LUNAR AURORA? Nie gehört den Namen bisher.. hätte ich doch nur in Latein in der Schule mal besser aufgepasst – dann wüsste ich immerhin was er beduetet. Das Cover lässt jedenfalls Düsteres erwarten und somit lege ich also vorsorglich nach Sonnenuntergang den Silberling „Ars Moriendi“ der deutschen Gruppe ein... und siehe da, auch bei uns wird noch Metal gemacht der anders klingt als die BM-Masse! Die größtenteils mit deutschen Texten versehenen Lieder sind düster und wild, rauh und unbeherrscht und doch versteht sich die Band ungemein darauf die Songs erst in chaotische Gefilde driften zu lassen um dann mit ein paar Keyboardklängen und einigen Breaks den Song leicht ins groovende Rutschen zu lassen und genau vor der Schwelle zum nervenden Lärm einen Touch hörbarer Melodie zu entwickeln! Hat einer kapiert was ich meine? Es ist schwer ihren gekrächzten Black Metal in Worte zu fassen, oftmals scheint es als spielen die Instrumente einfach draus los und erst nach einiger Zeit erschließt sich ein Song dem Hörer. Auf ihre Art sind LUNAR AURORA einzigartig und trotz einer vielleicht etwas schwachen Produktion gefällt mir die CD sehr gut. „Ars Moriendi“ bietet ein paar nicht jeden Tag gehörte, wenn auch nicht unbedingt revolutionäre Ideen, im doch so oft allzu gleich klingenden Schwarzmetallveröffentlichungsbrei der letzten Zeit.
Herzklang spiegelt am Straßenrand... geht runter wie Öl oder? Und wenn’s unten ist merkt man erst mal was man da grade gelesen bzw. gehört hat. So ging es mir manchmal bei Lauschen der neuen ENDRAUM Platte... ihre Texte wirken als wären sie das normalste der Welt aber sind bei näherer Betrachtung doch eher abgedreht und anspruchsvoll als bodenständig und simpel – und bei ENDRAUM spielen die Texte eine große, wenn nicht die größte Rolle. Doch eben diese Texte mit ihrem Anspruch anspruchsvoll zu sein wirken auf mich an manchen Stellen zu pseudointelligent und laden dann doch mehr zum enttäuschten ignorieren als zum nachdenken ein. Musikalisch werden die gesprochnen Vocals von ziemlich minimalistischen Klängen irgendwo zwischen sanftem Electro und sphärischem Gedudel begleitet ohne jemals tanzbar oder zu flach zu wirken, aber auch ohne jemals wirklich zu begeistern, die guten Stellen sind einfach zu rar gesäht. Wer knallende Rhythmen oder tolle Melodien möchte ist hier falsch bedient, wer sich in Ruhe die CD anhören will kurz vor dem einschlummern, kann aber dennoch mal ein Ohr reinwerfen und vielleicht finden manche die Texte auch nicht zu abstrakt. Um voll zu überzeugen fehlt hier aber einiges und vom Radioheadeffekt (die CD MUSS einfach gut sein auch wenn sie mir nicht gefällt) sind ENDRAUM trotz ihres Avantgarde Stils noch zu weit entfernt, also sage ich guten Gewissens dass mir „Herzklang Spiegelt Am Straßenrand“ nicht so ganz gefällt und ihren Platz im Player schnell wieder räumen musste ohne wirklich schlecht zu sein.
Neuer Release aus dem Hause WHITE JAZZ, und gleichzeitig das Debut dieser 4 Schweden, die sich im Herbst 1999 zusammengefunden haben. Ein Debut das sich hören lassen kann. Nicht umsonst von Tomas Skogsberg produziert (u.a. Nomads, Hellacopters, Backyard Babies), hört man hier Rock´n´Roll mit schönen Melodien, fetten Riffs, einer guten Prise Punk und viel Hymnenartigem, teilweise aber auch rotzig Gesang, im Stile der Backyard Babies oder Nashville Pussy. Wer die Hellacopters (so wie ich) kennt und schätz, wird hier auf keinen Fall enttäuscht sein, und sollte sich das Teil ruhig mal anhören. Gleiches gilt für die Fans der Bachyard Babies. Punk´n´Roll eben! MarySlim sind gerade auf Tour in Schweden und spielen als Support für die Nomads. Im Sommer und Herbst diesen Jahres, sollen die Zwei Bands auch nach Deutschland kommen. MarySlim haben sich durch Ihre überaus ausgefallenen Liveacts schon einen Namen gemacht, und werden auch hier in Deutschland bestimmt ein breites Publikum finden.
Irgendwie deutet es der Albumtitel fast schon an was mit NAGELFAR passiert ist, oder nicht? Der Zungenbrecher „Srontgorrth“ war eine ziemlich anstrengende Angelegenheit, das fesselnde und dichte Werk „Hünengrab Im Herbst“ und nun den prägnanten Titel „Virus West“. NAGELFAR sind nicht den eingeschlagenen Weg weitergegangen sondern präsentieren sich mit der neuen CD sehr viel härter und schneller als zuvor, insgesamt wirkt ihre nun sehr aggresive Musik, als wäre sie von jedem Ballast befreit. Alle allzu versessenen Puristen werden aber auch an „Virus West“ zu knabbern haben, denn trotz der dominierenden Härte ist „Virus West“ anspruchsvoll was das Songwriting angeht und einie Stellen in den Lieder muss man mehrmals anhören um sie richtig zu durchschauen . Neben all dem Gebolze und höllenschnellen Drumming stechen die für die Band typischen genialen Melodien der Gitarren hervor und grade wenn das Tempo mal ein wenig gedrosselt wird, gehen die Töne richtig unter die Haut. Zwar nicht immer in infernalem Tempo knüppelnd, aber dennoch stets mit einer extrem rauen Atmosphäre sind einige sehr lange Songs dabei – einer erreicht fast Tagesschaulänge - in denen sich die Band kreativ austobt ohne die Songs zu überladen. NAGELFAR haben einen Weg gefunden sehr extremen Black Metal mit einer Stimmung zu kombinieren die fast schon dem Gothic Metal eigen ist (Ich sagte „fast“!). Die Produktion ist super, das Booklet schön anzuschauen. Ziemlich herausragendes Album mit dem gewissen Etwas, aber genau das ist schwer zu definieren... und das... ist gut so! Lange mussten alle auf das schon ewig angekündigte Album warten, endlich ist es da, klasse Scheibe!
Krank, diese Stimme. Paule ist kein Bademeister, er kommt direkt aus der Psychatrie. Könnte der geneigte Zuhörer auf jeden Fall meinen, wenn er sich die Medulla-Nocte-Vocals um die Ohren blasen lässt. Zumindest sollte Paulchen angesichts seine heiseren Gekrächzes mal ein paar Hustenbonbons zu sich nehmen. Achteinhalb Lieder lang immer nur dieses ungesunde Bellen (Teilweise Ausnahme: Inside I’m Dying). Und im zweiten CD-Durchlauf fiel mir auch endlich ein, woran mich das erinnert: An die selige Dawn Crosby von Fear of God. Nur, dass die mich eben nicht genervt hat. Immerhin: Die Musik liefert keinen Grund zur Negativ-Kritik. Die Jungs spielen hart und heftig, abwechslungsreich irgendwas zwischen Hardcore und Metal, meist in gehobenen Temporegionen. Die Briten aus Ross-on-Wye bei Hereford scheinen mächtig wütend. Und wie gesagt: Paul schreit seinen Ärger nach Kräften heraus. Wenn er in der Psychatrie nicht gestorben ist, dann krakehlt er wohl noch heute – und wenn ich weiter hören muss, komme ich in die Psychatrie.
Der Atrocity-Alex hat jetzt ja wohl ein bisschen mehr Zeit und nahm die Erben der Schöpfung in seinem Stuttgarter Studio unter die Fittiche. Herausgekommen ist ein Album mit gehörigen gothischen Einflüssen, bei dem der Metal-Aspekt zeitweise arg kurz kommt. Mittelalterlich-traurige Klänge vom Synthi, zusammen mit traurigen Vocals und sparsam gesetzten Riffs sorgen für tüchtig melancholische Stimmung. „Hört sich ja an wie Rosenstolz“ meinte ein Kumpel angesichts des säuselnden Gesangs Sabine Dünsers (bekannt von WeltenBrand). Wenn Pete (von Zero Hunt) mit seiner Streitaxt mal ein wenig mehr in den Vordergrund rückt, klappt’s auch mit der Stahlarbeit. Und dann dürften nicht nur ganz in schwarz gewandete Gothic-Jünger einen Grund haben, die Tanzflächen der Clubs zu bevölkern. Letztlich dürfte hier aber ein Album für die toleranten Fans oder den inneren Zirkel der Gothic-Metal-Fangemeinde vorliegen. Für die Jungs und Mädels der härteren Sorte dürfte das größte Glück nicht der Tod (Hörtipp: Niemand kennt den Tod), sondern das Ende dieser CD sein.
Ich muss ja zugeben, dass ich bislang kein besonders großer Fan der Kollegen aus dem schwäbischen Backnang war. Die Betonung liegt auf „bislang“. Denn was Pazzer und S. P. Senz jetzt auf CD gezaubert haben, geht in Mark, Bein, Ohr und Kopf: 14 gecoverte Punk-Knaller, unter anderem von Slime, Razzia, Chaos Z sowie der früheren Rio-Reiser-Band „Ton, Steine, Scherben“ plus zwei neu-aufgenommene eigene Songs und einen Wermut-Kracher (Totenmond-Vorgänger). Klar, dass angesichts dieser Punk-Lastigkeit ein typisches Totenmond-Trademark („Slo-Mo“-Parts) völlig wegfällt. Klasse: Von der ersten Sekunde an („Polizei SA-SS“ von Slime) bis zum letzten Lied („Der Revoluzzer“ - Totenmond ’89) brezeln die Süddeutschen alles in Grund und Boden - kompromisslos, hart, voller Hass. Der richtet sich gegen Staat, Rechte, Konsum - kurzum die Punk-Attitude wird voll gewahrt. Lediglich die früher ein wenig umstrittenen OHL („Oberste Heeresleitung“) tanzen ein bisserl aus der „politisch korrekten“ Reihe. Dennoch bleibt eins ganz klar: Totenmond warnen in eindringlichster Form vor der braunen Brühe (hört mal „Marschieren“). Trotz aller Punk-Einflüsse: Auch das eingeschränkt horchende Metal-Ohr wird absolutes Vergnügen empfinden. Dabei ist es einfach erstaunlich, mit welcher Energie sich Totenmond durch die gute halbe Stunde knüppeln. Sie lassen dem Hörer keine Zeit zum Luftholen – und beim Autofahren würd‘ ich die Scheibe keinem empfehlen, denn sonst droht Lappenverlust wegen Geschwindigkeitsüberschreitung. Also: Danke Totenmond, dass Ihr mich noch mal an meine „Jugend“ erinnert habt. Schön, dass Punk noch so zeitgemäß und so metallisch sein kann. Schade nur, dass dieser Energieschub nur so kurze Zeit vorhält. Also: Schnell nochmal hören!