet auch der ziemlich coole und im richtigen Kontext wohl auch ziemlich atmosphärische Kinderreim-Inlay nicht mehr. Selbiges übrigens auch im Folgesong „Restless“ zu beobachten. Leider kein Einschlag wie eine Bombe. Eher Richtung Blindgänger.
Mit ihrem neuen Werk haben sich BLACK STONE CHERRY jetzt doch ein wenig Zeit gelassen. Nachdem das selbstbetitelte Debüt in 2007 und der Nachfolger „Folklore And Superstition“ (2008) gehörig Staub aufgewirbelt hatten, gingen die Jungs aus dem Süden der USA erst mal auf Tour und vollzogen einen Standortwechsel nach L.A. um dort ihr drittes Werk aufzunehmen. Dort war mit Produzent Howard Benson (u.a. DAUGHTRY, THREE DAYS GRACE, THEORY OF A DEADMAN) diesmal einen echten Hochkaräter für den Sound zuständig. Das „Between The Devil & The Deep Blue Sea” betitelte Album verarbeitet dabei die Geschehnisse des letzten Jahres in und um die Band und darf musikalisch als konsequente Fortsetzung ihres Alternative Southern Rock gesehen werden – wobei BLACK STONE CHERRY in 2011 doch deutlicher als erwartet gen Mainstream schielen. Die das Album eröffnende Single „White Trash Millionaire“ grooved und hat Wumms und auch „Killing Floor“ kommt als harter Ohrwurm daher. Bei „In My Blood“ wird der Fuß dann schon deutlicher vom Gas genommen – die im Mid-Tempo gehaltene Rocknummer hat popiges Grungeappeal. Im weiteren Verlauf bleiben BLACK STONE CHERRY zwar immer schön abwechslungsreich, bedienen aber trotz den vorhandenen typischen rhythmisch-stampfenden Tracks vor allem auch die Fans der gemäßigteren Töne. Hier darf man ruhig mal in die hymnische Mitsingnummer „Blame It On The Boom Boom“, den melodischen Quasi-Hit „Like I Roll“ und die Country-mäßige Rausschmeißer Ballade „All I’m Dreamin’ Of“ reinhören. BLACK STONE CHERRY bleiben mit „Between The Devil & The Deep Blue Sea” sicherlich auf der Welle des Erfolges. Der Weg in die US-Charts scheint fast schon vorprogrammiert, die Ähnlichkeiten mancher Stücke mit NICKELBACK lässt da kaum einen anderen Schluss zu. Gegönnt sei es Ihnen – und uns noch ein paar weitere Scheiben der Jungs aus Kentucky – welche nach dem zu erwartenden Erfolg von „Between The Devil & The Deep Blue Sea” vielleicht auch mal wieder etwas lauter und experimenteller ausfallen dürfen. Egal, ich höre das Teil jetzt trotzdem noch ein paar mal im Auto.
Spätestens seit seinem fulminanten 2003er Werk "Of Empires Forlorn" läuft es für das Septett (!) aus Virginia ein wenig runder, wobei gesagt werden muss, dass die Band seit Anfang der 90er konstant sehr gute bis überragende Qualität abliefert. Lediglich die Basis hat inzwischen größere Kenntnis von den Doomern der Güteklasse A erhalten, so dass die Vokabel "Verkaufszahlen" nicht mehr hinter vorgehaltener Hand verwendet werden muss. Für "Fear Of Infinity" hat man sogar einen Deal beim Branchenriesen Nuclear Blast eingefahren, der WHILE HEAVEN WEPT höchstwahrscheinlich noch weiter nach oben ziehen wird. Jeder traditionelle Doom-Freak kann "Fear Of Infinity" nun überall abgreifen, und es lohnt sich: obwohl das Werk wieder etwas kompakter und eingängiger (die Vokabel "kommerziell" fällt hier nicht mal hinter vorgehaltener Hand...) klingt als der Vorgänger "Vast Oceans Lachrymose", wird hier alles aufgefahren, was tiefmelancholische, mitreißende und vielschichtige Klänge ausmacht. Und trotz des bombastischen Gesamtsounds (Michelle Schrotz und Jason Lingle sind beide nicht nur stimmlich im Hintergrund aktiv, sondern auch jeweils als Keyboarder) kommt bei Stücken wie den recht flotten Startern "Hour Of Reprisal" und "Destroyer Of Solace", dem verträumten, hochatmosphärischen "To Grieve Forever" oder dem überragenden elfminütigen Abschluss "Finality" (totaler Gänsehaut-Refrain!) niemals schmalzig-kitschige Gotenstimmung auf, obwohl sich WHILE HEAVEN WEPT immer schon nur knapp diesseits der Pompgrenze bewegt haben. Aber genau diese Gratwanderung beherrscht die Band nahezu perfekt, so dass man "Fear Of Infinity" getrost als Doom-Pflichtveranstaltung abstempeln kann. Monumentales Düsterkino!
Zu diesem Album der beiden Musiker von MISTY RANGE aus dem weiten Norwegen fallen mir spontan direkt drei Sachen ein: Erstens, dieses Album-Cover ist grandios. Wirklich! Wäre die Musik nicht auch noch gut könnte man es glatt ohne CD kaufen. Bunt, harmonisch und leicht spacig designed. Zweitens, die Titelvergabe der CD. Alle der insgesamt zehn Tracks haben einfallsreiche Titel im Schema „19:xx“, d.h. von „19:03“ bis „19:25“. Kommentarlos – um sowas zu verstehen hör ich doch noch zu gerne Auf-Die-Fresse-Metal.
Dann, zum dritten, die Musik. „Misty Range“ ist das was man als waschechten Psychedelic Rock bezeichnen will, die Genrebezeichnung könnt ihr aber auch gerne durch einen Neologismus eurer Wahl ersetzen. Auch wenn wir es hier nur mit zwei Musikern zu tun haben ist die Vielfältigkeit und das Soundschema der CD (es gab übrigens keine Gastmusiker) wirklich beeindruckend. An den Drums ließ sich Stig Rennestraum nieder, seines Zeichens eigentlich aus dem Bereich des Jazz kommend. Und wer selber Musik macht weiß: Nicht wenige Leute mit einem Fable für Rock und auch Metal spielen und/oder spielten selber Jazz – und das aus gutem Grund. Dieser musikalische Background schafft einen Soundcharakter der einerseits ruhig und auf den Punkt gebracht klingt, gleichzeitig aber auch immer dieses Gefühl von Improvisation und Jamming hat.
Im Allgemeinen kann man den Klang dieser Scheibe wohl am ehesten als eine Mischung aus einigen rein psychedelisch-abgedrehten Instrumentals, einigen wie aus den 1960ger-klingenden Hippie-Nummern („19:18“, Track Zehn) mit dementsprechenden Vocals (tut mir Leid, teilweise musste ich wieder an Steve Wilson denken) beschreiben wo gleichzeitig an der ein oder anderen Stelle auch ein etwas prägnanteres Riff („19:08“, Track Drei) auftaucht.
Die erwähne Vielfältigkeit der Songs ließ mich allerdings auch die ein oder andere Nummer eher skippen als hören; so ist „19:02“ (Titel Sechs) vielleicht etwas hart schräg, der ganze Song klingt was die Drums und Vocals betrofft (wenn auch gewollt) wie durch ein Telefon aufgenommen, im Allgemeinen ist die Spannungskurve beim Hören auch nicht gerade konstant. Generell muss man allerdings auch dazu sagen das der allgemeine Sound der Scheibe eher gepresst und gewollt auf alt getrimmt ist – wird nicht jedem gefallen. Im Großen und Ganzen aber eine grundsolide Scheibe zum Entspannen und vermutlich sehr lehrreich für den musikalischen Horizont, zieht sich stellenweise dann aber doch etwas zu arg.