In Sachen Rock-Musik steht das schweizerische Winterthur keineswegs im Schatten des gut 20 km entfernten und beinahe 4-mal so großen Zürich. Vielmehr verfügt die Stadt über eine eigenständige, lebendige und vielfältige Band- und Rock-Szene. Aus dieser ist auch das Trio THE SHATTERED MIND MACHINE hervorgegangen, das bereits 2019 mit seinem Debüt «Gourrama» einen ersten Achtungserfolg erzielt hat.
Der Grund-Sound dessen Nachfolgers bewegt sich im Bereich Wave und Post-Punk, THE SHATTERED MIND MACHINE reichern diesen aber mit Alternative Rock und sogar Pop an. Das Ergebnis klingt druckvoll und düster, immer wieder aber auch überraschend eingängig. Drums und Bass treiben mit geraden Achteln und sorgen für den Antrieb, während die in den Strophen oft cleane Gitarre für die kühle Atmosphäre verantwortlich zeichnet. In den Refrains werden dann aber die Effektpedale voll durchgetreten und bringen mit dreckigem, lärmendem Sound zusätzlichen Druck und auch etwas Wärme ins Spiel. Dazu liefert der klare, aber eindringliche Gesang Melodien, die sich direkt im Gehörgang festsetzen.
Die zweite, vorab veröffentliche Single «Josaphat» etwa verfügt nicht nur über einen durchaus tanzbaren Drive, sondern auch über einen tollen Chorus und besitzt damit echtes Hitpotenzial. Dass THE SHATTERED MIND MACHINE es aber auch verstehen, Stücke unkonventionell aufzubauen, zeigt beispielsweise das Stück «Cities», bei dem sich ruhige Strophen und laute Instrumental-Passagen abwechseln. Herausragend ist auch das abschließende «Hibernation», das sich von einem doomigen Grundriff immer weiter entwickelt, wobei gegen Ende immer mehr Gesangsharmonien hinzugefügt werden, die schließlich gar BEATLES-eske Züge annehmen.
Mit «Apparatschik» knüpfen THE SHATTERED MIND MACHINE an altbekannte Stilrichtungen an, klingen dabei aber überhaupt nicht altbacken, sondern unverbraucht und zeitgemäß. Anstatt lediglich bei Bewährtem abzukupfern, lässt die Band einen ganz eigenen, atmosphärischen Sound entstehen, der fasziniert und mitreißt.
Deutschsprachiger Rock, kritische Texte und eine starke Meinung gegen rechte Tendenzen – eine Mischung, die nicht neu ist, aber immer wieder für gute Laune und für ein paar weiterführende Gedankengänge sorgt. EXISTENT wirken ein wenig zielstrebiger als auf ihrem Debüt „Startschuss“, lassen sich aber nicht von dem eingeschlagenen Weg abbringen. Die rockigen Elemente werden ein wenig mit Punkeinflüssen und einem obligatorischen Schuss Metalcore aufgepimpt – Zack! Das Kartenhaus steht wie eine eins – naja, ein wenig wackelt es dann doch…
Die Musik ist laut, die Aussagen klar formuliert, aber mir fehlt ein wenig das rebellische Element. Der Gesang ist zwar gut, könnte aber eindeutig ein wenig mehr Power und Schmutz vertragen. Besonders bei der Thematik und den eindeutigen Texten sollte man auch verbal noch eine Schippe drauflegen. „F… Dich“ sollte man nicht singen, sondern brüllen. Nicht immer sind leise Töne passend!
EXISTENT machen auf „Kartenhaus“ viel richtig und die Zielgruppe wird den Jungs aus der Hand fressen. Mir fehlt aber das Außergewöhnliche und der letzte Drive, der „Kartenhaus“ aus dem Durchschnitt katapultieren würde. Man merkt den Jungs an, dass sie wollen und können, aber eventuell muss man noch ein wenig Straßenstaub schnuppern, um wirklich authentisch zu wirken. Die Scheibe ist zu gut, um schlecht zu sein, aber leider zu durchschnittlich, um als Überfliegeralbum zu gelten. Klarer Fall: Die Band hat Potenzial und muss nun lernen es komplett auszuschöpfen. Und beim nächsten Haus wird aus dem Kartenhaus ein stabiles Wohngebäude…
Nachdem im Vorfeld des letzten Albums „Expose Your Emotions“ sich das Personalkarusell amtlich drehte und nur Bassistin Haru und Sängerin Kimi übriggeblieben sind, ist das Line-Up auf Album Nummer drei „Bloody Bride“ glücklicherweise stabil geblieben. BRIDEAR heben sich von vielen anderen japanischen Girlbands dahingehend ab, dass sie um einiges moderner klingen. Also eher als eine metalisierte Version von BAND MAID durchgehen und weniger als melodisches Power Metal Outfit wie ALDIOUS oder LOVEBITES.
Auf „Bloody Bride“ haben BRIDEAR nun endgültig sämtliche Scheuklappen abgelegt und wandeln zielsicher zwischen aggressiven Doublebass Nummern wie dem Opener „Daybreak“ und recht poppigem Alternative Metal wie bei „Fake World“.
Textlich springt man ständig zwischen englisch und japanisch hin und her. Das mag für ungeübte Ohren sich zwar zuerst merkwürdige anhören, sollte nach einer kurzen Eingewöhnungsphase aber kein Hindernis mehr darstellen.
Bei aller Eingängigkeit ist „Bloody Bride“ BRIDEARs technischstes Album geworden. Gerade was Haru am Bass abzieht ist schon ziemlich geil. Wie auch früher schon schreckt man vor gelegentlichen Growls nicht zurück, für die sich ebenfalls die zierliche Bassistin verantwortlich zeigt. Auch wenn sich BRIDEAR vieler unterschiedlicher Stilmittel bedienen, wirkt alles stimmig und wie aus einem Guss. Meine persönlichen Favoriten sind das extrem abwechslungsreiche und mit vielen Tempowechseln gespickte „Keshin“ sowie das flotte, recht metallische Titelstück „Bloody Bride“. Aber auch der -zugegeben etwas kitschige- Rausschmeißer „Starlight“ ist nicht ohne Reiz.
„Bloody Bride“ ist eine sehr moderne Metal Scheibe, die vor Lust Neues auszuprobieren und Konventionen einzureißen nur so strotzt und wenn man sich darauf einlassen kann, richtig Spaß macht.
Es ist mal wieder so weit: Es steht eine neue RUNNING WILD Scheibe an und insgeheim hofft man, dass Rolf mal wieder einen Kracher wie „Death Or Glory“ oder „Pile Of Skulls“ auf die Freibeuter dieser Welt loslässt. Aber irgendwie bleibt es immer bei einem „gut“ und so hofft man das nächste Mal einfach wieder. Wer im Gegensatz zu Rolf verstanden hat, dass das Element „wild“ essenziell für den originalen RUNNING WILD Sound ist und das zu viel entspannter AC/DC Groove einem RUNNING WILD Album nicht guttut, ist der Schwede und RUNNING WILD Superfan Cederick Forsberg. Aber anstatt einfach über die gute alte Zeit zu jammern, packt der gute Mann seine Klampfe und sagt sich: „Dann mach ich es eben selbst“. Gesagt getan und so ist „Damnation“ schon der sechste reguläre Longplayer unter dem Namen BLAZON STONE.
Wie schon auf den Vorgängern wird man auch dieses Mal nicht enttäuscht. Mittlerweile sind BLAZON STONE auch dem Projektstatus entwachsen und präsentieren sich als komplette Band (neben dem zweiten Gitarristen Emil Westin Skogh, dem Drummer Karl Löfgren, dem Sänger Matias Palm ist mittlerweile Marta Gabriel von CRYSTAL VIPER als feste Bassistin dabei).
Nach dem kurzen Intro geht es mit „Endless Fire Of Hate“ auch gleich in die Vollen: Rasende Doublebass, die typischen pfeilschnellen Gitarrenläufe und ein hymnischer Chorus. Ahoy! „Chainless Spirit“ nimmt zwar etwas das Tempo raus, geht trotzdem steil nach vorne und könnte als der kleine Bruder von „Uaschitschun“ oder „Little Big Horn“ durchgehen. „Bei Black Sails On The Horizon“ habe ich echt Gänsehaut und Pippi in den Augen. Ich bin wieder 15 und höre zum ersten Mal „Black Hand Inn“. Es ist unfassbar wie nah Forsberg dem Original kommt und das aber ohne plakativ zu kopieren. „Hell on Earth ist eine weitere Speednummer, die im „Powder & Iron“ Gewand alles ummäht. Aber so langsam wird klar, dass Forsberg noch ein Kunstück geschafft hat: Auch wenn der Einfluss jederzeit klar hör- und erkennbar bleibt, BLAZON STONE beginnen sich zu emanzipieren und die eigene, bandtypische Klangfarbe setzt sich an immer mehr Stellen durch, was ich persönlich bemerkenswert finde. Das finale Highlight setzt das fast 10-minütige „Highland Outlaw“. Die „Rob Roy“ Gangshouts im Refrain machen das Stück geradezu prädestiniert für die Livesituation. Auch hier wird wieder deutlich was BLAZON STONE RUNNING WILD voraushaben: statt langweiligem Power Chord Geschrubbe, gibt es geniale Gitarrenläufe vom Fass und einfach eine Fülle an mitreißenden Harmonien und Melodien.
BLAZON STONE haben auch mit Album Nummer 6 einen Kracher am Start, der sämtliche anderen RUNNING WILD Epigonen (inkl. dem Original) mit einem lässigen Grinsen über die Planke schickt.
Es gibt einfach Dinge, denen man niemals überdrüssig werden wird. Eines dieser Dinge ist unkommerzieller, kauziger, erhabener US Metal, welcher immer nur einem kleinen Kreis gefallen wird. Dieser verehrt seine Helden aber umso mehr.
Für diesen Kreis werden CERES mit einer ersten EP vorstellig, bei der sie sehr vieles richtig gemacht haben. Das farblich schlichte, aber stimmungsvolle Cover, die raue Produktion und die epischen, teils verschachtelten Hymnen, die Erinnerungen an MANILLA ROAD, (THE LORD WEIRD) SLOUGH FEG, ENCHANTER oder auch BROCAS HELM aufkommen lassen. Das KIT Publikum freut sich und alle anderen fragen sich, was das eigentlich soll. Genauso muss das sein. Songtitel wie „Blood Of The Warrior“ oder „Remnants Of Battle“ tun ihr Übriges, damit aus “Tyrant’s Rise“ eine runde Sache wird. Was soll man da noch lange schreiben? Schwerter ziehen und ab in die Schlacht, Ceres liefern den Soundtrack dazu.