FROM MONUMENT TO MASSES sind nicht unbedingt die Schnellsten, was Veröffentlichungen angeht, was wohl der geographischen Distanz zwischen den Musikern geschuldet sein dürfte (New York und San Francisco, weiter auseinander geht ja auch kaum). „Beyond God & Elvis“ gibt einen Vorgeschmack auf das neue Album und hat neben den vier Songs noch zwei Live-Videos bietet. Neben dem Titelsong gibt es mit „The Role Traversal“ einen weiteren neuen Song, außerdem zwei Remixe des Titelsongs. Beiden neuen Songs ist gemein, dass sie eine fast schon fröhliche Atmosphäre aufbauen und auf Gesang so gut wie verzichten, was den Fokus naturgemäß auf die Instrumentierung legt. Dort zeigen sich FROM MONUMENT TO MASSES experimentierfreudig und geben Geigen, Triangeln und Elektro-Sounds eine Chance, wodurch der Gesamtsound vielseitiger und gleichzeitig wärmer macht. Gesang gibt es nur in Form von Samples, die aus Reden einiger historischer Figuren genommen wurden und die jederzeit hervorragend in den Sound integriert wurden. Die Songs sind komplex, mit einer warmen und melancholischen Atmosphäre, zum Nachdenken und Träumen wird dadurch eingeladen. Die beiden Remixe verändern den Ausgangssong sehr stark und lassen ihn jeweils wie ein neues Stück wirken, einmal in einer orchestralen Variante und einmal in einer elektronisch-harten Spielweise. Mit dem abschließenden „The Role Traversal“ wird die EP fast schon melancholisch beendet, ohne dass das Qualitätslevel sinkt. FROM MONUMENT TO MASSES mögen sich Zeit lassen für ihre Songs, das Ergebnis kann immer überzeugen, die EP macht Lust auf das Album und kann bis zu dessen Erscheinung als Überbrückung überzeugen.
Nach dem zuletzt erschienenen semiakustischen Live-Album "Invanity- Live In Berlin" hat die deutsche Gothic Metal-Kombo FLOWING TEARS mit "Thy Kingdom Gone" nun wieder ein neues Studio-Album am Start. Härter als zuvor ist das Werk ausgefallen, so beginnt beispielsweise der Titeltrack zunächst trügerisch ruhig, mausert sich dann aber mit Vorph (SAMAEL) als Gast am Mikrophon zu einem ziemlichen Brett. Bei "Miss Fortune" überwiegt die melancholisch-düstere Pianoballade, wenn auch natürlich mit eingebautem fetten Gitarren-Zwischenpart, und auch "Kismet" gibt sich ruhig und eher fragil, wobei Helen Vogts Stimme so dunkel ist, dass sie nicht wirklich zerbrechlich klingt. "For My Enemies" hat schon eher den Charakter eines Kampfgesanges und bei "Pain Has Taken Over" überwiegen vom Gefühl her den größten Teil der Zeit über die Metalelemente gegenüber dem Gothic- Flair. Auf "Rain Of A Thousand Years" dringt die Schwermut dann zwar wieder mehr durch, aber von der allgemeinen Tendenz her wird "Thy Kingdon Gone" wohl stärker als bisher die Metal- Fraktion ansprechen und weniger melancholische Rotweintrinker.
SEED OF PAIN haben auf „First And Last And Always“ eine 7“ und 12“ zusammengefasst, dazu noch einen neuen Song („Fall Back Down“) und ein NEW MODEL ARMY-Cover raufgepackt. Das Cover von „I Love The World“ ist mehr als nur bloßes Nachspielen des Originals, sondern fängt den Song im typischen SEED OF PAIN-Sound ein, genau wie ein guter Coversong sein muss. Durch den heiseren, aggressiven Gesang wird die dunkle Grundstimmung vorgegeben, der sich die restlichen Instrumente anschließen, im Gesamtbild erinnert das an Frühneunzigersachen. SEED OF PAIN haben bei aller bedrückenden Atmosphäre nicht den Songaufbau vergessen und schwere schleppende Parts gekonnt mit Up Tempo-Passagen kombiniert, wodurch die Songs überraschend und gleichzeitig eingängig bleiben. Gelungene Scheibe, die Freunden der New School-Schule gefallen dürfte.
Mit STATIC THOUGHT hat Hellcat ein ganz heißes Eisen im Feuer. Das zweite Album des Vierers aus San Francisco bietet von vorne bis hinten dermaßen energiegeladenen Punkrock, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die musikalischen Wurzeln liegen klar im Punkrock alter Schule, durchgehend kommen aber auch Hardcore- und Streetpunk-Einflüsse zum Tragen. Was den Sound der Band jedoch besonders macht, ist, dass auch immer wieder rockige Parts eingebracht werden. Dabei setzen die Jungs nicht auf eine komplett dreckige Produktion, sondern ihr Sound kommt überraschend transparent rüber. Die Instrumente sind aber so rau belassen und werden so tight nach vorne gespielt, dass die Songs durchgehend ohne Ende kicken. Dazu sind auch immer wieder überraschende Parts zu hören, so dass die Scheibe an keiner Stelle langweilig wird. Genial z. B., wie im letzten Track „Conquest Of Saints“ ein zweistimmiges Gitarren-Hook à la MAIDEN eingebaut wird. Diverse Ohrwurm-Refrains tun ihr übriges dazu, dass man die CD immer wieder von vorne laufen lässt. „The Motive For Movement“ ist ein echtes Ausnahme-Album, das authentischen Punkrock bietet, der trotzdem modern klingt, extrem vielseitig daherkommt und einem mit voller Wucht in den Allerwertesten tritt.
Als ich vor Jahren mit „Corruption Within“ die Scheibe einer mir bis Dato unbekannten Band empfohlen bekam blockierte das Teil zeitweise meine heimische Anlage. Unbekannt sind SHADOW KEEP leider immer noch – und haben zwischenzeitlich auch einiges an Veränderungen durchlebt – qualitativ aber geht auch die 2008er Wiedererweckung mit dem Titel „The Hourglass Effect“ ganz steil nach oben. Mit neuem Sänger Richie Wicks (ex-ANGEL WITCH, ex-TYGERS OF PAN TANG, zeichnete auch für die textliche Gestaltung der düster angehauchte Science-Fiction Story verantwortlich) und neuer Rhythmusfraktion an Bord setzt das britisch-amerikanische Quintett um das Gitarristenduo Nikki Robson und Chris Allen weiterhin auf Hammermelodien, verpackt zwischen schnellen Metal und atmosphärischen Momenten. Das dabei die zum Teil vertrackten Kompositionen genügend songdienlich progressive Momente enthalten (und keinerlei Frickeleien) und das Ganze auch mit instrumentalem Können umgesetzt wurde scheint wie selbstverständlich. Am ehesten fällt einem da noch FATES WARNING ein (auch des Gesangs wegen) - allerdings legen SHADOW KEEP noch etwas mehr wert auf Eingängigkeit und Speed. Das fette, mit genialen Mittelpart ausgestatte „Ten Shades Of Black“, der süchtig machende Power Metaller „Riot On Earth“ und die jeglichen Kitsch vermeidende Ballade „Six Billion Points Of Light” seien nur mal als Merker genannt. Weitere Anspieltipps wären unnötig – da Ausfälle unter den elf Songs Fehlanzeige sind und man auch nach dem x-ten Durchlauf noch Spaß an „The Hourglass Effect“ hat. Und dafür dass das Album auch soundmäßig gebührend rüber kommt hat THRESHOLD Leader Karl Groom wie schon bei den Vorgängerwerken gesorgt. Man kann nur hoffen das SHADOW KEEP mit „The Hourglass Effect“ nunmehr die ihnen zustehende Beachtung finden. Mein CD-Player ist mal wieder auf Dauer blockiert.
CORNAMUSA legen mit „Get On The Train“ ihr nunmehr drittes Album vor. Nur noch leicht folkloristisch angehaucht, wie der Dudelsack im Nu-Metal Song „Rise Up“, setzen CORNAMUSA eher auf leicht verdaulichen Rock mit auftauchenden LINKIN’ PARK-Anleihen. Spaßsongs wie „Hey Boy“ kommen dann recht unbedarft aus den Boxen und dürften zumindest Live ein partywilliges Publikum animieren. Die schöne Ballade „My Way To Say I’m Sorry“ (wohl auch die Single) hat Mitsingpotential und auch im weiteren Verlauf geht manches leicht ins Ohr, wobei sicher nicht alles dort lange bleibt. Das man dabei produktionstechnisch etwas am Druck gespart hat nimmt Tracks wie „Here We Are“ und der Powerballade „Seize The Day“ wohl auch etwas die Durchschlagskraft. Den Song „Final Fight“ der für Kickboxweltmeisterin Christine Theiss als Kampfhymne geschrieben wurde (einschließlich gewollter Wagernerschen Walküre-Anleihen) gibt es noch als Bonussong und Videotrack auf der Scheibe. On Stage dürfte das alles wirken, man gewann ja auch in 2007 den Köstritzer Live Award (und das Gebräu ist ja auch nicht übel) – auf CD bleiben da trotz kompositorischer Steigerung zum Vorgänger ein paar Hänger. CORNAMUSA haben Ideen, aber auf Grund der Menge unterschiedlichster Einflüsse auf „Get On The Train“ weis man nicht so recht, ob man das als richtungslos oder abwechslungsreich titulieren sollte.
Aus dem italienischen Underground kommen LATO und haben mit Metal nun so gar nichts am Hut, sondern lehnen sich mit ihrem angerockten Indie Pop musikalisch eher an Bands wie RADIOHEAD, THE VERVE, usw. an – lassen dabei aber richtig zwingende Kompositionen oder die großen Aha-Effekte vermissen. Die eigenständige Note kommt durch ständig präsente Elektro- und Pychedelic-Elemente zustande, welche „Out Of The Dark“ eine gewisse melancholische Note verleihen. Gesanglich kommen die ausnahmslos englischen Lyrics zwar ohne zu erkennbaren Akzent daher – aber stimmlich wirken dann die leicht blechern und gehauchten Vocals doch etwas eindimensional. Zum alternativ tanzbaren Opener „Space And Time“ hat es sogar ein Video im Net und mit „Splendid Isolation“ gibt es einen richtig guten Reinhörer im zweiten Teil des Albums. Mit „Half Empty/Full“ hat sich dann noch schwermütiges – und wohl der beste Song des Albums – am Schlusspunkt eingefunden. LATO präsentieren einiges an guten Ansätzen – das könnte mit einer gewissen Beharrlichkeit was werden.
Die Schweden MEMORY GARDEN fristeten trotz einer guten Handvoll starker Alben immer ein Schattendasein in der sowieso nicht allzu großen Doom Metal-Szene. Und wenn man sich seit etwa acht Jahren kein Album mehr aus dem umgedrehten Kreuz geleiert hat, dann läuft man Gefahr, völlig in Vergessenheit zu geraten. Doch nun legen die Jungs den Nachfolger zu „Mirage“ aus dem Jahr 2000 vor, der genau dort anknüpft, wo man seinerzeit aufgehört hat. Es dominiert kraftvoller Power Doom, der stilistisch in Richtung CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS schlägt und neben schleppenden Parts auch den einen oder anderen Ausflug in flotteres Midtempo einschlägt. Nur leider klingt „Carnage Carnival“ trotz einiger Qualitätskompositionen (allen voran das geniale, treibende „Dominion“) irgendwie müde und über ein paar Strecken nicht ganz inspiriert. Man hat stellenweise das Gefühl, dass die Stücke nicht völlig zu Ende gedacht wurden oder einfach in der Banalität versinken. Und nein, richtig schwach sind auch „Endless Fear“, „Beggars Anthem“, „The Beast Within“ oder „A Dark Embrace“ nicht und besitzen mitunter großes Ohrwurmpotential, aber so mitreißend wie die letzten Alben der oben genannten Mitbewerber ist „Carnage Carnival“ nicht ausgefallen, was wahrscheinlich auch eine Nebenwirkung des dumpfen Sounds ist, dem deutlich mehr Feuer gut getan hätte. Was bleibt, ist ein gutes Album, das man Freunden einer gepflegten Doom/Power-Mischung ruhig empfehlen kann, das aber sicher niemanden endgültig befriedigen wird. Jedenfalls werden es MEMORY GARDEN hiermit schwer haben, ihren Status in der Szene merklich zu verbessern.