CRONIAN ist das gemeinsame Side - Project von BORKNAGAR - Hauptsongwriter Öystein G. Brun und VINTERSORG, die hier ihre Vorlieben für opulente Soundwände zelebrieren. Mit den beiden Hauptbands der Macher hat "Terra" allerdings nicht viel zu tun, denn wirklich düster oder hart geht man nicht vor, dafür sehr melodisch und bombastisch. Das Ganze klingt in etwa wie eine Mischung aus traditionellem Viking Metal der Marke BATHORY (mehr) und den elektronischen Klanggebirgen eines Devin Townsend (weniger). Große Aggressionen bleiben zu Hause, obwohl Mr. V stimmlich über weite Strecken die Krächzautomatik aktiviert hat. Ansonsten bekommt man seinen cleanen Gesang zu hören, der leider etwas monoton geraten ist. Die meisten Punkte holen CRONIAN bei den Songs, die sehr episch ausgefallen sind und viele interessante Details offenbaren. Allerdings muss man einen ganzen Sack voller Geduld mitbringen, bevor sich Stücke wie "Cronian", das sehr coole "Iceolated" (tolle Melodien, zudem mit allerlei elektronischen Spielereien verfeinert), "The Alp" oder "Illumine" (mit BAL-SAGOTH - artiger "Dark Voice") erschließen. Das Album läuft Gefahr, dass man es nach dem ersten oberflächlichen Hören als langweilig und nichts sagend abtun könnte. Nämlich genau diese Meinung hatte ich zu Beginn, musste aber feststellen, dass CRONIAN viel mehr hergeben, als es der erste Eindruck vermittelt. Gewöhnungsbedürftig, aber gewiss nicht schlecht und für anspruchsvolle Düsterheimer mit Hang zu auch mal ruhigeren Tönen durchaus ein Geheimtipp.
Vor ein paar Monaten wurden die beiden MANEGARM-Demos wiederveröffentlicht, quasi als Überbrückung zum neuen Album "Vredens Tid". Jetzt bin ich kein sonderlich großer Fan vom ganzen Viking-Kram (von ENSLAVED einmal abgesehen), aber "Vredens Tid" hat mich echt beeindruckt. Nach einem kurzem und sehr leisem Intro legt das schwedische Quartett bei "Sigrblot" mächtig-heftig los und haut dem Hörer eine wuchtige Viking-Metal-Wand um die Ohren. Grandios! MANEGARM lassen über die gesamte Dauer der Scheibe keine Langeweile aufkommen und mischen Frauengesang, Geigen und ruhige Parts so passend in ihren Viking-Sound, dass nie ein Bruch entsteht, im Gegenteil einfach alles ineinanderpasst ("Vredens Tid"). Auf Keyboards haben die Schweden Gottseidank verzichtet. Klassische Viking-Zutaten wie klarer Gesang (durchgehend in Schwedisch), treibende Gitarren und eine generell erhabene Atmosphäre dürfen natürlich nicht fehlen und bilden das Grundgerüst von "Vredens Tid". Auf ihrem mittlerweile viertem Album haben MANEGARM ihren stil wohl endgültig perfektioniert - wenn sie selbst Viking Metal-Verächter wie mich überzeugen können, will das schon was heißen.
MORRIGAN - zwei Mann, eine Assoziation: Das hier sind Germaniens Bathory. Das Duo, aus Mayhemic Truth hervorgegangen und jetzt bereits für vier Veröffentlichungen verantwortlich, trifft die Wikinger-Ader in dir und mir. Die Musik ist pathetisch wie eine nächtliche Boots-Fahrt durch Skandinaviens Schären, langsam groovt es voran, in edlem Tempo, dazu summen die satanischen Sänger ihre choralen Verse und singt/krächzt des Raben Stimme - nicht unweit entfernt von der Klangfarbe des verstorbenen Altmeisters. Die viking-epische Grundstimmung verstärkt die "Band" durch den Einsatz von BM-Elementen - es wird aber nie sonderlich heftig, eben wie Bathory in ihrer besten Zeit. Hier liegt in der inneren Ruhe die düstere Kraft, das treibende und klirrende Drumming feuert ein pumpender Bass an, der eigentlich gar nicht vorhanden ist. Die Songs nehmen dich mit auf einer Reise durch kalte Seen, über unruhige Meere und verschneite Berge - du bist einsam, ein Wolf auf der Suche nach der Erfüllung. Wer weiß, vielleicht findest du sie in dieser Scheibe. Ein wirklich majestätisches Album - für Bathory-Verehrer nach dem Original vielleicht der hymnische Gipfel des Genusses. Ein Genuss - rot wie Blut, kalt wie Schnee.
Ich frag mich immer noch, welcher Teufel Torben geritten hat, mir die neue Scheibe von NOMANS LAND zu schicken. Ich meine, FINNTROLL nerven mich nach einer halben Stunde, MOONSORROW finde ich peinlich und ENSIFERUM schlicht kacke. MITHOTYN waren ganz lustig, aber die gingen ja leider den Weg allen Irdischens. Meine Erwartungen an "Hammefrost" waren demnach nicht sonderlich hoch. Aber siehe da, NOMANS LAND sind gar nicht mal so schlecht. Flotte Gitarren, die ihre Wurzeln im klassischen Metal haben und super-eingängig sind, werden durch Polka(?)-Melodien verfeinert und laden sofort zum lustigen Schunkeln ein. Kratziger Gesang wird unterstützt von epischen Chören, was manchmal bizarr anmutet, aber in den meisten Fällen zu gefallen weiß. Irgendwie kann man nicht anders, als die melodischen Kompositionen der Russen durch Kopfnicken zu würdigen, selbst wenn sie mit Keyboards oder Flöten daherkommen, wird es nicht peinlich oder nervig, sondern passt einfach wie Arsch auf Eimer. Wenn schon mir Ignoranten in Sachen Pagan/ Viking "Hammerfrost" gefällt, werden eingeschworene Fans des Genres ganz sicher ihren Spass daran haben.
Diese Finnen sind Bayern - oder andersherum. Definitiv! EQUILIBRIUM frönen nicht nur dem Met, sondern auch einem Cocktail aus Ensiferum (75 Prozent), Finntroll (15 %) und einem Rest aus Black-, Viking- und Pagan-Metal-Einflüssen. Herausgekommen ist eine tolle Scheibe mit eingängigen Melodien, geradezu klebrigen Refrains und der gewissen Härte, die sie braucht, um nicht in seichtem Pop-Gewässern zu stranden. Die deutschen Texte sind zwar nur mit großer Anstrengung zu entschlüsseln, dafür sind sie aber im nett anzuschauenden Digi-Pack abgedruckt - und verschaffen der Musik ein anderes Timbre als es in den Werken der nordischen Kollegen vorherrscht. Diese Band muss live enorm gute Laune verbreiten, denn schon ihr Studio-Werk bringt mächtig Spaß inne Backen. Aber nicht nur fröhlich mucken EQULIBRIUM durch den Wald, ein Song wie "Die Prophezeiung" hat riesiges Hymnenpotential - Moonsorrow lassen grüßen. Man muss sich also als Germane nicht Dreck und Blut an die nackten Körper pinseln, um so authentisch zu wirken wie die ganzen skandinavischen Bands. Richtig gute Platten wie diese hier erfüllen auch ihren Zweck. Erhebet die Trinkhörner und lauschet den Klängen der nordlichtigsten aller Bayern-Bands. EQUILIBRIUM sind kalt wie ein finnischer Winter, schön ein schwedischer Sternenhimmel und schmecken wie süßer Honigschnaps. In diesem Sinne "Met her, ,Turis Fratyr´ in den Schacht, EQUILIBRIUM ist die Macht!"
Der erste Hör-Eindruck: Hammer! Doch nach ein paar Durchläufen beruhigt sich die anfängliche Begeisterung. Natürlich hat AA keinen Scheiß gemacht - im Gegenteil, die Scheibe ist weit von kotigen Ausscheidungen entfernt. Allerdings hat die vorliegende Version einige gehörige Mängel: Zum einen ist der Sound arg dünn geraten (was ja wohl auf der endgültigen Fassung verbessert sein soll). Zum anderen haben die Wikinger nicht alle Ruderer an Bord, will sagen, die Crew kommt ständig in schleppendem Tempo voran. Was gemeinhin als gehöriger Nachteil ausgemacht wird. Indes: Ich persönlich finde. In der Ruhe liegt die Kraft. Die Schweden haben keineswegs die Urgewalt ihrer britischen Kollegen von Boltthrower erreicht, dafür verfügen die bärtigen Nordländer über einen schier unerschöpflichen Schatz an zauberhaften Melodien. Ich sehe schon am kommenden Freitag in der Markthalle: Fäuste hoch, Propeller-Bangen as fuck. Die ganze Halle, die ganze Band. Ei das wird fein. Was bleibt: Die sehr hohen Erwartungen werden nur zum Teil erfüllt. Dennoch ein wirklich äußerst gelungenes Viking-Metal-Album.
Es gab mal eine Zeit, als die Norweger EINHERJER durch Met besäuselt lustige Sauflieder lallten. So auf "Odin Owns Ye All" von 1998. Seitdem ist viel Wasser die Fjorde herab geflossen, und die Songs sind komplexer geworden: das hier Met trunken tight nachzuspielen müsste eine Kunst sein. "Blot" ist das erste Album, bei dem Gitarrist Frode Glesnes auch den Gesang übernimmt, lange hat kein Sänger mehr so böse aus meinen Boxen gebellt. EINHERJER fusionieren ein ums andere Mal Black- mit Viking Metal, setzen also dem Black Metal die Hörner auf. Die Themen sind natürlich immer noch Mythen und Schwertträger, norwegische Riten - und vielleicht ist es ganz gut, dass man bei Songs, die "Blut" heißen und sich um nordische Sagen ranken die Texte nicht versteht. Ausgerechnet von "Ironbound", dem wirklich fiesesten und grollendsten Track auf "Blot" gibt es ein Video. Weitere Anspieltipps: "Dead Nights Rite" ist für EINHERJERs Verhältnisse schon fast eine Ballade, ein episches Stück Metal in Slow Motion mit triumphierenden Höhepunkten. Ein kreischendes "Hilfe, die Achtziger"-Riff leitet "Hammar Haus" ein, das über volle acht Minuten sämtliche Register zieht. Und mit "Wolf Age" haben auch die Mittelalter-Rollenspieler ihre Polka. Mit "Blot" übernehmen EINHERJER im Handstreich den verwaisten Wikinger-Metal-Thron.
Humpahumpatätäräää... in ähnlich dämlicher Weise wie schon im Booklet des letzten Albums präsentieren die Jungs aus dem FINNTROLL Dunstkreis ihre Bierbäuche in Kettenhemden und stehen MANOWAR zumindest in dieser Hinsicht um Nichts nach. Wie schon auf ihrem letzten Album finde sich auch auf "Kivenkantaja" lediglich 6 Songs, einer länger als der andere. Ihre Musik ist nicht mehr so originell, sondern sehr bodenständig. Die Mischung aus Pagan, Folk und Heavy Metal ist weder so koboldisch tanzbar wie ihr großen Genossen FINNTROLL, noch wirklich innovativ wie andere Finnen. An vielen Stellen geht mir das Anbiedern an selbige etwas auf die Nerven, denn das Niveau haben sie einfach nicht. Gitarrenparts die an schnöden Heavy Metal erinnern, Keyboards die nur in Maßen begeistern. Die Finnen gehen hier etwas ruhiger zu Werke, eher düsterer Metal als massiver Folk. Richtig begeistern kann diese Mischung zumindest mich jedoch auch nicht mehr. Denn die Sonne scheint und Kettenhemden finde ich da ziemlich doof. Wenn ihr beim Grillen aber gerne epischen Männergesang mit tiefen Gitarren hört, nur zu! Doch auch da gäbe es Alternativen die mehr Spaß machen, man hört sich zu schnell tot an dieser Musik.
Nach allem, was man so hört und liest, scheint der gute Quorthon ein bis fünf Nägel im Kopp zu haben. Natürlich ziert er sich auch nicht, seine Gold-Ader namens BATHORY bis aufs Letzte abzuschöpfen. Und? Natürlich kann der Typ nicht singen, natürlich ist der Sound der Gitarren billig, natürlich hört sich das Schlagzeug hochgradig topfig an. Und? Natürlich hat BATHORY die Höhepunkte der Bandgeschichte hinter sich. Zum letzten Mal: Und? Denn, wenn dabei derart opulente Epen wie auf "Nordland II" herauskommen - noch atmosphärischer als "Nordland I" - ist mir das alles egal. Dies hier ist der Soundtrack zur Fjord-Rundfahrt, eine Reise in die nordische Vergangenheit. Ein echtes Natur-Schauspiel, nicht nur wegen plätschernder Bäche und zwitschernder Vögel in den Songs. Die langen Weisen sind geprägt von den bekannt eingängigen Chören, geradewegs aus Valhalla. Schleppende Rhythmen formen elegische Hymen von getragener Schönheit, bei dem härtere, unruhige Songs wie das (zumindest in der ersten Hälfte) hektischere "Death And Resurrection Of A Northern Son" die Ausnahme bilden. Der Song übrigens wechselt dann plötzlich zwischendurch zu einem Lagerfeuer-Liedchen mit folkloristischen Klängen, um dann dem Ende wieder entgegen zu holzen. Soviel ist klar: Menschen, die mit BATHORY noch nie recht was anfangen konnten, die werden das Projekt weiter hassen. Die aber, die Quorthons Musik immer mochten, die werden ihrem Gott weiter huldigen. Und wirklich: "Nordland II" zu hören, ist ein bisschen wie nach Schweden fahren. "Billiger Urlaub" könnte man sage - und deswegen umso schöner.
Ja, ich bin einer von den chronischen BATHORY-Vergötterern. Ja. Ich halte Menschen für bekloppt, die von dieser Band gelangweilt sind. Oder ich halte mich eben wahlweise selbst für bescheuert. Is auch wumpe: Auf jeden Fall ist es mal wieder richtig schwer gefallen, zu diesem Götterfunken eine Kritik zu schreiben. Kleine Begebenheit am Rande: Ich packe den Silberling in den Schacht, höre schmachtend hin und bekomme bei Lied 5, also der Ballade "Ring Of Gold" Besuch. Und was passiert: Mitleidige Blicke und Fragen a la "Kommste klar? Musste ins Krankenhaus? Ist dir schlecht?" Klar, BATHORY haben ihre besten Momente im Epischen: Schleppende Rhythmen, schaurig-schöne Backgroundchöre, schräger Gesang des Meisters Quorthon, atmosphärtische Gimmicks wie Meeresrauschen oder Säbelrasseln.. Sowas gibt’s beispielweise beim Opener "Nordland" oder auch bei "Foreverdark Woods". Allein diese beiden Songs sind sowas von nah an "Hammerheart" oder "Twilight Of The Gods", dass ich heulen könnte. Große Kunst. Wenn die Nordmänner damals Musik gemacht hätten, dann hätte die so geklungen. Die Wikinger verließen ihre Schiffe, blickten von hohen Bergen auf große Gewässer und genossen die Natur. Ja, so war es und so soll es wieder sein. Da können auch die gar lustigen Aussetzer von Quorthons Stimme nichts ändern. Geschöpfe, die BATHORY noch nie mochten, werden mit diesem Werk nicht zu bekehren sein. Edle Streiter aber wie du und ich, die werden die Reise ins Nordland bestreiten - und sie immer wieder antreten. Und sie werden warten - sehnlich - auf den zweiten Teil dieser Saga, der 2003 ansteht. Dies sind Hymnen, die uns direkt nach Skandinavien teleportieren. So muss es einfach gewesen sein. Oder bin doch einfach nur krank? Egal, denn: "This fine day: A Fine Day To Die."