Nach ihrer äußerst gelungen EP "Speed Machine" legen die Bajuwaren von SPEEDBOTTLES nun einen Longplayer vor. Um zu zeigen - das sie es auch über zwanzig Minuten schaffen kurzweilig und unterhaltsam zu rocken. Und ?? Yep - SPEEDBOTTLES bekommen das Ding gebacken. Die fünf Jungs starten mit ihrem rotzigen Rock ´n´ Roll spielfreudig aus den Boxen und halten auch auf Länge das Wasser am dampfen. Die Zwölf Nummern die irgendwo zwischen alten AC/DC und MOTÖRHEAD liegen, schmeißen sich vor einen in den Dreck, das man nach dem Hören ein Bad in Kernseife braucht. Geschwindigkeit und Rhythmik wechseln sich ab - sicher die Refrains werden meist im Chor gegrölt, dennoch fühle ich mich auch auf Dauer nicht gelangweilt.
Soundmäßig ist das Ding für eine Eigenproduktion okay, dennoch mit Platz nach oben. "Downstroke Demons" ist ein häßliches, schmutziges Scheibchen mit Eiern, Selbstbewußtsein und jeder Menge Rock`n´Roll - Bravo !!
NETTLECARRIER aus Oslo gibt es schon seit 2004, jedoch war die Band, nicht zuletzt durch diverse andere Aktivitäten der Musiker, für einige Jahre inaktiv; lediglich eine EP aus dem Jahr 2007 existiert auf Konserve. Man kann hier sogar fast von einer „All-Star-Band“ sprechen, denn mit Mannevond, T. Ciekals und Dirge Rep bestehen NETTLECARRIER aus drei umtriebigen Black Metallern der norwegischen Szene, die unter Anderem bei URGEHAL, KOLDBRANN, DJEVEL, LJA, ENSLAVED, NEETZACH und AURA NOIR aktiv sind oder waren. Auf vorliegendem Debütalbum wird auch nicht um den heißen Brei herumexperimentiert, sondern zielstrebig Gas gegeben. Gleich der Opener „The Boiling Blood“ macht seinem Titel alle Ehre und überzeugt mit einer Mischung aus Uptempo (mehr) und flottem Midtempo (weniger), was in dieser Kombination über das gesamte Album beibehalten wird, worin aber auch der Knackpunkt liegt. Das Trio wirkt damit über die gesamte Spielzeit arg monoton und wenig variabel, zudem gehen die zwar gelungenen, aber beileibe nicht Bahn brechenden Songs nicht gerade als Meisterwerke durch. Oder anders: von derart gestandenen Musikern der Osloer Szene erwartet man einfach ein wenig mehr als „nur“ ein hörenswertes Werk. Unterm Strich ist „NettleCarrier“ eine solide, schnelle Black Metal-Platte, nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.
Die Malediven sind ganz sicher keine Hochburg irgend einer Metal-Spielart, aber wie man hört, verirrt sich auch von dort mal eine Band in unsere Breitengrade. NOTHNEGAL haben mit Drummer Kevin Talley (unter Anderem DAATH, SIX FEET UNDER, ehemals MISERY INDEX, DYING FETUS) und Keyboarder Marco Sneck (POISONBLACK, KALMAH, etc.) sogar zwei halbwegs prominente Bandmitglieder am Start, die aber letztendlich nichts daran ändern, dass „Decadence“, das Debüt des Sextetts (nach der EP „Antidote Of Realism“), ziemlich kalter Kaffe ist. Stilistisch irgendwo zwischen modernem Pop-Metal der Marke IN FLAMES und bombastisch-traditionellen, teilweise leicht todesmetallisch flankierten Klängen der Marke (frühe) CHILDREN OF BODOM, SINERGY oder NORTHER angesiedelt, kocht der Haufen nur Standards dieser Bands auf und bekommt nicht eine einzige im Ohr hängen bleibende oder mitreißende Komposition zustande. Auch die trockene, leblose Produktion sowie der monotone, uncharismatische Grunzgesang von Gitarrist Fufu (!) tragen dazu bei, dass „Decadence“ als völlig unessentielle Veröffentlichung durchgeht. Einen heraus ragenden Anspieltipp habe ich auch nach mehreren Durchläufen nicht ausmachen können, so dass mir nur ein ernüchterndes Fazit bleibt: NOTHNEGAL taugen nicht mal als Notnagel.
Wenn man auf ein Soloalbum von einem IRON MAIDEN Musiker wartet stellt man gewisse Erwartungen an Selbiges. Nicht nur, das alle Mitglieder der britischen Metal-Götter musikalisch mehr als genug Erfahrung haben; BRUCE DICKINSON, seines Zeichens seit über 12 Jahren wieder Frontsänger der Band, hat mit einer nicht kleinen Diskografie bewiesen wie es geht. Wenn es nun auch noch gerade Bassist STEVE HARRIS ist der sich solo versucht sind die Ansprüche noch ein wenig höher – immerhin ist der Mann sowohl Gründungsmitglied als auch definitiv einer primären Einflüsse der Band.
Umso schlimmer wenn dieser Solo-Versuch so massiv daneben geht wie „British Lion“. Die Scheibe bricht nicht nur jegliche stilistische Erwartungen (in Form von softem Rock anstatt irgendeine Abart des Themas „Heavy Metal“), nein, der Stil ist - abseits persönlicher Präferenzen betrachtet - nicht einmal gut umgesetzt. Lasch plätschert die CD vor sich hin, Highlights oder Songs die einem im Gedächtnis bleiben sucht man vergeblich. Nachdem man die ersten 60 Sekunden vom Opener „This Is My God“ bei der Wah-Wah Orgie vielleicht noch Hoffnungen hatte die Scheibe könnte doch etwas sein, stellt sich denkbar schnell Ernüchterung ein. Bereits bei diesem Song wird nach rund einem Drittel das so erst das nette Riffing durch langweiligen und kraftlosen Gesang von Richard Taylor ersetzt. Und das auch noch unterstützt von einem langweiligen Drum-Sound. Das gleiche Schema zieht sich durch alle Songs: Oft durchaus vielversprechende Parts werden von absolut schnarchigen Gesangsparts mit generischen Drumsounds unterlegt abgelöst, grundsätzlich ohne Highlights oder sich einbrennende Stellen.
Tut mir leid, Herr Harris – das war kein britischer Löwe, das war eine maximal eine französische Hauskatze. Der prominente Name rettet da auch nichts, daher bitte lieber wieder auf die nächste Maiden Tour & CD konzentrieren. Danke im Voraus.
XIBALBA haben mit Dan Seagrave den großen Namen des Death Metal verpflichtet, wenn es um Covergestaltung geht, immerhin hat der gute Mann neben „Haste La Muerte“ Werke von SUFFOCATION, MORBID ANGEL, DISMEMBER und ENTOMBED veredelt. So ist dann das Artwork der neuen Scheibe der Kalifornier ein echter Hingucker und ein Hinweis, dass sich die Band nicht allein im Hardcore verortet. Hardcore-Attitüde haben die jungs sicher im Blut, daneben kommt aber auch die Vorliebe für druckvollen Death Metal der US-Schule zum Vorschein, gerade OBITUARY klingen immer wieder durch. Auch dem Sludge und Doom stehen XIBALBA offen gegenüber, was „Hasta La Muerte“ zu einer extrem bösartigen Platte werden lässt, die dem Hörer immer wieder die Faust in’s Gesicht donnert. Wenn dann noch ein SUNNO)))-Mitglied bei einigen Songs Gitarrensachen beisteuert (z.B. bei „Cold“) kann es nur gut werden. Und höre da, ist es auch. „Hasta La Muerte“ ist bei aller Bösartigkeit abwechslungsreich genug, um nicht in Monotonie zu verfallen, wie „Senteced“ oder das nach vorne gehende „Stoneheart“ zeigen. „Hasta La Muerte“ ist eine Vollbedienung für alle Krachmaten, die auf bösen Sound stehen. Und gleichzeitig eine gelungenes Beispiel für musikalische Offenheit.
Richtig schön Old School sind CORROSIVE CARCASS – angefangen beim Logo über das Merchandise bis hin zur Musik ist hier alles eine Zeitreise in die seligen 90er Jahre, als der der schwedische Death Metal jung und wild war. „Composition Of Flesh“ hat dann zwar nicht den erwarteten Sunlight-Sound, ist aber mit dem am D-Beat angelehnten Sound genauso passend ausgestattet, unterlegt mit ordentlich Hall. Klingt alles sehr authentisch und roh, was durch den D-Beat-Fokus des Schlagzeugspiels und die rasenden Gitarren noch verstärkt wird. Shouter Jonathan grunzt sich dazu passend die Seele aus dem Leib und gibt Songs wie dem knackigen Rausschmeißer „The End Of Us All“ den letzten Kick. Schön unter drei Minuten landen die meisten Songs, sind also knackig und auf den Punkt gespielt, unnötigen Firlefanz brauchen die Schweden nicht. „Composition Of Flesh“ ist so eine Scheibe, die allen Schwedentodfans gefallen wird und die den Spirit der Death Metal-Frühzeit atmet.
EVEMASTER melden sich mit „III” nach einigen Jahren Pause zurück und konnten für das Werk mit Dan Swanö (BLOODBATH, ex-EDGE OF SANITY) sogar einen prominenten Gastsänger („New Age Dawns“) verpflichten. Was die Finnen abliefern, ist solide, landestypische Metalkost, wie erwartet handwerklich gut gemacht und mit einer ebensolchen Produktion ausgestattet. An den Voraussetzungen gibt es nichts zu meckern, da ist wie bei Bands aus dem Land der tausend Seen nicht anders zu erwarten, alles Zucker. Es hakt dann aber bei der Umsetzung der Fähigkeiten – oder anders: „III“ packt den Hörer einfach nicht. Nicht nur, dass viele Songs, Songparts und Riffs nach bereits tausendmal gehörter Standardware klingen, den Songs fehlt einfach das gewisse Etwas, das den Hörer für sich einnimmt und ihn EVEMASTER den Vorzug vor AMORPHIS oder KATATONIA (auch wenn die keine Finnen sind) geben lässt. Wer sich für finnische Düstermucke begeistert, kann hier durchaus mal reinhören, sollte aber keine Wunderdinge erwarten.
SUFFER THE SETBACK legen relative fix nach ihrer Bandgründung 2010 und einer EP mit “Pushing Forward” ihr erstes Album vor. Der erste Eindruck ist dabei ein guter, gerade die Produktion ist klar und druckvoll und muss sich hinter den Studioarbeiten etablierter Bands nicht verstecken – andererseits wird das mittlerweile auch erwartet, kaum eine Underground-Band bringt noch wirklich schlecht produzierte Alben raus. Musikalisch sind SUFFER THE SETBACK fest im melodischen Metalcore verortet, wer große Vergleiche ziehen will, nennt an dieser Stelle AS I LAY DYING oder KILLSWITCH ENGAGE. An die reichen die Jungs aber noch nicht heran, dafür fehlt ihren Songs der letzte Kick. Was sie abliefern klingt gut und dürfte gerade bei Live-Shows gut funktionieren, aber noch fehlt ihnen die Eigenständigkeit ebenso wie beim Songwriting das Gespür für im Ohr hängen bleibende Songs. „Pushing Forward“ ist so ein solider Einstand, mit dem sich SUFFER THE SETBACK bemerkbar machen, der aber auch zeigt, wo noch Arbeit auf sie wartet.
Vier Stockholmer, die im Booklet aussehen, als seien sie gerade einer Modenschau für Emo-Karnevalisten entwichen, probieren sich an modernem, glatt gebügeltem, pseudo-coolem Nichtsrock der Marke ENGEL oder SONIC SYNDICATE – so weit, so schlecht. MAN.MACHINE.INDUSTRY sind optisch wie akustisch eine dieser Bands, die einfach Erfolg haben wollen, wie ein BWL-Student im zweiten Semester, der sich schon als Vorstandsmitglied eines DAX-Konzerns sieht. Dabei kann das Quartett rein gar nichts und zockt sich gesichts- und wiedererkennungsfrei durch ein Album, dessen zugegebenermaßen ganz witziger Titel immerhin noch Hoffnung gemacht hatte, dass es dieser Paradiesvogelhaufen nicht so ganz ernst meint. Neben pappigem Gitarren- und Drumsound nerven die teilweise eingestreuten Pieps-Samples sowie der auf „psycho“ getunte, verzerrte Gesang von Gitarrist und Bandgründer J. Bergman. Nebenbei erinnert die Melodie des gruseligen „Vivite Et Sinite Mori (Live & Let Die)“ verdächtig an BRONSKI BEATs Hit „Smalltown Boy“, und die Coverversion von KILLING JOKEs „Eighties“ (für die man sich CORRODED-Sänger Jens Westin ins Studio geholt hat) ist ein Schenkelklopfer, der im Vergleich nicht mal ansatzweise an DISBELIEFs geniale Version von „Democracy“ heranreicht. So weit, so unnötig!
WHILE SHE SLEEPS haben für den Opener von „This Is The Six” gleich den stärksten Song des Albums aufgefahren, „Dead Behind The Eyes” knallt ohne Ende und entpuppt sich als rasante Metalcore-Nummer, mit der sich das Album fulminant ankündigt. Fulminant geht es dann aber nicht weiter, können die folgenden Songs zwar ein hohes Level aufweisen, aber nicht an den Opener heranreichen. Nummern wie das episch-progressive „Love At War“ oder das an Postcore erinnernde „Our Courage, Our Cancer“ zeigen, dass sich die Band zwar auch außerhalb der typischen Metalcore-Geschichten gut bewegt, aber in Sachen Hitpotential noch eine Schippe drauflegen sollte. Der Titelsong entpuppt sich dann neben „Dead Behind The Eyes“ als weiteres Highlight des Albums, hier geben WHILE SHE SLEEPS wieder richtig Gas, setzen gute Breaks und haben jede Menge Groove. Die druckvolle Produktion trägt ihr Übriges dazu bei, dass die zwölf Songs zu gefallen wissen, auch wenn sie den Gitarren einen etwas klareren Sound hätte geben können. „This Is The Six“ ist ein anständiges Metalcorealbum, das vor Kraft und Dynamik strotzt, gleichzeitig mit überraschend variablem Songwriting daherkommt. Ein guter Einstand, mit dem sich die Briten nicht nur in der einschlägigen Szene einen Namen machen, sondern auch bei Scheuklappenfreien Hörer ankommen dürften.