In Nordrhein-Westfalen gibt’s eine große und sehr gesunde Death Metal-Szene, die sich unter dem Banner "NRW Death Metal” zusammengefunden haben und sich gegenseitig unterstützen. Exposed Guts fühlen sich diesem Haufen verbunden und haben das Logo groß auf ihrer CD pranken. Macht die musikalische Ausrichtung schon mal deutlich. Der Bandname und Songtitel wie "Pee All Over Me" oder "Rip It From The Mother’s Cunt" hätten mich aber eher eine Grind-Band erwarten lassen. Das Trio aus Hamm schert sich aber nicht um solche ersten Eindrücken, sondern bläst uns auf "The Way Of All Flesh" recht old-schooligen Death Metal um die Ohren, in dem die ganze Ami-Chose ihre Spuren hinterlassen hat. So weit so gut. Nur leider haben Exposed Guts wenig Songs, die im Ohr hängen bleiben und ein eigenes Gesicht haben. Die Platte ist eine von denen, die man hört, ganz ok findet und dann ins Regal stellt. Durchschnitt, leider. Zum Einen liegt das am teilweise eintönigen Songmaterial, zum anderen am langweiligen Drummer. Ist zwar ein Drumcomputer gewesen, aber auch die Teile kann man besser programmieren. Dazu kommt noch das stetige Widerholen und nur leichte Variieren der Gitarrenarbeit, was alles dazu führt, dass die Songs ähnlich und austauschbar klingen. Exposed Guts sind eine Band, die live sicher Spaß macht, aber auf Platte nicht so der Bringer ist.
Hier ist es also, das dritte Post-Reunion-Album des "schmierigen” Thrash-Dreigestirns. Nach den Releases der letzten beiden Alben "All Hell Breaks Loose" und "The Antichrist" wurden allerdings Stimmen laut, die die Jungs wegen des allzu modernen Sounds kritisierten. Vielleicht hat man aus diesem Grund auch nicht mehr auf Peter Tägtgren zurückgegriffen, sondern auf V.O. Pulver von GURD, der den Zerstörern jetzt einen astreinen Old School-Sound zurechtgebogen hat. Der Sound von "Metal Discharge" erinnert viel mehr an die alten DESTRUCTION-Abrissbirnen "Infernal Overkill" und "Eternal Devastation" und sollte die Basis diesbezüglich mehr als zufriedenstellen. Die Songs jedenfalls lassen, wie zuletzt, durchweg keine Wünsche offen und präsentieren eine Band, die ihre Reunion mit jedem neuen Album mehr als rechtfertigt, seien es der ultrabrutale, aggressive Opener "The Ravenous Beast", der geile, bangwütig machende Titelsong, der Stampfer "Rippin’ The Flesh Apart", die Mitgrölnummer "Savage Symphony Of Terror" oder der alles niederschmetternde Abschlusstrack "Vendetta". Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass sich einige Songs doch sehr ähneln und refraintechnisch nicht wirklich brilliert wird. Eine grandiose Hymne der Marke "The Butcher Strikes Back" sucht man auf "Metal Discharge" leider vergebens, aber trotzdem kann man dieses rundum gelungene Album jedem Knüppel-Thrasher - und dem, der es werden will - nur wärmstens an Herz legen. Denn, obwohl man anno 2003 im instrumentalen Bereich viel mehr auf der Pfanne hat als noch etwa 1986, versprüht "Metal Discharge" noch den schön dreckigen, speckigen, rotzigen und ungehobelten Charme von damals. Erwachsenwerden muss kein Rückschritt sein!
Nach dem mehr als überzeugenden Live-Auftritt auf dem diesjährigem Taubertal Open Air war ich recht gespannt auf das neuste Studio-Output der Dresdener Folk-, Rock-, Crossover- oder was auch immer Band. Denn in eine Schublade lassen sich die LETZTE INSTANZ auch mit Album No. 4 "Götter Auf Abruf" nicht stecken - höchstens in jene, eine der interessanteren Erscheinungen in der deutschen Musiklandschaft zu sein. Mit einer ihnen eigenen Art und Weise verbinden die acht Ostdeutschen die unterschiedlichsten metallisch-rockigen-folkigen Stilrichtungen mit klassischen Instrumenten wie Cello und Violine und schaffen dadurch zusammen mit den deutschen Texten auf "Götter Auf Abruf" einen teilweise eingängigen und zum Teil aber auch nicht sofort zugänglichen Longplayer. Natürlich mag der etwas gewöhnungsbedürftige, gar inbrünstige bis gefühlsschwangere Gesang nicht jedermanns Sache sein - zum Gesamtkonzept "Götter Auf Abruf" passt er genauso wie die im Song "Position Im Kosmos" verbratenen Rap-Passagen (das Teil erinnert mich doch tatsächlich zeitweise etwas an die Fanta 4 und ist dabei richtig gut geworden ist). Die weiteren Highlights sind der immer wieder im Wechsel zwischen absolut entspannenden Vocals und aggressiveren Tönen schwankende Opener "Salve Te", das direkt folgende recht brachiale "Bittere Nacht" und das sich als Single anbietende, mit nachdenklichem Lyrics ausgestattete und tanzbare "Jeden Morgen" - die ersten drei Songs - ein ganz starker Start. Nach hinten können nicht alle Tracks dieses Niveau halten, aber besonders noch das rockig, melodische "Himmelfahrt" und das süperbe, klassische Instrumentalteil "Sprachlos (Opus No. II)" kommt da auf die Habenseite. Und ein genaueres Hinhören bei den Texten lohnt sich dabei allemal. LETZTE INSTANZ - Live eine Bank und auf CD immer noch gut.