Mensch, ich dachte solche Mucke würde niemand mehr machen, spätestens seit dem Ende vom Theatre Of Tragedy und Crematory (über deren Dahinscheiden ich nicht wirklich traurig war). Tja, Irrtum, es gibt sie noch, die Bands, bei denen sich ein growlender Sänger und eine Elfen-Stimme Duelle liefern, bei denen das Keyboard dauerpräsent ist und eine düstere Atmosphäre verbreitet wird. Eternal Grieve halt. Die erfüllen alle Standards, die man als ToT-beeinflußter Act haben muss, außer das ihre Sängerin nicht blond ist. Die Band gibt’s schon länger, 1998 erschien ihre erste MCD, aber bis 2003 musste die Welt auf ein komplettes Album warten. Irgendwo in den Weiten des Netzes hab ich einen Link zu ihrer Homepage gefunden und war der festen Meinung, dass hier melodischer Death Metal regiert. Aber Nix is, Essig mit In Flames-Kopie. Stattdessen halt Dark Metal, jedenfalls nennt das Sextett seine Mucke so. Nach einem, wie so oft langweiligem, Intro geht’s mit "Nameless Cross" gleich richtig in die Vollen und die Marschrichtung für die nächsten 40 Minuten wird klargemacht: permanent klimperndes Keyboard (das aber zum Glück nicht dominant im Vordergrund steht), ein growlender Sänger, der sich aber auch nicht scheut clean zu singen und sich mit einer typischen weiblichen Gothic-Stimme duelliert. Das Ganze wird oft ruhig und melancholisch vorgetragen, was manche Passagen recht langatmig macht, aber meistens ziemlich gut funktioniert und eine düstere Stimmung entstehen lässt. Die Anfänge als Death Metal-Combo schimmern aber auch oft genug durch, vor allem wenn das Gaspedal doch mal durchgetreten wird, wie bei "Nightmare", bei welchem die Sängerin eine schöne Sprechstimme offenbart. "Mourning" ist insgesamt ein atmosphärisches Album geworden und dürfte für Leute interessant sein, die halt mit Crematory, ToT oder Tristania was anfangen können und dazu noch professionell aufgemacht ist.
Ihr letztes lohnswertes Lebenszeichen liegt schon einige Zeit zurück. Generell scheint Griechenland nicht das beste Pflaster gewesen zu sein in der letzten Zeit, denn meine ganzen Lieblingshellenen machten sich rar beim Plattenhändler. Dafür hat SEPTIC FLESHs Seth aber das Cover gemalt. Und mit alles anderem als bescheidenen Albumtitel konstatieren sie: "I Am Jesus". Und ich der Kaiser von China, ne? Aber ganz recht, vom göttlichen Status sind sie noch ein Stück entfernt, für dessen Sohn reicht es aber doch fast. Musikalisch übertragen versteht sich. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt. Bombast wird aufgefahren, ein fettes Riff an das nächste gereiht, eine simple Melodie von der nächsten gejagt. Und wie diese Mischung aufgeht! Denn man braucht eben keine komplexen Strukturen, der Anschein reicht. Und dieser wird erzeugt vom oftmals recht Hintergrundsound. Und natürlich ja, hierfür braucht man Keyboards, irgendwie muss man den schmissigen Style zwischen Dark Metal und Melodic Death ja kreieren. NIGHTFALL machen keinen harten Metal und daraus auch keinen Hehl. Denn außer einem partiell kehlig krächzenden Frontmann ist das doch sehr poppig geraten. Und macht tierisch Spaß wenn die Schwedenfraktion mal wieder zum Hals raushängt und eine Bekannte zum Metal bekehrt werden soll.
Ganz ohne Euphony macht sicht eine italienische Band auf den steinigen Weg die Weiten der Musik zu ergründen. "Rubino Liquido - ..." ist das erste Album der Band DISMAL, das auch außerhalb einer lokalen Szene Beachtung finden dürfte. Und das ist bei dem zahlenmäßig doch wohl eher recht kleinen Klientel dringend nötig für den Klassenerhalt. Die drei haben sich der avantgardistisch angehauchten Gothic/Dark Metal Unterhaltung verschrieben. Mit einem echten kleinen Streichensemble heben sie sich vom sehr Keyboarddominierten Rest ab, das zwar auch hier eine Daseinsberechtigung hat, neben den guten organischen Streichern aber kein klimperndes Zukleistern der Songs zu verantworten hat. Negativ fallen mir die Drums auf, bei denen leider gar nicht auf Organik sondern auf computerisiertes Gepumpe gesetzt wird, in Zeiten ausgereifter Software jedoch auf einem viel zu niedrigen und eintönigen Niveau. Und wo wir grade dabei sind: Grade im ersten der insgesamt 3 Parts, in die die CD eingeteilt ist, hält der Gesang nicht das vom Songwriting vorgegebene künstlerische Niveau, der männliche Protagonist klingt zu gepresst und auch seine Partnerin erweist sich teilweise als nicht ganz tonsicher. Ab dem zweiten Teil sind die Songs aber sowohl durchdacht als auch komplex arrangiert ohne jedoch allzu große geistige Anstrengungen beim Nachvollziehen der Strukturen zu verlangen und auch musikalisch wird bei mehr Dynamik und abwechslungsreichem Gesang. Die Songs verwischen erstaunlich klischeearm die Grenzen zwischen Gothic Metal, symphonischen Pomp und und entspannten Soundscapes. Starke Ansätze, die bei konsequenterer Umsetzung wirklich anspruchsvollen Hörgenuss bieten dürfte ohne sich in pseudo-intellektuelle Bereiche flüchten zu müssen. Nur bei den momentanen subtropischen Temperaturen ist das ganze vielleicht ein wenig zu depressiv.
Das gefrorene Doppel (Jo-I und Rym) kommt von den Shadow Dancers, wird von Apotygma-Bezerk-Muckern unterstützt und hat ein Album eingespielt, das HIM gerne noch mal machen würden. Punkt. Nicht mehr, aber schon auf gar keine Fall weniger. Man mag neben den Chartbreakern aus Finnland auch Tiamat oder von mir auch aus Sentenced hernehmen. Wer auf Bands wie die genannten steht, auf Remixe der Beteiligten ("The Angel" und "The Soul Is In The Dark Side") steht, der ist prima bedient. Dazu kommt eine professionelle Aufmachung des coolen italienischen Labels My Kingdom Music, das ja auch noch die glorreichen Deinonychus (die ansonsten mit CROWHEAD wenig Gemeinsamkeiten besitzen) unter Vertrag hat. Und ehrlich gesagt: I fucking like it.... Schnell den Rotwein her und dann schön, schön trauriger Musik gelauscht!
Die Suicide Crew kommt wieder, zum dritten Mal. Ich habe mal gelesen, dass die Jungs eine Symbiose aus Black-Death- und allen möglichen anderen Stilarten anstreben. Und - wenn ihr mich fragt: Das hat hier 1a geklappt. Unter dem großen Dach des melodischen Death-Mörtel (jaja, von mir aus wie "In Flames") haben die hübschen Hamburger Herren ein grundfestes Gebilde aus Metall geschaffen. Allein das schweden-deathige "Last Words", das anfänglich "Emperor"-ianische Züge tragende "Out The Flesh" oder das "Tiamat"-anische "Return" überzeugen durch sehr große Instrumenten-Kompetenz. Tolle Songs! Dazu gesellen sich ein simpler Ohrwurm ("Suicide Crew") ein amtlich-groovendes Titelstück und ein mehr als gelungenes und witziges AC/DC-Cover ("Hells Bells"). Und trotz der vielen verschiedenen Einflüsse bleibt sich DARK AGE jederzeit selbst treu. Man muss sie einfach mögen. Auch, wenn ich jetzt nicht alle Songs aufgezählt habe: "Here are no fillers!" Und über allem thront die amtliche Classen-Produktion. Jetzt muss die Band nur noch zur rechten Zeit an den richtigen Ort, damit sie vom Fleck kommt. Zu gönnen wäre es ihr auch wegen der amtlichen Live-Auftritte.
Karpaten, Vampire, Blutsauger: Wer angesichts des nur für Lispler ganz einfachen Namens Black Metal erwartet, hört sich getäuscht. Als "neoklassischen Dark Metal" bezeichnen die jungen Burschen aus Nienburg bei Hannover ihren Stil. Und den haben sie bereits auf ein Demo und jetzt auf FROZEN TEARS gebannt. Flott thrashen die Jungens los und schon beim Opener GLENCOE erkennt der Hörer eine nicht ganz unwichtige Fähigkeit der Band. Sie schreiben Melodien, die im Ohr hängen bleiben. Ansonsten wartet die CD mit einer erfreulich hohen Bandbreite auf. Denn zum Thrash in Song eins gesellt sich amtlich-melodramatischer Metal der Marke PARADISE LOST (DREAMS), ein abgedrehter Misch-Masch-Metaller (Orchid Field) - ne schmusige Semi-Instrumental-Ballade (AUTUMN CHIILD) sowie ein leicht-verdaulicher Ohrwurm (ESCAPE) - leider fehlt auch Nu-Metal-Mus (SOMEONE) nicht. Neben der unvermeidlichen Neumetallerei gibt’s einen zweiten kleinen Kritikpunkt: Der Gesang hat vor allem im mehrstimmigen Bereich leichte Schwächen, leiert sozusagen ein bisschen durch die Gegend. Macht aber nicht viel, macht trotzdem Spaß, der Kapelle zu lauschen. Obendrauf gibt’s noch einen Dreifach-Bonus, nämlich die Stücke vom 99er Demo THE CARPATHIAN AWAKENING. Mehr Gegrunze, mehr Keyboard-Kleister, weniger Melodien, dennoch ganz nett. Klar ist eins: FROZEN TEARS steht für den deutlichen Fortschritt der blutsaugenden Träumer. 15 Mark oder weiß ich wieviel Euro sind auf keinen Fall rausgeschmissenes Geld.
Wenn die Finnen anfangen Musik zu machen, ist in vielen Fällen der gute Geschmack in Gefahr, denn in ihrer manchmal etwas zu experimentierfreudigen Art haben sie mir schon den einen oder anderen Gehörgangknoten verursacht. AJATTARA sind aber in dieser Hinsicht ziemlich unnormale Finnen, denn „Itse“ hält weniger neue Ideen auf Lager als gut wäre, um nicht zu sagen es verliert sich in langweiligen Passagen die alle schon mal da waren. Dunkler Metal, manchmal etwas Black, manchmal nur Dark, die meiste Zeit recht schleppend und von vorne bis hinten mit in finnischer Sprache verfassten Lyrics versehen, das ist ohnehin vielleicht nicht die Musik in der Fortschritt gefragt ist, aber der erste Song „“Yhdeksäs“ lässt einen doch vermuten dass hier ein nettes Scheiblein angekrochen kommt, sehr fette Riffs, fast schon moderner Rhythmus, passender Gesang. Nur leider haben es AJATTARA verpasst dieses Konzept auf der CD zu variieren und so klingen nach ein paar Tracks alle Gitarren gleich, auch der abwechselnd growlende und dann wieder zeitweise einigermaßen cleane Gesang bringt nichts neues, das Tempo ist von eher quälender Natur, manchmal ist man geneigt den Herren man in den Arsch treten zu wollen, denn trotz aller doomiger Parts kommt eine richtig bedrückende Stimmung nie auf... Wirklich schade, denn ein paar gute Songs sind vorhanden, nur viel zu wenig um den Hörer über die ganze Dauer zu fesseln.
Aeternus bezeichnen ihren Stil als Dark Metal. OK, wenn Dark Metal eine Mixtur aus Death-, Thrash- und Black Metal sein soll, dann stimmt’s. Die Scheibe ist brutal, mal schnell, mal langsam, aber nie besonders einfallsreich. Ein wenig im Vordergrund stehen diesmal die Death-Elemente. Allerdings fehlt die Eingängigkeit einer richtig guten Scheibe dieses Genres. Aber vielleicht ist es ja auch ein Vorteil, vielleicht wird die Scheibe nicht so schnell langweilig. Nur habe ich, auch nach zigfachem Hören, den Zugang nicht gefunden. An mir rauscht der Terror einfach so vorbei. Ich finds nicht besonders prickelnd, langweilig geradezu. Irgendwie ist alles ganz gut gemacht, die schleppenden Midtempo-Passagen genauso wie die knalligen Tempo-Parts, manch eine nette Melodie, das ein oder andere progressive Break. Dazu grunzt Mastermind Ares, was das Zeug hält. Alles ganz prima soweit, aber wie gesagt, mir fehlt der besondere Kick.
Ja, ganz definitiv. Der Sänger hat wohl eine schwere Krankheit, anders kann ich mir nicht vorstellen, wie man die Vocals beim Opener „Fallen Into Oblivion“ dermaßen auskotzen kann, dass es klingt als hätte man ein Reibeisen mit einer schweren Magenverstimmung gekreuzt. Doch der werte Herr beherrscht sowohl das abnorme Grunzen wie auch raues Gekeife oder tiefes Gegrummel und gibt der Musik trotz aller Melodik ein ziemlich aggressives Erscheinungsbild. Die Gitarren kommen nämlich sehr melodisch daher, erinnern nicht selten an die bekannten Vorzeigemetaller der melodischen Death Schiene und geben einen herrlichen Kontrast zu den Vocals ab. Die Drums sind ebenso abwechslungsreich wie der Gesang, beschwörende Rythmen treffen auf lärmiges Geknüppel, PAIMON haben ein gelungenes Mittelmaß aus Aggression und düsterer Stimmung gefunden. „Autumn Grief“ verdeutlich sehr schön die stilistische Bandbreite von PAIMON, von getragenen Passagen, über groovige Gitarrenparts bis hin zu heftigem Gegrunze ist alles in einem Song untergebracht ohne überladen zu wirken. Gute Produktion aus dem Hause Krull macht aus „Terra Oblivionis“ interessantes Stück düsteren Metals. Daumen hoch!
Ja, man muss es ehrlich einsehen. In der Schweiz gibts nicht nur Berge, Käse und SAMAEL. Denn im Dunstkreis dieser Überband haben sich ALASTIS schon seit einigen Jahren ihren festen Platz erspielt und in der düstermetallischen Ecke festgesetzt. Nach 3 Jahren Pause sind ALASTIS jetzt so lebendig wie SAMAEL wohl Geschichte sind und haben mit "Unity" ein doch recht überzeugendes Scheibchen eingespielt. Sehr dominante Gitarren und Keyboards, die sich bei dieser Kombination nicht so ganz einem Vergleich mit SAMAEL oder TIAMAT entziehen können, geben den meist im Midtempo Bereich angesiedelten Songs eine erhabene Tiefe und sorgen dafür, dass Dunkelheit regiert, dass jeder Lichtschein von diesem Brett erdrückt wird. Ein im Vergleich zu "Revenge" deutlich verbesserstes Songwriting tut sein übriges um die Songs eine Liga höher im Spiel Metal zu bringen, nur der grunzige "Gesang" vom einzigen Gründungsmitglied War. D klingt stellenweise fehl am Platz und hält nicht immer die von der instrumentalen Sektion vorgegebene Atmosphäre der Songs. Einen Ausrutscher kann ich auf der CD nicht finden, aber da auch Experimente fehlen und die Ideen, die sie hatten, nicht richtig ausgebaut werden, wird die CD gegen Ende hin zäh und bringt nichts neues mehr. Schwacher Dämpfer für eine CD, die an vergangene Zeiten grösserer Bands erinnert und daher bei einigen Gefühle wecken könnte, die zum Kauf verführen werden. Solider Dark Metal, nicht mehr und nicht weniger, aber das reicht sicherlich schon aus, um Anklang zu finden!