Das kann doch echt nicht wahr sein: da meint man, inzwischen jede Methörner schwingende Vorstadtkapelle, die sich auf Walhalla, Odin und Elfriede einen abjodelt, schon gehört zu haben, aber ständig kommt aus irgend einer Ecke die nächste Humpentruppe, die das Genre der Lächerlichkeit preisgibt; Quorthon soll in seinem Grab schon weit über Leerlaufdrehzahl rotieren. Diese Band aus Sachsen-Anhalt spielt höchst banalen, wenn auch musikalisch akzeptablen 08/15-Black/Viking Metal aus dem Setzbaukasten inklusive monoton-heiserem Gekrächze und betätigt sich in Sachen lyrischer Ergüsse auf Fremdschämfaktor Zehn: „Den allerletzten Weg musst du alleine gehen, an der langen Tafel werden wir uns wieder sehen“ (aus „Der Letzte Weg“), „Heute Sieger, morgen tot, es ist des Kriegers ewiges Los“ (aus „Des Kriegers Los“) oder „Jeder Abschied kann der letzte sein“ (aus „Abschied“). Immerhin findet man auf „Tiwaz“ keine Keyboards mehr, aber die hätten auch nicht mehr viel kaputtmachen können. THRUDVANGAR schaffen es anno 2013 nicht, der schon scheintoten Hörnerträgersuppe neue Würze hinzuzufügen und liefern hier eine Scheibe ab, die wirklich kein Mensch haben muss.
Die Gelsenkirchener gehörten einmal zu den hoffnungsvollsten Vorreitern der heimischen Viking/Pagan Metal-Bewegung und lieferten ein paar sehr hörenswerte bis gute Alben ab, doch was das Sextett anno 2013 fabriziert, ist nur noch Stangenware eines Genres, das in den letzten paar Jahren wie eine Zitrone ausgequetscht wurde. „Heimweh“, das sechste Album von BLACK MESSIAH seit der Bandgründung vor über 20 Jahren, ist in jeder Hinsicht ein kreativer Schwanengesang und fast schon eine Karikatur und Parodie der Hörner-und-Met-Zunft. Bombastische, natürlich auf Eingängigkeit getrimmte Melodien aus dem Setzbaukasten für Schunkelbespaßung paaren sich mit von Geiger Zagan heiser gekrächzten Geschichten über die „Heimat der Riesen am Ende der Welt“ („Jötunheim“) oder den beschwerlichen Weg in die Heimat (der Titelsong – gruselig!). Das pseudo-lustige „Wildsau“ schießt den Vogel komplett ab; die Nummer über einen Choleriker, dessen Ur-Ur-Ur-Großvater schon alles kurz und klein haute, könnte glatt von Mallorca-Partyikone Mickie Krause stammen. Rein spielerisch geben sich BLACK MESSIAH hier erneut keine Blöße, aber sowohl das Bierzelt-Songwriting als auch die häufig unfreiwillig komischen Texte lassen mich direkt mutmaßen, dass die Band genau weiß, dass aus der Thematik die Luft raus ist, sie trotz Allem aber nicht das Handtuch werfen will und sich daher überhaupt keinen Kopf mehr macht. In dieser Form braucht man auch eine grundsätzlich gute Truppe wie BLACK MESSIAH nicht mehr… oder um mich auf den Albumtitel zu beziehen: Jungs, geht nach Hause!
Aus dem Gjallarhorn schallt „Asa“, FALKENBACH’s nunmehr sechste Veröffentlichung in voller Länge. Obgleich seine Zeilen „Vratyas Vakyas“ persönlicher Meinung her von gerade einmal einem Prozent seiner Hörerschaft richtig aufgefasst werden, so schreibt, singt und spielt er doch freudig weiter. FALKENBACH lebt, zur Freude der gesamten Hörerschaft. Wie gewohnt stellt der „suchende Wanderer“ diese auch dieses Mal vor keine unerwarteten Neuerungen. FALKENBACH bleibt FALKENBACH und nichts sonst. So hält „Asa“ vielmehr eine Verflechtung bisheriger Elemente als große Überraschungen bereit. Verglichen mit der 2011 erschienenen „Tiurida“ kommt das Album allerdings schwarzmetallischer und auch abwechslungsreicher daher. „Asa“ verfeinert die auf den Vorreitern angestrebte Mixtur aus epischer Folklore, Pagan – und Black Metal. Akkustikgitarren vs. Blast Beats, cleaner Gesang vs. gutturales Gekrächzte, heißt es hier. Alles fügt sich hier zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Während “Wulfaweijd”, “I Nattens Stilta“, “Bronzen Embrace” und “Stikke Wound” für ordentlich Feuer sorgen, beschaffen der Opener, „Mijn Laezt Wourd“, „Ewround“, „Bluot Fuer Bluot“ und das Ending die nötige Epik. So setzt „Asa“ die bisherige FALKENBACH-Biografie ohne große Umbrüche und in erhofftem Wohlklang fort.
Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass die Bayern EQUILIBRIUM zu den hierzulande erfolgreichsten und beliebtesten Wikingertruppen gehören, immerhin ließen sie bereits 2005 mit „Turis Fratyr“ ein richtig starkes Debütalbum los. Aber auch wenn die Band ihren Stil längst gefunden hat, dümpelt sie schon seit einigen Jahren in der kreativen und kompositorischen Belanglosigkeit, was „Waldschrein“, das erste Lebenszeichen seit „Rekreatur“ aus dem Jahr 2010, mehr als deutlich macht. Der Titelsong dieser EP ist eine bombastische, fett produzierte Uptempo-Hymne mit schön mitsingkompatiblem Refrain, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Dazu gesellen sich mit „Der Sturm“ eine neu aufgenommene Nummer von erwähntem Debüt, mit „Zwergenhammer“ ein banaler, bislang unveröffentlichter Happy-Hörner-Vollgas-Song und mit „Himmelsrand“ eine wenig essentielle Vertonung der Titelmelodie des Videospiels „Skyrim“. Am Ende steht noch eine völlig unnötige Akustik-Version des Titelstücks, was diese EP alles in Allem ausschließlich für EQUILIBRIUM-Fans qualifiziert. Nach drei Jahren hätte man mehr erwarten können, falls man denn überhaupt noch Erwartungen gehabt hätte…
Auf ihrer eigenen Hackfressenbuchseite geben die Schweden an, „Epic Scandinavian Metal in the vein of BATHORY“ zu spielen, was man „Fire Meets Ice“, dem inzwischen vierten Album der seit zehn Jahren existierenden Band, absolut überhaupt rein gar niemals nicht anhört. Darauf käme man im Leben nicht, wenn es nicht bei Hackfressenbuch stünde… aber nun mal hinfort mit Ironie und gar munter Lästerei. EREB ALTOR gehören tatsächlich zu den fähigeren Huldigern Quorthons und liefern ein gelungenes Album ab, das sich in zumeist schleppenden, epischen, teilweise überlangen und mit glasklaren Chören versehenen Kompositionen ergießt und die „Hammerheart“/“Twilight Of The Gods“-Phase des 2004 verstorbenen Meisters zitiert. Wer sich zwischen diesen Genre-Meilensteinen stilistisch heimisch fühlt, darf sich hier über starke Kompositionen wie den knapp zehnminütigen Opener und Titelsong, das monumentale „Nifelheim“ oder das melancholische „The Deceiver Shall Repent“ freuen, die in Summe ein hohes Gesamtniveau halten, aber am Stück auch ein wenig langatmig und ermüdend ausgefallen sind. Atmosphärische Düsterhymnen dieser Machart schaffen Bands wie MOONSORROW, PRIMORDIAL oder ATLANTEAN KODEX noch eine Ecke packender, charismatischer und mitreißender. Dennoch ist „Fire Meets Ice“ unterm Strich eine gute Scheibe, nicht mehr und nicht weniger.
Szenekennern ist Frankreich inzwischen bekannt als Heimatland von essentiellem, anspruchsvollem und künstlerisch ausuferndem Schwarzmetall, doch gehören FIR BOLG zu einem großen Teil (wenn auch beileibe nicht hundertprozentig) der musikalisch gehörnten Fraktion an. Die 2006 gegründete Ein-Mann-Band um Mastermind Dagoth, die bei Bedarf, sprich Live-Gigs, auch gerne mal um weitere Musiker ergänzt wird, hat mit „Paganism“ gerade mal eine (sehr gute) EP auf dem Gewissen, der mit „Towards Ancestral Lands“ nun endlich ein Debütalbum folgt. Was mich an dem Album wirklich beeindruckt, ist die Tatsache, dass die letzten paar Jahre, in denen im Viking/Pagan-Bereich fast nur noch Schrott herausgekackt wurde, scheinbar spurlos an FIR BOLG vorbeigegangen sind. Das Album klingt, als sei dieses Genre gerade auf einem künstlerischen Höhepunkt und nicht schon seit langer Zeit darüber hinaus. „Towards Ancestral Lands“ erinnert (zumindest in Sachen Klasse) mit seinen starken, hymnischen und ordentlich fett produzierten Stücken wie dem treibend schnellen Opener „Behind The Great Oppidum“, dem im Mittelteil mit gelungenen Folk-Intermezzi auftrumpfenden „Banshees“, dem mit flotten Gitarrenmelodien ausgestatteten „Final Battle On The Frozen Lake“ oder dem schon leicht progressiven, überlangen „Mag Tuired“ eher an Bands wie MANEGARM, THYRFING oder die großartigen SUIDAKRA. Lediglich eine gewisse, leichte Eintönigkeit des Materials und das Fehlen der ganz großen Übersongs lässt mich hier noch zögern, den „Tipp“ zu zücken – auch in der Überzeugung, dass ich FIR BOLG eine erneute Steigerung ohne Weiteres zutraue. Endlich mal wieder eine richtig gute Orgie für Schwarzwikinger!
Ihr vor knapp drei Jahren veröffentlichtes Album „Jasmus“ war alles andere als das Gelbe vom Ei; zu nichts sagend war das Songwriting, und vor Allem das hohe Gekeife raubte dem Hörer des allerletzten Nerv. Mit „Vnitrni Tma“ (viel Spaß beim Aussprechen!), Album Nummer sechs, hat sich das Quartett hörbar verbessert, auch wenn die Scheibe – so viel Fazit darf es an dieser Stelle schon sein – wieder keine Meisterleistung geworden ist. Immerhin wurde dieses Mal zugunsten schwarzmetallischen Grunzkreischens auf das Pumuckl-Gequieke verzichtet (wobei ich nicht sicher bin, welches Bandmitglied – ich tippe auf Bandgründer/Bassist/Keyboarder/Frontmann Asura - für das Eine oder das Andere verantwortlich ist), und auch der Sound ist gegenüber dem Vorgänger etwas fetter geworden. Stücke wie „Démon Protivítr“, „Zaspali Své Kletby“ oder „Smrt Se Neptá“ reißen einerseits keine Bäume aus, sind andererseits aber auch nicht so gnadenlos übel, wie man es leider inzwischen aus dem Viking/Pagan-Milieu gewohnt ist. Nervenkrieg in Form von „folkloristischem“ Gefiedel, Gegniedel und Gedudel bleibt auf „Vnitrni Tma“ glücklicherweise außen vor, so dass man das Album insgesamt als solide bezeichnen kann. Den kreativen und qualitativen Genre-Gipfel werden TROLLECH trotz der Steigerung zum letzten Werk aber wohl nicht mehr erreichen.
Als die Finnen mit dem Troll um die Jahrtausendwende mit starken Alben wie „Midnattens Widunder“ oder „Jaktens Tid“ durchstarteten, waren Fans und Presse hellauf begeistert, und auch heute noch gehören diese Werke zu den Klassikern einer inzwischen völlig degenerierten Szene, die zum Großteil nur noch Sondermüll ausstößt. Es mag daher verständlich sein, dass auch FINNTROLL über zehn Jahre später mit ihrem sechsten Album nicht mehr die ganz großen Überraschungen abliefern, aber – und jetzt kommen wir zum feinen Unterschied – das Septett kann Viking/Pagan Metal einfach immer noch! Und anstatt auf Tröten, Met und Schunkelei zu setzen, haben MOONSORROW-Chefdenker Henri Sorvali und Co. „Blodsvept“ zusätzlich zu den bekannten, epischen Breitwand-Keyboards mit allerlei sehr originellen und nie zum Selbstzweck verkommenden Zutaten wie Banjos, Bläsern und Dixieland-Melodien aufgepimpt, nachzuhören in durchweg sehr guten, nie aufdringlichen und eingängigen Hymnen wie „Ett Folk Förbannat“, „När Jättar Marschera“, „Rösets Kung“, „Skogsdotter“ oder „Fanskapsfylld“. Auch wenn trotz aller musikalischer Klasse die ganz großen Gänsehautmomente fehlen, bietet „Blodsvept“ eine mehr als angenehme Erfahrung, dass in besagtem Genre doch noch nicht alles komplett am Allerwertesten ist. Mehr davon bitte!
Schon beim Anblick des Cover-„Artworks“ (Ritter steht auf Fels am Meer und guckt Drachenschiff an) und des Albumtitels habe ich Schlimmstes befürchtet - und Recht behalten. Die vom ehemaligen LYFTHRASYR-Gitarristen Johann Frey gegründete Kapelle (TERVINGY bedeutet so viel wie „Waldleute“ – nochmals allerhöchste Originalität) bietet auf ihrem Debütalbum tatsächlich die komplette Vollausstattung an Wikingerkot und Paganexkrementen, die sich nicht gewaschen hat: Stangenwarenriffs aus dem Trivialschmöker „Wir bauen uns was mit Met“, Schunkelmelodien mit geraspeltem Süßholz, Jodeltrulla, welche gemäß ihrer Geschlechterrolle ungefragt dazwischenquietscht, Songwriting mit Abführfunktion, die allen Nervenenden den Vernichtungskrieg erklärende Kermit-Der-Frosch-Imitation von Herrn Frey sowie eine Bauanleitung für all diesen Mumpitz in einem 24-seitigen Booklet. Kein Scheiß, ich habe mich in all den Jahren bei kaum einer Platte schon nach dem ersten Anhören derart fremdschämen müssen wie bei „Gotensaga“. Selbst die zuerst fett anmutende Produktion entpuppt sich nach genauerem Hinhören (glaubt mir, es kostet Überwindung!) als Windei, denn die voluminös dröhnenden Gitarren klingen blutleer, übertönen die pappigen Drums fast durchgehend, und sobald Kermit das Mikro schwingt, verblasst die gesamte monotone Klangkulisse nur noch zum Begleit-Dünnpfiff. Unbestätigten Gerüchten zufolge sind die ersten Verkaufsexemplare nach Kuba, Burma und Nordkorea ausgeliefert worden.
Mit ihrem letzten Album „The Mercian Sphere“ haben die Engländer ein erstklassiges Werk abgeliefert, das hymnischen, mitreißenden Black/Viking/Pagan Metal inklusive keltischer Einflüsse der Marke PRIMORDIAL vom Fass geboten hat. Der Nachfolger „The Threnody Of Triumph“ erreicht – um das Fazit schon mal vorwegzunehmen - dieses hohe Niveau nicht ganz, da das Songwriting einen Tick weniger mitreißend und auch der Sound etwas verwaschener (was bei erwähnten PRIMORDIAL wiederum funktioniert, da sie insgesamt oldschooliger klingen) ausgefallen ist. Nichtsdestotrotz ist auch das dritte Album des Quartetts eine richtig starke Angelegenheit geworden, da die Band es auch hier schafft, klirrendes Schwarzmetall mit atmosphärischen nordischen Melodien zu ausladenden (wenngleich stellenweise etwas langatmigen) Hymnen zu verknüpfen. Überlange Epen wie „The Swart Raven“, „A Memorial“, „A Soul Unbound“ oder das Titelstück gehören eindeutig zu den Genre-Highlights der letzten Monate und dürften auch Fans von etwa SUIDAKRA, DRUDKH, NEGURA BUNGET oder MOONSORROW erreichen. Auch wenn es aufgrund der genannten Kritikpunkte dieses Mal nicht ganz für einen „Tipp“ reicht, muss man WINTERFYLLETH hier ein sehr gutes Zeugnis für diesen Soundtrack zum hoffentlich bald abdampfenden Winter ausstellen.