Der finnische Keyboarder Mikko Harkin stand einst bei SONATA ARCTICA in Lohn und Brot und arbeitete auch für KOTIPELTO. Nun steht mit MEHIDA seine eigene Band in den Startlöchern, für die er unter Anderem den ehemaligen THERION- und CANDLEMASS-Sänger Thomas Vikström gewinnen konnte. Mit den ehemaligen Arbeitgebern dieser beiden Recken haben MEHIDA aber nicht allzu viel zu tun; zwar wird auch hier über weite Strecken einem melodischen, mitunter progressiven Stil gefrönt, doch geht die Band insgesamt eine Spur rauer zur Sache. Zuckersüße Dudelgitarren, endlose Klimperkeyboards und durchgehender Eunuchengesang gehören nicht zum Repertoire des Quintetts, dafür geht es in Sachen Gitarrenarbeit relativ heavy und groovig zur Sache, das Tasteninstrument bleibt meist dezent im Hintergrund, und Thomas Vikström´s angenehm gemäßigter, kraftvoller Gesang wird nur hin und wieder durch (allerdings eher gewöhnungsbedürftige) Chöre aufgewertet (man höre zum Bleistift "Wings Of Dove"). Lediglich den PRO-PAIN-artigen Anfang von "Multitude" hätte man sich klemmen können, aber es wird dadurch umso mehr deutlich, dass Mikko Harkin mit seiner Band nicht das Klischee der typischen "Symphonic Metal Band" erfüllen will. Ein stilistisch interessantes Debüt, dem lediglich das noch etwas holprige, noch nicht ausgereifte Songwriting und die nicht ganz angemessene, dünne Produktion Abzüge in der B-Note bescheren. "Blood & Water" ist sicher nicht Jedermanns Sache, aber aufgeschlossene Melodic Metaller können hier ruhig mal reinhören.
Dass sie wie eine Mischung aus BAD RELIGION und SOCIAL DISTORTION klingen, mussten sich die GENERATORS sicherlich schon häufiger anhören. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen und wird sich auch mit dem neuen und sechsten Album nicht ändern. Trotzdem mag ich jede ihrer Veröffentlichungen. Der Fünfer aus L. A. schreibt ganz einfach gute Songs zwischen Punkrock und Rock ´n Roll, die Gitarren sind immer dreckig und Doug Daggers Gesangslinien hauen mich - trotz der stimmlichen Ähnlichkeit zu Greg Graffin - jedes Mal wieder vom Hocker. Und weil auf die GENERATORS Verlass ist, legen sie auch mit "The Great Divide" wieder ein tolles Stück Musik vor. Erwartungsgemäß hat sich musikalisch nicht viel verändert. Das Tempo wurde ein bisschen gedrosselt, dafür klingt alles noch ein bisschen düsterer, sind die Melodielinien noch ausgefeilter und wirkt der Gesamtsound intensiver. Direkt der Opener und Titelsong packt einen mit seinen melancholischen Harmonien, drückt aber gleichzeitig ohne Ende, und "Point Of No Return" bekommt man alleine wegen des Gitarren-Licks nicht mehr aus dem Ohr. "In My Oblivion" ist mit seinen Wechseln zum Halftime dazu noch genial aufgebaut, "A Turn For The Worse" zeigt leichten Western- und "What I´ve Become" Ska-Einschlag. Lediglich das wenig inspirierte STONES-Cover "Paint It Black" hätte man sich sparen können. Davon abgesehen haben die GENERATORS wieder ein schönes Album ohne Durchhänger abgeliefert, das ordentlich kickt und von Anfang bis Ende Spaß macht.
Die Quoten für die vermuteten Titel einer AXEL RUDI PELL Coverscheibe waren nicht gut. DEEP PURPLE und natürlich RAINBOW wurden hoch gewettet. Aber weit gefehlt. Der Gitarrist lies die üblichen Verdächtigen außen vor, wilderte auch in den Gefilden des Pop und drückte allen Songs seinen Stempel auf - der nicht nur von seinem Gitarrenspiel dominiert wird, sondern auch der Gesang von Johnny Gioeli prägt "Diamonds Unlocked". Höhepunkte ganz klar das nach einem einleitenden Intro fett aufspielende und flott daherkommende "Warrior" von RIOT (wäre auch ein guter Opener für eine AXEL RUDI PELL-Show), das hochmelodische MICHAEL BOLTON Stück "Fools Game" (klingt immer noch schön achtzigerlastig), die amtliche MONTROSE-Hymne "Rock The Nation" und der zeitlos gute THE WHO-Klassiker "Won’t Get Fooled Again". Mit dem auf über 8 Minuten kommenden PHIL COLLINS-Megahit "In The Air Tonight" kann ich mich weniger anfreunden - hier kann ARP dem Original trotz zusätzlicher Percussions und Schlagzeugparts und einem rockig arrangiertem Ende nicht das Wasser reichen; und auch Johnny Gioelis Gesang will nicht so recht passen - wohl Geschmackssache. Ähnlich geht es mir, warum auch immer, mit "Love Gun" (KISS) im Akustikgewand, obwohl das Live sicher zieht und für viele wohl ein Highlight sein wird. Ungewöhnlich aber echt nicht übel die Pell’sche Version von U2’s "Beautiful Day" (Pop-Appeal im Rockgewand mit klasse Solo). Der eher konventionelle Rocksong "Stone" (CHRIS REA/THE LAW), das von Hammondorgel und einem im Bluesrock schwelgenden Gitarristen getragene "Heartbreaker” (obwohl Axel nicht an das Original Blues-Feeling von FREE rankommt - auf Vinyl klang das halt früher wärmer) und ganz überraschend das gefühlvolle "Like A Child Again” (THE MISSION) vervollständigen eine anständige Coverscheibe. Soundtechnisch konnte hier auch nichts schief gehen - spielte und produzierte der Wattenscheider das Teil doch mit bewährter Mannschaft ein (Doernberg, Krawczak, Terrana und Produzent Bauerfeind). Fazit: wer bisher nichts mit Coveralben anfangen konnte, wird auch um "Diamonds Unlocked" einen großen Bogen machen. Fans von AXEL RUDI PELL und Covers schlechthin können hier wiederum nicht so viel falsch machen.
Die Brüder Nic (Gesang und Gitarre) und Sebastian MAEDER (Gitarre) pendelten viel zwischen ihren Wohnsitzen in Australien und der Schweiz. Und das hört man. So kommt die Single "Another Thing Comin’" mit einem AC/DC Riff daher, "Business In Me" hat KROKUS Schlagseite - und auch die Kollegen von GOTTHARD und alten AEROSMITH (man hör die akustische Ballade "Night And Day") schimmern allgegenwärtig durch. Wer jetzt aber auf einen Achtziger Metal tippt liegt trotzdem falsch. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt nutzen MAEDER diese Ingredienzien um eine eher im Alternative Rock angesiedelte, Easy Listening Rock’n’Roll Scheibe zu fabrizieren, welche von eingängigen, aber einfachen Melodien und einer groovenden Rhythmusfraktion (Bassist Kit Riley und Drummer Travis Tragani) lebt. Mit dem melodischen, auch eher im ruhigen angesiedelten Ohrwurm "No Grass Is Greener Than Your Own" haben die Gebrüder MAEDER sogar einen echten Hit am Start. Zwar alles irgendwie schon mal gehört, aber solide und routiniert dargeboten. Das Debüt geht somit als hoffnungsvoller Start durch.
Es gibt ja mehrere Definitionen, was DESASTER nun eigentlich genau spielen: Old School Träsch, Bläck Träsch, Däss Träsch, Bläck Däss Träsch oder doch Old School Träsh Bläck Däss Schießmichtot? Die Plattenfirma zwinkert uns was von "Witsching Bläck/Träsch Mättel zu, aber eigentlich isses´ völlig wumpe. Old School isses´, Träsch meinetwegen auch, und geil isses´, das passt immer! Die Koblenzer gehören seit gut 15 aktiven Jahren zum Besten, was man weltweit in Sachen Krach der alten Schule findet, und nun schießen sie uns wieder einen Hammer um die Ohren. Ich gebe zu, dass mir "666 - Satan´s Soldiers Syndicate" nach den ersten ein, zwei Durchläufen nicht so gut gefiel wie der Vorgänger "Angelwhore". Das lag zum einen an der etwas dünneren, räudigeren Produktion und dem allgemein etwas punkigeren Stil, der die Songs nicht immer sofort zünden ließ. Doch nach x Umdrehungen ist klar: diese Art von "Schepperproduktion" passt zu keiner Band so gut wie zu DESASTER, und das Punkige verliert sich mit der Zeit in endgeilen Breaks und Rhythmuswechseln, die fast schon SLAYER-Niveau erreichen. Und das, was SLAYER aus allerhöchster technischer Perfektion herausholen, machen DESASTER durch ihre natürliche Attitüde wett. Hier klingt nichts konstruiert oder künstlich gewollt; man nimmt der Band ab, dass sie genau diese Platte machen wollte. Das macht unterm Strich zehn Songs in 37 Minuten, wovon jeder als Knaller durchgeht, kein Füller in Sicht. Und Hilfe gab´s auch noch: Proscriptor (ABSU), Ashmedi (MELECHESH) und Alan Nemtheanga (PRIMORDIAL) sind ebenfalls große Fans der deutschen Formation und haben sich entschieden, auf dem Album gleich mal mitzumachen, nachzuhören bei "Tyrannizer", einem der besten Knüppelbolzen der letzten Jahre. Aber auch der der fiese Titelsong, "Angel Extermination", "Razor Ritual", die bereits vor längerer Zeit live präsentierte Hymne "Hellbangers", "Vile We Dwell", "More Corpses For The Grave" (was für ein Abschluss!) und jeder verdammte andere Song auf der Scheibe sind grandios, gehen direkt ins Blut und machen süchtig. Haltet mich für bekloppt, aber ich finde "666 - Satan´s Soldiers Syndicate" sogar noch besser als das aktuelle SLAYER-Album, weil es die ungezügelte Spontaneität des Thrash-Genres auf den Punkt bringt und für mich garantiert zu den stärksten fünf Alben des Jahres gehören wird. Ein absoluter Oberhammer!
BETWEEN THE BURIED AND ME standen noch nie für leichtverdauliche Kost, aber was sie auf ihrem neuen Album zelebrieren, toppt alles Bisherige. Es werden nicht nur so ziemlich alle musikalischen Genre gestreift - inklsuive 80er-Synthiepop-Klänge ("Sun Of Nothing”) - und Ideen verwurstet, sondern das Ganze in überlange, hochkomplexe Songs verpackt, die Prog-Bands in nichts nachstehen. Nur eben brutaler sind. Was aber allein die Gitarristen an technischen Sperenzchen zum Besten geben (nur um dann im nächsten Moment saubrutale Riffs abzufeuern), lässt aufhorchen und den Respektlevel ganz weit nach oben schnellen. Das gilt ebenso für die anderen Musiker, die gemeinsam eine Platte erschaffen haben, die in dutzenden Durchläufen immer neue Finessen offenbart und die Hirnwindungen beansprucht. Keine Chance, dass alles beim simplen Nebenbeihören zu erfassen, "Colors” erfordert Zeit und Hingabe. Wer dazu bereit ist, wird mit einer unglaublich vielschichtigen Platte belohnt, die Genre-Grenzen sprengt und Fans jeglicher (Gitarren)Musikrichtung zusammenbringt. Nach dem etwas zu bravem Coveralbum war dieses Werk so nicht zu erwarten - umso schöner, dass sich BETWEEN THE BURIED AND ME von Erwartungen nicht irritieren ließen und stattdessen ihrer Kreativität freien Lauf ließen. Respekt!
Ich kann nicht ganz begreifen, dass sich Leute nur aufgrund des Erfolges einer Band von ihr abwenden. Da wird laut "Kommerz" und "Ausverkauf" gebrüllt, doch ist es wirklich was Schlimmes, wenn eine Band rund um den Globus verehrt wird und entsprechend viele Platten verkauft?! Die Neider können ARCH ENEMY ja Vieles vorwerfen, aber in musikalischer Hinsicht gibt es wieder mal nix zu mäkeln. Auch das neue Werk "Rise Of The Tyrant" strotzt nur so vor genialen Gitarrenduellen der beiden Brüder Michael und Christopher Amott (der nun endlich wieder fest zurück gekehrt ist) und gehört schon allein in diesem Bereich zum Besten, was die Melodic Death Metal-Szene in der letzten Zeit abgeliefert hat. Aber auch die Songs wissen einmal mehr zu überzeugen, von denen besonders der starke Opener "Blood On Your Hands", das mit geilen Melodien versehene "The Last Enemy", die Megahymne und erste Single-Auskopplung "Revolution Begins" (Hammer!), das mit genialen Soli gespickte "The Great Darkness" und das abschließende, ebenfalls hymnische "Vultures" heraus stechen, wobei diese Songs aber eher als Anspieltipps gedacht sind und der Rest auf ähnlich hohem Niveau angesiedelt ist. Warum es da nicht den "Tipp" gibt?! Nun, das hat drei Gründe: erstens kommt das Songmaterial trotz aller Klasse nicht ganz an den grandiosen Vorgänger "Doomsday Machine" heran, zweitens hat die Produktion von Fredrik Nordström nicht die Durchschlagskraft wie die vorherigen von Andy Sneap, was der Platte recht viel an Power nimmt und sie sogar etwas dünn klingen lässt, und drittens wird hier noch mehr als früher deutlich, dass Angela Gossow gesanglich einfach nicht in die Fußstapfen treten kann, die die beiden Amott-Brüder hinterlassen. Auch wenn die Band genau das beabsichtigt (also eine Mischung aus Melodie und Härte), bin ich der Meinung, dass der sehr unvariable, monotone Kotz-Gesang eher destruktiv in Bezug auf die Melodien wirkt und sie quasi "zukleistert"; hier treffen Welten aufeinander. Das sind aber sehr subjektive Gesichtspunkte, die man als Fan natürlich auch ganz anders beurteilen kann. "Rise Of The Tyrant" wird deswegen noch nicht mal ansatzweise eine schwache Scheibe, aber wenn eine Band wie ARCH ENEMY so dicht an der technischen Perfektion arbeitet, dann fallen selbst Kleinigkeiten ins Auge, die man bei anderen Bands gar nicht erst wahrnimmt, was wiederum für ihre Qualitäten spricht!