Irgendwie ändern sich Geschmäcker. Und was 1999 noch voll flashte (zum Beispiel eine Scheibe wie "Midnattens Widunder" von FINNTROLL) geht heute als okay durch. Und auf diese Wikinger-Schiene gibt es zudem jede Menge Entgleisungen. Geschmacklich zum einen und qualitativ zum anderen. Von einem derartigen Unfall sind die erst 2015 gestarteten Hamburger Trolle meilenweit entfernt. Bei ziemlich kräftigem Sound rubbelt der Sechser kräftig die Katz, wenngleich der Vergleich zu genannten Finnen ein wenig hinkt, weil sie etwas gemäßigter zur Sache gehen als selbige. Aber: Das gesangliche Grunzen passt, auch der eingestreute Klargesang ist ebenso wie die Chöre nicht windschief, die Harmonien stimmen, die Songs klingen nie belanglos. Vor allem: Nicht mal die Keyboards sorgen für klebrige Peinlichkeitsausfälle. Und für Abwechslung in allen Bereichen sorgen die germanischen Nordlichter ebenfalls. Auch vor Power-Metal-Ausflügen scheut sich die Band nicht und schafft mit "Face Up To Northern Light" einen kleinen Hit. Was insgesamt einen viel besseren Eindruck hinterlässt als anfänglich vermutet. Wohl auch deshalb gastierten die Mädels und Jungs auf den "Wacken Winter Nights". Und können dort bei MOONSORROW mal schauen, wie es noch besser ginge. Übrigens: Das Digi-Pack gibt‘s zu kaufen. Oder, wie die Band es selber formuliert: "Handverlesen und von uns verpackt gehen unsere Silberlinge nun auch auf Reisen und werden euch bis an eure Behausung geliefert. Hrrrmmuaaah! Auspacken, ab in den CD-Player damit und das Booklet bewundernd abgehen! Und damit wir es uns auch weiterhin leisten können Met zu trinken, Bühnen zu bereisen und neues Liedgut zu schmieden, gibt es die CD für 13 Euro plus Versandkosten (innerhalb Deutschlands ab 3 Euro)".
20-Jähriges Jubiläum feiern MANEGARM dieses Jahr. Und so trägt Album Numero acht den doch recht schlichten Titel „Månegarm“. Wer die Schweden kennt, weiß worauf er sich hier einlässt:Nordischen Viking Metal mit gelegentlichen Ausflügen in den Black Metal und einem (stetig zunehmenden) Anteil an Folk. Ohne Kitsch und Suff-Lieder, dafür aber mit mächtigen Metal-Passagen, treiben die Schweden für gewöhnlich voran. Viel ändert sich da auch bei „Månegarm“ nicht. Die Stücke sind anders als beim Vorgänger „Legions Of The North“ bis auf zwei Ausnahmen wieder in Landessprache verfasst.
Selbst hymnische Songs wie „Odin Owns Ye All“ (nein, kein EINHERJER-Cover) erhalten bei hier einen ordentlichen Metal-Anstrich, der vor allem durch mächtige Gitarren, Drums und harte Vocals zu Stande kommt.
„Blodörn“ eröffnet das Werk als eingängiger Midtempo-Song mit über acht Minuten Länge. Ein sehr gut gewählter Opener, der sanft in das neuste Schaffen von MANEGARM einleitet. In „Tagen Av Daga“ geht es weiter mit metallischer Kraft voran, wobei sich hier ein paar Folk-Melodien eingeschlichen haben.Mit „Blot“ und „Vigwerk – del II“ stehen zwei akustische Stücke direkt hintereinander, in letzterem wird die Lagerfeuer-Romantik sogar mit Frauen-Gesang „aufgehübscht“. „Bärsärkana från Svitjod“ weiß von allen Akustik-Songs am Besten zu gefallen, hier kommen schöne Melodien zum Einsatz, „Allfader“ bildet (zumindest bei der Promo-Version) ein akustisches Outro mit Frauen-Gesang. Wesentlich besser wissen da kraftvolle Songs wie „Call Of The Runes“ oder „Nattramn“ (nein, kein Cover von EREB ALTOR) zu gefallen. „Månljus“ und das BATHORY-Cover „Mother Earth Father Thunder“ stehen mir leider nicht zur Verfügung.
Wer Viking Metal beschriebener Machart mag kann mit „Månegarm“ nicht viel verkehrt machen. Belanglose Akustik-Füller werden hier gut vergolten, so hat das extrem eingängige „Odin Owns Ye All“ echt Potential eine neue Band-Hymne zu werden und auch „Call Of The Runes“ und „Nattramn“ haben echt Live-Potential.
Auf eine nunmehr 24-jährige band -Geschichte blicken ENSLAVED zurück: Die ersten Veröffentlichungen der Norweger waren noch komplett in norwegisch gehalten und stilistisch sehr stark an die Werke ihrer Black Metal-Kollegen DARKTHRONE und MAYHEM anglehnt – mit dem Unterschied, dass ENSLAVED seit jeher die nordische Mythologie zu ihrem Thema machten. So prägten die Norweger – neben den Schweden BATHORY – mit ihrem zweiten Album „Frost“ (1994) entscheidend den Viking Metal. Später wurde der Gesang schließlich englisch und ENSLAVED zunehmend experimenteller. Dass ein Mix aus Black-/ Viking Metal und Progressive Rock kein No-Go ist wurde längst bewiesen.
Und so schreiten ENSLAVED auch mit ihrem mittlerweile dreizenten Album auf jenen experimentellen Pfaden. Das Artwork besticht mit rotem Sonnenuntergang, und als der grandiose Opener „Thurisaz Dreaming“ loslegt fegt es einem fast die Ohren weg. Unglaubliche Energie und Gewalt – man könnte fast sagen, die Urgewalt von ENSLAVED ist es, was da aus den Boxen dröhnt. Ein schöner, schwarzmetallisch-progressiver Song. Um Welten ruhiger geht es dann mit „Building With Fire“ und dominanten Klargesang eher in Richtung Progressive Rock, und auch „One Thousand Years Of Rain“ plätschert beständig aber mit bestechender Epic und einem höheren Härtegrad dahin.
Der Titeltrack „In Times“ letztlich präsentiert die Norweger noch einmal mit all ihren Facetten: Hier vermischen sich die klar erkennbaren Black Metal-Wurzeln mit der neueren, progressiven Vertracktheit. Blastbeats und jede Menge atmosphärische Momente vereinen sich und ergeben mit harschen Screams und einem erhabenen Clean-Refrain einen, wenn nicht sogar den Höhepunkt der Scheibe. Hier haben die Norweger alles richtig gemacht! Mit „Daylight“ wird es wieder ruhiger und zwischenweise muss man trotz beträchtlicher Black Metal-Ausbrüche unweigerlich an SÓLSTAFIR denken – Im Groben aber auch ein gelungener Song, der wohl auf das Art-Work anspielt.
So ist „In Times“ unterm Strich sicher nicht ENSLAVED genialstes Werk und auch sicher keine Neuerfindung der Norweger. „In Times“ ist keine Rückbesinnung zu alten Tagen und keine klare Fortsetzung des um Längen ruhigeren und progressiveren „RIITIIR“. Was ENSLAVED hier geschaffen haben ist ein weiteres, ausgesprochen starkes Album, dass auf seine eigene Art zu fesseln und begeistern weiß und für sich steht. Langjährige Fans sollten hier unbedingt reinhören!
Nach einer etwas längeren Live-Tour im Vorprogramm von FINNTROLL und TYR haben Islands Wikinger Nr.1 SKÀLMÖLD nun endlich ihr drittes Album "Med Vaettum" am Start. Hohe Erwartungen weckte der Vorgänger "Börn Loka", hatten die Eisländer sich hier im Vergleich zu ihrem Debüt doch noch einmal enorm gesteigert. Groß also die Vorfreude, auf das neue Album, welches mit einer Gesamtspielzeit von auch fünfzig Minuten nicht minder epischer Länge sein sollte. Eine Songlänge von drei- bis neun- Minuten wird hier abgedeckt, der Gesang ist auch diesmal ausnahmelos in isländisch. Rauh und dreckig ist die Produktion auch dismal, was dem Sextett einen ehrlichen Klang bescherrt. Auch auf Schwertgeklirr-, übermässige Wind und Donner-Samples und Trinklieder wird gnädigerweise verichtet. Kin Kitsch ist hier an Bord! Dafür wahnsinnge, harte Gitarrenriffs, Growls und Screams und der folkischen Epic wegen ein wenig heroischer Männergesang in Clean und dezente Akkustik-Parts. Die mussten haben allerdings im Vergleich zu "Börn Loka" enorm zurück gesteckt. "Med Vaettum" ist um einiges ungestümer, rauher, düsterer. So ziehen einen die Wikinger in das finstere Nordmeer. Mit diesem "- " an Folk und dem "+" an Death Metal treffen SKÀLMÖLD sicher nicht den Geschmack eines jeden Viking Metal Fans. Und auch überhaubt ist "Med Vaettum" sicher nicht das beste Werk um die Isländer kennen zu lernen, gibt es sich in seiner Gesamtheit doch um einiges sperriger als die Vorgänger. Gerade "Med Jötnum" und "Med Gridungum" bergen einige Überraschungen, wie es der Blastbeatgeladene und schließlich in epischen Chören gipfelde Opener "Ad Vori" schon andeutete. Ein weiterer Anspieltipp ist definitiv "Ad Hausti" mit seinen schönen Melodien. Die-Hard-Fans werden hier wohl nicht enttäuscht werden, auch wenn der Vorgänger hier in meinen Ohren nicht übertrumpft wird und das Werk einige Rotationen braucht, ehe es hängen bleibt.
Ich war wirklich gespannt darauf, was diese neue Scheibe eines der größten Zugpferde der Waldläuferszene zu bieten hat, immerhin haben die Finnen mit ihrem sehr hörenswerten „Battle Metal“ (so auch der Titel des Debütalbums von 2004) seinerzeit mehr als aufhorchen lassen und mit „The Varangian Way“ drei Jahre später ein richtig starkes Werk vorgelegt. Um es gleich vorwegzunehmen: das schlicht und lieblos „Turisas2013“ getaufte Werk ist ein absoluter Schuss in die Heizvorrichtung. Oberflächlicher, pappig und poppig tönender Bombast paart sich mit weichgespülten Melodien und songschreiberischer Totalbelanglosigkeit. Zugegeben, richtig „böse“ waren TURISAS nie, aber mit diesem Album können sie nicht mal mehr einen Dreijährigen erschrecken und sind zur völligen Parodie ihrer selbst verkommen. Hört Euch mal die dezent an SIEGFRIED (!) oder RHAPSODY OF FIRE im Endstadium erinnernden „Ten More Miles“, „Piece By Piece“, „Run Bhang-Eater, Run!“ (mit „Benny Hill“-artigem Mittelpart und Frauengestöhne), „Greek Fire“ (TURISAS´ Beitrag zur Schuldenkrise?) oder das bodenlos peinliche „No Good Story Ever Starts With Drinking Tea“ (Textauszug: „Alcohol All Night Long, Same Old Song“ plus bekifftem Kinderchor) an, und vergesst anschießend nicht, Eure Kinnlade wieder von der Auslegeware zu wuchten. TURISAS sind mit „Turisas2013“ zu reinen Witzfiguren geworden, die hier den Begriff „Weiterentwicklung“ ad absurdum führen. Für mich die übelste Enttäuschung einer „großen“ Band seit dem „Moral & Wahnsinn“-Desaster der REITER!
Wenn AMON AMARTH mal wieder mit einer Veröffentlichung ankommen, dann bleibt das nicht unbemerkt. Ich meine, wie auch? Wenn die Nordmänner um Johan Hegg mit vollen Segeln, hochgerissenen Äxten und Schlachtgesängen ankommen (was man übrigens auch schön an der aktuellen Bühnenshow sehen kann) müssen doch weltweit die Stereo-Anlagen, Kopfhörer und Bühnen auseinander fliegen. Bei dem 2013er-Neuling „Deceiver Of The Gods“ wird das nicht anders sein – aber ist die Invasion erfolgreich oder endet sie wie 1066?
Nachdem ihr Zeit hattet diese kitschige Metapher zu inhalieren: Mit dem Titeltrack und Opener „Deceiver Of The Gods“ stehen sich AMON AMARTH in Bezug auf die bisherige Diskografie erst einmal selber in nichts nach, eher übertrumpfen sie sich selber: Heftiger Sound mit simplem, aber kraftvollem Mid-Tempo Riffing, runtergestimmten Gitarren, langsameren Headbang-Parts, melodischen Einspielern und natürlich der Wikinger-Stimme von Frontmann Johan Hegg in absoluter Bestform – das Ding geht mal richtig steil! Wenig Abschläge muss man auch bei „As Loke Falls“, einem der eher melodischeren Songs mit einem dazu passend auch sehr eingehenden Melodic-Part, dem doomigen „Father Of The Gods“ oder der Lauterdreh-Nummer „Shape Shifter“ nicht machen.
Und ob ich persönlich VARG-mäßige Blut-Matsch-Sounds als Intro brauche („Blood Eagle“, wer von genannter Band nun noch das Album „Blutaar“ sein Eigen nennt wird nun Parallelen erkennen), sei einfach mal dahin gestellt - auch wenn der Song durch Refrain und Riffing das wieder rausreißt. „We Shall Destroy“ erinnert mich vom Sound irgendwie sofort brutal an „Gods Of War Arise“ aus dem 2006er Album „With Oden On Our Side“ – aber man muss sich ja auch nicht immer ganz neu erfinden. Nur vielleicht Melodie und Ryhtmus im Chorus ändern.
Richtig aus der Bahn gerät dann aber der Song „Hel“: Mit Gast-Stimme vom ehemaligen CANDLEMASS-Sänger Messiah Marcolin wird das so ohrenbetäubende Death Metal Gewitter von den bisherigen Songs auf ein tempomäßiges Minimum runtergeschraubt, mit Chor-Einlagen und der nun einmal wenig Death-mäßigen Stimme von Herrn Marcolin könnten die Kontraste nicht größer sein – ich garantiere zwar, dass das Ding richtig Fans gewinnen wird, ich persönlich finde diesen (soundmäßigen) CANDLEMASS-NEVERMORE-AMON AMARTH-Mix aber als Nicht-Bonus-Track mehr nervig als passend. Leider markiert „Hel“ so das Ende des interessanten Albums, denn die letzten beiden Tracks („Coming Of The Tide" und „Warriros Of The North“) sind leider keiner großen Erwähnung würdig.
Ich summiere: AMON AMARTH sind immer noch geil – und das sage ich nicht, weil ich die Jungs seit Jahren als eine der schärfsten Viking Metal Bands feire, sondern simpel weil „Deceiver Of The Gods“ eine würdiger Nachfolger für die (bisher ja ziemlich ausfallfreien) Vorgänger-Alben ist. Das gilt für den Sound auf der Platte wie zweifelsohne auch für das, was Live wieder richtig Stimmung machen wird. Ich meine: Ja, es gibt ein paar schwächere Titel, ein kontroverses Sound-Experiment und das Pulver wird etwas am Anfang verbraten. Aber sind wir mal ehrlich: Das Gleiche kann man auch sehr fix über andere Bands mit hoher Erwartungshaltung sagen. Daher: Für Fans und alle die es werden wollen sollte sich „Deceiver Of The Gods“ möglichst in die bisherige Sammlung einreihen, denn das Ding macht definitiv Freude – und zeigt, dass AMON AMARTH ihrem hohen Ruf und Standard wieder gerecht werden!
Wenn man schon gedacht hat, die absoluten Tiefpunkte eines bis zum Erbrechen ausgequetschten Genres gehört zu haben, wird man immer noch mal eines Schlechteren belehrt. FLAMMENSTURM aus dem Ösiland ziehen das Niveau nicht mehr nur in den Keller, sondern stoßen damit bald auf Erdöl. Zugegebenermaßen recht fett produzierter, aber total banaler 08/15-Black/Viking Metal trifft auf die schlimmsten Texte, die man sich vorstellen kann: „Unsere Feuer brennen so hell, unsere Wölfe laufen so schnell, unsere Drachen fliegen so hoch, unsere Pfeile treffen noch!“ (aus „Glutes Zorn“) oder „Durch des Blutes Opfer, am Alpenrand, steht stolz noch immer, mein Vaterland, Österreich, der Name, den du trägst, und mein ganzes Dasein prägst“ (aus „Ostarrichi“ – ja, das Quintett bekennt sich zur Heimat, distanziert sich aber von der NSBM-Szene, sonst würdet ihr dieses Review auch jetzt nicht lesen). Immerhin verzichten die Jungs vollständig auf Keyboard-Pathos, was „Die Feuer Sind Entfacht“ vermutlich völlig unhörbar gemacht hätte. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob solche Bands gar nicht merken, was für einen Sondermüll sie da produzieren. Oder mit einem Wort: Schluchtenscheiße!
Es ist immer schön, wenn Bands ihren eigenen Stil entwickeln und diesen über die Jahre kultivieren und variieren, aber das Einzige, das die Finnen KORPIKLAANI in ihrer fast zehnjährigen Karriere allerhöchstens kultiviert, aber kaum variiert haben, ist die Kunst der Selbstkopie. Was schon große Bands wie RUNNING WILD oder W.A.S.P. an den Rand des kreativen Abgrunds und oft noch einen Schritt weiter gebracht hat, passiert auch gerade mit diesem Sextett. Waren die ersten drei Alben echte Kleinode nordisch-folkiger Spaßkultur, machten sich schon auf dem vierten (aber immer noch echt starken) Werk „Tervaskanto“ leichte Kopier- und Ermüdungserscheinungen bemerkbar, die man dort aber noch nicht so ernst nahm. Alles, was danach kam, waren Abziehbilder dieser Alben, und in diese Kerbe haut auch das inzwischen achte Album „Manala“. Die Mischung aus leicht härteren Standardriffs, Violine, Akkordeon und fröhlichem finnischen Gesang bietet hier absolut nicht neues mehr; Stücke wie „Kunnia“, der Stampfer „Tuonelan Tuvilla“, die Schunkelnummer „Ruumiinmultaa“, das flotte „Levan Polkka“ oder das fast schon doomige „Sumussa Hämärän Aamun“ klingen arg gleichförmig, ins KORPIKLAANI-Standardkorsett gepresst und kommen ohne Überraschungen daher. „Manala“ ist für die Fans der Truppe, die auch die direkten Vorgänger mögen, sicher kein Fehlkauf, aber mir ist die ganze Chose trotz der nach wie vor sympathischen Ausstrahlung der Band einfach zu kalkuliert und mutlos.
Neben der normalen Version erscheint „Manala“ auch als Doppel-Edition mit einer Bonus-CD, die das gesamte Album noch einmal in englischer Sprache enthält. Da mir diese Version ebenfalls vorliegt, kann ich – wie immer in solchen Fällen (LOUDNESS, SORTILÈGE oder MARIENBAD) – sagen, dass die Originalversion definitiv die bessere ist. Nur für absolute Fans!
Den Musikstil von KING OF ASGARD legt der Name einfach nahe – stahlgeschwängerte Viking-Oper mit Schwert, Bart und Bier. Nun weiß ich zwar nicht ob die Bandmitglieder bärtig oder bewaffnet sind, ihr zweites Album „To North“ klingt aber als wäre dem so. Bereits der Opener „The Nine Worlds Burn“ beweist das eigentlich hervorragend: Die Mischung von Doublebass-Orgie, mächtigen Viking-Vocals, melodischen Gitarreneinlagen bis zur galanten Frauenstimme am Ende ist eigentlich genau das was man von klassischem Nordmann-Metal gewohnt ist.
Die Stimme von Frontmann Karl Beckman hat ohne Ende Nachdrück und einen definitiv düsteren, kraftvollen Ton – wie gnadenlos passend zu dem meist gemäßigt schnellen, mächtigen Gitarren, wie sich bei „Bound To Reunite“ zur Höchstleitung aufspielen. Das Riffing ist eine klassische Mischung aus Pagan-Akkkordfolgen , einigen epischen Melodieeinlagen und dem ein oder anderen Solo. Das im Zusammenspiel mit absoluten Nackenbrecher-Parts wie bei „Nordvegr“ oder ruhigen, entspannten Teilen wie im Intro von „Up On The Mountain“ machen da ziemlich was her. Allerdings profitiert das Album als Ganzes definitiv mehr von der kraftvollen Komposition und dem erwähnten Zusammenspiel als durch besondere Innovation im Genre – tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Und auch lyrisch muss sich diese Band nicht mehr anhören wie es richtig geht: Inhaltlich sind die Themen Genre-mäßig ja quasi schon vor dem Songwriting klar, allerdings werden sie hier auch noch in eine Form gebracht die nicht nur einfach passend ist, sondern den ohnehin schon gegebenen Headbang-Faktor nochmal erhöht.
Alle diesen musikalische Parameter haben aber definitiv eines gemein: KING OF ASGARD bringen auf „To North“ einen unglaublichen Mitreiß-Faktor für den Hörer mit und reizen mich definitiv den Lautstärkereglers in Richtung Starkstrom zu drehen – diese CD ist definitiv ein gewaltiges Viking-Highlight für dieses Jahr. Und das bei 30°C Ende Juli!
EINHERJER haben nach ihrem fulminanten „Blot“-Album 2004 die Segel gestrichen und als BATTERED die Thrash-Welt unsicher gemacht. Aber das hielt nur ein paar Jahre, jetzt sind die Norweger wieder zurück im Viking Metal und zeigen den ganzen Flöten- und Humpa-Kerlchen, wie roh und mächtig diese Musik sein muss. Nichts mit Trollgehampel und Fröhlichkeit, stattdessen Kampf und Härte. "Norrøn Kraft" ist dafür der perfekte Einstieg in das Album, bietet er doch 13 Minuten epischen Viking Metal, der gerade im extrem heftigen Mittelteil dem Nachwuchs zeigt, wo die Wikingeraxt hängt. Der Gesang ist wie gewohnt (und erhofft) grimmig-bösartig und damit stilprägend für die Atmosphäre, die diesem Album innewohnt. Dazu passen natürlich die immer wieder mit epischen Riffs aufwartenden Gitarren genauso wie der treibende, majestätische Grundton der Songs. Mit dem im wahrsten Sinne des Wortes donnernden Schlagzeugspiel zusammen wird „Norron“ endgültig zu einem monumentalen Werk, das allen KORPIKLAANI/ ENSIFERUM-Jüngern gut einen vor die Kauleiste geben wird. An die Wuchtigkeit eines Tracks wie „Malmting“ oder das an BATHORY gemahnende „Balladen Om Bifrost“ kommt so schnell keine Band heran, die sich selbst im Viking/ Pagan-Genre verortet. EINHERJER sind mit Paukenschlag und Donnerhall zurück aus ihrer Abstinenz und beweisen mehr als eindrucksvoll, wie wichtig und stilprägend sie für ein Genre sind, das in den letzten Jahren von viel zu viel belanglos-fröhlichen Bands überlaufen wurde.