Dass Polen Heimat vieler erstklassiger Death Metal-Combos ist, ist nun keine wirkliche Neuigkeit, auch wenn viele dieser Bands nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. LOST SOUL sind ein schönes Beispiel - ihr letztes Album "Übermensch" ging im allgemeinen Veröffentlichungswahn schlicht unter. Hoffen wir, dass es den Polen mit "Chaostream" besser ergeht und sie in einem Atemzug mit VADER oder BEHEMOTH genannt werden. Verdient hätten sie es, denn "Chaostream" bietet technisch hochklassigen Death Metal ganz im Stile von MORDBID ANGEL und VADER. Da werden Frickel-Riffs in Massen auf den Hörer losgelassen und in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit brutale Metalsongs runtergerotzt, dass einem Angst und Bange wird. Unwillkürlich fragt man sich, ob polnische Drummer ein Extra-Gen für Highspeed-Drumming in Perfektion haben (ähnlich wie afrikanische Langstreckenläufer auch irgendein besonderes Gen haben müssen…), so gnadenlos und trotzdem genau Drummer Adam sein Kit verdrischt. Wer war noch mal Doc? Die Ähnlichkeit oder besser gesagt Beeinflussung durch MORBID ANGEL tritt an vielen Stellen deutlich zu Tage. "Christian Meat" erinnert am Anfang an selige "Where The Slime Lives"-Zeiten und Sänger Jacek generell sehr an die "Domination". Als man noch nicht wusste, dass David Vincent politisch bescheuerte Meinungen vertritt. Das einzige Manko ist die Eintönigkeit, die auch durch das schleppende "Christian Meat" (das in Sachen Wucht mit AMON AMARTH konkurrieren kann) nicht genügend aufgelockert wird. Hauptgrund sind die recht eintönige Stimme Jaceks (ein Schicksal, dass VADER und BEHEMOTH in meinen Ohren auch haben) und die Ermüdung nach fast konstantem Highspeed-Geprügel , mag es auch technisch noch so faszinierend sein. Wer aber YATTERING, VADER oder eben MORBID ANGEL permanent hört, sollte sich "Chaostream" zulegen und so einem weiterem polnischen Metal-Export die ihm gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Junkfood ist ungesund, was ja allgemein bekannt sein dürfte. Dass die umstrittene Nahrung nun auch den Weg in unsere Ohren findet, dürfte manchen Ernährungsexperten in den Wahnsinn treiben. Zumindest ist "Junkrock" keine akustische Kalorienbombe geworden, sondern eher eine gemäßigte Diätmahlzeit. Genau: Diät für die Ohren! Der leicht punkige Rock’n’Roll des Trios haut leider nicht in die Kerbe solcher Größen wie GLUECIFER, den BACKYARD BABIES oder den HELLACOPTERS. Weniger aggressiv, dafür stärker orientiert an den Klassikern, wird hier gerockt. Schaut man sich auf der Homepage der Band um, entdeckt man so illustre Einflussgeber wie Brian Setzer, Angus Young oder Jimi Hendrix. Nicht, dass diese Herren keine brillanten Musiker seien, aber JUNKFOOD kommen nicht darüber hinaus, alte Pfade neu auszulatschen. Neue Akzente zu setzen und den überragenden Vorlagen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, schaffen sie dabei jedoch nicht. Zu altbacken und wenig dynamisch klingt "Junkrock" und nahezu jeden Part auf dem Album hat man schon in besserer Form gehört. Zudem nerven die Jungs oft mit banalen 08/15 - Refrains ("Ain’t You Got The Balls" oder "Losin’ Grip" - gähn!). Nach Ablauf des letzten Stückes "The Song" dauert es satte zehn Minuten, bis ein - nein, wie geil! - "Hidden Track" das Licht der Stereoanlage erblickt, der dann auch noch außer recht belanglosem, wenn auch heiterem, Gitarrengequietsche nicht viel zu bieten hat. Für Alt - Rock’n’Roller, die vielleicht auch den Anfängen des Punk etwas abgewinnen können, ist "Junkrock" eventuell keine so üble Sache, für alle Anderen aber gilt: langweilig!
Das Sänger und Produzent Yogi Lang sich in den letzen Jahren mit östlichen Lehren beschäftigt hat spiegelt sich auch im neusten Werk der Freisinger Pink Floyd-Jünger RPWL wieder. "World Through My Eyes” kommt nicht nur in einer äußerst farbenfrohen Gestaltung daher - die Einbindung indisch anmutender Klänge und Soundcollagen war zwar schon im letzten Album "Trying To Kiss The Sun" zum Teil vorhanden, wurde aber auf dem neuen Longplayer erweitert und fließend in den Gesamtsound integriert. Der zwischen jenen fernöstlich sphärischen Parts und rockenden Passagen wechselnde Opener "Sleep" ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Oder auch das beste Stück des Albums, dass über 10-minütige Titelstück "World Through My Eyes”. Der Song kommt mit einem Wahnsinnsstart aus Sitar, Gesang, Samples und Schlagzeug daher (dreht da bloß die Anlage auf) um dann in ein atmosphärisch dichtes und melancholisches Gesamtkunstwerk hinübergeführt zu werden - kann man getrost als ganz großes Kino betrachten. Dagegen fallen die anderen Tracks der zweiten Hälfte der Scheibe leicht ab - kommen nicht ganz so auf den Punkt. Echt stark der Start des Albums: neben dem bereits genannten Opener "Sleep", dem nachfolgenden "Start The Fire" (typischer RPWL-Song mit starkem Oldie-Einschlag) und der (fast zu) relaxten Ballade "Everything Was Not Enough" ist mit "Roses" noch ein richtig kleiner Hit mit am Start. Der Song klingt stark nach den späten Genesis, was kein Wunder ist, wurde er doch von Ex-Genesis Sänger Ray Wilson, welcher dem Song deutlich seine Note aufdrückt eingesungen. Ansonsten gibt es durchweg gewohnt qualitativ hochwertiges aus dem Hause RPWL. Das sie Songs schreiben können (vor allem von Pink Floyd inspiriert) und ihre Instrumente exzellent beherrschen sollte ja mittlerweile bekannt sein. Und das gilt auch für die beiden Neuen an Bord. Denn neben den Urgesteinen Yogi Lang (Keyboard, Gesang) und Karlheinz Wallner (Gitarrist) sind auf "World Through My Eyes” auch Stephan Ebner (Bass) und Manfred Müller (Schlagzeug) erstmals mit dabei. RPWL haben auf "World Through My Eyes” aber darüber hinaus ihr Spektrum erweitert und ihre Stärken weiter ausgebaut. Ihre Songs wirken noch durchdachter, sind ausgezeichnet arrangiert und stimmig bis hin zur ausgezeichnet klaren aber nicht sterilen Produktion (was das Klangerlebnis dann so richtig vollkommen macht). Es wird weiter experimentiert und von Psychedelic über Prog- und Artrock bis härtere Rockparts munter gemischt ("Sea-Nature" lotet da gekonnt die Genres aus). Wer sich was Gutes tun möchte - und zu Hause auch über das entsprechende Equipment verfügt (was bei reinrassigen Prog- Fetischisten ja desöfteren der Fall sein soll) legt sich Selbstverständlicherweise die Special Edition Hybrid-SACD im 5.1 Mix zu (bei "normalen" CD-Playern kommt das Teil in Stereo).
Das 2002er Werk "Detonator" der schwedischen Hard Rocker M.ILL.ION führt den Stil des Vorgängerwerkes "Electric" fort und setzt auf satte, fett produzierte Rifforgien statt auf vorgeschobenen (Keyboard -) Bombast. Nimmt man den starken Opener "I’m Your Blood", die coole Bandhymne "Stronger Than Ever" (deren Refrain das Album nach "No Place Like Hell" auch beendet), das nicht minder starke "Shadow Of The Cross", die Akustikballade "Even The Sun" (schöne Sonnenuntergangsvibes), den Mitgröl - Stampfer "Bonebreaker" oder "Ready For The Man", befinden sich auch hier einige sehr hörenswerte Stücke auf dem Album. Ich bin sogar der Meinung, dass "Detonator", über die gesamte Spielzeit gesehen, das bis dato stärkste M.ILL.ION - Werk mit den wenigsten Durchhängern darstellt, obwohl man gerne eine oder mehrere Nummern vom Schlage eines "Narrow Mind Land" vom letzten Album hören würde. Wem das Vorgängerwerk "Electric" gefällt, macht hier überhaupt nichts falsch und auch "Detonator" ist den beiden ersten Scheiben der Band auf jeden Fall vorzuziehen. Als Bonus gibt es hier - Überraschung! - Liner - Notes zum Album von Bassist B.J. Laneby, einen Multimedia - Track sucht man jedoch vergebens. Die auf dem letzten Album noch hörbare Übersteuerung des Gesamtsounds ist seltsamerweise nicht auszumachen. Wer sich von den vier remasterten M.ILL.ION - Re - Releases nur ein einziges Exemplar zulegen möchte, ist mit "Detonator" sehr gut beraten!