Mit deutschen Texten habe ich so meine Probleme. Nicht vom Verstehen hehe, aber irgendwie ist deutsch keine Sprache, die gut zu brutaler Mucke passt. Ist meine ganz persönliche, arschsubjektive Meinung und weiß, dass es einen Haufen Leute gibt, die das anders sehen. Aber mir egal. Als ich "Neue Welt" von NARZISS bekommen habe, war ich halt auch skeptisch, ob deren Mucke mit deutscher lyrischer Untermalung funktionieren würde. Aber schon nach kurzer Zeit war klar, dass es in diesem Falle egal ist, in welcher Sprache NARZISS ihre Botschaft in die Welt schreien, da der Gesang Metalcore-typisches Gebrülle ist und man nicht sehr oft einzelne Worte verstehen kann. Und so haben wir auch gleich mal erfahren, welchen Stil NARZISS pflegen. Den momentan so angesagten Metalcore. Brutal, zum moshen einladen und mit jede Menge geiler Riffs, die oft an schwedische Metal-Helden erinnern. Den Opener "Nur Ein Wort" schenke ich auch nur ein Wort: schwach. Mit Abstand das langweiligste Stück der Scheibe, der bei mir einfach nicht gezündet hat. "Neue Welt" steigert sich aber von Song zu Song, so ab Track Nummer fünf ("Vergessen") kommen die richtig gelungenen Metalcore-Perlen. Wüsste man nicht, dass hier eine deutsche Band steht, würde man sie eher in den US of A vermuten. Darkest Hour oder As I Lay Dying können so was nicht besser machen. Abwechslungsreich, melodisch und brutal kommen die Geschosse aus den Boxen, fett produziert im Antfarm Studio, wo auch Hatesphere ihren Sound verpasst bekommen. Der richtige Knaller auf der Scheibe ist dann Song sieben, "Gestrandet", der alle Trademarks eines Metalcore-Smashers aufweist. Hammer! NARZISS haben sich mit diesem Album ihren Platz in der deutschen Metalcore-Landschaft erkämpft, neben Bands wie Heaven Shall Burn, A Traitor Like Judas oder Caliban können NARZISS mit ihrem neuen Werk - trotz einiger Schwächen - bestehen.
ESCALATIONUNIT CHAOS ENGINE - das liegt im Wettbewerb um den längsten Bandnamen mal ganz weit vorn. Die Band scheint ein treues Following zu haben, die sich - wie auf der Homepage zu sehen - sogar Brandings mit dem Logo der Truppe verpassen lässt. Sick! Auf jeden Fall eine originelle Art, seiner Band die Treue zu beweisen. Weniger originell ist da die Mucke, um die es sich eigentlich dreht. CHAOS ENGINE klingen zu Beginn der Scheibe wie eine Sepultura zu "Chaos A.D."-Truppe, also gar nicht mal schlecht. Da wird ordentlich Dampf gemacht und ein schönes Thrash-Riff nach dem anderen rausgejagt, während der Sänger wie Max C. in seinen besten Tagen röhrt. Im weiteren Verlauf der Scheibe wird schnell deutlich, dass CHAOS ENGINE sich nicht um irgendwas scheren, sondern einfach nur brutalen Metal zocken. Da werden erwähnte Sepultura genommen, durch den Wolf gedreht und mit Slipknot, Soulfly, Machine Head, Pantera und Biohazard (der Gesang) vermischt. Raus kommt eine groovende Metalcore-Schose, die ziemlich gut knallt und mit einigen netten Parts aufwarten kann, Wut und Aggression brechen ziemlich oft Bahn ("The Worlds Last Days"). Insgesamt krankt die Scheibe aber am geringen Wiedererkennungswert der einzelnen Songs. Das ist so ähnlich wie bei Driller Killer. Ein, zwei Songs kann man sich gut geben, aber auf Dauer klingt alles zu gleich. So bleibt "The Worlds Last Days” eine nette Aggro-Scheibe, auf der CHAOS ENGINE schon ganz gute Ideen haben. Wenn sie die noch in eingängige Songs umsetzen, wird’s richtig klasse.
MARTYR AD haben 2001 ein ganz cooles Debüt rausgebracht und sind danach noch ordentlich durch die Lande gezogen, u.a. mit The Haunted. Und dann haben sie sich mehr oder weniger aufgelöst. Jetzt sind sie wieder da - und wenn das Resultat einer Trennung eine so geile Scheibe wie "On Earth As It Is In Hell" ist, sollten sich alle Bands mal Auszeiten können! MARTYR AD haben auf der Pladde wohl ihre ganze Wut und Frustration in musikalischen Bahnen gebündelt, jeder Songs knallt ohne Erbarmen. MARTYR AD haben, ähnlich wie Darkest Hour, schwedische Gitarren mit Hardcore verbunden und so einen brutalen Sound in der Schnittmenge von Metal und Hardcore geschaffen. Teilweise klingen die Songs nach richtig fiesem Death Metal ("Late Night Faith Healer") und machen locker Malevolent Creation Konkurrenz, während an anderen Stellen die Hardcore-Roots durchscheinen. Aber egal, welchen Einfluss man gerade raushört, MARTYR AD sind melodisch, brutal und mitreißend! Was sich die beiden Gitarrenhelden einfallen lassen und wie sie alte Schwedenschule mit Thrash aus der Bay Area verbinden, ist schon großes Tennis. Unterstützt werden sie dabei von einer gnadenlos nach vorne hauenden Rhythmusfraktion, die ohne Unterlass ballert und dem Sound den richtigen Groove gibt. Sänger Karl bellt dazu wie ein tollwütiger Hund, der mächtig angepisst über die Welt an sich ist - dem möchte man nicht im Dunkeln begegnen. Und als Krönung können die Typen auch noch mitreißende brutale Songs schreiben ("Misery Dance"), die zeitweise wie eine brutalere Version von At The Gates klingen und fast das gleiche Gespür wie Knallersongs aufweisen. An "Slaughter Of The Soul" kommen MARTYR AD mit dieser Scheibe nicht ran, aber wer kann das schon? Und wollen die Amis das überhaupt? Ich denke nicht, dazu ist der Sound der Band doch zu eigenständig und dürfte sowohl Fans melodischen Schwedentodes ansprechen als auch Hardcorler und sogar Freunde des Bay Area Thrash, für die es ruhig mal ein wenig heftiger sein kann. Ok, dann tourt jetzt schön, löst euch danach wieder auf und kommt in drei Jahren mit dem nächsten Knaller Marke "On Earth As It Is In Hell" hehe.
SATURATE sind tatsächlich mal ne Band aus Schweden, die nicht Death oder Power Metal spielen, sondern sich dem Metalcore verschrieben hatten. Das Trio ist noch ganz frisch mit seiner Debüt-Mini auf dem Markt, die beiden Blomberg-Brüder machen aber schon seit fünf Jahren gemeinsam Mucke. SATURATE mischen gekonnt Einflüsse aus dem modernen Metal (ganz oft erinnert’s an Soulfly, z.B. beim Titeltrack), haben aber auch Hardcore-Riffs verwurstet und aberwitzige Breaks, die im technischen Death Metal so gerne genommen werden. Daniels Stimme kann sich dazu in die Ecke neuerer Metalcore-Bands gesellen und bringt ziemlich viel Wut und Energie zum Ausdruck, ist dabei leider etwas eintönig immer in einer Tonlage unterwegs. Wenn er sich mal an cleane Passagen oder Psycho-Schreie trauen würde, wäre es glaub ich richtig klasse. "I Bleed Away My Mind" kann durch eine gute Produktion viele Pluspunkte sammeln und im songwriterischen Bereich überzeugen. Der Wasa-Dreier traut sich was und pfeift auf Konventionen, wodurch die MCD mit einigen interessanten Ideen und viel Abwechslung aufwarten kann. Besonders der erste Track, "Cut & Interrupt" ist eine Achterbahnfahrt der musikalischen Emotionen und hat neben einem coolen Basslauf ein echtes Ohrwurmriff zu bieten. Erinnert dabei auch wieder stark an Soulfly, so die frühen Werke. SATURATE haben ein eindrucksvolles erstes Lebenszeichen von sich gegeben und dürften sich bei Freunden modernen harten Metals/cores sicher einen Namen machen.
Brutal-Oi-Metal-Core? So eine Frage im Forum der Schwaben. Trifft’s wohl ganz gut, denke ich. LOWLIFE fahren auf "Love, Pain Or Vengeance” ein brutales Brett und machen schon mal keine Gefangenen, geschweige denn Anbiederungen an Emo-Weiner. LOWLIFE bewegen sich nicht im üblichen Metalcore-Schema und vermengen einfach Slayer und Hardcore (vielleicht auch n bißchen Death Metal…), sondern klingen in ihren Metalparts so sehr nach klassischem Heavy Metal, das Running Wild neidisch werden könnten. "Lost In Reality" mit dem Backing Shouts der versammelten Mannschaft ist das ein schönes Beispiel, auch wenn’s zwischenzeitlich mal an Sepultura/ Soulfly erinnert. Oder der Anfang von "Twohundred And Twenty" inklusive 1A-Metalriff. Shouter Markus bringt durch seine bellende Stimme jede Menge Wut und Aggro-Feeling zum Ausdruck und verleiht LOWLIFE schon fast allein das Prädikat brutal. LOWLIFE haben ihre ganz eigene Definition von Metalcore gefunden, die melodisch und brutal zugleich ist und sich zwar mehr zum Hardcore als zum Metal hin orientiert, aber dabei immer so abwechslungsreich bleibt, dass man als aufgeschlossener Freund harter Mucke mit "Love, Pain Or Vengeance" glücklich wird.
Wacken 2003 - die Sonne brennt (aber richtig!), die Frisur sitzt. Kataklysm spielen zum Tanze auf und Dark Funeral versuchen in gleißender Sonne evil auszusehen. Und im Zelt spielen HEAVEN SHALL BURN. Wer sich da rein traute, in die ungefähr 50 Grad und 1005 Luftfeuchtigkeit, erlebte eine intensive, brutale Show und wurde Zeuge, wie HEAVEN SHALL BURN einfach nur rockten! Sie haben eine geile Scheibe veröffentlicht und live sind sie also auch eine Macht. Da war es klar, dass ihr neues Album von vielen vielen Leuten erwartet werden würde. Ich hab’s jetzt hier und oft gehört - aber so richtig überzeugt hat es mich nicht. "Antigone" bietet guten feinen Metalcore, ok, verpackt in einer druckvollen Produktion (auch wenn das Schlagzeug ein wenig mehr Punch gut vertragen hätte), aber die Songs haben mich nicht immer überzeugt. HEAVEN SHALL BURN gehen zu oft auf Nummer Sicher und bauen einen "typischen" Metalcore-Part ein, ein bekanntes Riff, eine altbewährte Melodie. Die Jungs trauen sich zu selten einmal, auslatschte Pfade zu verlassen und was Neues in ihren Sound einzbauen. Songs wie "The Weapon They Fear" oder "Bleeding To Death" sind klasse Metalcore-Nummern und "Voice Of The Voiceless" würde den mighty At The Gates gut zu Gesicht stehen, aber "Antigone" ist mir zu vorhersehbar, zu sehr auf Nummr sicher. Ich will jetzt nicht sagen, dass HEAVEN SHALL BURN dass aus Berechnung gemacht haben, aber ein paar mehr Experimente und Abwechslung hätte ich mir schon gewünscht. Oder wenigstens ein paar rockende Songs - HEAVEN SHALL BURN sind da zu oft im gleichen Kreis wie Machine Head gefangen und ballern keinen Song einfach mal durch und nehmen sich dadurch viel Power. Ist eine gute Metalcore-Pladde, die im Vergleich zu nationaler und internationaler Konkurrenz mithalten kann. Brutal, wütend, voller cooler Gitarren und ein echter Mid-Tempo-Hassbolzen - aber nicht das, was ich mir erhofft hatte…
Tja, jetzt haben wir wohl auch eine deutsche Band, die Amon Amarth Konkurrenz machen kann. FEAR MY THOUGHTS lassen diesen Gedanken beim Opener von "The Great Collapse" eindrucksvoll aufkommen - wenn der Track nicht nach Schweden, Wikingern und Bartbangern klingt, was dann? Doch schon mit dem nächsten Song, "Rituals" weisen FEAR MY THOUGHTS alle Versuche, sie als Amon Amarth-Abklatsch dahinzustellen, weit von sich, klingt der Song doch nach At The Gates plus Hardcore. Metalcore halt. Melodiös, brutal, schwedisch, modern, druckvoll, treibend, energiegeladen. Das ist Metal dem man sich einfach nicht entziehen kann, wenn man auch nur ansatzweise auf harten brutalen Sound steht! Wenn eine Band Songs wie auf "The Great Collapse" schreibt, wird klar, dass sie sich um Schubladen nicht kümmert und einfach nur brutal-melodiöse Mucke machen will, die live sicher ne echte Granate ist. Gerade das Gitarrendoppel kann locker als Reminiszenz an selige ATG-Zeiten durchgehen, auch wenn deren Genialität noch nicht ganz erreicht wird. Aber Scheiben wie "Slaughter Of The Soul" gibt’s ja auch nicht jedes Jahr. Hagmann/Ruf sind aber nicht weit hinter der melodischen Death Metal-Speerspitze Schwedens, was "Sirens Singing" eindrucksvoll beweist und was sich durch die ganze Pladde zieht. Dazu Sänger Matze, der mal wie ein Hardcore-Psycho klingt, mal growlt wie ein Wikinger, aber auch zu schönen cleanen Parts fähig ist. Thumbs up! Über die Rhythmusfraktion muss man kein Wort verlieren, die machen ihren Job effektiv und stopfen jedes noch so kleine Soundloch. FEAR MY THOUGHTS pendeln die gesamte Spielzeit über zwischen Death Metal und Hardcore, ich sach nur Darkest Hour, die machen das ähnlich. "The Great Collapse" ist ein Leckerbissen geworden, der gekonnt Hardcore und Death Metal vereint und daraus einen Klumpen Melodie und Brutalität zieht, der voller Energie steckt und den Hörer einfach nur mitreißt. Wer hier nicht irgendeinen Körperteil bewegt, ist entweder tot oder taub!
REDLINE aus New Jersey sind einigen vielleicht von ihrer Split mit Born From Pain ein Begriff. Der New Jersey-Fünfer zockt ähnlich aggressiven Metalcore wie ihre Partner der Split. Hier werden Slayer-Riffs mit Hardcore-Shouting in einen Topf geschmissen - was dabei rauskommt, mundet ganz vorzüglich, auch wenn REDLINE dem Genre keine großen neuen Impulse geben können. Verpackt in eine fette Produktion (die vor allem den Drums und dem Basser zugute kommt), preschen REDLINE nach vorne los, bereit, dem Hörer akustisch ins Maul zu treten. Die nötige Aggressivität wird auf jeden Fall transportiert und mit einem Händchen beim Songwriting verhindern die Amis, dass ihre Platte zu schnell langweilig wird. Ein netter kleiner Metalcore-Hassklumpen, der zu gefallen weiß und mit "Ten Years Passed" einen richtigen kleinen Hit hat. Zwar noch nicht in einer Liga mit Shadows Fall, Born From Pain oder auch Killswitch Engage, aber auf dem richtigen Weg.
Victory Records hielt ich ja immer für ein Label, auf dem nur Hardcore läuft und nicht so eine Band wie PREMONITIONS OF WAR. Die haben nämlich einen Sound, der sie im Relapse-Stall nicht weiter auffallen lassen würde, so Marke Burst, Burnt By The Sun oder Mastodon. Abgefahren, komplex, arschbrutal, melodisch, anders. PREMONITIONS OF WAR scheren sich definitiv nicht um Schubladen und packen in ihren Sound einfach das, was ihrer Meinung nach da rein paßt, sei es ein Hardrock-Riff ("The Octopus") oder noisige Parts ("One Constant Volume"). Und wenn sie bock haben, blasten sie auch mal ne Runde und verfallen dann in langsamen Hardcore ("Covered In Lights"). Mr. Wharton am Mikro ist auch ein passender Vertreter der Psycho-Ecke und paßt mit seinem abgedrehten Shouts perfekt in’s Bild. Das ist definitve Stressmucke, die lange brauhct, bis sie von einem akustischen Inferno in nachvollziehbare Strukturen und dann in Groove umgewandelt wird, Schwerstarbeit für des Hörers Hirn. Mir hat’s gefallen, auch wenn ich die Jungs für Track 7 ("Cables hum Overheard") echt rund machen würde - das ist wirklich Noisecore… Im Vergleich zu ähnlichen Bands fehlt PREMONITIONS OF WAR aber noch ein wenig der Tick für catchy Songs (soweit das halt möglich ist), wie es Mastodon so genial hinbekommen. Ist ne gute Scheibe und live würde ich das akustische Massaker gerne mal sehen. So’n Package wie just durch Amiland tourte, PREMONITIONS OF WAR und Burnt By The Sun und All That Remains - geil, oder?
Eine junge Band aus Holland, die sich dem Metalcore verschrieben hat, sind VERONA BEACH (komische Bandnamen, die 2. heute). Das Quartett (bei dem eine Dame die Stöcke schwingt) fahren dabei eine Metalcore-Brett, das sich nur schwer beschreiben lässt. Selten wird mal richtig die Sau rausgelassen, meistens herrscht Mid-Tempo vor, aus dem nur bei gelegentlichen Moshparts richtig rausgegangen wird. VERONA BEACH setzen nicht so sehr auf Geballer, sondern eher auf Groove und bleiben dadurch recht schnell im Ohr hängen, was vor allem Gitarrenspiel liegt - die beiden Jungs wissen, wie man eingängige Riffs schreibt und Akzente setzt ("Long Forgotten Lust"). Mit Sänger Frank haben die Holländer einen Mann mit recht eigenwilliger Stimme, der nach neuerer Ami-Schule klingt, aber leider recht eintönig ist. Hat mir nicht ganz so gefallen, außer in den Spoken Word-Passagen und clean gesungenen Parts, da macht er eine ganz gute Figur. Ist nun nicht so, dass er einer der Sänger ist, die eine gute Scheibe kaputtsingen (wie bei Modern Life Is War oder Code Red), aber ein bisschen mehr Variabilität könnte nicht schaden. VERONA BEACH haben mit diesem Demo einen guten Eindruck hinterlassen und bei mir definitiv Lust auf mehr gemacht. Live sind sie sicher ne Wucht, dürften ein ganz schönes Moshbrett aufbauen. Mal schauen, was der hoffentlich bald kommende Longplayer bringt, ich bin gespannt!