EISREGEN und GOATFUNERAL bringen ein Split-Album raus, wobei dies unter dem Aspekt, dass die beiden Bands besetzungsgleich sind, als dezenter Anflug von Schizophrenie zu werten sein könnte. „Bitterböse“ ist also zu 50 Prozent EISREGENs deutschsprachig-makabarer Dark Metal und zu 50 Prozent englischsprachiger Black Metal des Nebenprojektes GOATFUNERAL.
EISREGEN hatten zeitweise ein Abo bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Longplayer wie „Krebskolonie“, „Leichenlager“, „Knochenkult“ und „Fleischfilm“ stammen aus der Feder der Thüringer. Nekrophilie, Kannibalismus und Mordfantasien sind typische Themen der Band, verpackt in durchaus wohlklingender Melodei: Makaber, düster, einzigartig. Deutscher Dark Metal mit Spuren von Black Metal und Gothic mit einer blutigen rostigen Krächzstimme von Michael „Blutkehle“ Roth. So ists auch auf „Bitterböse“, das ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen „Leblos“ erscheint. „Leblos“ war das Album zu EISREGENs Jubiläumsjahr 2020. Wie so Vieles, musste die große Geburtstagssause ausfallen, und umso besser ist es, dass die Jungs direkt einen weiteren Silberling via Massacre Records raushauen. Musikalisch wird in die gleiche Kerbe geschlagen, in die bereits seit zwei, drei Alben geschlagen wird.
Mit „Sei Mein Totenlicht“ startet die Platte, und der Song wurde samt Video bereits vorab veröffentlicht. Hier kontrastiert das Duo mit bitterbösen Texten auf der einen Seite und einer harmlosen Melodie mit Mitklatsch-Part auf der anderen. Natürlich wird das „R“ kräftig gerollt. „Bitterböse“ ist flotter und beinhaltet, ähnlich wie „Heute Ist Krüppelnacht“, Black Metal-Elemente. „Ein Pfund Fleisch“ und „Nur Eine Weitere Leiche Im Wald“ sind gemein erzählend vorgetragen und haben hymnenhafte Melodien und gut eingesetzte Klargesangs-Parts. Beide Songs sind stark und Anspieltipps auf der CD.
GOATFUNERALs Erstling „Bastion Lucifer“ ist von 2010, danach pausierte der Band-Ableger. Nun beehren sie uns mit der Seite B des Splits und starten im Opener „Hellfire Club – For Members Only“ mit verschwörerischem Geflüster, gefolgt von einem atmosphärischen Doom-Part. Später nimmt der Song Fahrt auf. Auch die folgenden Tracks weisen Schrammel-Parts und Tempowechsel auf, immer wieder spielen Melancholie und Blasphemie mit. Das 30-Sekunden-Werk „Antisocial East-German Black Metal“ ist angenehm aggressiv hingerotzt. „Satan Calls“ verabschiedet sich mit einem verstörenden Techno-EBM-Part am Ende. Aufgenommen wurde das Split-Album in Yantits HcN-Studio und in der Klangschmiede E von Markus Stock, der auch den Bass einspielte und gemastert hat.
Der „Tod Aus Thüringen“ erfindet sich keineswegs neu, irgendwie ist ja auch schon alles erzählt in 26 Jahren voller Verstümmlung und Leichenschändung. Aber sie können es immer noch! Und die Zeit der üsseligen Elektrobeat-Nummern à la „Die Wahre Elektrohexe“ oder der peinlichen Sauflieder der „Leblos“-Bonus-CD unter dem Pseudonym DIE RÄUDIGEN RENNSTEIGREBELLEN ist glücklicherweise vorbei. EISREGEN haben eine gewisse Eigenständigkeit; typische Trademarks, die man erwartet und auch kriegt sind auch auf der neuen Platte enthalten. Bei GOATFUNERAL ist das so eine Sache: die Mucke ist nicht verkehrt, aber auch nicht weltbewegend. Sie liefern Black Metal, der sauber aufgeräumt produziert wurde und ein wenig gesichtslos daherkommt. Hinzu kommt, dass meines Erachtens die englische Sprache der Band nicht so gut steht; irgendwie hört man den deutschen Dialekt zu deutlich heraus. Das gleiche Problem wie z.B. bei LINDEMANN oder einigen anderen deutschen Acts wie DORO oder PYOGENESIS. Stilistisch erscheint mir der Unterschied von EISREGEN zu GOATFUNERAL teilweise zu marginal, dass ich mich frage, ob aus dem GOATFUNERAL-Songmaterial nicht zum Teil auch EISREGEN-Songs hätten werden können, wären sie in deutscher Sprache.
Insgesamt haben EISREGENs Masterminds M. Roth und Yantit aber ein solides Album am Start: Ein Schlachtfest für den Metaller mit Stil.
Wer die Bühne mit Bands wie DEBAUCHERY, EKTOMORF, DRONE und EISREGEN geteilt hat, braucht sich nicht zu verstecken. Und doch hat es unfassbare sieben (!) Jahre gedauert, bis die hessischen PENTARIUM sich anschicken ihr erstes Album herauszubringen. Hier hat sich einiges getan seit „The Avenger“ (2009): PENTARIUM klingen düsterer, melodiöser, sind ein wenig weg vom Death Metal und hin zum Black Metal gerückt und schreiben ihre Lyrics fortan in Landessprache. Geblieben sind jedoch die kraftvolle Instrumentierung und die dominanten, melodiösen Keyboardmelodien. So überrascht es auch nicht, dass Songs wie „Auf Schwarzen Schwingen“, „Seelenheil“ oder auch das geniale, gefühlvolle „Nimmermehr“ leicht in Richtung Dark/ Gothic Metal winken. Generell bekommt man bei den Hessen eher langsamere Refrains geboten, die Power steckt hier eher in den Strophen. Dafür sind die Refrains durchweg sehr einprägsam und mitreißend. Der Gebrauch der deutschen Sprache stellt sich für PENTARIUM auf jeden Fall als Gewinn heraus und lässt die Songs eher zünden als auf der Demo und der Gesang hier sehr viel facettenreicher. Auch wenn PENETARIUM sich inmitten ihrer fünfzig Minuten Spielzeit dass ein oder andere Mal wiederholen ist „Schwarzmaler“ dennoch ein echt starkes Debüt mit einigen Höhenpunkten.
Fans von deutschsprachigem (Melodic) Black Metal mit einem Hauch Gothic, Death Metal und Doom sollten hier unbedingt reinhören! Anspieltipps: Das epische „Drachenstein“, das düstere „Nimmermehr“ und das mächtige„Weltenbrand“.
EISREGEN sind erst kürzlich mit ihrer neuen EP „Brummbär“ bei mir durchgefallen – zu viel Remix-Kram, zu wenig Content. Dennoch wurde angemerkt: Das dazu passende Album, „Maschmusik“ könnte trotzdem was werden. Nun ist es da – und was ist drauf?
Langsam geht’s los, Opener und Titletrack „Marschmusik“ braucht über drei Minuten um auf Touren zu kommen, prescht dafür aber direkt mit Vollgas ohne Kompromisse nach vorne und erinnert an älteres, morbideres EISREGEN Material als das, was wir auf der EP vorfanden. Noch etwas mehr den Nachbrenner was Geschwindigkeit und knüppelnde Metal-Orgien angeht bringen Songs wie „Foltergeist“ – erinnert angenehm an das, was ich auf den letzten Scheiben der Thüringer vermisst habe.
Den Bogen zu dem Stil, der bei „Blutbahnen“ 2007 schon losging – das heißt, weniger Black-Metal Elemente, mehr cleane Parts die die morbiden-Vocals weniger brutal, dafür aber viel deprimierender rüberbringen – wird bei „Marschmusik“ zwar auch wieder geschlagen („Bunkertür“), oft dabei aber von recht harschen Parts unterbrochen.
Allgemein wirkt „Marschmusik“ in sich stimmiger als „Brummbär“ es hat vermuten lassen – EISREGEN kreieren durchaus die düstere, militärische Atmosphäre die ich mir erhofft hatte. Es fehlen dafür ein wenig die absoluten Brecher-Songs, welche einen die nächsten 10 Jahre regelmäßig verfolgen könnten (etwas, was EISREGEN in einigen ihrer Vorgängeralben durchaus geschafft haben) – dennoch ist „Marschmusik“ ein durchaus stabiles Element in der Diskografie was ich euch dementsprechend auch unterm Strich empfehlen darf.
Aus Barcelona kommen die Dark-Metaller FASCOR, die es schon seit 1997 gibt. "Fascor" heißt so viel wie "Düsterness" in der Landessprache.
Alles andere als sonnig klingt "Those Horrors Wither", die vierte Veröffentlichung voller Länge der Spanier, trotz spanischer Lyrics. Die Schwärze des Black Metal und trübe Stimmung des Doom wird hier mit progressiven und ausschweifenden Instrumentalpassagen angereichert. Dabei wird viel mit Kontrasten gespielt. So überrascht es nicht, dass FASCOR sich gleichermaßen Clean-Vocals und Gruns bedienen, Melodien und Disharmonien kombinieren, mit häufigen Tempi-Wechseln aufwarten - sich leider aber auch viel zu oft in ihren Kompositionen verstricken.
Stimmungsvoll düster wissen "l.amor.t" und "Graceful Pandora" die Spanier von ihrer besten Seite zu präsentieren. Fans von KATATONIA, OPETH, SWALLOW THE SUN und neuen ENSLAVED können die Spanier mal antesten. Ein Hang zur Progressivität ist aber absolute Vorraussetzung.
Zu den Bands mit schwarzer Vergangenheit gehören die portugiesischen MOONSPELL: Was in den 90’ern und „Wolfheart“ als Black Metal begann, wurde zusehends atmosphärischer, gothischer und schließlich anno 2015 fast poppig. Dröhnte der Vorgänger „Alpha Noir“ mit Brechern wie „Axis Mundi“ oder auch „Opera Carne“ noch sehr stählern aus den Boxen, driftet die Band mit ihrer mittlerweile elften Full-Length „Extinct“ leider ziemlich in die Dark-/Gothic-Rock-Schiene ab. Das die Reise hier mehr als je zuvor in Richtung FIELDS OF NEPHILIM, SISTERS OF MERCY und TYPE O NEGATIVE geht, zeigt schon der recht poppige Opener „Breathe (Until We Are No More)“: Gothic Pop-Rock vom Feinsten, schön melancholisch, mit düsterem, eingängigen Refrain – Aber wo ist der Metal?
Mit „Extinct“ beschreiten die Portogiesen neue Wege – und doch nicht ganz. Teile dessen, was die letzten Alben ausmachte sind geblieben. So lebt auch „Extinct“ durch eine ausgesprochen gute Gitarrenarbeit und hervorragendes orchestrales Arrangement, welches wirklich dezent und bereichernd (und nicht kitschig! Eine Kunst!) daherkommt. Die Songs wirken in sich sehr stimmig und glasklar produziert und Ribeiro’s rauchig dunkle Stimme harmoniert sehr gut damit. Doch leider kommt da auch nicht mehr. Auf Screams und Growls wurde hier nämlich mit einigen Ausnahmen (zum Beispiel im Titeltrack, „Malignia“, „A Dying Breed“) komplett verzichtet, was MOONSPELL einiges ihrer einstigen Härte nimmt. Bei mehrmaligem Hören kann man jedoch (zumindest als offener Hörer) erkennen, dass MOONSPELL hier keine Grütze fabriziert haben: Viele gute und auch sehr gute Songs sind auf dem Album, angefangen bei dem leicht exotischen „Medusalem“, dem härteren, mit prägnantem Refrain ausgestatteten „Extinct“ und dem leicht an PARADISE LOST erinnernden „Domina“. In „Malignia“ und „A Dying Breed“ gibt es dann wieder kurze, härtere Ausbrüche. „The Last Of Us“, „Funeral Bloom“ und “The Future Is Dark” hingegen sind purer Gothic-Rock. Fans von HIM oder TYPE O NEGATIVE werden MOONSPELL hier ganz neu entdecken. Mit „La Baphomette“ gibt es ein recht düster, gotisch und zur Scheibe passendes, französischsprachiges Outro. Klavier, Chor und Bläser schaffen hier Stimmung.
Somit ist „Extinct“ eher für Gothic-Metaller und schwarze Seelen denn je bestimmt. Wer düsteren Gothic Rock mit einem Fitzelchen (Schwarz-)Metall-Anteil mag, wird mit dieser Scheibe sicher Freude haben! Wem MOONSPELL auf den letzten Alben schon zu ruhig wurden, der sollte hier die Finger von lassen.
Es ist Winter, die grichische Göttin „Chimonas“ steht vor der Tür und lässt uns (er)frieren. Und Album Nummer vier von NACHTBLUT ist da. Gekonnt bewegen sich die Osnabrücker auch auf diesem Album zwischen düsterer Gothic-Atmosphäre, schwärzlichen Metal-Passagen und neuer deutscher Härte. Man nehme also dementsprechend eine Prise EISREGEN und CRANDLE OF FILTH, einen Hauch RAMMSTEIN und EQUILIBRIUM - füge das zur Hauptzutat VARG hinzu – und würze kräftig mit gotischen Gewürzen. So entsteht ein Album, das zunächst durch Abwechslungsreichtum sowie eingängige Refrains überrascht. Gleich der Opener weiß einen mit seinen rasenden Passagen und kritischen Betrachtung vom Heiligenkrieg Lust auf mehr zu machen, während „Wien 1683“ mit enorm starkem Refrain zum Mitsingen einläd. „Und Immer Wenn Die Nacht Anbricht“ heißt der nächste Höhepunkt. Hier haben NACHTBLUT eine wirklich stimmungsvolle Ballade geschrieben! Auch „Dort Wo Die Krähen Im Kreise Fliegen“ und der Titeltrack wissen recht schnell zu begeistern. Doch leider ist auch „Chimonas“ vor Kitsch und Passagen, die ich als etwas geschmacklos bezeichnen würde, nicht gefeit („Wie Gott Sein“, „Kalt Wie ein Grab“ und „Töte Mich“). Ein Werk mit Höhen und Tiefen, mit Lack und Leder und ironischem Grinsen – Das ist „Chimonas“. Einen NACHTBLUT-Fan wird es wohl kaum enttäuschen, und auch Fans der oben genannten Bands sollten hier ruhig mal reinhören!
Vier lange Jahre ließ die bayrische Black-Metal-Allianz DARK FORTRESS nichts von sich hören. Erschreckend, veröffentlichte man doch sonst im schicken Abstand von zwei Jahren neues Ton-Material. Dafür merkt man „Venereal Dawn“ allerdings auch jede Mühe an – ein langer Reifeprozess für ein äußerst komplexes Album, haben wir es hier doch mit einem knapp siebzig-minütigen Konzeptalbum zu tun: Man stelle sich vor, die Sonne vernichtet die menschliche Zivilisation und lässt Wesen aus Licht entstehen. Ein bloßes Quantum-Zittern mit Gefühlen und Intelligenz. Der einzige Weg für die zurückgeblieben Menschen sich vor diesen Wesen zu schützen besteht darin, sich mit frischem But einzureiben. Während die ersten vier Songs die Apokalypse von außen beschreiben, schildern die restlichen fünf die Katastrophe aus dem Protagonisten – einem der letzten Menschen – heraus. So komplex und so durchdacht dieses Thema, als so vielschichtig erweist sich auch die musikalische Ausarbeitung von „Venereal Dawn“: Zum Einen haben wir hier treibenden, düster arrangierten Schwarzmetall wie es bei „Betrayal And Vengeance“ und „I Am The Jigsaw Of A Mad God“ der Fall ist, dann wiederum rutschen DARK FORTRESS mit ruhigeren Songs wie „Lloigor“, „Chrysalis“ oder „The Deep“ fast in die Dark Metal-Schiene ab. Ein Großteil der Songs weiß diese beiden Trademarks von DARK FORTRESS kunstvoll zu vereinen, wie „Odem“ und das daran anknüpfende „Lucifom“ eindrucksvoll beweisen. Der Opener und „On Fever’s Wings“ letztlich beweisen sich beide mit ihren elf (!) Minuten als wahre Größen. Ein langsamer und verschachtelter Songaufbau, überraschende Soli auf der einen Seite, mitreißender Klargesang auf der anderen Seite und jede Menge fantastischer Kompositionen wissen das Album ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen einfach perfekt ein- und aus zu leiten. Respekt! Hier hat sich das Warten sehr gelohnt.
Schlaflos waren wir, lange Nächte des Wartens (knapp drei Jahre!) haben wir hinter uns gebracht – Nun ist der lang ersehnte Silberling endlich aus den Tiefen der unendlichen Schwärze aufgetaucht: Die finnischen Dark-Melodic-Depri-Metaller INSOMNIUM offenbaren uns mit „Shadows Of The Dying Sun“ ihr neues Meisterwerk.
Was im Frühjahr 1999 als „Melodic Death Metal“ bezeichnet wurde lässt sich kaum mehr in diese Sparte schieben – zu experimentell, zu vielschichtig und schlichtweg zu gigantisch sind die Dimensionen, in denen sich die Finnen mittlerweile bewegen. Da ist weitaus mehr als der melodische Tod, kann man doch bei Zeiten jede Menge gothische, aber auch schwärzliche Einflüsse in der Musik INSOMNIUMs vermerken („The Promethan Song“ und „Black Heart Rebellion“). Eingängige Gitarren-Melodien, Blast-Beats und düstere Growls treten in Kontrast zu dem verstärktem Gebrauch von Klargesang – getragen von einem dunklen Fluss purer Melancholie, aus dem Tal der Trauer in das Meer aller Hoffnung: Tatsächlich gibt es in den Schatten der sterbenden Sonne mit „Lose To Night“ sogar eine sehr softe Halb-Ballade. Ihre Wurzeln verleugnen INSOMNIUM dennoch nicht, wie klassische Melodic-Death-Stücke wie „Collapsing Words“ beweisen. Erwachsener und experimenteller sind die Jungs geworden, die einzelnen Songs feingliedriger, verstrickter und vielseitiger (und hier sei nicht nur das Parade-Beispiel „The River“ genannt). Melodische und einprägsame Refrains jagen prägnante Gitarrenmelodien und das dank der nötigen Raffinesse ohne langweilig zu werden.
„Shadows Of The Dying Sun“ ist die Verlockung der Schlaflosigkeit, der Soundtrack der ewigen (Sonnen-)Finsternis und definitiv die Erfüllung aller Erwartungen. Neben alten INSOMNIUM-Fans kann das Material wohl Fans von Bands wie BE’LAKOR, SOULFALLEN und PARADISE LOST begeistern.
Zwölf lange Jahre ist es her, dass die Dark-Metal-Band DARK MAN SHADOW sich zuletzt an das Licht wagte. Die „Tränen des Hasses“ flossen damals – und das recht erfolgreich. Schade nur, dass das Label kurz nach Veröffentlichung der Zweitveröffentlichung zusammenbrach: Fehlende Resonanzen und eine abgesagte Tour waren die Folgen hier von. Der Lust beraubt, pausierten DARK MAN SHADOW ihr Schaffen so ab 2004.
Nun sind Sorroth, Samotha und Schlagzeuger Matze (von NOCTE OBDUCTA) endlich wieder präsent: „Victims Of Negligence“ heißt die Rückmeldung hier und zwar via „Schwarzdorn“. Treu geblieben im Stile, musikalisch gereift und mit einem tiefgreifenden, lyrischen Konzept melden sich DARK MAN SHADOW zurück. Symphonischer Bombast, schwarzmetallische Härte und klassischer Gesang sorgen wieder für eine düster-gothische Atmosphäre, ohne jedoch weich oder gar kitschig zu klingen. Das Schlagzeug kommt stets gut zur Geltung und sorgt nebst Sorroth Gesang für gestählten Glanz. Im Kontrast hierzu gibt es natürlich auch die für DARK MAN SHADOW so charakteristischen Keyboard-Passagen (welche das Gitarrenspiel meist leider überdecken) und die hohe, opereske Stimme Samothas ‒ das übliche „The-Beauty-And-The-Beast“-Arrangement also. Dramatische Tempi-wechsel sind auf „Victims Of Negligence“, genauso wie eine stetige Betrübtheit und ein leicht italienisches Flair allgegenwärtig (das langsame Stück „Len Dopis (Just A Letter)“, in dem Samotha die Hauptrolle trägt, einmal vorweggelassen).
NIGHTFALL-, DIMMU BORGIR-, TIAMAT- und vielleicht auch noch alte CADAVERIA-Fans sollten sich DARK MAN SHADOW ruhig einmal zu Gemüte führen. Eine Resistenz gegenüber weitausgeholten Keyboard-Passagen und weiblichem Klargesang sollte der geneigte Hörer aber unbedingt mitbringen!
THE VISION BLEAK haben sich in der deutschen und europäischen Metal-Szene mit düsteren Spielart des Metals ebenso ihre Anhänger gefunden wie unter den Gothics und Schwarzkitteln. Die Band liefert mit jedem Album erstklassige Songs an, ohne sich stilistisch großartig zu verändern; Nuancen der Veränderung reichen aus, um die Alben unterscheidbar und interessant zu machen. "Witching Hour", das gut drei Jahre nach dem starken "Set Sail To Mystery" erscheint, führt diesen Trend fort: auf dem Konzeptalbum, das das Thema Hexerei behandelt, finden sich acht typische THE VISION BLEAK-Songs, die keine Sekunde langweilig werden. Nach dem interessanten Intro legt "A Witch Is Born" gradlinig rockend los und erinnert an die ersten beiden Alben der Band, während Songs wie das doomige "Cannibal Witch" und "Pesta Approaches" atmosphärisch dicht sind. "Call Of The Banshee" und "The Wood Hag" entpuppen sich als verdammt eingängige Nummern, in denen THE VISION BLEAK gekonnt Gothic Rock und Metal verschmelzen. Das Album krallt sich vom Start weg in die Hörgänge des geneigten Fans fest und entpuppt sich als unglaublich eingängig, selbst bei den langsameren Nummern. "Witching Hour" ist mithin ein starkes Album, mit dem THE VISION BLEAK an die hohe Qualität ihrer bisherigen Werke anknüpfen können und jeden Fan überzeugen werden.